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Deine Story / 13.05.2021

David Rosemeier: Lockdown-Blog #5 - Jetzt beißen die Dicken!

Unser Chefredakteur David Rosemeier ist gemeinsam mit Videographer Kai Thiry trotz verschärften Maßnahmen nach Frankreich aufgebrochen, um das Frühjahr im Süden einzuleiten. Doch wie sind die Regelungen vor Ort? Wie reagieren die Menschen auf ausländische Angler? Und wie schaffen die Zwei es, sich trotzdem an die Regeln zu halten? David berichtet in seinem Lockdown-Blog:

Wir schalten einen Gang zurück, zumindest, was die Gewässergröße anbelangt. Ein weiterer Stausee steht auf dem Plan, jedoch mit weniger Steinen und schroffen Ufern. Idyllisch eingebettet in ein kleines Tal, scheint dieser See genau das zu sein, was wir nach dem Montbel brauchen: eine Art Motivationsgewässer, mit gutem Bestand. Der Frühling ist hier schon mit großen Schritten vorangeschritten, die umliegenden Felder erstrahlen im saftigen Grün und auch die Wassertemperatur ist mit 16 Grad schon wirklich ansehnlich. Nach den vielen Gewässern, Kilometern auf der Autobahn und Nächten in der Karre, schwindet langsam meine Kraft. Kai jedoch strotzt nur so vor Energie und Motivation und treibt mich an. Also alles wieder ausladen, die Boote aufbauen, beladen und ab aufs Wasser. Klingt für Karpfenangler im Lockdown mit Entzugserscheinungen nach der schönsten Prozedur der Welt, aber macht das mal jeden Tag! Wir steuern eine flache Bucht an, welche wir auf Maps ausgemacht haben und werden schnell fündig: Überall huschen Schatten umher. Bingo!

Schnell im Rennen

Während ich mein Geraffel zu einer strategischen Stelle paddle und alles nach und nach aufbaue, versucht Kai sein Glück beim Stalking. Er hat seine Maiskörner gerade ins Wasser geschnickt, als seine Rute bereits läuft. Ein kleiner, hübscher Schuppi ist das Ergebnis und bildet den Einstand an diesem Gewässer. Tagsüber passiert wieder mal nichts. Also heißt es erneut: Plätze füttern und ab zum Auto. Ach, wie schön es doch ohne Ausgangssperre und Corona sein könnte. Hilft alles nichts und wir versuchen bei ein paar kühlen Bier und Filets in der Pfanne, etwas Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen.

Trübe Aussichten

Am nächsten Morgen sind wir wieder bereit, anzugreifen und paddeln über den See, der in eine dicke Nebelsuppe gehüllt ist. Zwei Ruten kommen in die flache Bucht, in welcher wir Tags zuvor die Karpfen gesehen hatten, die anderen verteilen wir rund um unsere Landspitze. Kai scheint für diesen See irgendwie ein Händchen zu haben und drillt nach kurzer Zeit den ersten Schuppenkarpfen in einer winzigen Bucht, während ich versuche, den fehlenden Schlaf nachzuholen. Immer wieder wache ich auf und höre irgendwo Kais Bissanzeiger piepen. Gerne hätte ich ihm geholfen, aber ich war nach all den Strapazen einfach platt. Als ich gegen Mittag aufwache, grinst mich ein übermüdeter, aber auch überglücklicher Kai an: drei Karpfen hat er über den Vormittag verteilt fangen können. Darunter ein dicker Schuppi und ein bildhübscher Spiegler. Wir freuen uns über die Fische und ich knipse sie ihm der Reihe nach ab. Wir fühlen uns angekommen und wohl an diesem See. Als am Nachmittag der nächste Schuppi beißt, den ich vom Boot in feinster südfranzösischer Frühlingssonne drille, scheint unser Glück perfekt.

Zuschauer in Uniform

Doch auch hier, im tiefsten Süden, ist die Polizei präsent. Zwei Beamte beobachten den Drill aufmerksam vom gegenüberliegenden Ufer. Aber uns bleiben noch zwei Stunden, bis wir wieder zum Auto müssen, also alles im grünen Bereich. In den Abendstunden folgt der Schock: Es ist Freitag und ab Montag soll ganz Frankreich zum Risikogebiet erklärt werden, mit flächendeckenden Ausgangssperren: Rien ne va plus! Wie gerne hätten wir an diesem See noch ein paar Stündchen geangelt, aber vor uns liegen viele Kilometer, die wir nicht am Stück abreißen wollen. Wir entscheiden uns einen Zwischenstopp an der Rhone einzulegen und erreichen den Fluss nach einer kurzen Polizeikontrolle ohne weitere Zwischenfälle. Langsam fließt sie vor uns dahin, doch dieser Anblick ist nichts im Vergleich zu dem, was uns gegen Abend erwarten würde: Mistral! Von vorbeifahrenden Franzosen vorgewarnt, erleben wir schon die zweite Sturm-Nacht auf diesem Tripp. Am nächsten Morgen ist gefühlt alles sandgestrahlt. Zwar hatten wir in den Abendstunden noch probiert, unsere Ruten mit dicken Steinmontagen abzulegen, doch bei Mistral auf dem Faltboot, noch dazu auf einem so großen Fluss, wäre lebensmüde und keinen Fisch wert – so unsere Meinung.

Alles auf eine Karte

Ein Zwischenstopp bleibt uns noch und wir setzen an einem Flachlandsee in Zentralfrankreich alles auf eine Karte, um doch noch den Abschlussfisch unserer Tour zu fangen. Doch der Kälteeinbruch, gepaart mit eiskaltem Nord-/Ostwind vernagelt allen Fischen wohl die Mäuler. Kai macht sich am nächsten Morgen auf den Heimweg nach Luxemburg, aber ich habe noch ein Ass im Ärmel! Eine kurze Sprachnachricht später, verabrede ich mich mit Kumpel Guido an einem kleinen Fluss, der sich durch die Grenzregion schlängelt. Hier sollen Karpfen schwimmen? Zweifel kommt kurz auf, aber Guido zeigt mir ein paar Fangbilder und ich bin wieder Feuer und Flamme. Nach einem entspannten Plausch und leckerem Abendessen versuche ich, etwas Kraft zu tanken und platziere in den Morgenstunden zwei Ruten unmittelbar vor meinen Füßen. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es uns, gleich drei Flusskarpfen zu fangen. Davon zwei wunderschöne, alte Spiegler, die den Fluss bestimmt seit vielen, vielen Jahren ihr Zuhause nennen – der perfekte Abschluss der Frankreich-Tour! Mit etwas Wehmut verlasse ich Frankreich und passiere die Grenze, ohne auch nur einen einzigen Beamten dort zu sehen.

Zwei Wochen mit unglaublich vielen Eindrücken, Rückschlägen und Glücksmomenten liegen hinter uns. Kai, es war mir ein Fest! Drücken wir die Daumen, dass der Lockdown bald endlich ein Ende hat!

Zu den anderen Lockdown-Blog Parts von David geht es hier entlang:
https://www.carpzilla.de/stichworte/lockdown

Schon in Kürze machen sich die beiden wieder auf, um in ein neues Abenteuer zu starten, seid gespannt!

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