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Top Tipps gegen Beifänge - Klaus Wegmann

Drei Uhr in der Früh, die Funkbox piept vereinzelt und der Bobbin tanzt unter dem Rutenblank auf und ab. Beim Kontrollieren der Rute dann die Ernüchterung: es hat sich eine Brasse aufgehangen. Klaus Wegmann, passionierter Futterplatzangler und Aqua Products Teamer, hat sich mit dem Thema Beifänge intensiv auseinandergesetzt. In den folgenden Zeilen gibt er euch einige Tipps mit auf den Weg, um Brassen, Schleien und Aland-Bisse künftig zu minimieren.

Futterplätze sind Beifangmagnete

Wer regelmäßig füttern geht, lockt mit seinem Futter reichlich Fisch auf den Futterplatz. Genauso ist es ja auch gewollt, allerdings mögen Brassen, Schleien, Grundeln und große Rotaugen unser Futterangebot ebenso, wie die Karpfen. In Gewässern mit einem guten Weißfischbestand, führt dies unweigerlich zu vielen Beifängen. Man stelle sich eine perfekt in einer Krautlücke abgetauchte Montage vor, die durch den Fang einer Brasse (zur besten Beißzeit natürlich) wieder zunichte gemacht wurde. Oder ihr seid in Frankreich, verteilt vier Ruten auf Entfernungen zwischen 200-400m, ich sage euch, da ärgert einen jeder Beifang gleich doppelt. Ihr versteht was ich meine...

Die Art wie man angelt, ist also sehr entscheidend! Kann ich meine Rute bequem werfen, also keine maximalen Entfernungen oder super präzises Angeln in einer Krautlücke, lasse ich mir hin und wieder einen Beifang gerne gefallen. Wird es aber eher zur Regel anstatt zur Ausnahme, muss eine vernünftige Lösung her! Also, was kann man tun? Gute Erfolge in der Abwehr von Beifängen, konnte ich mit folgenden Maßnahmen erzielen:

Kleine Köder weglassen

Viele Weißfische mögen keine größeren Köder, Schleien und Rotaugen zum Beispiel fängt man fast ausschließlich auf kleine Pop Ups oder wirklich kleine Bodenköder. Übrigens fängt man Schleien fast ausnahmslos im Frühjahr, bei der klassischen Uferangelei. Rotaugen hingegen kann man das ganze Jahr fangen. Nutzt man also Köder, die größer als 20mm sind, so sind Schleien und Rotaugen fast kein Thema mehr. Brassen hingegen sind da schon viel schwieriger...

Futter umstellen

Weichfutter, Partikel, Pellets und kleine Boilies lasse ich bei Weißfischproblemen ganz weg. Pellets sind übrigens das Schlimmste was man machen kann, denn alle Weißfische lieben Pellets. Mein Futter besteht dann also nur noch aus größeren 22mm und 26mm Boilies.

Boilies nachträglich trocknen

Brassen mögen nur sehr ungern harte Köder, deshalb trockne ich sämtliche Boilies nach. Ganz einfach in Trocknungsnetzen an der frischen Luft oder im Keller, solange bis sie steinhart sind. Erst dann verwende ich sie zum Füttern und Angeln. Auch die Verwendung von zusätzlichem Binder im Boilie (wie z.B. Egg Albumine) führt zu deutlich härteren Ködern. Harte Köder sind auch resistenter gegen Grundeln, die Biester beißen sich förmlich die Zähne daran aus

Köderzusammensetzung

Viele Stimmen behaupten, dass man mit Fischmehlködern deutlich mehr Brassen fängt als mit Kohlenhydratködern. Ich glaube daran allerdings nicht, vielmehr kommt es auf die Zusammensetzung der Köder an. Weglassen sollte man sämtliche ölige Zutaten, wie Fischöle (Lachsöl oder Thunfischöl wird von Karpfenanglern gerne genommen) aber auch andere Öle wie Hanföl, Tigernussöl...

Bei den Fischmehlködern würde ich auch auf extrem lösliche Fischproteine verzichten. Hält man sich an diese Angaben, fängt man auch mit Fischmehlköder nicht mehr Weißfische als mit anderen Ködern.

Scharfe Köder

Ein weiterer Trick ist es, seinem Boilie einen scharfen Beigeschmack zu verleihen. Das mögen vor allem Brassen nicht so gerne. Hierzu verwende ich Chilipulver in folgender Menge (2-3% /kg Boiliemix) dies ergibt eine gute Schärfe im Boilie.

Langes Haar

Früher vor 25 Jahren, hat ein jeder mit einem langen Haar geangelt. Heute nutzen viele überhaupt keine Haar-Montagen mehr, sondern setzen stattdessen auf eine D-Rig Präsentation – funktioniert auch, keine Frage. Möchte man aber Beifänge vermeiden, macht ein Haar-Rig wiederum Sinn, ein extrem langes Haar sogar. Ich nutze einen Abstand von 2,5 bis 4,5cm zwischen Haken und Köder. Ein Rig mit einem solch langen Haar fängt durchaus noch Karpfen, sehr gut sogar, aber Brassen nur noch extrem selten. Sie haken sich einfach nicht mehr, der Abstand zwischen Köder und Haken ist einfach zu groß.

Big Balls

Sind alle bereits beschriebenen Dinge umgesetzt, kommen wir zum Hakenköder. Die Waffe schlechthin gegen gefräßige Brassen sind große/harte Hakenköder. Mit groß meine ich echte Männerboilies. Da reden wir von Ködern die ich mir per Hand selbst herstelle und einen Durchmesser von 35-50mm aufweisen. Einen solch großen Köder bekommt keine Brasse mehr ins Maul, keine Angst, Karpfen hingegen schon. Exemplare oberhalb der 12kg Marke konnte ich mit den Big Balls problemlos fangen. Diese ganz dicken Kugeln sind mega effektiv gegen Brassen und Co. – unbedingt ausprobieren! Wichtig ist beim Angeln mit Big Balls ein recht langes Haar zu verwenden. Gerne rund 3,5cm lang, anders funktioniert das Rig bei so großen Ködern nicht.

Wo bekommt man solch große Boilies? Big Balls gibt es auf dem Markt in der von mir gewünschten Größe überhaupt nicht zu kaufen. Ich mache sie mir deshalb immer selbst, dazu braucht man etwas Boilieteig, den mittlerweile viele Hersteller im Programm haben. Aus dem Teig formt man per Hand große Kugeln (die späteren Big Balls) und kocht diese einfach ab, fertig. Nach ein paar Tagen der Trocknung sind sie einsatzbereit.

Übrigens: Jegliche Versuche mit Doppelködern: 2 x 22mm, 2 x 24mm oder einem großen 26mm oder selbst einem großen 30mm Boilie, könnt ihr euch sparen, es funktioniert nicht. Wirklich effektiv gegen Brassen ist nur ein echt großer Köder.

Mythos: Brassen fressen keine Tigernüsse?!

Totaler Quatsch, ich habe schon unzählige Brassen mit Tigers gefangen. Glaubt mir, allein mit Tigernüssen kann man weiß Gott keine Brassen ausschließen.

Gruß,
Klaus Wegmann

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