Im Einsatz
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30.10.2019
Im Einsatz: Korda Kamakura Choddy
In Sachen Hakenschärfe bin ich Pedant! Ja, da nehme ich es ganz genau. Und in den letzten Jahren habe ich an allem aus Eisen die Feile angesetzt. An allem? Nicht ganz: Den Kamakura Choddy fische ich direkt aus der Packung! Was der kann und wo er an seine Grenzen stößt, hier steht es.Scharf, schärfer, meine Haken. Das würde ich so unterschreiben. Allerdings nur, wenn es um Pop Up-Montagen geht. Also um solche Präsentationen, die das Eisen unter Wasser vom Boden fern und damit auch scharf halten. Denn wie bereits im Einfach besser Angeln-Audiocoaching mit Mark Voosen ausführlich besprochen: Je schärfer der Haken, desto feiner die Spitze, desto anfälliger ist das Eisen. An Gewässern mit vielen Weißfischen, Krebsen, Strömung & Co sind die hochsensiblen, fein geschliffenen Haken darum nicht so gut aufgehoben – zumindest, wenn sie am Boden liegen. Bei irre scharfen Krallen, die unterm Pop Up lauern, sieht das schon anders aus. Die bedeuten einen echten Vorteil! Erst skeptischMein Kumpel Marc Voosen ist aus gutem Grund der Mann in Sachen Haken in unseren Podcasts. Er hat das Thema geschliffene Greifer in Deutschland mit Pinpoint Hooks populär gemacht und selbst in UK vorangetrieben. Sein Produkt war ohne Frage top, dennoch habe ich die handgeschliffenen Haken von ihm nicht genutzt. Aber: Meine eigenen mit seiner Feile geschärft. Der Grund: Ich war einfach skeptisch, was die empfindlich geschliffenen Spitzen angeht und wollte die Schärfe meiner Haken der Situation selbst anpassen. Oft reichte mir eine kurze Behandlung mit der Steinfeile aus, manchmal kamen Lupe und Metallfeile zum Einsatz – extrem angeschliffene Haken nutzte ich eher selten.Und warum jetzt Kamakuras?Als Korda die Kamakuras, also im Handel erhältliche, aber handgeschärfte Haken, herausbrachte, war das eine große Nummer. Von der Entwicklung erfuhr ich bereits, als ich noch bei Korda arbeitete. Die ersten Samples bekam ich da auch schon in die Hand. Allerdings die bei mir weniger beliebten Modelle Krank und Wide Gape (ohne X). Ja, sie waren verdammt scharf. Doch ich zweifelte ehrlicherweise daran, dass diese Qualität sich in einer Serienproduktion halten lassen würde. Erst als mein Lieblingshaken für Pop Ups, der Choddy, als Kamakura-Version auf den Markt kam, entdeckte ich die fertig geschärften Eisen aus der Packung voll für mich.Qualität: top!Zunächst mal folgendes: Ich habe mittlerweile rund 20 Packungen Kamakura Choddys durch, davon drei Viertel in Größe 6, den Rest in Größe 4. Das sind zusammen rund 200 Haken. Auf diese Menge hatte ich bisher genau zwei Eisen an Ausschuss, also solche, die nicht zu 100 Prozent scharf aus der Packung kamen. Voll vertretbar, gemessen daran, dass in fast jeder Packung normaler Haken da draußen mindestens ein stumpfer lauert (der sich aber mit etwas Geschick auch nachschärfen lässt). Der Qualitätsstandard, der mir bereits an den Samples auffiel, ist also wirklich in Serie gegangen und ich hoffe, das bleibt genau so!Warum Choddy?Der Choddy ist mein Lieblingshaken für Pop Ups. Das liegt zum einen daran, dass er mein Lieblingsvorfach, das Multi Rig, zu einer Bank für Bisse macht. Zum anderen an seiner Robustheit bei