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30.09.2021
Armin Pollak: Ehre, Respekt und die Sache mit dem Anstand
Armin Pollak liebt sein, wohl eher unser aller Hobby, unseren Lifestyle und schätzt dieses Privileg sehr. Wer ihn und seine Storys kennt, der weiß, dass ihm das Miteinander unter uns Anglern besonders am Herzen liegt. Daher gibt er uns immer wieder Denkanstöße mit, wie wir unser Verhalten am Wasser fördern können. In der heutigen Story berichtet er uns anhand eigener Erfahrungen über Werte, die allmählich vergessen zu scheinen.Der erste EindruckViele von euch haben folgende Situation vielleicht bereits selbst schon erlebt. Ihr kommt relativ entspannt an einem für euch recht vertrauten Gewässer an und könnt schon aus der Ferne beobachten, wie hektisch Boote beladen werden und regelrecht ein kleiner Stau entsteht.Ich für meinen Teil, zünde mir dann zunächst erst einmal eine Zigarette an und versuche anstandshalber ein kleines Gespräch aufzubauen. Immerhin haben wir ja das gleiche Hobby und auch meist ein ähnliches Ziel. Oft entscheidet sich dann aber innerhalb von Sekunden, was man vom Gegenüber hält. Wenn einem nun innerhalb der ersten Sekunden Pb´s um die Ohren gehauen werden und erläutert wird, wie geil denn dieser Typ, mit dem ich mich gerade unterhalte, doch ist, noch bevor ich seinen Namen erfahren durfte, und nebenher noch erwähnt wird, dass ein Buddy von Ihm bereits auf den Platz rennt, um ihn zu reservieren, fällt mein Urteil doch meist eher neagtiv aus.Für unser Hobby Wer mich kennt, und auch wer sich einige meiner letzten Veröffentlichungen zu Gemüte geführt hat, dem wird sicher aufgefallen sein, dass ich nicht unbedingt über die typischen „Ich kam, Ich sah, Ich siegte“ Erfolgssessions berichte, sondern doch eher über die Probleme, die das moderene Karpfenangeln, aus meiner Sicht, mit sich bringt. Das ich mir damit nicht nur Freunde mache ist mir durchaus bewusst, doch dies ist auch nicht mein Ziel.Eine Session zum LernenIm Folgenden werde ich euch aber dennoch zu einer kleinen Session mit meinem sehr guten Freund Christoph Vogel mitnehmen. Hier aber werde ich jedoch immer wieder etwas abschweifen und auf Themen eingehen, die einige von uns wirklich etwas besser machen könnten.Da Christoph arbeitsbedingt etwas später am See sein konnte machte ich mich nach dem Beladen des Bootes zunächst nur allein mit meinem vierbeinigen Buddy „Leo“ auf den Weg in Richtung Spot. Nach einem Telefonat mit Christoph am Tag zuvor, wäre der „reservierte“ Platz, da man von dort aus entspannt zu zweit hätte fischen können, eigentlich unsere erste Wahl gewesen. Offensichtlich fehlte meinem neuen Freund von der Slippanlage etwas die Routine und ich hätte diesen Platz wohl auch deutlich früher erreicht, jedoch kannte ich genug andere Stellen am See und machte mir daher keine weiteren Gedanken darüber.Macht euern "Mist" wegAm Platz angekommen begann ich mit dem Entladen des Bootes und bereits nach wenigen Sekunden die erste Ernüchterung. Leo wälzte sich. Und ich weiß, dass er dies eigentlich nur macht, wenn es richtig eklig wird. Nach kurzer „Location“ die Gewissheit. Ein fetter Haufen, gekrönt mit Klopapier. Da Spaziergänger normalerweise nicht mit einer Rolle Klopapier losziehen, bin ich mir ziemlich sicher, dass hier wohl auch wieder ein klassischer „Respect the nature“ Carphunter am Werk war, der