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Deine Story / 24.10.2019

Rosi und Schütz: Der Sommer hat im Herbst seinen zweiten Winter

Den Bodensee, einen Voralpensee und einen Waldsee galt es in nur 36 Stunden zu knacken. Tobias Schütz folgte kürzlich einer Einladung unseres Redakteurs David Rosemeier nach Süddeutschland. Ob der schon fast wahnwitzige Plan aufging und die beiden überall ihre Fische fangen konnten, berichten sie nun in einem gelungenen Story-Zweiteiler. David macht den Anfang…

Schietwetter – oder wie heißt das in Süddeutschland

Es regnet Bindfäden, als ich am ersten Gewässer eintreffe. Der kleine Privatsee ist ein echtes Privileg für mich und zugleich ein unscheinbares Juwel. Von Seerosen umsäumt und nicht tiefer als anderthalb Meter, mit einem wilden, urigen Bestand an dunklen Fischen. Außer mir finden sich nur äußerst selten andere Angler an dessen Ufern ein – das perfekte Gewässer für einen gelungenen Start in unsere Session im Voralpenland also. Leider sehen die Wetteraussichten auch für die kommenden Tage nicht besonders rosig aus. Nach den sommerlichen Temperaturen der Vortage, scheint nun der Herbst vollends Einzug gehalten zu haben. Für die nächste Woche ist bereits der erste Bodenfrost angekündigt. Drei Jahreszeiten innerhalb einer Woche!

Schnellstart im Süden?

Die Dämmerung bricht bereits herein, als Tobis Scheinwerfer am Ende der Straße aufblitzen. Nach kurzem Kennenlernen und Location am überschaubaren Wasser, finden unsere Multi- und Chod-Rigs den Weg ins kühle Nass. Den Karpfen scheint der niedrige Luftdruck gepaart mit dem einsetzenden Regen zu gefallen. Überall im See steigen Blasenfelder auf, von Fischen, die den modrig weichen Untergrund durchpflügen. Beste Voraussetzungen für einen schnellen Biss, da war ich mir sicher! Ich lasse Tobi den Vortritt und in einer kleinen Krautschneise läuft nur kurze Zeit später ein feister Schuppi ab. Ich hoffe auf einen der langen, dunklen und vermutlich uralten Spiegler, doch das Glück scheint uns vorerst verlassen zu haben – Schade.

Kraft tanken für den Endgegner

Lange bleiben wir nicht mehr, denn am nächsten Morgen erwartet uns der absolute Endgegner aller Gewässer: der Bodensee. Mit seinen über 55.000 Hektar wird der See umgangssprachlich auch als schwäbisches Meer bezeichnet und eines kann ich euch sagen: Als Karpfenangler kommt man sich tatsächlich ganz schön klein vor, wenn man am Ufer dieses Giganten steht. Vielleicht ist das der Grund, warum man am bis zu 251 Meter tiefen Obersee beinahe keine anderen Karpfenangler antrifft – kann mir nur recht sein.

Ausdauer - der Schlüssel am Obersee

Im Sommer knöpfte ich mir den Bodensee erstmals so richtig vor, investierte stundenlange Fahrten und Tauchgänge, um die Holdingareas und Zugrouten ausfindig zu machen. Nach zahlreichen Ansitzen mit maximal einem Fisch, spielte mir ein Zufall einen absoluten Topspot zu. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt, sah ich im kristallklaren Wasser einen wilden Torpedo-Schuppi entlang cruisen – hier musste ich einfach Angeln! Bereits am ersten Abend an der neuen Stelle fing ich auf Anhieb einige Schuppis auf ein Chod-Rig, die Chancen standen also gut für die gemeinsame Session mit Tobi.

