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Deine Story / 01.09.2018

David Rosemeier: Karpfenangeln in New York City

Das Karpfenangeln in der Stadt wurde in den letzten Jahren immer populärer. Wen wunderts, stellen die Fänge vor urbaner Kulisse doch nochmal eine ganz besondere Herausforderung dar. David Rosemeier war in Amerika unterwegs und angelte mitten im New Yorker Central Park. Wie es ihm dabei erging, erfahrt ihr in seiner Story:

Einer von 9 Millionen

Es ist kurz nach fünf Uhr morgens als ich die Tür meines Hotels mitten in Brooklyn hinter mir zuziehe. Meine Familie, mit der ich auf einer drei wöchigen Amerikareise bin, hatte mich bereits vor einiger Zeit als verrückt erklärt, als ich ihr meinen Plan offenbarte, mich früh morgens in Richtung Central Park zu begeben, um dort einen Karpfen zu überlisten.

Doch mein Ziel in mitten der riesigen Stadt New York einen Karpfen zu fangen, hatte ich mir bereits vor Monaten in den Kopf gesetzt. Nun hatte ich endlich die Chance dazu.

Stalking Equipment

Meine Ausrüstung fiel durch das begrenzte Fluggewicht relativ spartanisch aus: Kleiner Rucksack, etwas Toastbrot, ein paar Haken und natürlich eine kleine 6ft Stalkingrute sollten mir hoffentlich für den Fang meines ersten amerikanischen Karpfens genügen.

In der U-Bahn wurde ich von neugierigen Blicken gelöchert, denn Angler bekommen sie in der Metro wohl nur sehr selten zu Gesicht.

Von Brooklyn nach Manhatten

Der Weg nach Manhatten kam mir ewig vor und die Sonne ging bereits hinter den Wolkenkratzern auf, als ich mich am „The Lake“, dem südlichsten Sees des Central Parks einfand. Der erste Blick auf den See verhieß leider nichts Gutes, denn die gesamte Fläche war mit einer grünen Pollenschicht überzogen, gepaart mit Entengrütze keine idealen Voraussetzungen für das Angeln mit Schwimmbrot an der Oberfläche. Aber bereits am ersten Spot konnte ich nach dem Füttern einiger Brotstückchen ein paar kleine Karpfen ausmachen.

Allerdings machten mir die Schildkröten zu schaffen, welche zu Hunderten in diesem See vorkommen und verrückt nach dem angebotenen Brot sind. Nachdem ich beinahe eine dieser kleinen, streng geschützten Kreaturen gehakt hatte macht ich mich auf die Suche nach einer anderen Stelle.

Zickige Fische

Von einem kleinen Unterstand aus konnte ich in einer Bucht einige Fische ausmachen, von denen sich einige direkt für mein eingeworfenes Brot interessierten. Kaum lag meine Schnur auf dem Wasser wurde sie dank der Pollen allerdings so stark sichtbar, das ich dadruch keinerlei Aktionen verbuchen konnte. Auch andere Angler, die den Karpfen ebenfalls aktiv nachstellten, hatten mit den Pollen zu kämpfen und klagten allesamt über die schlechten Bedingungen. Sie alle hatten ebenfalls noch nichts fangen können und viele gaben nach einigen Versuchen schließlich auf.

Die kleinen freien Stellen auf dem Wasser wurden sofort von den Schildkröten aufgesucht, sodass dort an angeln nicht zu denken war - zum Verzweifeln.

Alles umsonst?

Frustriert ließ ich mich auf eine Parkbank fallen, so hatte ich mir das Angeln hier bestimmt nicht vorgestellt, doch aufgeben kam nicht in Frage, nicht mitten in New York. Ein Plan musste her und zwar schleunigst.

Die Touristen, welche ab den frühen Mittagsstunden den Park aufsuchen, würden meine Chancen auf einen Fisch komplett zu Nichte machen – an normales Angeln war dann jedenfalls nicht mehr zu denken. Dazu kamen auch noch der Ruderbootverleih welcher in nur einer Stunde öffnete.

Letzte Chance vor dem Touri-Sturm

Ich entschied mich dafür, die Fische unter überhängenden Büschen zu suchen und dann direkt unter der Rutenspitze zu angeln. Mit dieser Taktik würde keine Schnur auf dem Wasser liegen und eine Schildkröte würde ich so auch nicht fangen.

Es sollte eine ganze Weile dauern, ehe ich zwei kleine Schuppis unter einem überhängenden Busch lokalisierte. Langsam schlich ich mich an sie heran und servierte ihnen das Brot direkt vor dem Kopf. Sie schienen sich überhaupt nicht für meinen kleinen Happen zu interessieren und ich warf etwas enttäuscht einen Blick auf den restlichen Teil des Sees, auf der Suche nach weiteren Karpfen. In diesem Moment tauchte ein kleiner Schuppi direkt vor meinem Brot auf und saugte es laut schmatzend ein.

Die Erlösung

Ich riss geistesgegenwärtig meine Rute nach oben und spürte sofort Kontakt. „Jetzt bloß keinen Fehler erlauben, da hängt dein erster amerikanischer Karpfen am Band“ schoss es mir durch den Kopf, doch nach bangen Minuten konnte ich den kleinen Kämpfer endlich mit meiner Hand landen.

Noch nie hatte ich mich so über einen Fisch dieser Größenordnung gefreut, doch die Location und die gesamte Situation machten ihn zu etwas ganz Besonderem und Einzigartigen für mich. Nach ein paar schnellen Fotos mit der GoPro ließ ich den Fisch unter Beifall von ein paar Passanten, welche durch den Drill auf mich aufmerksam geworden sind, wieder zurück in sein Element.

Die Horden an Touristen welche den See nun belagerten, ließen mich meine sieben Sachen zusammenpacken und ich machte mich zufrieden zurück auf den Weg in Richtung U-Bahn. Diesen Fang inmitten der riesigen Metropole New York werde ich so schnell nicht mehr vergessen, soviel steht fest.

Das Abenteuer geht weiter

Die USA-Reise führte mich danach in die Everglades, wo ich in den dichten Mangrovenwäldern vom Kajak aus den Snooks nachstellte – jede Bewegung verfolgt von Alligatoren die zwischen den dichten Wurzeln kauern.

Aktuell bin ich am südlichsten Ende der USA und laut Reiseführer im „besten Angelgebiet der Welt“ unterwegs: Den Florida Keys. Ob das stimmt? Ich werde es herausfinden, Tarpons von über zwei Metern Länge und diverse andere Fischarten konnte ich bereits beim Schnorcheln schon ausmachen, sie ans Band zu bekommen wird aber eine andere Geschichte sein…

Viele Grüße aus Amerika,

David Rosemeier

Instagram: https://www.instagram.com/david_rosem/

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