nicht zu dickem und nicht zu dünnem Draht. Vor allem aber an seinen Eigenschaften: Durch das nach außen gebogene Öhr ist er perfekt für steifere Materialien geeignet. Der kurze Schenkel arbeitet wenig im Drill und das verhindert Aussteiger. Die lange, leicht nach innen geneigte Spitze fasst in Kombination mit dem weiten Bogen viel Fleisch und sitzt sicher, wenn sie einmal gegriffen hat. Zu 90 Prozent setze ich den 6er Choddy ein, am liebsten mit 15-Millimeter-Pop Ups am Multi oder Chod Rig. Und er hat mir etliche Fische in unangenehmen Situationen sicher in den Kescher gebracht. Darunter solche, die sich von Krautfeld zu Krautfeld arbeiteten. Solche, die ich aus versunkenem Holz bergen musste und mein bisher größter Karpfen mit über 32 Kilo hing auch absolut sicher an einem 6er Kamakura Choddy. Auch ihn musste ich zunächst aus einem Hindernis befreien, bevor ein Drill auf Biegen und Brechen losging. Anders geschliffen, richtig scharfMein Vertrauen in den Choddy ist jedenfalls gigantisch, ich bezeichne ihn gerne als echten Vertrauensanker. Schon bevor ich bei Korda arbeitete, setzte ich auf Haken dieser Form beim Pop Up-Angeln. Ich habe sie also seit Jahren im Einsatz. Doch der Kamakura Choddy hat seit seiner Markteinführung bei mir für Pop Ups alle anderen ersetzt. Diese Haken ermöglichen es mir, einen extrem hohen Schärfegrad direkt aus der Packung zu angeln. Besonders in Verbindung mit dem Multi Rig, bei dem ich den Haken nur einschlaufen muss und schnell wechseln kann, ist das ein sehr großer Vorteil und spart das zeitintensive Nachschärfen. Die Kamakura-Haken werden nur von oben geschliffen, heißt, die Seiten der Spitze bekommen keinen zusätzlichen Schliff. Darum sind sie nicht ganz so extrem scharf, wie die damals von Pinpoint vertriebenen, handgeschärften Haken. Aber immer noch irre scharf und sicher schärfer als alles andere, was der Hakenmarkt im Handel zu bieten hat! Der Schliff nur von oben macht sie auch in der Theorie weniger anfällig, als einen von drei Seiten bearbeiteten Haken.Ein-Fisch-EisenIn der Praxis allerdings muss man sagen, dass Kamakura-Haken keine lange Lebensdauer haben. Kontakt mit Steinen oder Holz kann eine so feine Spitze nicht ab. Und in der Regel überdauern diese megascharfen Greifer den Drill mit genau einem Fisch. Das ist auch schon der einzige Minuspunkt, den ich diesen Eisen nach Monaten im Einsatz und etlichen Fischen geben könnte. Mache ich aber nicht, denn das ist für mich der logische Kompromiss, den ich eingehe, wenn ich mir einen enormen Vorteil reinhole: Extreme Schärfe geht eben nicht ohne Opfer. Und selbst wenn ich nur einen Fisch je Haken mit den Kamakuras fange, bin ich überzeugt, dass mir die Schärfe Bonusfische bringt und mehr Köderaufnahmen in Bisse verwandelt, als es klassische, nicht nachgeschärfte Haken aus der Packung könnten. Fazit:Der Kamakura Choddy ist stabil, irre scharf und für Pop Up-Montagen eine echte Empfehlung für alle, die nicht selbst zur Feile greifen wollen, um ihre Haken noch „bissiger“ zu machen.Und wer jetzt Interesse am Choddy in Verbindung mit dem genialen Multi Rig bekommen hat, dem empfehle ich, sich die Multi Rig Masterclass anzuschauen, die ich 2018 noch mit meinem Freund Christian Keßler für Korda produziert: Christopher Paschmanns