Beringsee Feeling

In den frühen Morgenstunden finden wir uns an meiner auserkorenen Stelle ein, die Sturmwarnung blinkt um uns herum und der frische Herbstwind fährt uns durch die Klamotten - fängig! Nur wenige Meter von uns entfernt speist ein Fluss den See mit frischem Wasser. Zu unserem großen Glück führt das besagte Fließgewässer Hochwasser und spült reichlich Sediment in den Bodensee. Dort, wo das kristallklare Bodenseewasser auf das trübe Flusswasser trifft, patrouillieren die Karpfen entlang. Das hatte sich zumindest in den letzten Sessions an diesem verheißungsvollen Spot gezeigt. Es dauert einige Würfe, ehe mein Blei hart auf dem Boden aufschlägt, die meterlangen Wasserpflanzen können selbst ein Chod-Rig Schachmatt setzen.

Es hagelt Goldbarren

Etwa eine Stunde später werden die Fische bereits auf unsere auffälligen Pop Ups aufmerksam und kurze Zeit später sehe ich mich am Ufer des Bodensees mit gekrümmter Rute stehen. Am Ende der Schnur kämpft ein wilder Schuppi, der vermutlich noch nie zuvor gefangen wurde. Auch wenn dies vermutlich der kleinste Fisch ist, den ich bis dato auf diesem Spot gefangen habe, freue ich mich riesig, als sich meine Keschermaschen um den Goldbarren schließen. Klasse! Der Anfang ist gemacht und als Tobi nur wenige Minuten später ebenfalls zum Zuge kommt und seinen allerersten Bodenseekarpfen einnetzen kann, kennt unsere Freude keine Grenzen mehr – wir sind ultrahart am Fisch und das bei 55.000 Hektar Wasserfläche, stellt euch das mal vor! Langsam finden sich auch zahlreiche Touristen am Ufer ein und der nächste Fisch, der leider kurz vor dem Kescher aussteigt, läutet das Ende unserer kurzen, aber dafür sehr erfolgreichen Bodenseesession ein.

Auf zu neuen Ufern

Wir verlassen das riesige Wasser mit einem lachenden und einem weinenden Auge, schließlich würden sicherlich noch einige weitere Fische beißen, da bin ich mir sicher. Doch ich will den Spot einerseits nicht kaputt angeln und andererseits keine anderen Angler auf unsere zahlreichen Fänge aufmerksam machen. Unser nächstes Ziel, ein über 100 Hektar großer Voralpensee, der Facettenreicher nicht sein könnte, steht als letztes Gewässer auf dem Plan. Und was dort passierte, hätte ich niemals gerechnet. Tobi berichtet im zweiten Teil!

