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Der Wiegmann / 08.10.2024

Der Wiegmann: Keine Scheu vor neuen Gewässern

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Weiter geht’s mit der neuen Kolumne unseres Redakteurs Max Wiegmann!


Hey Leute und herzlich Willkommen zum zweiten Teil meiner eigenen Kolumne: „Der Wiegmann“. Zuallererst möchte ich mich für das positive Feedback zum letzten Teil bedanken – „Wer viel angeln geht, fängt auch viel!“. Noch nicht gelesen? Dann schau dort gerne auch noch vorbei – klick hier.
 
Diesmal möchte ich mich dem Thema „Keine Scheu vor neuen Gewässern“ widmen. Wie verlasse ich meine Komfortzone? Wie schaffe ich es an neuen Gewässern oder Gewässertypen durchzustarten? Ich gebe dir ein Beispiel, wie ich es in der Vergangenheit gemacht habe und immer wieder machen würde. Denn so schwierig ist es gar nicht…
Max Wiegmann mit Herbst-Spiegler.
Karpfen füttern im Herbst-Nebel.

Keine Scheu vor neuen Gewässern


Neue Gewässer können einschüchternd wirken, aber genau darin liegt ein Reiz des Karpfenangelns – das Unbekannte zu entdecken. Wir alle haben doch ein Hausgewässer, an dem wir das Angeln, das Laufen lernen. Bei mir ist es ein 12 Hektar großer Baggersee mit gutem Fischbestand, an dem ich 2017 meine ersten Karpfen gefangen habe. Die nächsten zwei Jahre habe ich mich genau und ausschließlich dort herumgetrieben. So wirklich trennen konnte ich mich nicht. Das war einerseits gut, da ich viel über das Verhalten der Fische an diesem See und generell über das Karpfenangeln gelernt habe. Und Karpfen fing ich natürlich auch immer wieder. Andererseits war es irgendwann aber auch immer das Gleiche. Mir fehlte die Abwechslung, ich wollte mal etwas anderes sehen und meinen Horizont erweitern – vielleicht geht es dir ja ähnlich.
 
Wasser gibt es bei mir in der Gegend ohne Ende. Viele verschiedene Baggerseen, einen großen Fluss und einen Kanal, direkt auf der anderen Straßenseite meines Hausgewässers. Und eben dieser Kanal hat mich total angefixt. Jedes Mal, wenn ich an mein Hausgewässer gefahren bin, musste ich zwangsläufig an ihm vorbei und einen Blick riskieren. Die Steinpackung, die Schleuse, der kleine Hafen und der Schiffsverkehr – das komplette Kontrastprogramm zum Baggersee. Aber auch die komplette Ungewissheit. Ich kannte niemanden, der dort auf Karpfen angelt und bin auch nie jemandem über den Weg gelaufen. Entsprechend hatte ich überhaupt keine Ahnung was da geht, wo was geht und wie was geht. Das hat die Angelegenheit erst richtig spannend gemacht.
Max Wiegmann mit großem Schuppenkarpfen im Herbst.
Kleiner Kanalhafen im Winter.

Überblick verschaffen und Location machen


Aber wo fängt man da an? Auf Google Maps, Google Earth oder irgendeiner anderen Seite, mit der man sich das Gewässer über die Satelliten-Funktion in seiner Gänze mal auf einen Blick anschauen kann. Denn dort erkennt man schon sehr vieles. Flache Bereiche, verholzte Buchten, Inseln, mögliche Zugangsstellen, Wege und mehr. Am Kanal sind mir dabei besonders die Abweichungen der „normalen Strecke“ ins Auge gefallen. Häfen, Wendebecken oder Spundwände, die sich von der regelmäßigen Steinpackung als Uferbeschaffenheit abheben. Denn all diese Anomalien können schon mal Hinweise auf verheißungsvolle Spots liefern. 
 
Der nächste und wichtigste Schritt ist Location zu machen. Lauf eine Runde um das Gewässer, schau dir genau die Stellen an, die du zuvor schon auf der Satelliten-Karte als interessant befunden hast und halte Augen und Ohren nach springenden Fischen offen. Denn eine Sache, die noch viel besser und erfolgreicher sein kann, als verheißungsvolle Spots zu finden, ist es die Fische zu lokalisieren. Sie zeigen dir, wo du angeln musst. Sollten sie dir nicht auf Anhieb einen Hinweis geben, dann mach dich erstmal mit deinem favorisierten Spot vertraut. Schwing die Lotrute oder deinen Deeper und schau, wie tief es ist. Wenn möglich fährst du sogar mit dem Boot und Echolot über die Stelle und klopfst den Grund mit einem Tastblei ab. Achte dabei auch, je nach Jahreszeit, auf die Wassertemperatur in den verschiedenen Wassertiefen – Stichwort Sprungschicht im Sommer. Ein GTM-Thermometer zum Auswerfen oder ein Echolot, auf dem sich die Sprungschicht erkennen lässt, können dir dabei helfen. Denn angelst du unterhalb der Sprungschicht, liegen deine Montagen im "toten Bereich" und werden höchstwahrscheinlich keinen Biss bringen. Sollte der Spot nicht all zu tief und das Wasser nicht zu trüb sein, dann gönn dir doch einen Sprung ins kühle Nass und schau ihn dir mit einer Taucherbrille an – direktere und zuverlässigere Informationen über ihn wirst du nicht erhalten.
Lotpose beim Karpfenangeln.
Sonnenuntergang am Stausee.

