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Deine Story / 11.11.2020

Sascha Schwab - Wind im Gesicht und Schwein im Nacken - Teil 2

Teil 2 von Sascha Schwabs Story, in der euch von einer Session berichtet, die ihm ganz gewiss nur wegen den fast 1000km Anfahrtsweg in Erinnerung bleibt, sondern ganz sicher auch wegen der Geschehnisse am Wasser. Sascha sitzt alleine an einem tollen Gewässer, was nicht nur das Angeln erschwert, sondern auch die Fotografie der gefangenen Fische...

Neuer Morgen neuer Tatendrang

Ich öffne die Augen und blicke, mit dem Schlafsack noch halb über dem Gesicht, auf meine Ruten sowie die beiden Slings im Wasser. Die erste Nacht und der See hatte mich direkt mit zwei seiner Schätze beschenkt. Ein schnelles, leckeres Frühstück und ich beginne den Tag mit dem Ablichten der beiden Fische. Das Fotografieren gestaltete sich etwas schwierig, da sich mein Platz an einem komplett der Sonne abgewandtem Fleck im gleißenden Licht befand. Schließlich fand ich dennoch eine geeignete Stelle und konnte die beiden nach dem Fototermin wieder in ihr Element zurücksetzen. Mein Tagesziel hieß ab diesem Zeitpunkt, die im ersten Teil angesprochene Kiesbank zu finden. Also ab aufs Boot, die Geberstange ins Wasser und den Pro Lithium Power Pack von Proline auf ON. Voller Motivation steche ich in See. Als nach einiger Zeit die Bodenbeschaffenheit auf dem Echo deutlich härter wird und ich die ansteigende Grundlinie erkenne überkommt mich ein ziemlich gutes Gefühl. Dieses wird schließlich auch bestätigt, denn ich habe die von 3,50 auf 2,60 ansteigende Kiesbank gefunden. Sofort setze ich einen GPS Punkt und mache mich auf, um meine Rute zu holen. Ich entschied mich zunächst dazu nur eine Rute auf dem Spot zu fischen. Zwei der erlaubten 4 Ruten landeten zudem vor einem Streifen mit etwas härteren Boden vor Totholz sowie vor einem kleinen Seerosenfeld. Die vierte Rute landete natürlich wieder auf dem Spot, der mir bereits in der Nacht 2 Fische brachte. Geschafft, endlich kann ich mich zurücklehnen und etwas relaxen. Der Tag verstrich wie im Flug. Ich genoss die Ruhe und die Freiheit der großen Seen und war gespannt was da noch kommen mag. Es ist einfach ein ganz anderes Feeling als am Vereins-, oder Tageskarten See, und ich bin mir sicher, ein jeder, der regelmäßig an solchen Seen fischt, kann mir das bestätigen.

Ein nächtlicher Besucher

Nach einem guten Essen am Abend und ohne jegliche Aktivität auf den Spots bin ich an diesem Tag recht spät eingeschlafen. Um kurz vor 1 wurde ich jedoch von einem lauten Knacken im Unterholz geweckt. Ich war mir sicher, dass es diesmal kein Fuchs, Eichhörnchen oder ein Waschbär sein konnte. Durch lautes Grunzen und Schnauben wurde mir recht schnell klar wer sich da in der Nähe meines Camp´s umher schlich. Ein großes einzelnes Wildschwein! Hut ab, vor denen, die in solchen Momenten cool bleiben können. Ich konnte es auf jeden Fall nicht und mein Arsch lief mir förmlich auf Grundeis. Das Vieh ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. All die Geräusche, die ich machte, waren vergebens und die Sau kam immer näher und näher. Schließlich kam der Moment in dem das Zelt den ersten Ruck bekam. Mit all meinem Mut klatschte ich ein paar Mal in die Hände. Es wird laut, der Boden vibriert und ich spüre mein Herz bis auf die Zunge schlagen. Gott sei Dank aber reagierte das Schwein darauf und trat letztendlich den Rückzug an. Das Grunzen hörte ich noch weit in der Ferne. Voll mit Adrenalin versuche ich, auch wenn mir das nur sehr schwer geling, wieder zur Ruhe zu kommen und legte mich wieder auf mein Bedchair. Die Ruhe sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein denn aus dem nichts feuert die Kiesbank-Rute los. Im Eiltempo sprang ich in die Wathose und knipste die Kopflampe an. Aufgrund der vorhergegangenen Ereignisse öffnete ich aber nur langsam den Reißverschluss des Bivys und kontrollierte zunächst die Umgebung bevor ich, so schnell es nur ging zur Rute sprang. Schon beim ersten Kontakt konnte ich ein kraftvolles, stetiges Ziehen, völlig ohne wilde Kopfschläge, vernehmen. War dies etwa ein besserer? Wie ferngesteuert sprang ich ins Boot und fuhr dem Fisch entgegen. Der Himmel war wie in der Nacht zuvor sternenklar und dank des Mondes konnte ich wieder völlig ohne künstliches Licht den Fisch drillen. Ich liebe diese Atmosphäre. Nachts alleine auf dem See. Nur ich und der Fisch. Der Fight zog sich schier ins Endlose. Immer wieder weite Fluchten bei denen ich das Blei über den Boden schleifen spürte. Irgendwann war es aber soweit. In einem letzten Akt pumpte ich den guten langsam nach oben und zog ihn über den Kescher. 

Personal Best?

„YES-In the Net“ - „Click“ - Kopflampe an. Ich muss mich setzen und kurz durchatmen. Ich schaue in den klaren Himmel, merke wie der Druck des Drills von meinen Schultern fällt und frage mich angesichts des massiven Fisches im Kescher, ob dies wohl mein neuer Personal Best ist. Ich genieße den Moment noch eine ganze Weile und bleibe beinahe regungslos auf der Sitzbank meines Bootes sitzen. Als das Adrenalin langsam wieder meine Blutbahn verlässt, konnte ich nicht anders und musste meinen Besten, die allesamt selbst „draußen“ waren, schreiben: „Es hat geknallt“. Langsam und mit diesem unbeschreiblichen Gefühl, das ihr sicherlich kennt, fahre ich zurück ins Camp. Trotz dieses außergewöhnlichen Fisches wollte ich keine Zeit verlieren und meine Rute so schnell wie möglich wieder auf den Spod bringen. Am Ufer angekommen packe ich den Fisch in die Sling und hänge sie kurz an die Waage, um zu sehen ob ich richtig liegen könnte. Und ja, es könnte reichen! Ich lasse den Fisch mitsamt der Sling in sein Element zurück und bringe auf direktem Weg die Rute aus, welche wieder mit einem Crayfish Snowman bestückt wird. Kaum wieder auf der Liege, blicke ich auf den See und kann es kaum glauben: Blaues Licht und ein Dauerton. Die Rute, die ich gerade frisch gelegt hatte, läuft schon wieder. Nach einem recht unspektakulären Drill glitt ein weiterer guter Fisch, jenseits der 15kg Marke in die Maschen. Was geht hier denn gerade ab? Ich war überwältigt von den Ereignissen. Aus einem Bauchgefühl heraus entschied ich mich dazu den Platz für den Rest der Nacht nicht weiter zu befischen, denn ich wollte auf keinen Fall diesen vermeintlichen Hotspot „vergraulen“. Lediglich etwas Futter landete noch auf ihm ...

Ob sich Saschas Disziplin, dem nun gut laufenden Spod etwas Ruhe zu gönnen, im Laufe der nächsten Stunden auszahlen sollte, erfahrt ihr im dritten und letzten Teil seiner Story!

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