Deine Story
|
15.05.2020
Armin Pollak: Pleiten, Pech und die Coronakrise
Corona hier, Corona da und alles läuft irgendwo drunter und drüber. Auch Pro Line Supporter Armin Pollak hätte sich einen besseren Start in die neue Saison vorstellen können, doch so sehr er es wollte, Pläne funktionieren eben nicht immer! Zu Beginn seines Angeljahres konnte Armin lediglich zahlreiche kleine Fische überlisten, die ganz großen blieben zunächst aus. Ob der Bayer dennoch einen Ausweg aus der Krise fand? Ihr erfahrt es hier in seiner Story:Kein leichter Start in die neue Saison...Covid 19 hat unser Land, ja sogar die ganze Welt, mehr oder weniger im Griff. Man mag davon halten was man möchte, Fakt ist jedoch, dass es wohl niemanden gibt, der nicht wirtschaftlich oder gesellschaftlich davon betroffen ist. Bei der Fahrt zur Arbeit, insofern man noch nicht in Kurzarbeit geschickt wurde, oder bei jedem Einkauf wird einem bewusst, dass dieses Virus unser Aller Leben verändert hat. Wir, die Jungs und Mädels, die verrückt nach unserem Hobby, dem Karpfenangeln sind, haben jedoch das Glück, dass wir in den meisten Teilen Deutschlands diesem noch nachgehen können. Es gibt diesbezüglich zwar Einschränkungen in Sachen Mindestabstand und Entfernung zum Angelplatz, diese haben mich jedoch zu keinem Zeitpunkt gestört, da ich die meiste Zeit eh alleine am Wasser verbringe.Vollgas, wenn eisfreiBereits im Januar - einige Zeit vor diesem Virus - begann mein Angeljahr, wobei zu sagen ist, dass meine Angeljahre eigentlich nicht mehr wirklich enden. Solange das Wasser nicht hart ist, wird weiterhin versucht, einen unserer Freunde ans Band zu bekommen. All die letzten Jahre lief es zu dieser Jahreszeit zwar immer etwas zäh, jedoch konnte ich regelmäßig mindestens einen Dicken bis Ende März überlisten, leider nicht so in diesem Jahr.Vom Privatweiher über den Vereinssee, bis hin zu Kanal und Stausee war gewässertechnisch alles dabei. Ich fing zwar Fische, jedoch keinen, der die Zehn Kilogramm Marke knackte. Es war einfach zermürbend. Gerade heutzutage, in Zeiten von Facebook, Instagram und Co, in denen man täglich mit Fangbildern überflutet wird, war das nicht ganz einfach! Man darf jedoch nicht vergessen, dass es eben auch noch Winter war. Bei Wassertemperaturen weit unter 8°C passiert stoffwechseltechnisch bei den Fischen einfach nicht viel. Wenn man es hier nicht schafft den Köder direkt im „Nest“ zu präsentieren, wird es unheimlich hart. Ein kleiner Lichtblick war aber in jedem Fall ein kleiner Butterfly-Koi, den ich sogar mit Schnee im Hintergrund ablichten konnte -Corona hat unser Land erreichtDurch meinen Job in der Autoindustrie war mir sehr schnell klar, dass dieses Virus wohl auch mich arbeitstechnisch betreffen wird. Die großen Konzerne kündigten Kurzarbeit bzw. Betriebsruhen an und es dauerte nicht lange, bis wir als Zulieferer darauf reagieren mussten. Im Grunde genommen bedeutete dies für mich zunächst zwei Wochen Kurzarbeit. Nach dieser Botschaft, dass können sicher einige von euch nachvollziehen, gab es für mich nur eine Option: Angeln! Jetzt lag es allein an mir, noch ein versöhnliches Frühjahr 2020 zu gestalten. Mir blieben nun noch knapp eineinhalb Wochen zur Vorbereitung meiner achttägigen Session. