Dass der Keen Carp Mentor István Orbán in seinen Berichten und Interviews kein Blatt vor den Mund nimmt, ist längst bekannt. Doch wie steht aktuell um die holländische Boilieschmiede, über die in den sozialen Medien häufig heiß diskutiert wird und warum haben wir in letzter Zeit so wenig von Keen Carp gehört? Diese und viele weitere Fragen, haben wir István im Interview gefragt…Carpzilla: Hallo István, letzten Winter war Keen Carp mit seinen Architected Carpfishing Workshop in aller Munde, doch danach wurde es sehr ruhig um Keen Carp - was sind die Gründe dafür?István: Neue Dinge und deren Akzeptanz brauchen Zeit. Vor allen dann, wenn diese das komplette Gegenteil von dem sind, was die breite Mehrheit gewohnt ist. Die Leute brauchen eine Weile, um zu verarbeiten, was sie von mir hören bzw. lesen. Doch nach und nach machen sich immer mehr Menschen Gedanken über unser Architected Carp Fishing und entdecken, die dahinter stehende, konstruktive Absicht.Sogar diejenigen, deren erste Reaktion nicht gerade positiv war. Veränderung braucht eben seine Zeit. Die Ruhe täuscht. Es mag den Anschein erwecken, weil Du keine News und Werbekampagnen sehen konntest. Der Grund dafür ist aber, dass ich viele Einladungen bekomme, denen ich nachkomme. Dazu kommt noch, dass unser Angelstil mittlerweile schon zu fast 1000 Karpfen über 20 kg geführt hat, ohne großen Trara, ganz still und leise sozusagen.Carpzilla: Wie liefen die Workshops im Frühjahr 2018? Wird es in den nächsten Monaten wieder welche in Deutschland/Österreich geben?István: Ich hatte im Frühjahr kein einziges freies Wochenende mehr. Sogar im Herbst hatte ich schon mehr Workshops als sonst abgehalten. Das ist der Grund dafür, dass wir dieses Jahr weder in Deutschland, noch in Österreich auf Messen vertreten sind. Sage und schreibe 14 Termine sind von Ende Januar bis Mitte April nur in Deutschland und Österreich geplant. So sieht das Programm für 2019 aus: http://keencarp.de/webshop/28_workshopCarpzilla: Hat sich der Workshop weiterentwickelt, was hat sich geändert?István: Früher dachte ich, dass Workshops nur außerhalb der Angelsaison ihre Daseinsberechtigung haben. Die Praxis hat das jedoch widerlegt. Dieses Jahr waren meine Workshops in der Saison fast einen Monat im Voraus ausverkauft. Ab 2019 werden wir also auch in Deutschland oder Österreich jeden Monat eine Region besuchen, was bedeutet, dass wir in zwei Städten pro Region einen Workshop abhalten werden. Es gibt nur eine Änderung, nämlich dass ich nur einen Workshop pro Tag abhalten werde.Carpzilla: Was hat zu dieser Entscheidung geführt?István: Wegen der vielen Fragen konnte ich die ursprünglich 4 stündigen Workshops oft nicht einmal nach fünf bis fünfeinhalb Stunden beenden. Also habe ich mich dazu entschieden, bei Interesse der Beteiligten, jede Frage zu beantworten. Wegen den oben genannten Gründen habe ich die Teilnehmerzahl auf maximal 25 beschränkt.Carpzilla: Grundsätzlich, gibt es während des Workshops Themen, die häufig von den Erfahrungen der Teilnehmer abweichen?István: Schön, dass Du diese Frage stellst! Tatsächlich ist es so, dass viele Teilnehmer Erfahrung mit der verbrachten Zeit am Wasser, also Routine, verwechseln. Von Erfahrung können wir nur dann sprechen, wenn wir die richtigen Schlüsse aus den jeweiligen Ereignissen gezogen haben. Um die richtigen Schlüsse zu ziehen, braucht man Wissen.Ohne Wissen bleibt das, was wir Erfahrung nennen, nur eine Meinung. Was für eine Erfahrung können diese Angler bezüglich Köder haben, wenn sie nach eigener Aussage, so viele verschiedene Boilies ausprobiert haben? Gar keine. Sie lassen sich von Modeerscheinungen und Werbung treiben und wissen fast nichts über Köder bzw. wie man durch die Köderwahl eine Angelsession gezielt so aufbauen kann, dass es nicht nur bei einem Versuch bleibt.Eine andere Sache die sie fertig macht ist, mit welch kleinen Mengen Boilies man nicht nur überdurchschnittliche Resultate erreichen kann, sondern auch bessere als mit großen Mengen.Darüber hinaus geht es in unserem Workshop