Nachdem uns Stefan Janssen schon im März und Mai mit richtig coolen Storys und ordentlich Fisch versorgte, kommt er nun mit einer ganz akuellen Geschichte aus der Hitze Frankreichs. Gemeinsam mit seinem Buddy Jan Lintermanns war er wieder unterwegs und machte das Unmögliche möglich. Die 3-2-1-Methode trug sicher ihren Teil zum Erfolg bei! Was es damit auf sich hat? Ihr erfahrt es hier:
Mitte Juni, es herrscht eine Hitzewelle über Frankreich, täglich zeigt das Thermometer konstante Temperaturen über 32 Grad. Unser Platz? Natürlich liegt er genau da, wo es absolut keinen Schatten gibt in unmittelbarer Nähe eines täglich von 06:00 - 17:00h arbeitenden Kieswerks. Wir sitzen also in sengender Hitze ohne Schatten zwischen feinem Staub und jeder Menge Lärm - von morgen bis abends…
Kein Schatten
Sicher kennt ihr das: Man wird unweigerlich aus dem Schlaf gerissen, um nur Sekunden später festzustellen warum. Der Mund und eigentlich auch der ganze Körper sind bereits ausgetrocknet und die ersten mega-warmen Sonnenstrahlen entziehen auch jegliche Luft zum Atmen. An weiter schlafen oder nochmal umdrehen ist nicht zu denken…
Dieses Szenario wiederholte sich jeden gottverdammten Morgen dieser Tour. Wir fühlten uns wie ein Hähnchen in der heimischen Frittenbude.
Kein Entkommen
Dann war da noch dieser Geruch am Platz, der dort irgendwie nicht hingehörte. Kurze Zeit halten wir es nicht mehr aus und gehen auf die Suche und finden direkt das Unheil. Wir fanden einen riesigen Graser tot am Ufer – sich langsam in der erbarmungslosen Hitze zersetzend.
Schlechtes Karma?
Waidgerecht entsorgten wir ihn. Schön war es nicht. Meine Idee, Jans Kescher zu nehmen, war auf den zweiten Blick gar nicht mehr lustig - für Jan versteht sich. Wir schafften es glücklicherweise auch ohne seinen Kescher.
Soviel zu den Rahmenbedingungen unseres „Urlaubes“. Kann man eine Tour noch nachträglich umbenennen – wenn man feststellt, dass das was man da treibt alles andere als Urlaub ist? Ja, man kann es, aber zu Hause wird es niemand verstehen…
Der 2-2-2-2-Modus
Wenn Jan und ich ans Wasser fahren, ist uns eine gewisse Chancengleichheit stets wichtig. Schließlich gehen wir miteinander und nicht gegeneinander angeln. Deshalb legen wir unsere Ruten meist im 2-2-2-2-Modus ab: Zwei Ruten von ihm, dann zwei Ruten von mir, dann wieder 2 von ihm, …
Das ganze geschieht aufs Wasser guckend von links nach rechts. Ich erwischte einen Bereich, in dem sich bereits kurz nach unserer Ankunft, einige Flossen an der Oberfläche zeigten und der ein oder andere Fische buckelte....
Die Überfall-Taktik
Ich entschied mich die Überfall-Taktik anzuwenden, um die gesichteten Fische mal eben „schnell“ zu fangen. Dafür wechselte ich die verlässliche Grundmontage gegen ein Chod-Rig mit auffälligem Pop Up.
Aus der Überfall-Taktik wurde natürlich nichts. Zum Glück biss aber auf allen Ruten nichts. Eigentlich kein Wunder bei 2,20m Durchschnittstiefe, weit über 30 Grad, richtig viel Kraut und absoluter Windstille.
Was tun wenn nix geht?
Nun war guter Rat teuer und wir kamen wieder bei der Ausgangssituation an: Urlaub machen. Also ließen wir es uns gut gehen und vertrieben uns die Zeit beim Sonnenbarsche beobachten und Spareribs grillen - wohlgemerkt nicht auf herkömmliche Art und Weise, sondern mit der 3-2-1-Methode!
Ich war direkt dafür, hatte ich doch ohnehin schon wieder Hunger. Bis dahin wusste ich allerdings nicht dass die Methode eine 6 stündige Zubereitungszeit bedeutete: 3+2+1.
Solange konnte ich nun auch noch warten, schließlich gehört für mich gutes Essen einfach zum Angeln dazu! Wie kann man gutes Futter in den Teich schmeißen und selbst aus der Dose leben? Für mich undenkbar!
Sei es der Pfannkuchen mit frischen Äpfeln zum Frühstück oder auch das gute Stück Fleisch oder Gambas auf dem Grill - so lässt es sich doch wesentlich besser aushalten…
3-2-1-Methode!
Nach zwei Tagen blank und genau 6 Stunden Garzeit auf dem Grill passierte dann das Unfassbare: Wie aus dem Nichts lief die Chod-Rig-Rute doch noch los. Die 3-2-1-Methode hatte zugeschlagen…
Kurze Zeit später fanden wir uns als eingespieltes Team zusammen in Boot wieder. Jan am Ruder im Eiltempo zum Fisch, ich die leicht gespannte Schnur am aufkurbeln. Aufgrund des dichten Krauts begann der Fight erst, als wir uns direkt über dem Fisch befanden. Und was für einer!
Sekunden später ging mir allerdings im wahrsten Sinne des Wortes der Arsch auf Grundeis: Der Fisch zeigte sich das erste Mal an der Oberfläche, wenige Meter vor unserem Boot. Was wir da sahen war ein komplett mit Schuppen übersäter Two-Tone...
Minuten des Zitterns begannen, Jan und ich sprachen kaum ein Wort. Jan weiß, dass ich es hasse, irgendetwas über den Fisch zu sagen, bevor er nicht im Kescher ist. Auf die Stille folgte ein Freudenschrei, den man sicher auch einen Ort weiter noch hörte: Fully in the net! Das der Fisch auch noch über 17kg wog - Nebensache!
Wenn die Hitze normal wird…
Doch das Beste: Plötzlich schien sich das Blatt gewendet zu haben. Denn von nun an lief es wie am Schnürchen - trotz unmenschlicher Hitze und Windstille. Vielleicht hatten sich die Karpfen plötzlich dran gewöhnt, dass jetzt Hochsommer war. Wer weiß? Uns war es eigentlich egal, denn wir erlebten ereignisreiche Tage mit absoluten Ausnahmefischen.
Aber dazu vielleicht schon beim nächsten Mal mehr.
Genießt die Sonne :)
Stefan Janssen
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