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre habe ich mich relativ schnell für einen Stausee in meiner Region entschieden. In den letzten Jahren konnte ich dort zu dieser Zeit ziemlich gute Fische fangen und dies sollte nun auch heuer so werden. So zumindest der Plan!Ich war mit dem Wetter zwar nicht ganz einverstanden, da es für diese Jahreszeit einfach "zu gut" war, aber bedauerlicherweise konnte ich nichts daran ändern und begann regelmäßig, sprich alle zwei bis drei Tage, meine auserkorenen Futterplätze zu befüttern. Zunächst fütterte ich eine relativ große Menge Partikel in Form von Mais, Tigernüssen, Hanf und zusätzlichen Pellets auf einem etwa 200x50m breiten Streifen. Ich wollte die Fische in einer gewissen Weise auf meinen Futterplatz aufmerksam machen. Die Menge an Boilies beschränkte sich anfangs auf etwa ein Drittel der Futtermenge. Boilietechnisch habe ich mich einmal mehr für den Crayfish und den Nutrition aus dem Hause Pro Line entschieden, für die ich seit Anfang des Jahres als Supporter tätig sein darf. Mit der immer näher rückenden Session passte ich das Verhältnis letztendlich auf circa drei Viertel Boilies und etwa ein Viertel Partikel und Pellets an. Weiterhin fütterte ich sehr großflächig, da ich mir davon versprach, die Fische am Platz zu halten. Ich wollte natürlich nicht, dass mir nur kurz die Plätze leergeräumt, sondern durch eine aktive Suche nach Fressen die Fische möglichst viel Zeit in meinem Areal verbringen würden.Der Start in die SessionAm anvisierten Tag dauerte es wie immer gefühlt doppelt so lange, bis ich den See erreicht hatte. Tausende Gedanken schossen mir wieder und wieder durch den Kopf. Am See angekommen wurden meine Befürchtungen letztendlich Wirklichkeit. Zelte, soweit das Auge reichte. Zum einen befürchtete ich, meinen Futterplatz nicht befischen zu können und zum anderen wusste ich, dass viele Schnüre im Wasser nicht unbedingt das Beißverhalten fördern würden. Aber nun gut, ich war hier und wollte das Beste aus der Situation machen. Glücklicherweise war mein Platz noch nicht besetzt, jedoch erschwerte mir ein halber Sturm massiv das Vorankommen in meiner Falte. Mit brennenden Armen und einem halb mit Wasser vollgelaufenen Boot erreichte ich letztendlich völlig erschöpft meinen Platz. Nach einigen Minuten Pause und gefühlt einem Dutzend Zigaretten begann ich allmählich mit der Suche nach einigen potentiellen Spots. Da ich acht Tage lang Zeit hatte, wollte ich - anstatt mich auf zwei Stellen festzulegen - gleich mehrere auswählen und punktuell befüttern. So hätte ich über den gesamten Zeitraum die Möglichkeit, auf Einflüsse zu reagieren und nicht zuletzt auch zu probieren. Letztendlich erschienen mir zwei Flachwasserbereiche, zwei Krautlöcher und eine Kante als sehr aussichtsreich. Da wir in Bayern bekanntlich nur mit zwei Ruten angeln dürfen, entschied ich mich in der ersten Nacht für ein Krautloch in etwa 2,5m Wassertiefe und einen Flachwasserbereich mit etwa 60cm Tiefe. Im Krautloch präsentierte ich zunächst ein Spinner-Rig, bestückt mit einem Crayfish Coated Pop Up, sowie im Flachwasserbereich einen Schneemann aus einem 20mm Nutrition Boilie und einem weißen Fluo Pop Up in 12mm.Hör auf dein Bauchgefühl!Schon in der ersten Nacht wurde mir bestätigt, dass ich mit meinem Bauchgefühl nicht ganz falsch lag. Insgesamt konnte ich vier Fische fangen, von denen jedoch keiner nur ansatzweiße die 5-kg-Marke knackte - was eine Gummernparty. Nicht schon wieder! Irgendwie war ich am folgenden Morgen zwar froh, Fische gefangen zu haben und der Grundstein war gelegt, jedoch wollte ich mir nicht ausmalen, wie es wohl weiter geht. Meine Devise hieß fortan: durchhalten! Irgendwann musste einfach ein Dicker einsteigen. Üblicherweise passiert an diesem See tagsüber meist nicht viel. Hin und wieder gibt es zwar Ausnahmen, aber diese sind rar, so auch an diesem Tag und dem folgenden. Ich glaube, es war mittlerweile die dritte oder vierte Nacht. Bis dato hatte ich noch immer