Szene-News
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12.08.2022
Massives Fischsterben an der Oder: Wurde der Fluss vergiftet?
Ein Bild des Schreckens: Tausende tote Fische umgeben aktuell die Ufer des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder im Osten Brandenburgs! Hinweisen zufolge soll ein durch die polnische Industrie eingebrachter hoch toxischer Stoff den Fluss durchlaufen und für das Massensterben verantwortlich sein. Angler, Badegäste, Hundebesitzer und Co. werden gebeten die Ufer der Oder zu meiden und das Wasser nicht zu berühren.Was ist die Ursache?Bereits Ende Juli 2022 gab es einen Chemieunfall auf polnischer Seite, bei dem große Mengen eines Lösungsmittels in die Oder gelangt waren. Die polnischen Behörden allerdings sollen das Land Brandenburg über diesen Vorfall nicht informiert haben – so Umweltminister Axel Vogel in einem Interview mit RBB24. Erst die zahlreichen toten Fische an den deutschen Ufern des Flusses ließen darauf schließen, dass etwas mit dem Wasser der Oder nicht stimmt.Nachgewiesen: Quecksilber im FlussAktuelle Wasserproben nach dem Fischsterben in der Oder haben eine erhebliche Quecksilberbelastung ergeben. Dies hat das Landeslabor in Brandenburg festgestellt. Quecksilber ist ein für Mensch und Tier hoch giftiges Metall, das vom Organismus schlecht ausgeschieden werden kann und sich daher im Körper anreichert. Ob das jedoch auch die Ursache für das Sterben tausender Fische ist, ist noch unklar.Sauerstoffmangel? Fehlanzeige!Dass allein die heißen Temperaturen, der niedrige Wasserstand und damit normalerweise einhergehende Sauerstoffmangel in der Oder schuld an dem Fischsterben sind, kann man mittlerweile ausschließen. Umweltminister Vogel nach haben Wasserproben sogar einen Anstieg des Sauerstoffgehalts ergeben, weshalb befürchtet wird, dass ein stark oxidierender Stoff in das Wasser eingeleitet wurde. Ob sich der Stoff schon länger in der Oder befindet und sich nun erst in Verbindung mit dem derzeitigen niedrigen Wasserstand bemerkbar gemacht hat, ist unklar.Umweltkatastrophe mit verheerenden FolgenBerufsfischer der Oder sehen sich durch die aktuelle Katastrophe immens in ihrer Existenz bedroht. Denn die für ihr Einkommen wichtigen Fischbestände reduzieren sich stark. Sollten die Fische wirklich vergiftet worden sein, dann ist auch der Verzehr von den noch lebenden Exemplaren durchaus bedenklich. Auch beheimatete Angler werden aus diesem Grund darum gebeten ihrer Leidenschaft an der Oder und ihren Nebenflüssen in nächster Zeit erstmal nicht mehr nachzugehen. Bereits gefangene und entnommene Fische aus der Kalenderwoche 32 sollten nicht mehr verzehrt werden.Nicht nur wir Menschen sind von dem Fischsterben betroffen, sondern auch am Fluss lebende Tiere, wie Wasservögel und Otter. Für sie sind die toten Fische eine leicht gefundene Nahrungsquelle – können doch eben genauso tödlich sein. Freiwillige Bürger auf deutscher und polnischer Seite, darunter auch viele Angler, entfernen die Fische daher von den Flussufern und entsorgen sie an geeigneten Annahmestellen.In Kontakt mit lokalen AnglernSchon seit Mitte der Woche befinden wir uns in Kontakt mit Brandenburger Kai Lander, dessen beangelter Flussabschnitt der Oder unmittelbar von dem Fischsterben betroffen ist. Er versorgt uns seitdem mit Infos aus erster Hand und schreibt zur Situation:„Anfang der Woche, am Dienstag, um genau zu sein, erreichten mich Bilder eines Freundes, mit verendeten Fischen. Er fragte mich, ob unser schöner Fluss, von dem ich keine 5 Kilometer entfernt lebe, die Oder, durch den niedrigen Wasserstand umkippt. Ich meinte: ‚Das kann nicht sein, die Wassertemperatur ist mit 23 Grad völlig ausreichend, wer weiß was da los ist.‘. Keine fünf Minuten später, stand das Handy nicht mehr still. Bilder toter Fische aus unterschiedlichen Flussabschnitten erreichten mich. Dann dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Vermutungen einer starken Verschmutzung aufkamen. Aus diversen Quellen wurde von einem Chemieunfall in Polen berichtet. Jetzt, drei Tage später, ist etwas mehr Licht ins Dunkel gekommen. Es wird von einer starken Quecksilber Vergiftung geredet. Ob dies alles so ist, werden die nächsten Tage zeigen. Ich kann nur eins sagen: Es macht mich richtig wütend, wie mit der Umwelt umgegangen wird. Zumal, wenn die Behauptungen stimmen, es von polnischer Seite keine Information über diesen Unfall gab. Obwohl es für solche Katastrophen Notfallpläne gibt. Dass es sowas in unserer heutigen Zeit gibt, ist unfassbar. Ein Naturparadies mit großer Artenvielfalt, Unter-, wie Überwasser, geht zu Grunde.“Wir bleiben dranZum jetzigen Zeitpunkt stehen uns leider noch keine weiteren Informationen zur Lage vor Ort zur Verfügung. Sobald wir mehr wissen, halten wir euch auf dem Laufenden.Ausmaße des Fischsterbens in BewegtbildDer Rundfunkproduzent RBB24 berichtet aktuell mehrmals am Tag von den Geschehnissen an der Oder. In einer ausführlichen Sondersendung werden die Ausmaße der Katastrophe besonders deutlich. Zu finden unter dem folgenden Link:https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/panorama/2022/08/oder-fischsterben-quecksilber-nachgewiesen-polen.html