Kürzlich sorgte das Nash-Video "Distanzangeln in Kroatien", in dem die Vorgehensweise von Teamangler Max Egger an osteuropäischen Tageskartengewässern beleuchtet wird, wir berichteten, für ordentlich Gesprächsstoff. Max' Art zu angeln, die vielen Informationen, die er Preis gibt und der transparente Umgang mit den kroatischen Gewässern, die einen kommerziellen Beigeschmack haben, haben uns dazu bewegt, bei Max nachzuhaken. Heraugekommen ist ein wirklich tiefgehendes Interview:Carpzilla: Max, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten. Zum Einstieg interessiert uns: Seit wann bist Du bei Nash und was sind Deine Aufgaben?Max Egger: Hallo liebe Leser, es freut mich sehr, dass Interesse an einem Interview besteht. Ich bin froh, das Team Nash Deutschland-Österreich offiziell seit dem 1. Oktober zu unterstützen. Mein Aufgabengebiet besteht darin, die Firma Nash durch Fang- und Produktbilder und Videos in den Sozialen Medien zu bewerben.Des Weiteren stehe ich jederzeit anderen Anglern bei Fragen bezüglich unserer Produkte auf Messen oder über die Sozialen Medien gerne zur Verfügung. Meine letzte Aufgabe ist logischerweise Angeln gehen. All diese Aufgaben machen mir unheimlich viel Spaß und ich bin dankbar, so eine Möglichkeit bekommen zu haben.Carpzilla: Besonders im Osten und Süden Deutschlands und natürlich in Österreich sind die Gewässer Kroatiens ein großes Thema, für viele aber auch absolutes Neuland. Dabei ist Karpfenangeln in Kroatien eine große Sache, nicht wahr? Du hast bereits im Video erzählt, dass Du seit vielen Jahren dorthin fährst. Gib uns mehr Infos: Seit wann? Welche Gewässer hast Du bereits befischt und was fasziniert Dich so an der Angelei dort?Max Egger: Karpfenangeln in Kroatien wird immer populärer und ich konnte in den letzten zwei bis drei Jahren beobachten, dass viele Angler im süddeutschen Raum anstatt jedes Jahr nach Frankreich zu fahren, sich Richtung Osten - also nach Kroatien oder Ungarn - umorientiert haben. Dieser "Hype" begann meines Erachtens nach vor etwa drei bis vier Jahren. Ich hatte vor sechs Jahren schon von einigen Gewässern in Kroatien gehört und diese auch auf meine Liste geschrieben, um diese mal zu befischen. Ich selber entschied mich allerdings erst vor zwei Jahren relativ spontan, meinen ersten Kroatientrip zu starten. Ich hatte Zeit und fuhr an den wohl bekanntesten See in Kroatien, den Jezero Zajarki. Dort verbachte ich alleine 23 Tage und erlebte eine absolute Traumsession mit 31 Fischen zwischen 20 und 37 Kilo. Seit dieser Session fuhr ich in jedem freien Zeitfenster nach Kroatien. Ich habe mir auch viele andere Gewässer angeschaut, welche ich mal befischen möchte, beziehungsweise als Ausweichgewässer genutzt werden. Allerdings ist der Jezero Zajarki das Tageskartengewässer in Kroatien mit den größten Fischen. Die Angelei in Kroatien ist in meinen Augen nicht mit dem herkömmlichen Karpfenangeln zu vergleichen. Ich würde es eher als Arbeit bezeichenen. Man hat es selbst in der Hand wie viel man fängt. Wer hart arbeitet und damit meine ich stundenlanges Spodden bei 40 Grad oder die ganze Nacht wach bleibt, um nach jedem Fisch eine Stunde in der Dunkelheit nachzufüttern, wird belohnt.Carpzilla: Diese Tageskarten-Gewässer von denen Du im Video sprichst - was genau unterscheidet sie von klassischen „Paylakes“?Max Egger: Viele Gewässer in Koatien sind Tageskartengewässer. Das bedeutet, es müssen nicht im Vorhinein Plätze gebucht werden. Die Tageskarten können meistens direkt am Vereinsheim, welches sich oft in unmittelbarer Nähe des Sees befindet, erworben werden. Dabei können die Preise pro Gewässer stark variieren. Normalerweise kostet eine Tageskarte, welche meistens 24 Stunden gilt, 15€ bis 30€. Mit der Tageskarte ist es dann