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Solche Bedingungen sind gerade an den großen Naturseen optimal, denn Wind bedeutet oft Fisch!Da wir erst recht spät aufbrechen konnten und erst bei Dunkelheit am Wasser ankamen, lagen unsere Ruten auch erst tief in der Nacht auf ihren Plätzen. In der ersten Nacht sollte es zunächst ruhig bleiben, was den Vorteil hatte, dass wir uns zunächst einmal richtig ausschlafen konnten. Da sind sieNach einem Kaffee am nächsten Morgen, ging es erst einmal auf die Suche nach den Karpfen. Die flachen Seebereiche waren dabei natürlich unsere Anlaufstellen. So hielten wir zunächst nach frischen Fraßlöchern im Kraut Ausschau, schließlich wurde Mathias in einer großen flachen Bucht fündig. Er entdeckte einige Karpfen im Schilf. Wir fuhren langsam an sie heran und ehe wir es merkten, waren sie plötzlich überall. Was war denn hier los?Die Fische boten uns ein absolutes Spektakel. Von Scheu war nichts zu merken. Die Brassen waren in diesem Gebiet am laichen und Brassenlaich steht nun mal ganz oben auf dem Speiseplan vom Karpfen. Selten kamen wir bisher in den Genuss, so etwas live mit zu erleben. Die Entscheidung den Platz zu wechseln stand sofort fest.Auf zu den KarpfenDer Aussenborder ließ das Schlauchboot im hohen Tempo über die raue See zurück zum Camp gleiten. Alles wurde fix kreuz und quer auf die Boote geschmissen, Spanngurt drüber, fertig. Auf zu den Karpfen. Schnell stand das Camp wieder mitten in der Pampa, bequem war es nicht gerade, aber das war uns wie immer egal. Dort zu sein, wo die Rüssler sind, ist uns stets das Wichtigste.Im flachen aufgewühltem Wasser kamen jetzt auffällige Pop Ups am Hinged-Stiff-Rig und Multi-Rigs zum Einsatz. Eine Handvoll Boilies dazu gefüttert sollte reichen für den schnellen Biss. Selbst beim Ablegen der Ruten sahen wir viele Karpfen. Mathias erste Rute lag keine 10 min, da rannte sie schon los. Einen Milchner mit über 1m länge konnte er daraufhin sicher landen.Die Krönung für MatzeDie Freude über den furiosen Start war riesig, hier sollte uns noch einiges erwarten, da waren wir beide uns ziemlich sicher. Es ging auch gut weiter. Jetzt war Kai an der Reihe mit einem richtig markanten Spiegler voller Laichausschlag. Das war schon heftig, denn die Karpfen bissen fast alle auf einer Fläche von vielleicht Dreißig Quadratmeter und das in solch einem riesigen See. Aber die Krönung sollte für Mathias erst noch kommen: Wir sahen zwischen den ganzen Fischen auch richtig dicke Muttis und auf solche hofften wir natürlich am meisten. Und unser Hoffen wurde erhört! Nachdem schon einige Karpfen auf der Habenseite waren, kam in der Dämmerung eine richtig fette Spieglerdame.Während des Drills konnte man trotz des flachen Wasser überhaupt nichts mehr erkennen, da der Fisch immer am Grund schwamm und alles aufwühlte. Der Fisch machte ordentlich Druck und zog kraftvoll seine Bahnen. Mathias war sofort klar, dass wird ein besserer sein. Als wir den Rogner endlich im Kescher hatten, wurde erstmal abgeklatscht und die Freude war riesengroß. Es war einfach der Wahnsinn was hier abging.Kai feiert GeburtstagAm nächsten Tag stand Kais Geburtstag an und als Geschenk von ganz oben, sollte er auch noch einen richtig dicken Carp abbekommen. Während des Frühstücks nahm ein typischer Meck-Pomm-Fisch, lang und mit riesigem Maul den einzelnen Pop Up am Multi-Rig im Schilffeld. Der Fisch wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Ein ewiges hin und her folgte bis sich endlich die Maschen des Keschers um den Fisch schlossen. Sicher saß der 4er Choddy Haken in der Unterlippe. Darauf mussten wir gleich doppelt anstoßen, wie es sich für einen Geburtstagsfisch gehört, mit einem leckeren Glas Wodka-Tonic. Auch dieser Morgen lief zunächst weiter wie am Schnürchen. Jeder von uns fing noch zwei weitere Karpfen.Die Fische sind wegAb dem Mittag wurde es plötzlich ruhiger. Der Luftdruck fiel rasant und der Wind schlief ein, von den Karpfen war direkt nicht mehr allzu viel zu sehen. Wir überlegten was wir jetzt machen sollten? Bleiben und versuchen eventuell noch ein paar übergebliebene Fische zu fangen? Oder von neuem auf die Suche zu gehen? Am Ende beschlossen wir zu bleiben, da wir am nächsten Morgen sowieso früh packen mussten, um wieder pünktlich auf Arbeit zu sein. In der Nacht und in den Morgenstunden blieb es soweit ruhig bis auf einen Satzkarpfen und Brassen war nichts mehr zu fangen. So ist das eben an solch großen Naturgewässern, Sternstunden sind immer ganz nah, aber genauso schnell auch wieder in weite Ferne gerückt.Wir kommen wieder!Das für uns das Angeln an solch großen, unerforschten Seen etwas ganz Besonderes ist, habt ihr eingangs schon erfahren und aus unserer Feder natürlich auch schon des Öfteren gelesen. Deshalb verwundert es natürlich auch nicht, dass unser Entschluss fest steht schon bald wieder zurückzukehren um neue Abenteuer an den riesigen Naturseen im Nord-Osten der Republik zu erleben. Wenn wir beide uns frei fühlen können, dann ist es genau an diesen Orten, an Orten, wo das Wasser unendlich ist.Kai und Matze

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