„Hier soll ich entlangfahren?“ – etwas skeptisch mustere ich die schmale Zufahrtsstraße, die mich in Zentral-Frankreich an einen verzweigten Baggersee führen soll. Ganz ehrlich, welche Wege ich mit meinem ausgebauten Sprinter passieren und welche besser meiden sollte, muss sich erst noch mit der Zeit herausstellen.
Etwas wagemutig bugsiere ich mein Gefährt um tiefe, matschige Schlaglöcher und überhängende Bäume herum, ehe die dichten Pflanzen den Blick auf den See freigeben – mein Zuhause für die nächsten Tage und – wie sich später herausstellen sollte – genau meine Angelei. Viel Totholz im Wasser bedeutet präzise in den Schnurclip werfen, die Rute mit Expandern am Ufer sichern und den Fisch keinen Zentimeter Schnur gewinnen lassen. Kein schönes, aber dafür sehr effektives Angeln, dass ich von meinem Hausgewässer in Deutschland nur zu gut kenne.
Ich beschließe, nur zwei Ruten zu angeln, um den Fischen so wenig Schnurdruck wie möglich auszusetzen. Wurf für Wurf taste ich mich an zwei auserwählte Bäume im Wasser heran, ehe das Blei kurz davor aufschlägt – Bingo – jetzt noch die Distanz ablängen und schon kann es losgehen – und das tat es! Bereits nach einer guten Stunde neigt sich meine rechte Rutenspitze in Richtung Wasseroberfläche. Nach einem kurzen, aber hektischen Drill, schließen sich meine Keschermaschen um einen Spiegelkarpfen, dessen Flanke mich kurz innehalten lässt: „Ein Zeiler“, staune ich! Der See scheint mich mit offenen Armen zu empfangen und ich fühle mich direkt wohl. Nur kurze Zeit später stehe ich wieder drillend am Ufer. Diesmal ist es ein langer, wilder Schuppi, der mich bange Minuten und Flucht um Flucht fordert, ehe auch er in meinem Kescher landet.
Jetzt fühle ich ihn wieder – den Angelmodus, die Freude darüber, in der Natur zu sein und solche Fische fangen zu dürfen, nach einer viel zu langen Winterpause. Ich beschließe, alles auf eine Karte zu setzen, kurbel schnell beide Ruten ein und tausche die Pop Up- gegen selektivere Dickfisch-Rigs mit 25er Snowmans. Schließlich sollen auch einige gewichtige Fische in diesem See ihre Bahnen ziehen und der Gedanke daran, mit einem 40iger in die Van-Tour zu starten, gibt mir keine Ruhe.
Ich bin gerade dabei, einige kleinere Arbeiten im Van abzuschließen, da meldet sich erneut meine rechte Rute. Nur einen sekundenbruchteil später habe ich sie bereits in der Hand und laufe mit geschlossener Bremse rückwärts. „Bloß keine Schnur geben“, schießt es mir durch den Kopf. Als ich fünf Meter hinter meinem Bissanzeiger stehe und die langsamen Kopfstöße des Fisches in der Rute spüre, bin ich mir schon sehr sicher – da hängt er am Band, der erste Dicke 2023 – zumindest aus Frankreich… Und tatsächlich pendelt sich die Waage wenige Augenblick später bei über 23kg ein. Fett! So muss eine Tour beginnen, nicht wahr?
Die nächsten Stunden an meinem kleinen Paradies kürze ich an dieser Stelle ab: Es läuft fantastisch! Viele weitere Fische kann ich mit meiner Taktik überlisten, doch von Drill zu Drill wird mir immer klarer, dass es langsam Zeit wird, weiterzuziehen – und das tue ich!
Die nächsten Stunden an meinem kleinen Paradies kürze ich an dieser Stelle ab: Es läuft fantastisch! Viele weitere Fische kann ich mit meiner Taktik überlisten, doch von Drill zu Drill wird mir immer klarer, dass es langsam Zeit wird, weiterzuziehen – und das tue ich!
„Bye, bye“ verregnetes, kaltes Zentralfrankreich und „Hallo“, warmes, sonniges Südfrankreich! Kaum habe ich die Alpenregion hinter mir gelassen, öffnet sich der wolkenverhangene Himmel und schönstes Frühsommerwetter begleitet mich auf der Fahrt immer weiter gen Süden. Mein Ziel? Ein Big-Fish Pool mit geringer Fischdichte und unglaublich viel Kraut im Wasser. Schnell schicke ich die Drohne in die Luft und verschaffe mir einen Blick von oben und tatsächlich kann ich in einer unscheinbaren Bucht einen unglaublich breiten Spiegelkarpfen samt schlankem Begleiter ausmachen – doch dazu mehr im nächsten Part!
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