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Ackermanns Weg / 24.07.2017

Ackermanns Weg: Ohne Karre wird’s schwierig!

Ihm ist bisher noch kein Zielfisch entkommen, sein Fangbuch gleicht immer wieder einer Bestandsaufnahme. Trotzdem ist Chris auf dem Boden geblieben und steht mit beiden Beinen im richtigen Leben: Er ist weder Vollzeit- noch stupider Futter-Angler. Neben seiner Familie und der Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb fängt er die sie, die besonderen Fische oft trotzdem innerhalb kürzester Zeit - mit seinem ganz eigenen Stil. Bei Carpzilla blickt Chris zurück: auf seinen Weg - den Weg eines Ausnahmeanglers...

Ein Schmunzeln huscht mir über das Gesicht, obgleich diese Situation überhaupt nicht zum Lachen ist. Die Eimer hatte ich vor einigen Momenten noch ins Auto bugsiert, gefüllt mit Tigernüssen die mir ein Freund vorhin noch hat zukommen lassen, Boilies aka Dickenmittel in 16mm und gut dreißig Kilo Teig. Fischen wollte ich gehen, zwei Nächte am Stück und das in Deutschland!!! Ungewöhnlich für mich…

Ich fuhr noch kurz nach Hause, wollte mich frisch machen, rasieren ehe es weiter ans Wasser gehen sollte.

Nun sitz ich hier in einer Autowerkstatt und warte bis meine Karre repariert ist. Die Batterie hat sich dem Ende geneigt - nicht dass ich schon vor einer halben Ewigkeit vermutet hatte, dass diese hellblauen Kristalle um die Pole nichts Gutes verheißen. Tja, selbst schuld.

Der längste Trip meines Lebens…

Irgendwie erinnert mich diese Situation an einen Angelurlaub. Besser gesagt an den längsten Angelurlaub, den ich jemals angetreten bin. Nein, dieser verlief nicht über mehrere Monate hinweg, wie es heute schon fast üblich ist. „Lange“ ist bei mir dann doch wieder relativ kurz gegriffen.

Zusammen mit Marco startete ich 2010 eine Gewässertour durch Frankreich. Wir fuhren viele Ziele an, angelten mal hier mal da und hatten eine Menge Spaß. Selbst als auf der Autobahn - irgendwo zwischen Nord und Südfrankreich - mein rechtes Hinterrad anfing zu schlackern und beinahe abfiel, waren wir noch guter Dinge.

Doch das Beschaffen der Ersatzteile gestaltete sich schwierig und dauerte eine halbe Ewigkeit. Plötzlich standen wir vor dem Aus: Vor der Werkstatt eine Woche zu hausen, darauf hatten wir nun wirklich keinen Bock.

Gemeinsam sind wir stark!

Glücklicherweise hatten wir kurz zuvor an einem Stausee in Südfrankreich eine Hand voll Angler kennengelernt. Sie waren unsere letzte Rettung und zum Glück ausgesprochen hilfsbereit. All unser Tackle – gepackt für vier Wochen – inklusive uns selbst und meinem Hund, holten sie ab und karrten uns zurück zum See. Um es vorweg zu nehmen: An diesem Gewässer mussten wir gezwungener Maßen den Rest unseres Urlaubes verbringen.

Christian Münz, Philipp Kretschmar und Stephan Turquier – das werden wir euch nicht vergessen! Wir sind euch noch immer zu Dank verpflichtet!

Kein Wasser, kein Futter, keine Bäuche

Es war eine sehr schöne Zeit. Wir hatten viel gelacht und einige neue Freundschaften geschlossen. Die Fische nahmen unsere Futtervorräte dankend an, denn die Verfassung der Fische zu jener Zeit war eher armselig. Die Staumauer sollte repariert oder kontrolliert werden, das weiß ich nicht mehr so genau. Auf alle Fälle war der Wasserstand so niedrig, dass letzten Endes nur noch das alte Flussbett unter Wasser stand. Die Fische hatten weitaus weniger Futter zur Verfügung und das ließ die Bäuche der dicken Damen schwinden…

Was sind schon Gewichte…

Keine idealen Bedingungen, doch erstens hatten wir keine Wahl und zweitens konnten wir uns mit nicht wirklich beklagen: Denn die Karpfen hatten mächtig Kohldampf und wir am Ende unseres Tripps fast 100 Fische auf der Habenseite. Ein Ergebnis, dass an diesem mittlerweile knüppelharten Gewässer wohl bis heute eine Bestmarke darstellen könnte. Sofern man von den Gewichten absieht versteht sich… Doch was sind schon Gewichte - sie bleiben nicht für immer - meine Erinnerungen an diese geile Zeit schon eher.

Letztendlich hinterließ ich meine Karre sogar in Frankreich. Für unsere Nachbarn war es damals nur mit horrenden Unkosten möglich ein VW-Radlager zu organisieren: Viva la France! Die Zeit der Abwrackprämie machte diese Entscheidung leichter und rückblickend zur Besten. Unser Freund Felix kam aus Frankenthal nach Südfrankreich gefahren, um uns zu holen. Danach hatte er auf allen Pfälzer Weinfesten des Spätjahres freien Verzehr.

Die perfekte Angelkarre

Als nächstes Auto bestellte ich die Anglerkarre schlecht hin: Dacia Logan - günstig, robust und damit voll okay. Dieser steht nun - nach sage und schreibe acht Jahren „Missbrauch“- das erste Mal in der Werkstatt…

Jetzt sitze ich hier und hoffe, dass ich meinen verbeulten Bock so schnell wie möglich wieder bekomme und ich meine zwei Nächte doch noch irgendwie am Wasser verbringen kann.

Kurze Zeit später fällt mir ein Stein vom Herzen. die Karre ist fertig und ich bin wieder „on the road“ - auf dem Weg dorthin, wo ich am liebsten bin: nämlich am Wasser. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen und als am Morgen die Rute abläuft, wird meine Zuversicht bestätigt... Doch das ist eine andere Geschichte, die schon bald erzählt wird. Versprochen.

Chris Ackermann

Freut euch schon jetzt auf die nächste Folge von „Ackermanns Weg“. Wir haben sie schon vorliegen und können versprechen: Chris lässt wieder tief in seine Trickkiste schauen und in sein Fangbuch sowieso!

Wer den ersten Teil „Gelbes Gold“ verpasst hat, findet ihn direkt hier:
http://www.carpzilla.de/mag/ackermanns-weg/ackermanns-weg-gelbes-gold-9768.html

Kultige Messe-Show zur Story

Übrigens: Aus dem Südfrankreich Trip von Chris und Marco ist damals eine Messeshow für das Carpmeeting Cottbus 2010 entstanden, die ihr euch direkt hier reinziehen könnt - viel Spaß:

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