Picknicker
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19.02.2019
DER PICKNICKER AUDIOBLOG - legal, illegal, scheißegal?
Macht es noch einmal Jungs! Holt euch den Titel! Das Ergebnis ist allseits bekannt und war das Schlechteste einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft seit Menschengedenken, endete bereits in der Vorrunde und selbst die Carpzilla-WM-Pop-ups haben daran nichts ändern können. Wie gut, dass ich mich am Zielfischpool mental von der üblen Schlappe regenerieren konnte.Nach der letzten Session mit meinem Jugendfreund Thomas und unseren Töchtern war ich wieder bis in die Haarspitzen motiviert und meine Schnorchel-Ausrüstung konnte ich in der Zwischenzeit auch endlich wieder komplettieren. Ha! Angriff! Endlich wieder illegal angeln! Den Beschluss hatte ich nämlich in den letzten Wochen gefasst - mit allen Konsequenzen, die diese Art der Fischerei mit sich bringen kann. Natürlich könnte ich euch meine Geschichte erzählen und diese Tatsache verschweigen, um meinen (hoffentlich?) guten Ruf zu wahren. Aber ich wiederhole mich: Ich differenziere deutlich zwischen offiziell illegal und inoffiziell illegal. Wenn neben dir und deinen Ruten Hunderte Menschen rumschwimmen - mit Aldi-Gummibooten und anderen skurrilen, schwimmenden Untersätzen den See unsicher machen und sich wie die letzten Affen auf diesem Planeten benehmen, soll ich mich als einziger Volldepp an diese schwachsinnigen Verbote halten? Nur um das klarzustellen: Ohne Angel im Gepäck darf ich schwimmen, schnorcheln und Boot fahren. Und zwar von der kleinen Segeljolle bis hin zum 20-Mann-Drachenboot mit 13-Metern Länge. Und mein kleines FX200 ist jetzt hier verboten oder was? Und schwimmen darf ich auch nicht, nur weil ich meine Ruten dabei habe? Sorry, aber das ist für mich ein super Beispiel dafür, wie sich Angelvereine durch selbst auferlegte Regeln ins Abseits stellen und die meist älteren Herrschaften der Vereinsvorstände es sich dauerhaft mit ihren Mitgliedern verscherzen. Bitte mit Bedacht!Eines möchte ich aber an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich betonen, um nachgelagerten Diskussionen proaktiv zu begegnen. Wenn ich gegen diese, für mich offensichtlich schwachsinnigen Regeln verstoße (bzw. verstoßen muss!), mache ich es nicht Sonntagsmittags um 11 Uhr, wenn sich der Vorstand zum Frühshoppen am Vereinsheim trifft. Ich überlasse es jedem von euch selbst die „schwachsinnigen“ Regeln zu interpretieren, aber sind wir doch mal ehrlich – erfolgsorientiertes Karpfenangeln ist ab einem gewissen Niveau doch fast unweigerlich in irgendeiner Art und Weise „illegal“, oder? Auch wenn ich gerade mit der Zwille reihenweise Steine aus dem Glashaus schieße, bitte ich euch stets mit Bedacht vorzugehen. Es ist ein Unterschied, ob ich Sonntagsmittags eine Flasche Wodka getrunken habe und total besoffen mit Tempo 100 durch die Spielstraße heize oder nachts um 2 Uhr auf der Landstraße Tempo 70 fahre und zuvor über den Abend zwei Flaschen Bier getrunken habe... Daher gilt wie immer ein überdachtes Handeln mit Bedacht getreu dem Motto: DO IT IN THE DARK! Is jetzt nicht wahr, oder?Unglaublich! Es gab sie doch, die krautfreie Stelle inmitten des Unterwasserdschungels und ich hatte sie gefunden. Und zwar nicht beim Schnorcheln, sondern tatsächlich mit der Lotrute! Endlich! Endlich konnte ich 2 Ruten mit Bodenködern(!) in den Zielfischpool werfen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Dennoch gab es auch hier wieder einen kleinen Makel zu beobachten: Die Bodenbeschaffenheit schien mir sehr schlammig zu sein. Das kann gut sein, muss es aber nicht zwingend und ist stark von der Qualität (Nährschlamm oder Faulschlamm?) abhängig. Daher galt es sich diesen Boden vor weiteren Futteraktionen ein wenig genauer anzugucken. Die von Thomas Talaga in seinem wirklich hervorragenden Buch WATERCRAFT – erfolgreich Karpfenanglen Teil 2 beschriebene Wollfadenmethode wäre auch eine Möglichkeit