Nachgehakt
|
15.11.2019
Herausforderung Tideelbe - nachgehakt bei Vlado Stojanovic
Vlado Stojanovic – Teamangler bei Badgers Best - steht derzeit für das Angeln an der Elbe, wie kaum ein anderer. Doch so groß die Begeisterung für das Flussangeln ist, so groß ist auch die Verunsicherung – wie geht man am großen Strom vor und welche Anforderungen stellt das Gezeiten-Fließgewässer an den Angler und das Gerät? Wir haben bei Vlado nachgehakt…Carpzilla: Hallo Vlado, wir freuen uns sehr, dass wir dich für ein Nachgehakt-Interview gewinnen konnten. Ich denke, ich spreche für die gesamte Redaktion und natürlich für unsere Leser, wenn ich dir sage, dass ich deine Flussangelei an der Elbe sehr inspirierend finde. Was macht für dich das Flussangeln aus und warum nimmst du so viele Strapazen auf dich? Vlado: Moin David. Erstmals freut es mich unheimlich, wenn sich jemand durch meine Art der Angelei motiviert oder inspiriert fühlt, danke dafür! Ich kann den Reiz gar nicht so richtig beschreiben. Mein Schlagwort wäre „magisch“. Es ist so ein Gefühl, was mich immer und immer wieder an die Ufer des Flusses treibt. Im Hammertackle Video konnte Alex Kobler einige tolle Momente mit der Kamera einfangen, welche die Romantik und Magie widerspiegeln. Ebenso die immense Power der Wassermassen und die Strapazen, welche die Elbe mir abverlangen. Natürlich reizt mich auch das Unbekannte, ich kann bei dieser Angelei einfach ich selbst sein…Carpzilla: Du angelst noch dazu im Tidenbereich der Elbe, der Wasserstand schwankt also sehr stark. Erzähl mal, welche Anforderungen stellen diese besonderen Bedingungen an dich und deine Angelei? Vlado: Das stimmt, die Angelei in diesem Bereich der Elbe ist hart. Alles muss bis ins kleinste Detail geplant sein – selbst die Anfahrt zum Gewässer. Stecke ich im Großstadtverkehr fest, ist die Session für den Tag quasi gelaufen. Ich muss nämlich kurz vor dem Wassertiefststand da sein, um das Camp in Ruhe aufzubauen und meine Ruten präzise legen zu können. Im Buhnenfeld ist das alles eine Nummer entspannter, da kann man ohne Probleme die Ruten auswerfen. Du merkst also: Die Angelei an der Tideelbe muss zeitlich gemanagt sein. Vom Angeln, bis hin zu meinem Schlafrythmus, den ich dem Wasserstand anpassen muss, um nachts nicht einen nassen Arsch zu bekommen.Carpzilla: Du hast in diesem Jahr wirklich unglaublich gut und konstant am Fluss gefangen. Was ist dein Geheimnis? Nach welchen Kriterien suchst du deine Spots aus, kurzum: Welche Taktik fährst du am Fluss? Vlado: In erster Linie versuche ich Stellen zu finden, an denen kaum ein anderer fischt. Diese sind meistens schwer erreichbar oder liegen so tief, dass sie öfter wie andere Plätze überfluten. Nur so kann ich eine Stelle in Ruhe für mehrere Monate oder auch die darauf folgenden Jahre unter Beschlag nehmen. Hab ich so einen Platz gefunden, beobachte ich regelmäßig, ob dort Fischaktivitäten auszumachen sind. Falls ja, werden kleine Futtermengen verteilt. Nun heißt es "Augen auf": Mit etwas Erfahrung erkenn ich bei Ebbe, ob das eingebrachte Futter gefressen oder von der Strömung weggespült wurde. Ja, da gibt es Unterschiede, falls sich das jetzt jemand fragt ;)Carpzilla: Neben zahlreichen Schuppis in der zehn- bis fünfzehn-Kilo-Klasse konntest du vor wenigen Wochen auch einen echten Ausnahmefisch fangen, der deine vorherigen Fänge in den Schatten stellt. Kannst du etwas zum Fang und den Umständen berichten? Vlado: Ich bin ein Mensch, der oft auf sein Bauchgefühl hört. Eine Nacht auf meinem Langzeitfutterplatz im Seitenarm war geplant, aber das Gefühl stimmte einfach nicht, obwohl ich immer erfolgreich an dieser Stelle war. Na ja, ich dachte an meine Lieblingsstelle im Hauptstrom und daran, dass die Wetterbedingungen optimal waren, abgesehen von der stark fallenden Wassertemperatur. Zwar hatte ich drei Tage dort kein Futter mehr hinterlassen, aber aufgrund des vorherigen Futtereintrags könnten noch einige Fische in dem Bereich sein. Irgendwas sagte „Komm, ab hin da, mach die letzte Nacht für dieses Jahr im Hauptstrom“. Aber reden wir nicht mehr um den heißen Brei herum, am Morgen durfte ich mit einem Freund ein wahres U-Boot ablichten, es war ein so herrliches Gefühl, die Saison mit so einem Fisch ausklingen zu lassen. Zufriedener konnte ich nicht sein. Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten, denn da ist schon was in der Pipeline…Carpzilla: Zum Abschluss: Uns interessiert natürlich brennend, welche Ziele du dir noch am Fluss gesetzt hast und wie du deine nächste Saison an der Elbe planst? Vlado: Kurz nach dem Video-Release schwappte eine regelrechte Fragewelle über mich hinweg. Viele interessierte dabei, wann ich meine Saison am Hauptstrom beende. Die Antwort bringe ich mit der Wassertemperatur in Verbindung. Meine Erfahrungen decken sich ebenso mit denen anderer Flussangler. Meine Hauptstromangelei hört bei einer Wassertemperatur zwischen acht und zehn Grad auf, da sich die Fische angenehmere Aufenthaltsorte suchen. Für mich heißt es in den kommenden Wochen, die Stellen, die ich bereits kenne, noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, oder aber nach neuen Stellen Ausschau zu halten, da die Fische nicht jedes Jahr an den gleichen Platz zurückkehren. Es kommt also auch vor, dass Spots, die bis dato produktiv waren, im nächsten Jahr nicht mehr von den Karpfen aufgesucht werden. Im Fluss ist eben alles stets in Bewegung. Hinzu kommt der Umstand, dass an vielen Hafenbecken gebaggert wurde, das ist zumindest an der Elbe in Hamburg ein wahrer Fischkiller – oder besser gesagt: ein Blankgarant – ich hasse es. Du merkst: Bevor ich die nächste Saison planen kann oder mir neue Ziele setze, wartet noch viel Arbeit auf mich.Carpzilla: Vielen Dank für das Interview, Vlado. Das Nachgehakt Interview führte David RosemeierDas im Interview angesprochene Video findet ihr unter folgendem Link:https://www.carpzilla.de/news/site-news/im-video-karpfenangeln-am-gezeitenstrom-mit-vlado-stojanovic-13368.html