Watercraft
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01.10.2021
Thomas Talaga: Rigs & Tricks, Part 3
In den vergangenen beiden Teilen dieser Kolumne habe ich mich mit den beiden grundlegenden Hakenformen befasst. Die Rede war dann vom sogenannten Kurv Shank, vom Wide Gape Modell und ihren kleineren Abwandlungen. Ferner ging es auch um das Erzeugen eines effektiven Eindrehpunktes, um unser Fangeisen bestmöglich im Maul eines Fisches zu platzieren. Was allerdings noch komplett fehlte, war das Vorfachmaterial, an welches unser Haken letztendlich angebunden wird. Dies möchte ich in diesem Teil dann gerne noch nachholen.BraidIn den Grundsätzen würde ich zwischen drei unterschiedlichen Materialarten unterscheiden. Zu allererst würde ich das gute softe Geflecht nennen. In den Anfängen der Karpfenangelei sprach man noch von Carp Line. Heutzutage ist vielmehr von einem Braid, also einem Geflecht, die Rede. In der Regel handelt es sich hierbei um einen weichen Faserverbund, der aus einer Vielzahl von einzelnen, synthetischen Fäden besteht. Bei der Herstellung von modernen Vorfächern wird ebenfalls noch darauf geachtet, dass zumindest einer dieser Einzelfäden ein ordentliches Gewicht mit sich bringt. Dies soll dann bewirken, dass dieser dem Gesamtgeflecht das notwendige Gewicht verleiht, damit sich unser Vorfach in der Folge schön sachte und unauffällig auf dem Bodengrund ablegt. Immer klasse nach dem Motto: Warum plump auffallen, wenn es auch super unauffällig geht?!Diese soften Braids eignen sich in besonderem Maße für ganz bestimmte Hakenformen. Grundsätzlich geeignet wären dafür alle Hakenmodelle, die ein nach innen gebogenes Öhr, oder aber auch Schenkel, aufweisen. An dieser Stelle würde ich Wide Gape, Long und Kurv Shank, Krank sowie auch den neuen Klor nennen. All diese Hakenversionen lassen sich völlig unkompliziert mit einem Geflecht zu einer fängigen Montage vereinen. Dazu müssen sie nur ganz simpel mittels eines „No Knot“, einem knotenlosen Knoten, angebunden werden. Weitere kleine Helferlein, wie Kicker oder Schrumpfschlauch sind dafür nicht wirklich vonnöten.Bedenken Sie bei der Auswahl ihres Vorfachmateriales aber auch, dass so ein extrem softes Rig für Verwicklungen fast schon prädestiniert ist! Also wenn schon super soft, dann besser zumindest mit PVA vor Verwicklungen schützen. Coated BraidAls weiteres Standardmaterial sei hier das ummantelte Geflecht, das sogenannte Coated Braid, zu nennen. Im Grunde genommen ist dies nur eine Weiterentwicklung des zuvor beschriebenen Braids. Hierbei wurde dem Geflecht dann einfach noch ein Mantel in Form eines Kunststoffüberzuges verpasst. Mit dieser kleinen Abwandlung erhält man ein mehr oder weniger steifes Vorfachmaterial. In seiner noch komplett beschichteten Variante eignet es sich nahezu perfekt zur Kombination mit Haken, die ein gerades oder aber nach außen gebogenes Hakenöhr besitzen. Dazu zählen Hakentypen wie der Choddy, Krank Choddy sowie auch der Kontinental Haken. Kombiniert man es in dieser Art und Weise, so erhält man ein ziemlich verwicklungsfreies Vorfach, welches auch der einen oder anderen Kleinfischattacke standhalten wird.Allerdings wird dieses Vorfachmaterial deutlich mehr für sogenannte Kombi Rigs verwendet. Diese bestehen aus einem zum Haken gerichteten soften und einem zum Wirbel hin gerichteten steifen Part. Hat man dafür früher noch extra zwei unterschiedliche Materialien miteinander vereinen müssen, so ist dies heute nicht mehr notwendig. Mittlerweile reicht es dafür nämlich vollkommen aus, wenn man vor dem Anknoten des Hakens bereits einen Teil des Vorfaches abisoliert. Das bedeutet, dass wir damit bereits zu diesem Zeitpunkt festlegen, wie lang der softe Part des Vorfaches ausfallen soll.Bei der Nutzung dieses Vorfachtyps als Kombi Rig eignen sich dann natürlich auch wiederum alle Hakenformen, die bereits für das Anbinden an ein weiches Braid geeignet waren.Mono oder FluorocarbonAls Monovorfach bezeichnet man im Grunde genommen ein simples Nylonvorfach. Bestens dazu geeignet sind unsere allseits beliebten Monohauptschnüre. Als weitere Abwandlungen gibt es steifere und teils sogar auch sehr gut formbare Monomaterialien. Diese wurden für Stiff oder Chod Rigs konzipiert. Außerdem gibt es auch noch Fluorocarbon. Hierbei handelt es sich in der Regel um ein äußerst klares, optisch kaum wahrnehmbares Material. Es fühlt sich an wie normales oder aber etwas steiferes Nylon. Allerdings besitzt es annähernd die Lichtbrechung von extrem sauberem und klarem Wasser. Von daher ist es nahezu unsichtbar. Allein schon diese besondere Eigenschaft macht es zu einem sehr beliebten Vorfachmaterial, welches häufig Anwendung findet.Wie schon gesagt, all diese Vorfacharten sind relativ steif. Von daher kann man sie im Idealfall auch bestmöglich mit Haken kombinieren, die ein nach außen gebogenes Öhr besitzen. Weiterhin lässt sich sehr lebhaft auch ihr übliches Verhalten als Komplettvorfach vorstellen. Ein steifes Rig beugt perfekt Verwicklungen entgegen. Das macht es einerseits zu einem sensationellen Partner, was das ursprüngliche Wurfangeln anbetrifft. Und auf der anderen Seite resettet sich so eine Montage nach Anfassern von Karpfen oder Attacken von Kleinfischen ebenso direkt wieder. Das heißt in 99 Prozent aller Fälle liegt so eine Montage immer absolut fangfähig am Bodengrund unserer Gewässer. Ich würde meinen, einen zuverlässigeren Partner wird man kaum mehr finden können.Was allerdings so ein Vorfachmaterial bzw. so ein Rig so besonders macht, ist noch weit vielfältiger. Denn stellen Sie sich einmal vor, wie sich so eine Montage im Maul eines Karpfen verhält. Erst einmal aufgenommen, so gibt es kaum mehr ein Zurück. Dies gilt für Chod sowie auch für Hinged und normale Stiff Rigs. Mangels Flexibilität lässt sich so ein Haken beim Versuch, ihn wieder auszuspucken kaum mehr umdrehen. Dafür ist dieses Gebilde einfach deutlich zu sperrig. Und exakt dies macht so eine fast schon „drahtige“ Montage zu etwas ganz Besonderem.Liebe Leser, Sie dürfen sich ruhig schon auf den nächsten Teil freuen. Darin werde ich dann auf so manche Besonderheit und natürlich auf die vielen kleinen Helferlein unserer Rig Boxen eingehen.Bis dahin viel Erfolg am Wasser!Thomas Talaga