möglich, jeden freien Platz, wie in Deutschland auch, zu befischen. Allerdings würde ich diese Gewässer dort als eine Mischung zwischen Paylake und öffentlichen Seen bezeichnen. Viele Gewässer dort haben einen kommerziellen Beigeschmack und sind aufgrund der enormen Fischgewichte bis über 40 kg so stark frequentiert, dass es eigentlich nur ein Platzübergeben ist, anstatt freie Platzwahl. Des Weiteren besteht dort auch ein festes Regelwerk wie an vielen Paylakes.Carpzilla: Was würdest Du unseren Lesen raten, die selbst einen Trip nach Kroatien machen wollen? Worauf sollten sie besonders achten?Max Egger: Ich kann jedem, der etwas komplett Neues sehen möchte, einen Trip nach Kroatien nur empfehlen. Man sollte auf jeden Fall ein einigermaßen gutes Wurfsetup besitzen, beziehungsweise sollte man mit Spod- und Markerrute schonmal gearbeitet haben. Außerdem sollte man ein bis zwei Ausweichgewässer haben und sich vorab informieren, ob in dem Zeitraum der geplanten Session an den ausgewählten Seen ein Cup stattfindet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Regelwerk, an das man sich unbedingt halten sollte. Es gibt Gewässer, an denen muss mindestens eine 0,28mm Mono gefischt werden oder es sind nur bestimmte Safety Clips erlaubt. Diese Kleinteile sowie Schnur, Ruten oder Futterraketen sollten lieber zu viel als zu wenig eingepackt werden.Carpzilla: Wer weiter wirft, fängt mehr? Wie weit wirfst Du und wie kommst Du auf solche Distanzen? Hardware, Talent oder reine Übungssache? Max Egger: "Wer weiter wirft, fängt mehr". Diese Aussage lässt sich natürlich nicht pauschalisieren. Allerdings konnte ich in jedem meiner Trips dieses Phänomen beobachten. Meistens ist es so, dass es an den Gewässern in Kroatien keine Ruhezonen wie Naturschutzgebiete oder gesperrte Uferbereiche gibt. Dementsprechend haben die Fische nur eine Möglichkeit: Sie müssen sich außerhalb der Wurfdistanzen aufhalten, um ungestört zu sein. Deswegen ist es oft der Fall, dass die Karpfen einen Großteil des Tages in riesigen Gruppen in der Seemitte verbringen und nur zu bestimmten Beißzeiten auf Nahrungssuche gehen. Dementsprechend ist derjenige, der seine Rigs am weitesten zu den Fischen wirft und diese auch befüttern kann, logischerweise der, dessen Rigs die Fische auch als erstes erreichen.Ich persönlich würde meine Wurfkünste als einigermaßen gut bezeichnen. Ich kann eine Woche mit viel Füttern und drehenden Wind auf 140m durchfischen. Damit bin ich zufrieden. Beim "Longrange" Wurfangeln spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Einerseits die richtige Wurftechnik, welche relativ schnell erlernt und durch Wurfangeln einfach verinnerlicht werden kann. Andererseits ist das Werfen reine Übungssache. Durch das viele Werfen wird man über die Zeit immer schneller und kann dementsprechend die Rute besser aufladen und auch weiter werfen. Mit Talent oder Körperstatur hat das in meinen Augen eher weniger zu tun. Long-Range-Werfen kann jeder, der es übt und die richtige Hardware dafür hat. Dabei sollte mindestens eine 12ft besser sogar eine 13ft Rute in minimum 3.5lbs für die besser Hebelwirkung verwendet werden. Auf den Ruten sollten Rollen mit einer feinen Schnurverlegung und möglichst dünner monofiler Schnur montiert sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt bezüglich des Setups, ist die geflochtene Schlagschnur in 0.20-0.30mm und eine Safety-Clip- oder Helicopter-Montage. Dabei sollte ein torpedoförmiges Blei und ein relativ kleiner Köder verwendet werden.Carpzilla: Wenn nichts beißt, mehr füttern? Zählt diese Taktik nur an kroatischen Vereinsgewässern oder angelst du in Deutschland auch nach diesem Prinzip?Max Egger: Nach diesem Prinzip gehe ich meistens nur in Kroatien vor. Dieses Prinzip beruht auf