Nachgehakt
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09.04.2020
Schon über 30 Karpfen auf der Haben-Seite: Florian Woldt erlebte Traumstart in die Saison - wir haben nachgehakt....
Auch wenn uns das Wetter im April wohlgesonnen scheint und vielerorts zu hübschen Frühjahrsfängen führt, war es im März umso verhaltener. Eine Kältewelle hatte uns fest im Griff und zögerte den erfolgreichen Saisonstart hinaus. Nicht jedoch bei Florian Woldt! Florian erlebte bei frostigen Temperaturen einen beachtlichen Saisonstart mit Dutzenden Fischen. Grund genug also, ihm genauer auf den Zahn zu fühlen…Carpzilla: Hi Florian, wir freuen uns sehr, dich zu unserem Nachgehakt-Interview begrüßen zu dürfen. Das Frühjahr war bisher (Stand: Ende März) etwas verhalten. Erst durchbrachen die Temperaturen die 20-Grad-Marke und plötzlich holt uns der Frost wieder ein. Du hast dir offensichtlich dennoch eine sehr erfolgreiche Taktik zurechtgelegt, erzähl doch mal… Wie bist du in die Saison 2020 gestartet?Florian: Hallo liebe Leser, erst einmal vielen Dank für euer Interesse an meiner Angelei. Meine Saison begann bereits im Januar mit einer sehr spontanen Nacht an einem kleineren Waldsee, welchen ich bereits im vergangenen Herbst relativ erfolgreich befischte. Eigentlich wollte ich in diesem Jahr erst später starten, aber wie das nun mal so ist, nach knapp 2 Monaten Auszeit juckte es wieder stark in den Fingern. Ich vermutete die Fische in zwei Bereichen des Gewässers und entschied mich zunächst für einen recht verholzten Bereich. Im Dunkeln angekommen, legte ich zwei Pop Up Montagen lediglich mit einem PVA-Stick bestückt direkt ins Holz. Bereits am frühen Morgen packte ich wieder ein, da ich zur Arbeit fahren musste. Ich blieb blank, hatte jedoch nun die Gewissheit, dass sich die Fische im anderen Seeteil aufhielten. Diesen präparierte ich anschließend mit etwas Dosenmais, Teig und Boiliecrush. Angepasst an die winterlichen Bedingungen fuhr ich meist einmal wöchentlich zum Füttern und wagte dann Mitte Februar den ersten Versuch. Während der Dämmerung fing ich drei wunderschöne kleine Fische, die restliche Nacht und auch den Morgen blieb es still. Die nächsten Ansitze verkürzte ich daraufhin auf die abendliche Dämmerungsphase und fing weiterhin konstant zwei bis drei Fische in nur drei Angelstunden. Ein kleiner Trip Mitte März in den hohen Norden an ein top besetztes, sehr flaches Gewässer bescherte mir dann die ersten besseren Fische des Jahres. Ihr merkt, also dass das richtige Timing im Frühjahr eine große Rolle bei mir spielt, um effektiv zu angeln.Carpzilla: Du bist Familienvater und hast parallel noch einen FulltimeJob. Wie schaffst du es, deine spärliche Zeit so effektiv am Wasser zu nutzen.Florian: Zugegeben, es ist zum Teil ein ganz schöner Struggle. Familie, Sieben-Tage-Arbeitswoche mit vier Schichten und Freunde, da bleibt leider mal was auf der Strecke. Wenn ich mich nicht extrem fokussieren würde, wäre das in diesem Ausmaß, wie ich es mir selbst abverlange, nicht möglich. Ich versuche, möglichst viel Zeit am Wasser zu verbringen, ob zum Füttern oder auch nur zum Beobachten. Spaziergänge mit meinem Sohn werden nicht irgendwo hin unternommen, sondern eben an die jeweiligen momentan befischten Gewässer. Meine Frau hat sich mittlerweile größtenteils ihrem „Schicksal“ ergeben und ist mir bei allen Dingen eine große Hilfe und dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Auch wenn es trotzdem manchmal zurecht kleine reiberein gibt. Zusammenfassend spielen bei mir gute Vorbereitung, aber auch intuitives Vorgehen eine wichtige Rolle. Kurze Zeitfenster vor oder zwischen den Schichten müssen genutzt werden, denn Zeit für ausgedehnte Wochenende-Sessions habe ich absolut nicht.Carpzilla: Das ist sehr beeindruckend, Flo. Deine kurzen Zeitfenster nutzt du dabei offensichtlich auch sehr gut aus. Wenn du deine Angelei im Frühjahr mit der von den meisten anderen vergleichen würdest, welche Unterschiede fallen dir auf? Was machst du anders?Florian: Ich versuche, mich nicht mit anderen Anglern zu vergleichen. Vielmehr achte ich peinlichst genau darauf, wie jemand am Wasser vorgeht, um zum Erfolg zu kommen. Sollte derjenige nicht erfolgreich sein, zieh ich ebenfalls meine Schlüsse daraus. Davon profitiert meine eigene Angelei enorm und das Prozedere bezieht sich nicht nur auf das Frühjahr, sondern auf das ganze Jahr. Natürlich spielt dahingehend auch die eigene Erfahrung, welche ich über Jahre hinweg gesammelt habe, eine sehr große Rolle. So kann ich gerade im Frühjahr sehr viele Bereiche eines Gewässers komplett ausschließen. Bestimmte Wetterphasen nutzen, von denen ich weiß, wie die Fische darauf reagieren oder auch welche Pop Up Farbe bei welcher Wassertrübung in der Regel gut funktioniert. Apropos Pop Ups: Die auffälligen Murmeln spielen bei mir, wie sicherlich auch bei vielen anderen Anglern, die entscheidendste