Test-Sessions und heiße Phasen mitnehmen


Sind all diese Schritte für den Start erledigt, dann steht die erste Session vor der Tür. Teste deinen Spot der Wahl mit einer Angelnacht aus. Entweder völlig instant mit sehr attraktivem und auffälligem Futter oder aber durch eine super kurze Futterkampagne von drei Mal vorfüttern und einer Nacht angeln. Beides kann funktionieren und dir einen ersten Eindruck vom Gewässer und dem Verhalten der Fische dort liefern. Falls möglich, bleib doch direkt mal zwei Nächte, um alle Phasen des Tages mitzunehmen. Die Abendstunden, die Nacht und besonders der Morgen sind an vielen Gewässern die heißen Phasen – dann solltest du deine Sinne schärfen und nach Lebenszeichen von Fischen Ausschau halten oder ihnen lauschen. Aber es gibt auch Seen, da läuft es in der Regel tagsüber besser. Sitzt du dann zu Hause oder bei der Arbeit und machst nur schnelle Overnighter, verpasst du eben genau diese Phase. Nimm dir also gerade am Anfang etwas mehr Zeit, um das Maximum an Erfahrung zu sammeln.


Informationsbeschaffung durch andere Angler 


Gerade am Anfang können dir auch Tipps anderer Angler zum Erfolg verhelfen. Vielleicht hast du sogar einen Kumpel, der schon an diesem Gewässer angelt. Besuch ihn doch mal auf ein Getränk am Wasser, schau ihm über die Schulter und tausche dich mit ihm aus. Informationen zur Beißzeit, zum Angeldruck, zu Hakenködern, die Bisse bringen oder ob es überhaupt nötig ist, lange vorzufüttern, sind Gold wert. 
Karpfen an der Wasseroberfläche.
Zwei Wiegeschlingen im Wasser.

Zurück zum Kanal und meiner ersten Session


Wie du siehst, kann gute Vorbereitung der Schlüssel sein. Lass mich nun darauf zurückkommen, wie mir diese Erkenntnisse bei meiner ersten Kanal-Session geholfen haben. Ich habe mich damals für eine Spundwand, genauer gesagt für eine Verladestelle für Schiffe entschieden, die sich von der regelmäßigen Uferbeschaffenheit des Kanals, nämlich der Steinpackung, abhebt. Ich glaube daran, dass die Fische solche markanten Stellen kennen und ihre Zugrouten danach ausrichten – wie im See zum Beispiel bei einer Insel oder einem großen Plateau. Auch dort werden immer wieder Karpfen gesehen und gefangen. Einen Tag vor der Session habe ich mir die Stelle noch mal genau angesehen und direkt mal einen Eimer voll Boilies dort ausgewaschen – in der Hoffnung, dass vorbeiziehende Fische darauf aufmerksam werden und auch wieder zurückkommen. 
 
Am frühen Morgen der besagten Angelnacht, kurz vor der Dämmerung, lief eine meiner Ruten ab. Schlaftrunken und im Regen habe ich den Fisch nur so ans Ufer gepumpt, ehe mein Angelbuddy Christian das Teil abgeschöpft hat und mit großen Augen in den Kescher starrte: „Max, das ist nen Fuffi!“, sagte er nur. Ich schenkte dieser Aussage im ersten Moment nicht besonders viel Glauben und doch sollte er damit Recht behalten. In der allerersten Nacht an diesem für mich komplett neuen Gewässer hatte ich also nicht nur das Glück gleich mal einen der Ausnahmefische zu fangen, sondern auch noch meinen Personal Best mit knapp über 25 Kilogramm – seit jeher. Wir waren komplett aus dem Häuschen und konnten es kaum fassen. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Das sind Geschichten, die das Karpfenangeln schreibt und es ist eine schöne Anekdote, mit der ich diese Ausgabe meiner Kolumne beenden möchte.
 
Hast du selbst eine spannende Geschichte von einem für dich unbekannten Gewässer? Oder gibt es ein Thema, das dir schon lange unter den Nägeln brennt? Dann schreib mir gerne eine Nachricht auf Instagram – @max_wiegmann03. Ich freue mich schon dazu zu recherchieren!
 
Ich hoffe du konntest auch dieses Mal wieder etwas für deine Angelei mitnehmen!
Max Wiegmann
Max Wiegmann und Christian Mau mit Kanal-Fuffi.