Nachgehakt
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21.03.2022
Die "Kanal Challenge" - nachgehakt bei Sven Ihne
Vor einigen Tagen sorgte Korda mit „The Journey – die Kanal-Challenge“ für Wirbel in der Szene. Mit diesem Film lieferten Sven Ihne und Andreas Hetzmannseder vor der Kamera mit Christian Keßler hinter der Linse einen besonders tiefen, dokumentarischen Film ab, der das Gefühl des Karpfenangelns für viele voll traf. Das Trio stellte sich mit diesem Projekt einer besonderen Herausforderung, denn die Ruhrgebietskanäle sind nicht dafür bekannt, einfach zu sein. Sven Ihne war dort lange zuhause. Er hat Antworten auf unsere Fragen zu den Besonderheiten der Kanalangelei in dieser Region:Carpzilla: Herzlichen Glückwunsch zu diesem Film Sven, es war eine Freude, ihn anzusehen! Was verbindet dich mit den Kanälen des Ruhrgebietes – oder besser: mit der Region im Allgemeinen?Sven: Vielen lieben Dank für das schöne Feedback zum Film. Ich denke, wir haben da etwas ganz gutes abgeliefert, was den Leuten gefällt und einen guten Vibe fürs Karpfenangeln vermittelt. Christian, Andy und mir war es wichtig, eine authentische Sache darzustellen, mit allen Ecken und Kanten, welche einem beim Karpfenangeln begegnen können. Das ist uns, und insbesondere Chris, welcher die Kameraarbeit und den Schnitt gemacht hat, denke ich, sehr gut gelungen. Meine Verbindung zum Ruhrpott und somit auch zu den Kanälen in der dortigen Region ist schnell erklärt. Ich habe in Dortmund eine prägende und wichtige Phase meines Lebens verbracht, sowohl privat wie auch anglerisch. Fünfzehn Lebensjahre sind nicht wenig und aus so einer langen Zeit nimmt man einiges an Erinnerungen und Lebenserfahrung mit. Der Kanal hat in dieser gesamten Zeit immer eine wichtige Rolle gespielt.Carpzilla: Warum Kanal? In dieser Region mangelt es ja nicht an Baggerseen oder anderen Gewässern? Der Kanal lockt nicht gerade mit bequemem Angeln, oder?Sven: Als ich damals begonnen habe, am Kanal zu Angeln ist es aus den Umständen heraus entstanden. Klar habe ich die Möglichkeit gehabt, an andere Gewässer zu fahren, jedoch hätte ich dafür weitere Strecken mit dem Auto zurücklegen müssen. Das Kanalwasser hatte ich sozusagen direkt vor der Haustür. Ich kann mich schnell auf unterschiedliche Begebenheiten einlassen, somit habe ich zuerst das genutzt, was am einfachsten zu erreichen war. Als ich dann nach und nach tolle Menschen am Kanal kennengelernt habe, sich regelmäßig Fangerfolge einstellten und ich die Kanalangelei besser verstanden habe, hat es mich regelrecht eingenommen. Ich hatte überhaupt kein Interesse mehr an einer anderen Art von Gewässer. Was die Bequemlichkeit beim Kanalangeln angeht ist es etwas besonders. Man muss sich einfach an speziellen Orten wohlfühlen können und sich auf die Begebenheiten einlassen – dann erscheint es auch nicht mehr ungemütlich oder abstoßend. Es kann einige Zeit dauern, bis man sich an das Ambiente gewöhnt hat, aber dann ist es eigentlich wie überall, entweder man fühlt sich wohl oder nicht.Carpzilla: Der Film vermittelt ein Gefühl für dieses Gewässer. Für dich ist es ein wichtiger Teil deiner anglerischen Laufbahn. Das hat auch mit Menschen zu tun, der lokalen Szene. Wie hat diese euer Projekt wahrgenommen?Sven: Ich habe viele tolle Leute und Angler im Ruhrpott kennengelernt. Zu vielen habe ich heute noch gute Beziehungen und einige sind sogar langjährige Freunde. Wer davon jetzt zur lokalen Szene gehört müssen andere einordnen, das liegt mir fern. Ich denke, die Frage zielt etwas darauf ab, ob es Gegenwind von den aktuell ansässigen Anglern über ein Filmprojekt in ihrer Region gab, oder? Ich denke, da muss man sich zuerst immer die Frage stellen, ob es grundsätzlich korrekt ist, das Angeln an öffentlichen Gewässern in bewegten Bildern zu dokumentieren. Egal wo. Irgendjemand fühlt sich immer und überall auf die Füße getreten, wenn man Geheimnisse lüftet oder Insiderwissen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Wenn man sich dazu entscheidet, die Öffentlichkeit zu suchen, muss man mit Gegenwind rechnen. Unter Anglern bläst dieser Wind oft häufiger stark als woanders – so scheint es mir – aber das ist ok. Die Tatsache, dass diese Art von Kritik gerne von Personen kommt, die besonders gerne und große Mengen frei