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Deine Story / 14.04.2021

David Rosemeier: Lockdown-Blog #3 - Pionierarbeit am XXL-Stausee

Unser Chefredakteur David Rosemeier ist gemeinsam mit Videographer Kai Thiry trotz verschärften Maßnahmen nach Frankreich aufgebrochen, um das Frühjahr im Süden einzuleiten. Doch wie sind die Regelungen vor Ort? Wie reagieren die Menschen auf ausländische Angler? Und wie schaffen die Zwei es, sich trotzdem an die Regeln zu halten? David berichtet in seinem Lockdown-Blog:

Komplett überschätzt?

Still liegt er vor uns, der riesige Stausee. Vielleicht hatten wir die Größe im Vorhinein etwas unterschätzt und gleichzeitig die Fangchancen Ende März etwas überschätzt. Als meine Falte langsam über den See gleitet und gut 30m unterm Bug sowie sieben Grad Wassertemperatur verlauten lässt, scheint unsere anfängliche Euphorie verflogen zu sein. Was zum Teufel haben wir uns jetzt schon wieder vorgenommen. Geht’s noch? Ende März?

Sei es drum, Karpfen gibt es hier und die Tiefenkarte, die Kai im Internet aufgetrieben hat, soll sich kurze Zeit später als unschätzbar wichtig erweisen. Wir steuern einen flachen Bereich an, der immerhin schon neun Grad aufweist. Bingo! Wo, wenn nicht hier sollen sich die Karpfen zu dieser Zeit aufhalten. Es ist totenstill, das Wasser liegt wie Blei vor uns und die angrenzenden Häuser, an denen wir vorbeirudern sind menschenleer. Tja, Corona und die kalte Jahreszeit haben eben auch ihre Vorteile.

Langsam hebt sich der Boden auf meinem Echolot an. Erst zehn, dann fünf Meter. Als wir den großen Arm des Sees erreichen, den wir uns für diesen Tag vorgenommen haben, sind es nur noch knappe drei Meter. Blasen steigen um uns herum auf, die Finger beginnen zu kribbeln. Hier wird etwas beißen, da bin ich mir sicher! Bis die Ruten auf ihren Plätzen liegen, steht die Sonne bereits senkrecht am Himmel.

Strategisch oder flach?

Ich bin ein großer Freund vom strategischen Angeln. Wenn man die Ruten ausgehend vom Angelplatz in verschiedenen Tiefen oder sogar Gewässerbereichen verteilt, muss man unweigerlich auf Karpfen stoßen, so zumindest meine Theorie. Kai hingegen legt seine Montagen gerne auf Sicht ab und verbringt viel Zeit damit, Spuren von Karpfen zu finden. Ein komplett anderer Angelstil, der ihm im Frühjahr aber häufig einen schnellen Biss bringt. An diesem See jedoch, erweist sich meine Vorgehensweise als goldrichtig. Schnell bin ich im Rennen und drille einen wilden Schuppi an der Rute, die an der gegenüberliegenden Uferkante abgelegt habe. Kurz bevor wir zusammenpacken, meldet sich die Rute am Eingang der Bucht mit einem Vollstart und ein runder Stausee-Schuppi kommt zum Vorschein. Wir haben die Fische gefunden!

Neuer Tag, neues Glück

Die Sonne hebt sich langsam über das Tal, durch welches sich der Stausee schlängelt, als wir bereits hochmotiviert mit unseren Booten den flachen Arm ansteuern. Nebelschwaden wadern über das Wasser und irgendwie werden wir beide das Gefühl nicht los, dass heute alles ganz schnell gehen kann. Der Kaffee kocht gerade hoch, da meldet sich bereits mein RX+. Wieder die Rute, die ich am Eingang der Bucht abgelegt habe. Direkt nach dem Aufnehmen der Rute reißt mir mein Kontrahent eben jene fast wieder aus der Hand – ich habe eine waschechte Stausee-Maschine gehakt! Kai schaltet schnell und sammelt mich mit seinem Schlauchboot ein.

Ohne zu viel Druck auszuüben, rudern wir langsam in Richtung Fisch, zu groß ist die Angst, die Schnur an einem der zahllosen Hindernisse zu kappen. Der Eintrittswinkel der Schnur ins Wasser wird immer größer, bis sie irgendwann senkrecht ins Wasser zeigt. Ich erhöhe langsam den Druck und sehe nach bangen Minuten einen großen Schuppi, der unter mir im glasklaren Wasser seine Kreise zieht. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Doch alles geht gut und irgendwie schaffen wir es gemeinsam, den Fisch von den scharfkantigen Felsen im Wasser und den Baumstämmen, die wie Pfeile gen Himmel ragen, fernzuhalten. Die Keschermaschen umschließen einen dicken, wilden Stauseebullen. Und wir? Wir fühlen uns unbesiegbar, sind total im Flow.

Der See mit den tausend Bäumen

Nach einem weiteren kleinen Spiegler entscheiden wir uns dafür, am Stausee abzubrechen. Was soll hier schließlich noch passieren? Womöglich würden wir hier noch ein paar weitere Karpfen fangen. Doch wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits alles erreicht, was wir uns erträumt haben und sehnen uns schon neuen Abenteuern im Süden Frankreichs entgegen.

Zwei Tage haben wir dort für einen noch größeren See eingeplant. Einen See, der sicherlich vielen Karpfenanglern ein Begriff sein wird, um den sich Geschichten und Legenden ranken und der viele, viele Schmuckstücke bereithält. Bereit von uns gehoben zu werden?

Mehr dazu im vierten Part!

Mehr von Kai und mir findet ihr übrigens auf Instagram (David_Rosem & Faunacarp) und hier auf Carpzilla.

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