mehreren Faktoren. Einerseits ist es extrem mühselig und zeitaufwendig mit der Futterrakete viel Futter auszubringen - dementsprechend kann es mal je nach gefischter Distanz bis zu eine Stunde für 10 Kilo Futter dauern. Andererseits ist der Fischbestand dort so hoch, dass es in meinen Augen fast nicht möglich ist, seinen Platz zu überfüttern. Ein Großteil der Karpfen schwimmt von klein auf in den Gewässern und aufgrund der Tatsache, dass an diesen Seen nur mit der Futterrakete gefüttert werden darf, kennen die Fische dieses Geräusch und es wird von ihnen auch mit eingebrachter Nahrung verbunden. Ich gehe oft so vor, wenn ich einige Zeit keine Bisse bekomme, fange ich an zu Spodden, so kommen meistens auch die Fische wieder auf den Platz.Carpzilla: Wie viel Futter und was genau packst Du für eine Woche Kroatien ein?Max Egger: Für eine Woche in Kroatien packe ich meistens viel zu viel Futter ein. Allerdings bin ich der Meinung, lieber zu viel dabei zu haben, anstatt dort im Fall der Fälle überteuert irgendwas Unbekanntes zu kaufen, weil das Futter ausgeht. Meistens packe ich 80-100 Kilo Boilies ein und nochmal die gleiche Menge Partikel. Das soll nicht heißen, dass ich so viel brauche, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.Carpzilla: Da müssen wir kein Blatt vor den Mund nehmen: Die Fische dieser Gewässer sind wegen des eingebrachten Futters so groß, oder nicht? Siehst Du das kritisch oder ist es Teil des Spiels?Max Egger: Das sehe ich auch so. Die Fische wachsen dort auch extrem schnell und sind mit den Karpfen aus Deutschland nicht zu vergleichen. Charakteristisch für einen "typischen" Kroaten, ist der kleine Kopf, der extreme Stiernacken und der breite Rücken. Ein dicke "Wanne" ist eher selten zu sehen. Für diese Art von Karpfen ist eine Gewichtszunahme von 7 Kilo im Jahr durchaus möglich. Ich persönlich bin der Meinung, dass dort in diesen Gewässern durch die Angler Futter eingebracht werden muss - denn es besteht eine extrem hohe Fischdichte und natürliche Nahrung wie Krebse oder Muscheln konnte ich selbst noch nicht finden.Carpzilla: Abseits der Angelei in Kroatien, wo bist Du in der Heimat unterwegs?Max Egger: Da ich im Nürnberger Raum zuhause bin, beschränkt sich meine Angelei auf den Kanal, heimische Baggerseen, die fränkische Seenplatte und natürlich auf anderen Auslandstrips, die nicht immer nach Kroatien gehen.Carpzilla: Im Kroatien-Video hat man ja schon rausgehört, dass Du jede freie Minute am Wasser verbringst. Wie erschaffst Du Dir in jungen Jahren die Möglichkeit, so viel Zeit aufzubringen? Und was hast Du für die Zukunft geplant? Steht schon Neues im Videobereich an?Max Egger: Angeln ist einfach ein fester Bestandteil in meinem Leben und macht mir einfach am meisten Spaß. Es werden Urlaube sowie der ganze Tagesablauf so gelegt, dass sich ein Zeitfenster für diese Leidenschaft öffnet. Das letzte Jahr hatte ich viel Glück, da ich einen neuen Lebensweg einschlug und dementsprechend hatte ich extrem viel Freizeit, aber wenn mich der Ernst des Lebens wieder einholt beschränkt sich meine Angelei zum Großteil auf kurze Nächte vor und nach der Uni. Für die Zukunft habe ich nichts Konkretes geplant. Ich möchte einfach meinen Weg gehen und einfach so weitermachen und natürlich möglichst viel Angeln gehen. Da sich seit dem Videodreh mit Thilo in Kroatien eine gute Freundschaft entwickelt hat und wir in unserer Freizeit auch viel Zeit zusammen verbringen, bin ich mir sicher, dass dies nicht unser letztes Video war.Carpzilla: Max, vielen Dank für Deine Zeit und für die ehrlichen Antworten!Max Egger: Vielen Dank für euer Interesse, habt noch ein erfolgreiches Jahr und vielleicht sieht man sich ja auf der nächsten Messe.
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