eigentlich nur den Tieren, wie z.B. meinem Hund etwas Freude bereiten wollte. Ihr Vollpfosten. Ich frage mich wirklich was so schwer daran ist seinen Haufen zu vergraben oder finden es diese Leute wohlmöglich geil, im Dunst seiner Haufen bei 25Grad zu sitzen? Man weiß es nicht. Nachdem ich meinen Hund von den gröbsten Fäkalien befreit habe, begann ich meine Ruten zu legen und läutete anschließend meinen Weekend-Mode ein. Ca. eine Stunde später war dann Christoph auch schon da und überraschte mich mit eiskaltem französischem Bier, welches er von seinem letzten Roadtrip mitgebracht hatte. Zwei Freunde, gutes Wetter und einen fetten See vor den Füßen. Perfekte Bedingungen für ein top Wochenende.SpotwechselLeider verlief die erste Nacht nur suboptimal und wir fingen lediglich ein paar etwas kleinere Karpfen. Da sich der vom Nebel bedeckte See im Sonnenaufgang aber einmal mehr von seiner schönsten Seite zeigte, konnte ich zumindest einige fast mystische Momente mit der Kamera einfangen. Wir waren jedoch nicht zum Fotografieren, sondern um Fische zu fangen hier und so entschieden wir uns noch während des morgendlichen Kaffees dazu den Platz zu wechseln.Bewahrt euch die WerteWar man vor einigen Jahren meist noch fast allein am See, so bot sich beim Übersetzen nun wieder einmal ein ganz anderes Bild. Zelte über Zelte. Sicher hat den größten Einfluss darauf, das aufgehobene Nachtangelverbot zum anderen sind es aber auch Sitten, die absolut nichts mehr mit Werten wie Ehre und Respekt zu tun haben. Es reicht nicht mehr einfach nur Bilder zu posten oder Videos über das Angeln zu machen. Nein, man muss diese Gewässer, welche doch relativ wenige deutsche Karpfenangler am Schirm haben, dann auch noch öffentlich benennen. Klar, wenn man selbst nur noch sporadisch dort angelt, kann einem das scheißegal sein, jedoch finde ich, dass dies viel über eine Persönlichkeit aussagt. Grundsätzlich habe ich rein gar nichts über neue Gesichter am Gewässer. Solange sich jeder vernünftig verhält ist alles easy. Jedoch steigt eben von Angler zu Angler auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Idioten unter den „neuen“ befinden. Dies führt letztendlich dazu, dass gewisse Verbote wieder eingeführt werden und es allen, vor allem auch denen, die sich zu benehmen wissen, erschwert wird.Nehmt Rücksicht auf andereAm neuen Platz angekommen bot sich dann wiederum ein wundervoller Anblick. Wolkenloser Himmel, ein spiegelglatter See und zwei prall gefüllte Müllbeutel dekorativ am Baum angebracht. Einfach herrlich. Nun ja, es war ja eigentlich nichts mehr Neues und zumindest war der Müll im Beutel – (Wir nahmen diese Beutel natürlich am Ende der Session mit und dies sollte auch für einen jeden, echten „Nature-lover“ selbstverständlich sein) – Noch während wir unsere Boote entluden, bekam Christoph eine Nachricht, welche einen detaillierten Plan enthielt, wo wir unsere Ruten auf keinen Fall ablegen dürften. Dazu sei zu sagen, dass wir ca. 500m von diesem Platz entfernt waren. Keiner von uns wäre im Leben darauf gekommen seine Ruten dort zu platzieren. Zum einen, weil es an diesem See und von diesem Platz aus ziemlich dämlich wäre und zum anderen ist es eine Sache von Anstand nicht direkt auf Plätzen anderer zu Angeln. Wohlmöglich hat der Verfasser dieser Nachricht leider schon andere Erfahrungen machen müssen oder aber er hat einfach Probleme