Weiter geht’s mit dem 4. Teil des Picknicker-Blogs: Der Dänemark Urlaub mit der Familie endete in der letzten Mai-Woche und wir trudelten am späten Samstagabend wieder zu Hause ein. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genau eine Stunde hatte, um die Einkäufe für die geplante Frankreichtour machen zu können. Geil - somit bot sich mir die Option, bereits am Folgetag ins gelobte Land losstarten zu können und nicht erst Montagsmorgens wie ursprünglich geplant. Den Segen meiner Frau hatte ich (wie so häufig) bekommen. Genau für solche spontan eingeräumten Freiheiten liebe ich sie so sehr!
Auf ins Frösche-Paradies
Die lange Autofahrt durch die dunkle französische Nacht überbrückte ich mit diversen Podcast-Folgen und die Zeit verging wie im Flug. Vor mir baute sich in einiger Entfernung ein gewaltiges Gewitter auf und ich fuhr mit meinem alten und mittlerweile fast 400.00 Kilometer auf dem Buckel tragenden Opel-Gaul pünktlich zur Geisterstunde durch ein krasses Unwetter. Mit Tempo 30 auf der Autobahn in Richtung Süd-Westen zu fahren, kann dennoch Spaß machen und ich genoss das Naturschauspiel ein weiteres Mal.
Eine Stunde später fielen mir immer öfter die Augen zu und ich brauchte dringend ein kurzes 10-Minuten-Nickerchen, um nicht in der Leitplanke zu enden. Mit steifem Nacken ging es auf die letzte Etappe der Anreise und ich kam mitten in der Nacht am Stausee an, den ich bereits vor 2 Jahren das erste Mal gemeinsam mit Peter befischt hatte. Unmittelbar nachdem ich aus dem nach Fischboilies und vergorenen Tigernüssen stinkendem Auto trat, wurde ich schlagartig daran erinnert, dass ich mich im Frösche-Paradies befand. Einfach der Wahnsinn mit welch ohrenbetäubendem Lärm ich von quakenden Gesellschaft begrüßt wurde!
Endlich Erfolg!
Nachdem das Tackle in den frühen Morgenstunden aufgebaut war, setzte ich auf eine vergleichbare Strategie wie bei meinem ersten Besuch. Zwei Ruten mit Chod-Rigs und ein wenig Futter im Kraut abgelegt und zwei weitere Ruten mit der groben Futterkelle im Freiwasser sollten den gewünschten Erfolg bringen. Dabei fischte ich die erste Freiwasserrute unmittelbar hinter der weit ins Wasser ragenden Krautkante und die Zweite bestimmt 30 Meter dahinter. Ich war mir aufgrund der hohen Wassertemperaturen von 24°C an der Oberfläche sehr sicher, dass ein Großteil der Fische bereits abgelaicht hatte. Wie wir alle wissen, gibt es danach bei unseren beschuppten Freunden kein Halten mehr und die Fische nehmen das erste Mal im Jahr größere Mengen Nahrung zu sich. Mit meinen Chod-Fallen, an denen ein gelber 20mm Tropicana und ein weißer 20mm Ice-Cream Pop-ups am 4er Haken montiert waren, wollte ich die letzten Fische rauspicken, die gegebenenfalls noch nicht gelaicht hatten.
Achtung Kontrolle
Direkt am ersten Abend lief die Rute an der Krautkante draußen ab und ich konnte einen 16 Kilo Spiegler einnetzten. Hammer, hatte ich doch auf dem Spot mal locker 5-6 kg Pillen und 2 Kilo Tigernüsse versenkt! Der relativ schnelle Biss ließ mich vermuten, dass der Fisch nicht alleine unterwegs war und ich fütterte ordentlich nach, bevor ich die Ruten über Nacht aus dem Wasser holte. Leider ist an diesem Gewässer das Nachtangeln verboten und ich wollte mich eigentlich daran halten, schließlich hatte ich bereits vor zwei Jahren unangenehmen Besuch zweier Guards - Ticket inklusive. Das brauchte ich nicht nochmal und war daher in den Minuten nach Sonnenuntergang in Alarmbereitschaft. Ich musste einfach die Latten so lange wie möglich im Wasser lassen, weil die Fische erfahrungsgemäß an diesen Gewässern ihre Fressphase überwiegend in die dunklen Stunden der Nacht verlagern. Jahrelanger Angeldruck konditioniert die Tiere demensprechend. Doch die Sache wurde mir dann irgendwann doch zu heikel und ich drehte die Stöcke raus.
