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Watercraft / 12.01.2022

Thomas Talaga: Die richtige Vorfachlänge

Kürzlich habe ich bei Instagram die Frage nach der von den Kollegen favorisierten Vorfachlänge gestellt. Oha, ich kann Ihnen sagen, die Antworten darauf waren echt vielfältig.

Doch ehrlich gesagt war ich darüber auch nicht wirklich verwundert. Bereits für mein letztes Buch „Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln Teil 3“ hatte ich diese Fragestellung schon einmal um mich gestreut. Und auch damals teilte es meine Freunde und Kollegen in alle möglichen Himmelsrichtungen.

Thomas Talaga: Die richtige Vorfachlänge

Grundsätzlich könnte man doch meinen: Was heute hier noch so grandios funktioniert hat, sollte es morgen an völlig anderer Stelle doch ebenfalls tun. Schließlich handelt es sich ja überall um dieselbe Fischart. Und über die Zeit gesehen müsste sich doch dann auch die Vorfachlänge schlechthin durchsetzen. Ja eigentlich ist dem auch so. Denn oftmals genannt werden Längen von 12 bis 16 Zentimetern. Aber nicht nur ich bin da ein wenig skeptisch, ob es so eine „ich-fang-jeden-Fisch-Länge“ wirklich geben kann. Vielmehr ist es für mich eher eine Standardempfehlung, womit man überall ein paar Fische an Land ziehen kann. Und damit ist es aber zwangsläufig nicht die erwünschte Normgröße ohne Wenn und Aber.

Doch was sind denn überhaupt die entscheidenden Kriterien, die bei der Bemessung der Vorfachlänge beachtet werden sollten. Exakt diese Frage möchte ich an dieser Stelle an ein paar wenigen Beispielen erläutern.

Stichwort „Angeldruck“

Ganz am Anfang steht für mich der Angeldruck. Ist dieser sehr gering oder sind die Karpfen gar noch fast jungfräulich, würde ich mit der oftmals genannten Länge von rund 15 Zentimetern ziemlich konformgehen. Dies gilt insbesondere dann, wenn ich einen Futterplatz mit vielen Klein- oder Kleinstködern, wie Partikel oder Pellets, anlege. Dort verweilen die Carps halt oftmals relativ lange auf einem einzigen Punkt. Dann wäre mir bei der Wahl von längeren Rigs auch zeitgleich die Gefahr von zu tief im Schlund sitzenden Haken ziemlich groß.

Thomas Talaga: Die richtige VorfachlängeThomas Talaga: Die richtige Vorfachlänge

Eine komplett andere Sichtweise hätte ich an stark unter Druck stehenden Szenegewässern oder Paylakes. Hier werden die Karpfen einfach unheimlich häufig, ja wahrscheinlich tagtäglich, mit dieser Standardvorfachlänge behelligt. Dadurch haben sie natürlich auch gelernt damit recht save umzugehen.

Thomas Talaga: Die richtige Vorfachlänge

Meinen Beobachtungen nach setzen dann die weitaus meisten Kollegen, die diesen Umstand bewusst in ihre Angelei miteinbauen, auf extrem kurze Rig. Bei ihnen sind dann 8 bis 12 Zentimeter keine Seltenheit. Keine Frage, sie fangen damit auch gut ihre Fische. Doch mein Ding sind diese Minivarianten nicht so wirklich. Ich sehe dabei die Gefahr, dass ich damit auch so manchen Fisch zielsicher von meiner imaginären Fangliste ausschließe. Warum? Ganz klar, gerade diese Fische werden nicht unzählige Versuche starten, meinen Köder einzusaugen. Klappt es beim ersten Mal nicht auf Anhieb, so kann es eventuell auch schon ihr letzter Versuch gewesen sein. Manchmal gibt es dann ein kurzes Zucken der Rutenspitze und ein oder zwei einzelne Piepser und dann kehrt auch schon direkt wieder Ruhe ein. Zumindest bei dieser Konstellation bin ich mir ziemlich sicher, dass ich hier einen Karpfen vergrämt habe. Im Gegensatz zu kurzen Varianten ist mir nämlich so ein Umstand mit längeren Vorfächern höchst selten widerfahren.

Ruhiges oder bewegtes Wasser?

Eine völlig andere Frage stellt sich für mich ebenfalls: Fische ich im Stillwasser oder aber am Kanal oder Fluss? Werfe ich meine Montage in einem Baggersee aus, so wird das Ganze, nachdem alles am Boden angekommen ist, ziemlich plump auf einen kleinen Punkt fallen. Hingegen wird sich beim Fischen in einem Wasser mit Bewegung, wie es in einem Fluss der Fall ist, das Vorfach in Strömungsrichtung strecken. Von daher bekommt in so einem Fall der Karpfen weitaus weniger Handlungsspielraum. Dem entgegenwirkend würde ich im Fluss viel eher auf längere Vorfächer zurückgreifen. Nicht selten bin ich dann mit 30 bis gar 40 Zentimetern weitaus erfolgreicher als mit dem kurzen „Zeugs“. Zudem kann ich auch auf ein paar krasse Fische zurückblicken, die ich fast schon als meine Freunde bezeichnen würde. Und komischerweise sind es exakt diese Kollegen, die kaum mal oder sogar noch nie mit anderen Haken gefangen wurden. Sicherlich kann es Zufälle geben. Allerdings in dieser Vielzahl glaube ich nicht so recht daran.

Die Sache mit dem Material

Und ja, einen für diese Thematik wirklich sehr entscheidenden Faktor möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Und zwar ist dies die Wahl des Vorfachmaterials. Mit weichen Vorfächern gebe ich den Fischen grundsätzlich mehr Spielraum als mit steiferen. Dies gilt insbesondere im Stillwasser. Hier fällt die Montage, wie eben schon angesprochen, ziemlich plump auf ein kleines Fleckchen. Oftmals liegt dann unser Köder unmittelbar neben dem Blei. Bei wirklich steifen Vorfächern klappt dieses Rig am Grund regelrecht seitlich um. Von daher liegt es deutlich gestreckter und weiter entfernt vom Wurfgewicht auf dem Boden. Deshalb würde ich Stiff Rigs, die mit Fluorocarbon oder dickem Monovorfach gebunden wurden, immer deutlich länger wählen. Bei mir sind dann 30 bis 35 Zentimeter auch im Stillwasser eher die Regel.

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Faktoren über Faktoren

Ach ja, die zu erwartende Fischgröße ist bei dieser Fragestellung natürlich ebenso nicht von der Hand zu weisen wie auch die Auswahl des eigentlichen Rigs. Ich bin mir sicher, da gibt es noch so viele Kleinigkeiten oder aber auch Größen, die Berücksichtigung finden sollten. All diese hier anzusprechen würde aber mit Sicherheit den Rahmen vollends sprengen. Vielmehr ist es eine Thematik, die dem Anspruch eines weiteren Fachbuches gerecht werden würde.

Ich wünsche Ihnen einen tollen Start in ein gesundes und erfolgreiches 2022!

Thomas Talaga   

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