keinen Fisch, der annähernd an der 10-Kilo-Grenze kratzte, als ich plötzlich einen Biss bekam, der anders wie die anderen, einfach nur brutal abzog. Schon beim Sprung ins Boot war mir bewusst, dass ich entweder einen der zahlreichen Waller oder eben einen etwas besseren Karpfen gehakt hatte. Kurze Zeit später sah ich den Fisch im Strahl der Kopflampe in etwa einem Meter Wassertiefe. Endlich ein Karpfen der deutlich über 10 Kilo hat. Nach vielen kleinen Fischen der letzten Tage und Nächte wollte ich diesen unbedingt! Voll mit Adrenalin schob ich den Kescher unter den Fisch und war wirklich sehr happy, nachdem ich ihn problemlos eintüten konnte. Bis hierhin hatte es circa fünfzehn Fische gebraucht um einen etwas besseren zu fangen. Nicht gerade die beste Quote, aber diese war mir in diesem Moment absolut egal. Was ich dazu noch sagen möchte: Bereits nach der ersten Nacht habe ich all meine Montagen auf mindestens 2x20mm Boilies umgestellt, dies schien jedoch die Satzer absolut nicht zu interessieren und sie bearbeiteten die Montagen so lange, bis sie hingen. Mit etwas Last von den Schultern startete ich den Tag mit neuer Motivation und hatte die Hoffnung, dass sich das Blatt nun wendet.Neuer Tag, neues Glück ... oder eher Unglück?Wie üblich verlief auch der nächste Tag eher ruhig, bis ich abends die Nachricht von meinem Nachbarn bekam, ob ich denn mal vorbei kommen könnte. Kurze Zeit später präsentierte er mir genau einen solchen Fisch, weswegen ich eigentlich hier war. Ich habe mich wirklich aufrichtig für ihn gefreut, mich jedoch gleichzeitig auch gefragt, ob ich wohl auch noch belohnt werden würde. Mit gemischten Gefühlen fuhr ich zurück in Richtung meiner Ruten. Kurz bevor ich diese erreichte, es waren maximal 10m, sprang der Swinger nach oben und ein Fisch begann, mit Volldampf Schnur von meiner Rolle zu nehmen. Wie geil ist das denn? Jetzt wäre doch der perfekte Zeitpunkt um auch meine Belohnung einzuholen. Ich nahm die Rute auf und konnte direkt unheimlich schwere Kopfschläge vernehmen. Ich paddelte dem Fisch einige Meter entgegen, doch am Spot angekommen - der Worst Case. Der Fisch hing wie so oft voll im Kraut. Hier den einen Dicken ans Band zu bekommen ist das eine, diesen dann auch noch zu keschern ist aufgrund des massiven Krautvorkommens etwas ganz anderes! Ich habe wirklich alles versucht, letztendlich musste ich mir jedoch eingestehen, dass es nur eine Option gab. Ich nahm die Schlagschnur in die Hand und versuchte mein Rig aus dem Kraut zu lösen. Entweder ich hatte Glück und der Fisch hing noch, oder er war eben weg. Passend zu meinem ernüchternden Frühjahr könnt ihr euch sicher ausmalen, wie dieses Szenario ausging. Wirklich sehr niedergeschlagen und auch mit Wut im Bauch fuhr ich, nachdem ich die Rute neu abgelegt habe wieder zurück. Ich war mir sicher, dass dieser Fisch genau der Grund war, warum ich hierher gekommen war. Es dauert einige Momente bis man nach all den kleinen Fischen einen solchen Moment verdaut hat, doch irgendwann müssen wir uns auch bewusst werden, welch großes Glück wir doch eigentlich haben. Sicher sind dies schlimme Momente für einen ambitionierten Karpfenangler, jedoch gibt es gerade in der heutigen Zeit weitaus Schlimmeres. Mit meiner Weinschorle in der einen und der Zigarette in der anderen Hand bestaunte ich vom Boot aus den Sonnenuntergang. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so klaren Himmel gesehen. Keine Wolken, ja noch nicht einmal ein Flugzeug weit und breit. In diesem Moment wollte ich genau hier sein. Ich verbrachte den Abend im Boot, bis die Sonne nicht mehr zu sehen war und ging mit einem eigentlich doch recht guten Gefühl ins Bett.Der perfekte Morgen?Den nächsten Morgen startete ich wie immer etwas verpennt und mit einem überdosierten Kaffe. Was für ein geiler Morgen. Die Sonnenstrahlen durchbrachen den Wald und wärmten mir schon in aller Frühe meinen Pelz. Gerade als ich den leeren Becher wegstellen wollte – Fullrun. Geistesgegenwärtig sprang ich ins Boot und nahm die Rute auf, die mir bereits so großen Kummer bereitet hat. Anders als gestern fuhr ich nicht erst zum Spot und begann dann mit dem Drill sondern baute sofort Druck auf und zog mich somit zum Fisch. Auch diesmal konnte ich wieder kraftvolle Kopfschläge wahrnehmen. Zugegeben ziemlich relaxt und tiefenentspannt näherte ich mich immer weiter dem Fisch. Vom Druck, den ich mir gemacht hatte, war zu diesem Zeitpunkt rein gar nichts zu spüren. Der Morgen war einfach zu perfekt, als dass etwas hätte schiefgehen können. Warum ich genau jetzt so cool war, das kann ich rückblickend gar nicht mehr beurteilen. Ich war nun fast am Krautloch angekommen und spürte, dass meine Schnur mehr oder weniger frei war. Der Fisch versuchte mit aller Gewalt, in die Tiefen des Krauts abzutauchen und ich hielt so gut es ging dagegen an. Spätestens nach der zweiten Flucht wusste ich, dass mein Rig, welches mit einem Crayfish Boilie und einem Coated Pop Up bestückt war, bombenfest sitzt. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Als ich den Fisch zum ersten Mal sah, gab es wieder diesen einzigartigen Moment. Es schien, als stünden die Welt sowie das eigene Herz kurzzeitig still. Genau deshalb war ich hier! Immer wieder versuchte der Fisch zu flüchten! Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkte ich, dass ihm langsam die Power ausging und ich witterte die Chance, meinem Elend ein Ende zu bereiten. Souverän, mit einigen Kilo leichter an den Schultern und überglücklich zog ich den Fisch letztendlich über den Kescherrand. Yes! Was für ein Fisch! All die Mühen und Niederschläge in den letzten Tagen waren in diesem Moment wie verflogen. Ab jetzt war alles andere nur noch Bonus.Den Abschluss mit Freunden genießenNachdem sich die erste Aufregung etwas gelegt hatte und ich gerade wieder die Rute ausbringen wollte, sah ich meinen guten Freund Christoph Hofmann auf mich zurudern. Durch den hohen Angeldruck waren einige Plätze am See belegt und nach kurzem Gespräch bot ich ihm an, dass er mit auf meinen Platz kommen könne. Um von vornherein Diskussionen aus dem Wege zu gehen, sei gesagt, dass er sein Zelt mit genügend Abstand zu mir aufgebaut hat und auch eine spätere Kontrolle keine Einwände dagegen hatte. Zwar hatten wir jetzt noch mehr Schnüre im Wasser, aber wir konnten ab sofort auch viel mehr ausprobieren um den dicken Karpfen auf die Schliche zu kommen. Christoph entschied sich zunächst für ein Krautloch sowie eine relativ flache Stelle, an der das Kraut begann. Trotz 18 Schnüren alleine auf unserer Seite, konnte auch er innerhalb kurzer Zeit einen Karpfen fangen. Es war zwar wieder keiner der ganz großen, jedoch einer deutlich außerhalb der Gummern-Kategorie. Die folgenden Tage verbrachten wir mit unheimlich tiefgründigen und auch sehr witzigen Gesprächen. Immer wieder fingen wir Fische, allerdings keinen mehr, der es zu einer Zigarre geschafft hat. Abschließend ist zu sagen, dass es diese Session fertigbrachte, uns ein Stück weit von der derzeitigen Krise abzulenken. Es ist eben nicht nur die Jagd auf dicke Fische, sondern auch die Tatsache, dass wir dabei den Alltagsstress ablegen und die verrückte Welt vergessen. In diesem Sinne, bleibt gesund!Euer Armin Pollak