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26.12.2020
Florian Zink: Nur die Harten kommen in den Garten – Durchhaltetipps für den Winter #2
Es weihnachtet sehr. Und während die Temperaturen im Schnitt der Jahreszeit entsprechend ausfallen, verschlägt es auch immer weniger Angler regelmäßig ans Wasser. "Das muss nicht sein!", denkt sich Carpzilla-Redakteur Florian Zink. Heute zeigt er euch, welche Tricks in Sachen Ausrüstung er seit vielen Jahren gegen die Kälte anwendet. Jetzt ist es also doch noch geschehen: Der Winter hat Einzug gehalten. Die meisten Nächte kratzen zwar nur knapp an der Frostgrenze, aber es ist mal wieder ein richtiger Winter – mit Schnee rechne ich in den Niederungen Baden-Württembergs ohnehin schon lange nicht mehr; das wäre so unwahrscheinlich wie ein 30-Kilo-Fisch in meinen Händen. Mittlerweile hat sich meine Angelei durch die nächtliche Ausgangssperre komplett in die Tagstunden verschoben und dennoch bin ich froh, dass ich mein winterliches „Luxus-Programm“ zumindest ansatzweise fahren kann. Von genau diesem soll hier die Rede sein. Zunächst aber ein kleiner Blick zurück.In meinem ersten Beitrag war ich ja auf die Bedeutung der richtigen Kleidung im Winter eingegangen. Hierzu erreichten mich noch die folgenden Tipps:Marco R. schreibt, dass er auch auf einen Schal nie verzichten würde. Tatsächlich war ich hierauf nicht näher eingegangen. Übrigens aus dem Grund, weil die meisten meiner mittleren und oberen Lagen ohnehin einen schalähnlichen Kragen aufweisen.Matthias S. wies noch darauf hin, dass er sich gerne auch im Jagdsektor umschaut, da die Performance dieser Kleidungsstücke teilweise herausragend sei. In der Tat kann man auch hier fündig werden. Positiver Nebeneffekt: Die Klamotten aus dem Jagdbereich sind meistens ebenso optisch unauffällig wie die typischen Angelklamotten - sofern man auf diesen Faktor achtet.Kommen wir nun aber zu den Gegenständen und Gimmicks, die uns bei Kälte die Zeit am Wasser erwärmen. Es sind die Sachen, die ich den Sommer über größtenteils in der Garage verstaue und die erst mit den fallenden Temperaturen wieder den Weg ans spärliche Tageslicht finden. Anfangen möchte ich mit meiner Behausung.Das Zelt: Nicht zu klein, nicht zu großMittlerweile nutze ich für meine Angelei überwiegend ein Brolly mittlerer Größe. Im Sommer ist es schnell gestellt, vom Gewicht her ist es im Rahmen und im Winter kann ich es entsprechend erweitern, um so mehr Komfort am Wasser zu genießen. Seit seinem Release bin ich – nach zahlreichen Fehlschlägen mit einigen namhaften Herstellern – beim Fox Ultra Brolly gelandet. Dieses bietet für mich genügend Platz für Liege, bei längeren Sessions einen kompakten Stuhl und all mein anderes Tackle. Es ist in der Höhe einigermaßen variabel aufzubauen und verfügt für mich über die ideale Grundfläche. Aber auch ein paar weitere Features spielen mir bei Kälte voll in die Karten:Einclippbarer Himmel: Dieser verhindert zwar kein Kondenswasser per se, ich merke davon aber nichts mehr. Früher hatte ich morgens Eisplatten an der Zelthaut, diese Zeiten sind lange vorbei. Insgesamt ist das Zelt in Sachen Atmungsaktivität in meinen Augen eine sehr gute Wahl. Weiterer Vorteil: Der Innenhimmel kann beim Transport im Zelt belassen werden.Einzippbare Front: Logisch, ein offener Schirm ist im Winter nichts. Durch die Front schütze ich mich vor Wind und Kälte.Einclippbare Bodenplane: Zwar fische ich meist ohne den Boden, allerdings kommt dieser auf extrem schlammigen Ufern sehr praktisch.Einen weiteren Vorteil hat die überschaubare Größe übrigens noch. Sobald ich meine Zeltheizung am Start habe, lässt sich so ein Brolly viel leichter aufheizen als ein großes Bivvy. Und damit zum nächsten Punkt.Die ZeltheizungNachdem ich jahrelang eine alte Spiritus-Bootsheizung mein Eigen nannte – die damit verbundenen stinkenden Finger und Kopfschmerzen gab’s gratis dazu – habe ich seit einigen Jahren auf Gas umgerüstet. Dieses verbrennt in meiner Heatbox nahezu geruchslos und schafft auch einiges mehr an behaglicher Wärme. Gasflaschen lassen sich an den meisten Tankstellen käuflich erwerben und nachdem ich mir einen längeren Schlauch zugelegt habe, kann ich die Heizung so im Brolly positionieren, dass die warme Luft ideal im Zelt verteilt wird. Es gibt nur zwei Wermutstropfen:Es muss immer für ausreichend Sauerstoff gesorgt werden. Meist mache ich zwar die Heizung in der Nacht aus (der Schlafsack sollte auch so warm genug sein), sobald das Teil aber läuft, MUSS ein Teil der Zelttür geöffnet bleiben; in meinem Fall eine Reißverschlussseite.Hitze steigt bekanntlich nach oben. Während ich also obenrum brüte, werden die Füße leicht kalt. Ab und an lege ich deshalb eine Neoprenmatte auf den Boden, die für etwas Isolation sorgt. Seit längerem trage ich mich mit dem Gedanken, dass irgendeine Art Ventilator es ja schaffen müsste, die warme Luft im Bivvy zu verwirbeln. Sollte also ein findiger Tüftler unter euch sein: Vielleicht kann man ja was bauen?!Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, eine Heizung zu betreiben, für mich ist dies zum jetzigen Zeitpunkt jedoch die einfachste.Bedchair und SchlafsackAktuell bin ich sehr von meiner kompakten neuen Errungenschaft angetan, einem hübschen Sleep System in gefälligem Camouflage-Muster. Was ich jedoch langsam merke: So richtig für den tiefen Winter ist das Ding nicht gedacht. Zwar steht auf dem Verkaufsschild groß „5 Season“ drauf, aber für den deutschen Winter scheint es wohl nicht gemacht. Zum einen verfügt die obere Lage der Innenseite nur über eine Nylonoberfläche – ich persönlich bevorzuge bei Kälte Fleece, aber das ist Geschmackssache. Zum anderen halten die innenliegenden Wulste die kühle Zugluft nicht ganz so effektiv draußen, wie ich mir das vorgestellt hatte und die Isolation von unten ist bei Eiseskälte sicher auch nicht perfekt. So wird wohl bald wieder mein, zwar größerer, dafür aber warmer AS 365 mit passendem Bedchair und Mattress Topper den Weg aus der Garage finden. Bis dahin tut es ein gefütterter Überwurf. Hier alles auf einen Blick:Nicht überall, wo 5 Season draufsteht, ist auch 5 Season gewährt. Erfahrungswerte aus dem Bekanntenkreis können hier weiterhelfen.Eine Fleece-Innenseite ist im Winter in der Regel kuschliger, aber Geschmackssache.Auch Isolation von unten sollte gegeben sein. Wenn es nichts Passendes gibt, kann auch eine einfache Isomatte unter den Schlafsack geschoben werden; funktioniert aber bei vielen Schlafsystemen nicht wirklich gut.Eine günstige Alternative zum zweiten System kann ein gefütterter Überwurf sein.Alles andere: Probier’s mal mit GemütlichkeitDie restlichen Tipps aus meinem privaten Repertoire möchte ich abschließend noch in Stichworten zusammenfassen:Wärmflasche: Wenn wir schon beim Thema Schlafsack waren; eine rechtzeitig darin positionierte Wärmflasche macht das Einschlafen mal so richtig schön. Zur Not tut es auch mal eine PET-Flasche. Vorsicht ist hier nur bei der Wassertemperatur geboten, denn eine dünnwandige Flasche kann sich leicht verziehen und im schlimmsten Fall läuft einem die heiße Brühe über die Füße.Essen: Immer wieder erstaunlich, welchen Unterschied ein voller Bauch beim Angeln macht. Warmes Essen liefert Energie, schenkt dir eine sinnvolle Tätigkeit und wärmt die Seele. Ob es nun eine umfangreichere Mahlzeit oder nur eine 5-Minuten-Terrine ist, bleibt ja jedem selbst überlassen.Getränke: Nichts geht über heißen Kaffee oder Tee am Wasser… und natürlich darf es auch mal ein Glühwein sein. Allerdings kühlt der Körper durch zu viel Alkohol schneller aus und der ganze schöne Effekt ist dahin. Es soll auch Menschen geben, die gerne heiße Instantbrühe trinken, zu diesen gehöre ich allerdings nicht. Egal, was dir schmeckt: Der Kocher ist im Winter am Wasser ein Muss. Aber Achtung: Diesen NIE im geschlossenen Zelt verwenden!Kerzen: Oh Gott, jetzt kommt der Kerl auch noch mit sowas um die Ecke… ich höre das laute Jammern. Aber tatsächlich schaffen ein paar Kerzen eine sehr gemütliche Atmosphäre. Wenn erlaubt, darf es natürlich auch ein Feuer sein, wenn ich (überwiegend alleine und nur für eine schnelle Nacht) am Wasser bin, verzichte ich aber meist auf die Befriedigung des kleinen Pyromanen in mir.Beleuchtung: Nichts ätzt mehr an als schlechte Sicht. Gerade, wenn es schon um 17 Uhr dunkel wird, ist eine gute Kopflampe Pflicht. Hinzu kommt ab und an noch eine kleine Lampe fürs Zelt. Inzwischen gibt es auch wirklich clevere Systeme speziell fürs Zelt, bisher war ich hierfür aber noch zu geizig.Entertainment: Du hast Freude beim Beobachten des Wassers? Dann haben wir etwas gemeinsam. Trotzdem möchte ich nicht auf ein gutes Hörbuch oder einen Film vor dem Einschlafen verzichten. Auch der Laptop ist so gut wie immer dabei, denn der Zilla will gefüttert werden.SchlusswortGanz pauschal gilt: Eine Kombination aus der richtigen Ausrüstung und dem passenden Mindset lassen dich die Zeit am Wasser immer genießen – egal, zu welcher Jahreszeit. Und auch wenn die Bisse im Winter oft seltener sind und der Umfang des Tackles etwas zunimmt, so ist es doch Zeit am Wasser, die ich verbringen darf. Dort, wohin mich mein Herz immer wieder aufs Neue zieht.Frohe Weihnachten und dicke Fische mit warmen Fingern euch!FloDein persönliches Winterhighlight ist nicht erwähnt worden? Gerne verarbeite ich es in einem kleinen Update. Schick mir dazu einfach ein paar Stichworte an flo@carpzilla.de!