zugänglichen Content in Form von Angelvideos konsumieren relativiert die Sache für mich doch enorm. In unserem speziellen Fall ist mir fast niemand bekannt, der sich in einem persönlichen Gespräch negativ geäußert hat. Eher im Gegenteil, viele da draußen, speziell von den Anglern, welche aus der Region kommen oder den Kanalabschnitt kennen an dem wir gedreht haben, feiern das Video sehr und freuen sich, dass es Anerkennung von der gesamten Anglerschaft für ihre doch etwas spezielle Art der Angelei gibt.Carpzilla: Respekt, für deinen ersten Auftritt bei so einem großen Projekt hast du das Ding ganz schön geschaukelt! Warst du gar nicht nervös? Wie ist es, bei so einer Sache mitzuwirken? Wir können uns vorstellen, dass da auch Druck im Spiel ist…Sven: Vielen Dank. Tatsächlich ist es für mich bis auf einige kleine Projekte unter Freunden das erste mal, das ich bei einer großen Produktion mitgewirkt habe. Richtig nervös werde ich selten, ich denke dazu bin ich ein zu gelassener Mensch. Aber klar war ich mir oft unsicher in meinem Handeln und zweifelte einige Male an meiner Herangehensweise vor der Kamera, insbesondere wenn Chris regungslos hinter seiner Maschine stand und dann lediglich eine Aufnahme mit einem kurzen „OK“ beendete. Das konnte für mich in dem Moment vieles bedeuten, irgendetwas zwischen totalem Bockmist bis voll gut. Für ihn ist es jedoch eine gängige Situation seines Arbeitsalltages. Aber, und das muss ich wirklich betonen, sowohl Andreas wie auch Christian arbeiten auf einem höchst professionellen Level. Sie wissen beide zu 100 Prozent, was sie tun, sind schwer aus der Ruhe zu bringen und legen eine gute sowie gelassene Arbeitsweise an den Tag. Dieses Vorgehen der beiden hat einen großen Teil meiner Bedenken und Unsicherheiten im Keim erstickt. Auch dieses Vorgehen ist ein Teil von „The Journey“ und fügt sich sehr in das erfolgreiche Gesamtkonzept ein. Abschließend ist zu sagen, dass mir die Arbeit mit den beiden sehr gut gefallen hat. Es war oft wie mit zwei guten Kumpel beim Angeln zu sein und ich denke, wir werden sicher noch öfter gemeinsame Sessions erleben und in spannende und informative Videos verpacken.Carpzilla: Das hoffen wir doch auch! Was würdest du rückblickend an eurer Herangehensweise verändern?Sven: Es stand schon lange im Raum, dass wir an diesem doch besonderen Kanalstück mal eine professionelle Produktion machen möchten. Ich kenne Christian schon viele Jahre, er hat früher selber dort auf Karpfen gefischt und für mich hat dieser Teil des Kanals eine historische Bedeutung. Schon vor vielen Jahren haben wir darüber gesprochen was man machen könnte mit dem Hintergrund, es in ein passendes Format zu bringen. Mit der „The Journey“ Serie auf dem deutschen Korda YouTube Kanal hat Chris sich im vorletzten Jahr eine Möglichkeit geschaffen, mit seiner Kreativität hinter der Kamera und vor allem im Schnitt eigene Wege zu gehen. Wege, die vielleicht nicht immer genau den kommerziellen Richtlinien eines großen Tackel-Herstellers folgen, jedoch heutzutage ein Filmerlebnis abliefern, welches nicht alltäglich ist. Erst mit diesem Schritt schien uns die Zeit gekommen, den passenden Rahmen zu haben, um den Kanal und seine dortige Angelei gebührend darzustellen. Mit Andreas hatten wir einen weiteren guten Angler im Boot, welcher sich hervorragend mit der Kanalangelei auskennt, jemanden der richtig Bock auf Neues hat und natürlich auch das Sprachrohr seitens Korda ist. Unsere Herangehensweise war sicherlich manchmal etwas chaotisch, jedoch haben wir alle drei soviel an Zeit gegeben wie es in unserer aktuellen Situation möglich ist. Wir waren immer alle sehr fokussiert auf das Ziel und niemandem von uns ist zwischenzeitlich die Puste ausgegangen, auch wenn es nicht immer einfach war und die Motivation einige Male sehr gelitten hat. Rückblickend würde ich also sagen, dass wir im hier und jetzt nicht großartig viel an unserem Vorgehen ändern würden, außer, dass wir auch an einem stressigen Tag mit Location-Touren und Videodreh regelmäßiger Essen sollten…Vielen Dank für deine Zeit Sven! Hier geht’s direkt zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=LKVxTFwfkbMHier kannst du dir ansehen, welche Rigs und Taktiken Andreas und Sven am Kanal einsetzen: https://www.youtube.com/watch?v=8o-qi6DXSpU