Bevor es in die gemütliche Flatliter ging, bereitete ich noch die Ruten für den nächsten Morgen vor und stellte mir den Wecker. Ein abschließender Blick auf das Handy offenbarte mir genau 3 Stunden Schlaf. Mit dicken Augenringen morgens um 4 die Ruten rausfahren ist so gar nicht mein Ding, zumal sich in den nächsten Tagen rausstellen sollte, dass im Anschluss die Zeit für ein weiteres Nickerchen knapp bemessen sein würde. Mehr als einmal lief bereits die erste Rute ab, bevor die Restlichen alle gelegt waren und es war eine herrliche, aber auch körperlich höchst anstrengende Fischerei. Drillen in der blauen Stunde ist wahrlich majestätisch! Zwischen leichten Nebelschwaden mit der Banane auf dem Wasser zu gleiten und dabei einen massiven Karpfen durchs Kraut pflügen zu sehen erfüllt mich mit Zufriedenheit!
Best-Buddy
Mittwochs stieß Peter dann endlich auch dazu - er musste in den vergangenen 2 Tagen noch geschäftliche Termine bedienen und war aufgrund der permanent eintrudelnden Fangmeldungen schon bis in die Haarspitzen motiviert. Wir begrüßten uns mit kräftigem Schulterklopfen. Schließlich hatten wir etwas zu feiern, denn diese Session stand ganz im Zeichen unserer mittlerweile 20 Jährigen Freundschaft mit ungezählten gemeinsamen Touren im In- und Ausland. Das konnte doch nur ein Erfolg werden! Endlich fing ich Karpfen in dieser für mich bis dahin so beschissenen Saison und wir waren uns beide sicher, dass weitere Folgen würden. Die Sterne standen gut und auch mein Bauchgefühl endlich wieder positiv.
Körperlich am Ende
Die Tage vergingen wie im Fluge und die Stunden rauschten nur so an uns vorbei. Samstagmorgens war ich echt fertig, die Woche hatte Spuren hinterlassen und ich hörte nicht mal meinen Wecker bimmeln. Als ich gegen 7 in der Frühe aus meinem komatösen Schlaf erwache, sehe ich nur zwei Slings im Wasser und bin ein wenig genervt über mich selbst. Mist, die beste Phase des Tages verpennt und von meinem Buddy direkt die Quittung erhalten! Leicht angesäuert fange ich mit drei Stunden Verzögerung an zu fischen und freue mich umso mehr über einen guten Spiegler, der relativ unüblich, in den frühen Nachmittagsstunden meinen 4-Fisch-GLM-Boilie im Freiwasser gefunden hat. Mit fast 20 Kilogramm ein perfekter Fisch und der Blankretter des Tages für mich. In Summe wurden die Bisse aber weniger und wir führten dieses auf den Wetterwechsel und den damit einhergehenden, leicht steigenden Luftdruck zurück. Nichts desto trotz blieb uns noch eine weitere Nacht oder vielmehr ein letzter Morgen!
Die Prophezeiung
Ich war mir sicher, dass „…noch genau einer…“ kommen würde und prophezeite Peter „…ne dicke Sau, du oder ich, warte ab…“. Mit diesen letzten Worten fielen wir todmüde gegen Mitternacht in unsere Kojen, um uns für drei Stunden aufs Ohr zu hauen. Wir waren ein wenig mutiger geworden und fingen am letzten Morgen bereits um 3 Uhr in der Früh damit an, die Ruten rauszufahren – alles oder nichts lautete die Devise für die letzten Stunden unserer Jubiläumstour! Um es kurz zu machen – den Lauf bekam ich an der exakt gleichen Stelle, wo vor sechs Tagen der erste Fisch der Tour meinen Boilie gefunden hatte. Zuvor hatte ich einen Ice Cream Hard Light Hookbait an mein Haar geknotet und der Wafter sollte mir nicht nur den schwersten Fisch der Tour bescheren, sondern auch noch den Schönsten. Schuppen wie dicke Apfelscheiben zierten das Kreuz des mächtigen Spieglers - was für ein krönender Abschluss und der erneute Hinweis darauf, dass bei deutlichen Wetterumschwüngen des Öfteren die Schlagzahl der gefangenen Fische abnimmt, dafür aber ein einzelner, größerer Fisch zum Landgang überredet werden kann. Diese Beobachtung habe ich in den vergangenen Jahren übrigens nicht zum ersten Mal gemacht und viele meiner schwersten und außergewöhnlichsten Fänge wurden bei strahlendem Sonnenschein fotografiert!
So geht es weiter…
Im nächsten, 5. Teil des Picknicker-Blogs berichte ich euch über eine wirklich schlimme Unwetter-Nacht, die ich gemeinsam mit meiner Tochter, ihrer Freundin und deren Vater am Wasser verbracht habe. Seid gespannt und fangt in der Zwischenzeit nen dicken Winterkarpfen!
Achim Schlüßel
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