gewesen, um sich Klarheit zu verschaffen. Dennoch glaube ich (und ich gehe davon aus, dass Thomas mir hier zustimmen würde), dass es sich hierbei nur um die zweitbeste Lösung handelt, sofern geschnorchelt werden kann und der ausgewählte Spot in einer realistisch zu erreichenden Tiefe liegt. Ich war jedenfalls bestens vorbereitet und hatte mir alle erforderlichen Hilfsmittel auf den Trolley geladen. Demensprechend zog ich mir im letzten Licht des Tages Maske, Schnorchel und Shorty an und… in diesem Moment kam eine Flotte mit 4 Booten an und ankerte in unmittelbarer Nähe, während gleichzeitig die Knicklichter ins Wasser flogen!Wieviel Scheiße kann man eigentlich fressen, bevor man platzt? NEE ODER?! Das durfte doch alles nicht wahr sein - wieder eine verlorene Nacht. OK, die Ruten habe ich natürlich geworfen und diese am nächsten Morgen ohne jegliches Grünzeugs am Haken auch wieder rauskurbeln können. Das war doch schon mal ein kleiner Fortschritt in die richtige Richtung. Ein kurzer Geruchstest am Boilie offenbarte mir zunächst mal keinen Hinweis auf übel stinkenden Faulschlamm. Dennoch blieb eine gewisse Ungewissheit. Also spontan eine weitere Nacht eingeplant und keine 10 Stunden nachdem ich abgebaut hatte, schob ich den Trolley erneut über Stock und Stein zum auserwählten Spot. Ihr könnt es vielleicht schon erahnen: Wieder wurde es dämmerig, wieder war ich gerade im Begriff mir die Schnorchel-Ausrüstung um die Hüften zu schnallen als erneut die Russen-Flotte anrückte und die Knicklicht-Offiziere mit großem Enthusiasmus auf Aal-Jagd gingen…Reif für die Insel!Nach diesen erneuten Rückschlägen war ich endgültig urlaubsreif – ab nach Borkum! Ich habe es in der vergangenen Messesaison auf ein paar wenigen Bildern bereits im Rahmen meines Vortrages „Auf Reisen“ gezeigt. Ja, auf der schönen Nordseeinsel Borkum kann auf Karpfen gefischt werden. Da ich bereits vor 3 Jahren schon einmal mein Glück versucht hatte und auch damals ein paar Fische fangen konnte, war wieder eine gemeinsame Session mit Frau und Kindern eingeplant. Und diesmal war ich dementsprechend gut vorbereitet und wusste ziemlich genau, was zum Erfolg führen würde: Mit einigen Kilos feinsten Tropicana-Pillen von meinem Sponsor T.T.Baits im Gepäck wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Dieser gelbe Kohlehydrat- und weiche Milchprotein-Boilie ist eine echte Instant-Waffe und hat mir in der Vergangenheit mehr als nur einmal richtig gute Fische beschert. Ich fasse mich kurz: Ich bin 3x zum Anfüttern gefahren und habe jedes Mal ein knappes Kilo 14mm Pillen versenkt. Ja, auch auf Borkum gibt es graue Katzen und ich habe mal wieder gemerkt, wie viele Boilies (Stückzahl!) eigentlich ein Kilo in 14mm ist! Vor allem, weil ich diese mit der Schleuder gefüttert habe.Einer nach dem Anderen…Morgens um 4:30 Uhr klingelte der Wecker und keine 15 Minuten später saß ich auf dem Fahrrad. Easy-Mat, 2 Ruten, Kescher, Rucksack mit Kaffee, einem halben Kilo Boilies (der letzte Rest!), Bissanzeigern und ein wenig Kleinzeugs rundeten die Kombi ab und ich fuhr zu Beginn der blauen Stunde die 5 Kilometer mit dem Fahrrad von unserer Ferienwohnung an den See. Für eine Kamera war kein Platz mehr - daher verzeiht mir bitte die doch eher schlechte Bildqualität meines alten 5er-Iphones. Das flache Wasser mit einer maximalen Tiefe von 1,5 Metern besitzt einen Zu- und Ablauf und wird tidenabhängig offenbar auch mit Brackwasser angereicht. Der Salzgehalt des Wassers ist beim Geschmackstest deutlich wahrzunehmen und die darin legenden Salzwassergarnelen bilden nach Auskunft der Locals offenbar die Hauptnahrung der darin lebenden Fische. Um keine Zeit zu verlieren, hatte ich bereits am Vorabend die Ruten montiert und deshalb nach nur 5 Minuten beide Latten im Wasser. Eine Rute mit simplem 14mm-Bodenköder, die Andere mit 20mm-Pop-up am Chod-Rig. Schnell noch 20 Baits pro Rute mit der Schleuder geschossen und schon saß ich mit einem Tässchen