Rolle im Frühjahr. Gut platziert, ob als Single Hookbait oder über Futter sind sie durch ihre farblichen Akzente häufig ein Treffer.Carpzilla: Gibt es bestimmte Gewässer, die du nur im Frühjahr beangelst? Welche Kriterien sollte das ideale Frühjahrsgewässer für dich aufweisen?Florian: Definitiv! Die richtige Gewässerwahl spielt gerade im späten Winter und Frühjahr eine sehr entscheidende Rolle für mich. Zu dieser Zeit befische ich ausschließlich sehr gut besetzte Gewässer, welche in der Regel sehr flach und somit auch leicht windanfällig sind. Eine gute Besatzdichte in Verbindung mit einem milden Westwind haben mir schon einige schlaflose Nächte sehr früh im Jahr bereitet. Fischgrößen spielen während dieser Zeit eine absolut untergeordnete Rolle, denn jeder Fisch steigert auch bei noch sehr zähen Bedingungen die Motivation und ich denke, davon benötigt man bei tristen, winterlichen Bedingungen noch besonders viel.Carpzilla: Das Wetter ist für viele Angler ein entscheidender Faktor, besonders zum Saisonbeginn. Welche Rolle spielen Temperatur und Luftdruck bei deiner Angelei? Gibt es Konstellationen, bei denen du lieber Zuhause bleibst?Florian: Jobbedingt kann ich mir in den seltensten Fällen das Wetter zum Angeln aussuchen. Ich kann nur darauf reagieren, in dem ich zum Beispiel Futtermenge, Angeltiefe oder Köderpräsentation anpasse. Wenn ich es aber zeitlich hinbekomme, dann hält mich zum Beispiel auch im Februar bei 10 Grad Lufttemperatur, einem starken Südwestwind und am besten konstanten 1013 hPa Luftdruck nichts mehr Zuhause, denn diese Konstellation hat mir auch in den vergangenen Jahren selbst im Winter schon wirkliche Fangserien beschert.Carpzilla: Wenn das Jahr voranschreitet, arbeitest du am Wasser auch gerne mal mit Futter, richtig? Wie verhält sich das im Frühjahr? Gibt es Futter, das in dieser Jahreszeit auf keinen Fall fehlen darf?Florian: Es gibt bestimmte Phasen im Jahr, in denen ich gerne mit großen und regelmäßigen Futtereinträgen vorgehe, das stimmt. Als wirklichen Futterangler würde ich mich dennoch nicht bezeichnen, erst recht nicht im Frühjahr. Jedoch fliegt auch während dieser Zeit regelmäßig die eine oder andere Handvoll Futter ins Wasser. Wohlgemerkt, wenn die Bedingungen stimmen und ich vor allem weiß, dass mein Futter von den Fischen angenommen wird. Typisch fürs Frühjahr bin ich aber auch am liebsten mit Pop Ups und kleinen PVA-Sticks unterwegs. Wenn es doch mal etwas mehr sein darf, dürfen Dinge wie Teig, Groundbait - versetzt mit einem hochwertigen Liquid - und natürlich ganz klassisch der gute alte Dosenmais nicht fehlen. Am meisten Spaß macht mir mittlerweile jedoch die aktive Angelei mit Single Pop Ups. Selbst wenn ich irgendwo einen kleinen Futterplatz angelegt habe, fliegt fast immer eine Rute mit einem Pop Up ins Nirgendwo und sucht aktiv nach Fischen. Orange, Gelb sowie ein UV aktives, leicht ausgewaschenes Pink sind da mittlerweile meine favorisierten Farben.Carpzilla: Abschließend noch die obligatorische Ausblick-Frage… Welche Ziele hast du dir für dieses Jahr noch gesteckt und welche Trips stehen in naher Zukunft bei dir an?Florian: Das größte Ziel ist mittlerweile weiterhin alles unter einen Hut zu bekommen und eine gesunde Mischung aus Hobby und Zeit für meinen Sohn und meine Frau zu finden. Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich fürs Angeln brenne und wie schwer es mir darum fällt, öfter mal das Tackle im Auto zu lassen und mir mehr Zeit für die beiden zu nehmen. Natürlich sind auch noch ein paar kurze Trips im Frühjahr geplant und so möchte ich zum Beispiel Ende April wieder zu meinem guten Freund René Lieke nach Bayern fahren oder im Mai mit meinem Kumpel Malte Brüninghoff nach Sachsen-Anhalt. Was daraus aufgrund der sehr schweren Zeit des Corona Virus wird, steht wohl noch in den Sternen. Ein paar Fische bei mir in der Heimat stehen auch noch auf der Wunschliste, jedoch bin ich ein wirklich spontaner, sprunghafter Mensch, was das betrifft und so kann da noch einiges dazwischenkommen. Ich lass mich einfach überraschen und hoffe trotz allem auf ein großartiges Jahr 2020. Ich wünsche euch in der Carpzilla Redaktion und natürlich auch allen Lesern vor allem viel Gesundheit, denn das ist wohl das wichtigste Gut, welches wir derzeit besitzen.Carpzilla: Vielen Dank für deine Zeit und das Interview, Flo. Auch wir wünschen dir und deiner Familie viel Gesundheit und eine weiterhin erfolgreiche Saison 2020.Mehr von Florian Woldt erfahrt ihr unter anderem auf seiner Instagram Seite oder hier auf Carpzilla:https://www.carpzilla.de/stichworte/florian-woldtUnd wenn ihr euer Wissen zu Köderfarben noch weiter vertiefen wollt, hört euch das Audiocoaching dazu von Christopher Paschmanns und Thomas Talaga an: https://www.carpzilla.de/cz-plus/audiocoaching/einfach-besser-angeln-dein-audiocoaching-14-koederfarben-mit-thomas-talaga-christopher-paschmanns-12524