damit jemandem einen Fisch zu gönnen. Ich weiß es wieder einmal nicht. Rückblickend aber sind dies Situationen, die es vor 10 Jahren einfach nicht oder nur sehr selten gab. Vor allem kann ich dieses Verhalten bei recht neuen Karpfenanglern beobachten. Für Sie bleibt nur zu hoffen, dass irgendwann eine gewisse Entspanntheit einkehrt. Stress und Anspannung verursachen nämlich Falten.Der richtige BuddyKurze Zeit später waren auch am neuen Platz unsere Ruten im Rennen. Obwohl ich mit einem meiner Spots nicht zu 100% zufrieden war, hörte ich auf „Vogi´s“ Bauchgefühl und ließ die Rute liegen. Keine drei Stunden später stellte sich heraus, dass diese Entscheidung absolut richtig war. Völlig unverhofft lief genau diese Rute ab und schnell war klar, dass dieser Fisch wohl ein besserer sein musste. Wir waren mit dem Boot schnell beim Fisch und Christioph konnte Ihn, noch bevor der Fisch ins Totholz flüchten konnte, direkt beim ersten Versuch keschern. Da dieser See wahrlich kein Bigfish-See, und die Menge an Satzkarpfen gefühlt unendlich ist, war unsere Freude in diesem Moment wirklich fast grenzenlos. Den richtigen Angelbuddy erkennt man daran, dass auch er sich aufrichtig und ehrlich für einen freuen kann. Ich persönlich habe eine Hand voll Leute, von denen ich mir dabei zu 100% sicher bin und ich gehe auch fast ausschließlich nur noch mit diesen Leuten Angeln. Mir persönlich vermiest es eine Session komplett, wenn ich das Gefühl habe, dass Neid und Missgunst währenddessen aufkommt und hierfür ist mir meine Zeit wirklich zu schade.Gute Zeit unter FreundenNatürlich wurde der Fisch in den kommenden Stunden mit der ein oder anderen Weinschorle gefeiert und wir ließen den Abend völlig entspannt ausklingen. Da wir gemeinsam Angeln waren und die meisten Entscheidungen auch gemeinsam getroffen haben, war nun Christoph an der Reihe für den nächsten „besseren“. Leider aber blieb uns dieser Wunsch verwehrt und wir konnten bis zum nächsten Morgen nur deutlich kleinere Karpfen fangen. Nichtsdestotrotz war es eine geniale Session mit einem super Fisch, den wir GEMEINSAM fangen durften. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die gute Zeit.Lifestyle - das müssen wir bewahrenEinige denken sich vielleicht nun: Mensch dieser Pollak, immer nur am Meckern und Motzen, soll er das Angeln doch einfach sein lassen, wenn es scheinbar so „schrecklich“ wurde. Natürlich könnte ich das, aber Nein. Das Angeln ist meine große Leidenschaft und nimmt einen nicht kleinen Teil meines Lebens ein. Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht mehr so wird, wie es einmal war. Dafür sind die gesellschaftlichen Veränderungen, natürlich auch außerhalb der Angelszene, viel zu groß, jedoch denke ich, dass man auch auf Missstände hinweisen sollte, vielmehr eigentlich auch muss.SelbstreflektierungDa die meisten Menschen ein Problem damit haben ihr Verhalten selbst zu reflektieren, werde ich mit diesen Zeilen nur die wenigstens „Rüpel“ erreichen. Wie immer gilt aber, sollte ich nur einen einzigen Menschen zum Umdenken anregen, haben sich all diese Zeilen gelohnt.In diesem Sinne, entspannt euch, reflektiert euer Verhalten und lasst vor allem Tugenden wie Respekt und Anstand wieder aufleben. Nur so können wir unser wundervolles Hobby auch in vielen Jahren noch mehr oder weniger sorgenfrei ausleben.Ich wünsche allen eine gute Zeit,Armin Pollak