heißen Kaffee auf meinem Stuhl und harte der Dinge, die da kommen sollten. Es waren keine 15 Minuten vergangen, ich fotografierte gerade den Sonnenaufgang, als der Bodenköder gefunden worden war und ich den ersten Fisch drillte.Natürlich ein kleiner Spritzer aber hey - ich konnte einen Fisch fangen! Geil - so kann es weitergehen! Und das tat es. Nach 2 Stunden wurde es immer hektischer und ich erlebte eine unfassbare Sternstunde, die unterm Strich mit 16 Fischen in 8 Stunden angeln endete. Zwei wirklich nette Locals (Grüße an euch Jungs!) waren zwischenzeitlich auch anwesend und es war mir fast schon ein wenig peinlich, weil ich während ihres 30 minütigen Besuches 4 (oder 5?) Fische fangen konnte. Es war wirklich unglaublich, kaum landete der Köder im Wasser, lief die Rute erneut ab. Es war zwischenzeitlich so krass, dass ich die Rute nach dem Auswerfen einfach in der Hand gehalten habe, ohne sie auf den Bankstick zu legen! Unter Wasser musste sich der gesamte Karpfenbestand des Sees versammelt haben. Teilweise kamen die Bisse innerhalb weniger Sekunden, nachdem mein kleines 78gr. Blei den Grund des Bodens erreicht hatte.Futter ist MachtDieses Beispiel zeigt sehr deutlich, was gutes Futter in Kombination mit der richtigen Strategie bewirken kann. Anfüttern ist offiziell untersagt und weil es auch nur drei ernsthafte Karpfenangler gibt, die sich (mehr oder weniger) an diese internen Regeln halten, kannten die Karpfen ein Vorfüttern in dieser Form offenbar nicht. Gerade bei extrem trübem Wasser habe ich mit gelben Ködern sehr gute Erfahrungen gemacht. Hinzu kam, dass die Karpfen keine 14mm Boilies kannten! Die Jungs von der Insel fütterten zwar auch mit TT-Baits an (es hatte sich nach meinem ersten Besuch vor 3 Jahren bereits rumgesprochen, dass es sich hierbei offenbar um fängige Köder handelte!), aber ihre bevorzugten Boiliesorten waren eher unauffällig braun und mit einem Durchmesser von 20mm. Ich bin mir sicher, dass diese kleine Veränderung die Fische komplett ausrasten ließ und sie in einen totalen Futterrausch verfallen sind. Eine zweite Beobachtung war ebenfalls sehr deutlich und mehr als eindrucksvoll: Irgendwann stand es 7:0 für den Bodenköder!Das Choddy brachte null Bisse, obwohl die Ruten nur 5 - 10 Meter auseinanderlagen und ich diese auch zwischenzeitlich getauscht hatte, um auszuschließen, dass die Fische alle von links auf den Futterplatz kamen. Demensprechend montierte ich auch auf die 2. Rute einen Bodenköder. Keine 5 Minuten später fing dann auch diese Rute ihren ersten Fisch und bestätigte den Verdacht. In diesem Moment fiel mir auch wieder ein, das ich bereits vor drei Jahren eine ähnlichen Vermutung hatte, weil auch damals schon ein Pop-up keinen einzigen Fisch brachte und nur über einzelne Bodenköder die Fische zu fangen waren. Damals konnte ich jedoch in drei Sessions nur vier Fische fangen, aber diese Tendenz war mir bereits damals aufgefallen. Ich kann mich nicht an ein vergleichbares Beispiel erinnern, was mir so eindrucksvoll den Unterschied vor Augen geführt hat und zeigt, dass es einen immensen Unterschied ausmachen kann. Hierbei spielen sicherlich der Gewässertyp und die Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Ich nehme diese Erfahrung auf jeden Fall gerne mit und werde auch zukünftig immer versuchen, diese möglichen Varianten dauerhaft in mein Angeln zu integrieren. Alles hat ein EndeDer Urlaub verflog natürlich wie immer viel zu schnell. Dennoch konnte ich meine Akkus gehörig aufladen und neue Energie tanken, um in der 2. Jahreshälfte am Zielfisch-Pool richtig anzugreifen. Ob mir der nachtangelnde Flottenverband bei der Jagd nach meinem Jahresziel auch weiterhin einen Strich durch die Rechnung machte erfahrt ihr im nächsten Teil des Picknicker-Blogs – natürlich nur hier exklusiv bei Carpzilla+!Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit, egal ob am Wasser oder bei den Liebsten zu Hause.Euer Picknicker, Achim Schlüßel