darum, Fehler aufzudecken, die unsere Teilnehmer regelmäßig am Wasser machen. Es ist kein Zufall, dass immer mehr Teilnehmer sagen, dass man seine vorherigen Gedanken in die Tonne werfen kann und seine Angelei auf ein komplett neues Fundament aufbauen muss. Wer diesen Schritt wagt, der wird sich weiterentwickeln können.Carpzilla: Im letzten Jahr hast Du Dich im Keen Carp Magazin ganz klar von Tigernüssen distanziert, wir berichteten. Was möchtest Du mit der Diskussion um Tigernüsse als Karpfenköder bezwecken?István: Bevor ich es erkläre, müssen wir jedoch ein paar Dinge klarstellen.Man kann mit fast allen Ködern Karpfen fangen. Dazu gehören natürlich auch Tigernüsse, Mai und sogar fast alle Boilies. Das steht außer Frage!Die Karpfenangler prahlen immer damit, wie viele Fische sie fangen. Das ist jedoch nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: Wie viele Fische hast du nicht gefangen? Oder: Wie viele Fische hättest du fangen können?Und genau hier fängt die Sache an interessant und schmerzvoll zugleich zu werden. Statt der Anzahl der mit Tigernüssen gefangenen Fische, sollte man lieber untersuchen, wie viele Fische man hätte fangen können, wenn wir mit dem richtigen Boilie und der richtigen Taktik geangelt hätten. Die Ergebnisse unserer Kunden, besonders nach dem Workshop sprechen Bände.Carpzilla: Für die Haltung, dass eure Köder die Besten seien, bekommt ihr regelmäßig harte Kritik…István: Jeder, der darüber redet, wie gut er sich mit der Herstellung von Boilies auskennt und parallel dazu Tigernüsse und Mais verwendet, hat in meinen Augen, milde formuliert, einfach keine Ahnung. Nicht umsonst bekommen wir für diese Haltung viele Seitenhiebe, vor allem aus dieser Richtung. Angler verwenden Tigernüsse unter anderem dann, wenn der Boilie nicht selektiert oder die Karpfen ihn überhaupt nicht annehmen. Viele haben daraus den Schluss gezogen, dass Tigernüsse besser oder genauso gut wären wie Boilies. Ich verbitte mir das. Das ist ein Trugschluss. Die richtige Schlussfolgerung lautet: Tigernüsse sind besser als der von dir benutzte Boilie!Unter diesem Aspekt betrachtet, ist es dem Karpfenangler egal, ob Boilies genauso gut fangen wie Tigernüsse sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, er wird also von den beiden scheinbar gleich guten Ködern logischerweise den billigeren kaufen.Das ist eine Schande für unsere Passion, denn es zeugt davon, dass wir nicht das Beste für die Fische wollen – von den Fangergebnissen mal ganz zu schweigen. Es ist also kein Zufall, dass die Angler nicht in ihren Boilie vertrauen.Carpzilla: Deine Haltung in Berichten und Deine Aussagen in Interviews laden regelmäßig zur Diskussion in Sozialen Medien ein und führen mitunter auch zu starker Kritik - an Keen Carp und zum Teil auch an Deiner Person. Wie gehst Du damit um?István: Zunächst einmal: Jemanden als Idiot zu bezeichnen, ist noch lang' keine Kritik, sondern eine Meinung! Ich nehme solche oder ähnliche Äußerungen also nicht persönlich, sie motivieren mich eher. Ich möchte unser Philosophie etwas tiefer beleuchten:Als Hub Genders sich entschied sich mehr um die Köderherstellung zu kümmern und mir das Steuer und das Management der Firma überlassen, haben wir viel über den Weg gesprochen, den wir gehen müssen.Wir waren uns einig, dass Angler viele Dinge tun, die falsch sind. Dinge, mit denen sie sich selbst keinen Gefallen tun.Wir haben auch gesehen, wie sehr sie an diese Dinge glauben.Es gibt keine schlechtere Kombination, als an etwas zu glauben, das nicht gut für einen selbst bzw. für die eigene Entwicklung ist.Wir wussten auch, dass wir sie damit konfrontieren müssen, ansonsten werden sie sich ihrer Fehler nicht bewusst. Ohne sich seiner Fehler bewusst zu sein, ändert niemand etwas, denn er ist davon überzeugt, dass alles in größter Ordnung ist.Dass das Öffnen der Augen gewisse Interessen verletzt und dass wir dafür angegriffen werden war abzusehen.Wir wussten auch, dass die Menschen keine Kritik mögen. Der Unterschied zwischen Menschen liegt darin ist, wie sie auf Kritik reagieren. Der, der beleidigt ist, verschließt sich vor der Entwicklung. Solchen Karpfenangler kann man nicht helfen, denn ein unabdingbarer Teil der Entwicklung ist, dass man an sich zweifelt, unzufrieden mit dem jetzt ist, sich weiterentwickeln will.Zwar ist diese Erkenntnis unerlässlich, aber leider nicht genug: Ohne Motivation was zu verändern, ist sie nichts wert.Dass beleidigte, unzufriedene oder gar frustrierte Menschen im Social Media am lautesten schreien, das beweisen zahlreiche Studien. Nicht umsonst wird Facebook auch als digitales Schlachtfeld bezeichnet. Hinter den lautesten Stimmen verbirgt sich in vielen Fällen sogar ein Fake-Profil oder eine konkurrierende Marke. Auch bei der Tigernuss-Diskussion auf der Facebook Seite von Carpzilla war es so ein Anonymus der die größte Klappe hatte. Glücklicherweise passt auch der aufnahmefähigere Teil des Social Media Publikums still im Hintergrund auf. Auch zu ihnen dringt unsere Nachricht vor, aber sie reagieren aufgrund ihrer Natur auf einem anderen Weg und auf eine andere Art.Sie kaufen sich ein Workshop-Ticket und beschreiten ihren eigenen Weg. Wie gesagt, wir haben im Hintergrund viel zu tun, vielleicht scheint es deswegen so, als wäre es um mich ruhiger geworden.Carpzilla: Zurück zum Angeln, wie lief 2018 für Keen Carp, seine Kunden und Teamangler?István: Unsere Kunden fangen immer mehr große Karpfen, auch einige über 30 kg. Ich weiß Erfolge in Kilos auszudrücken ist etwas einseitig. Leider geht es beim Karpfenangeln nun mal vordergründig darum, viele Fische zu fangen, bestenfalls nur große. Ich habe in paar tolle Bilder unserer Kunden und Workshop-Teilnehmer diesem Interview angefügt.Carpzilla: In einem Update hieß es im vergangenen Jahr, bevor man bei Keen Carp Teamangler wird, wird man einem Einstellungstest unterzogen. Kannst Du uns näheres dazu erklären, wie läuft sowas ab?István: Betrachte ich die meisten Testangler stellen sich bei mir schon die Nackenhaare auf. Die meisten wollen einfach nur auf cool machen. Was anderes interessiert sie gar nicht. Sie sind nicht loyal zu ihrer Marke und schreiben das, was die Leser hören wollen, nur damit sie akzeptiert werden oder Zuneigung bekommen. Auch bei Keen Carp war die Fluktuation hoch. Meistens war irgendeine Form von Neid im Hintergrund dafür verantwortlich.Seit ein paar Jahren achte ich auf die Charaktere der Jungs. Die Interviews sind sehr hart, sie müssen die Fähigkeit zur Veränderung haben. Ich suche Charaktere, die es motiviert, Teil einer Art Revolution zu sein, die ich anführe. Sie müssen von Natur aus hilfsbereit sein, sonst können sie das von Hub und mir erlernte nicht an die Angler weitergeben. Wenn ich auch nur einen Funken von Neid erkenne, ist es aus.Carpzilla: Was können wir in diesem Winter und für die kommende Saison von Keen Carp erwarten? Gibt es neue Produkte, Workshop-Konzepte, Köderentwicklungen – wo geht die Reise hin?István: Hub Genders entwickelt seit mehreren Jahren Köder, Method Mixe und Groundbait für Feeder Angler. Er bekommt es leider nicht in einem Winter hin, obwohl er seit mehr als 30 Jahren Köder entwickelt.Unsere Boilie-Mix-Palette ist seit Jahren die Gleiche. Vor drei Jahren haben wir unseren letzten Mix, den Fresh Seafood Mix auf den Markt gebracht, den wir ohne Flavour fertigen. Im Übrigen ist unser selektivster Mix, der Big Water Mix fast 25 Jahre alt. Was funktioniert muss eben nicht getauscht werden. Wir möchten mit unserem Workshop möglichst viel herumkommen.Hier ist das aktuelle Programm: http://keencarp.de/workshopCarpzilla: Vielen Dank für das Interview, István!István: Danke für die Einladung.Alle Keen Carp Beiträge auf Carpzilla findet ihr im Überblick hier.Hier gehts zu den letzten Interviews mit Istvan Orban:Was lernt man eigentlich beim Keen Carp Workshop? Istvan Orban im InterviewWorkshop oder Kaffeefahrt? Istvan Orban im InterviewViele Weitere Informationen über Keen Carp, die Köder oder die Workshops findet ihr hier:http://keencarp.de/
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