Zwei Monate durch Frankreich - Nash Teamangler Alexander „Zille“ Zilleckens erfüllte sich diesen Traum im Sommer 2018. Bei Carpzilla erzählt er die Highlights seiner Tour in zwei Teilen. Von wilden Stauseen und urigen Fischen, aber auch vom gefährlichen Tunnelblick auf der Jagd nach den ganz Großen und der Erkenntnis, worum es wirklich bei so einer Reise geht:
Wer Teil 1 noch nicht gelesen hat, findet ihn hier:
https://www.carpzilla.de/mag/deine-story/alexander-zilleckens-living-dream-part-1-11619.html
Je weiter ich mich vom szenebekannten Ministausee entfernte, umso deutlicher erkannte ich, was ich wirklich wollte, warum ich eigentlich unterwegs war! Ich spürte wie mein Tunnelblick wich und der Drive zurückkam. Die nächste Etappe war klar, mein Ziel war ein See mit unbekanntem Fischbestand – an dem nichts bekannt aber alles möglich war!
Nach einigen Telefonaten mit Freunden in der Heimat und ein bisschen Recherche in französischen Angelforen, stieß ich auf einen Stausee, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Im Forum stand jedoch, dass dort in den 90ern Karpfen besetzt wurden, über aktuelle Fänge war jedoch nicht herauszubekommen - perfekt für mein Vorhaben!
Keine Angler, keine Karpfen?
Die drei Stunden Autofahrt vergingen schnell und es dauerte nicht lange, da stand ich am Ufer dieses wunderschönen, ca. 300 Hektar großen Stausees. Weit und breit keine Menschenseele, auch nach ausgiebiger Location konnte ich keine anderen Angler ausmachen. Aufregung machte sich in mir breit, aber auch ein komisches Gefühl. Die Lage des Sees war so perfekt, dazu hatten wir Freitagmittag, also warum waren hier keine Angler unterwegs? Habe ich wirklich eine unbekannte Perle entdeckt oder wartete auf mich der nächste Reinfall?
Fritten-Party-Deluxe
Ich kürze die Geschichte hier ab: Ja, es gab dort Karpfen und zwar nicht zu knapp. Ich fing sogar am ersten Abend schon eine wunderschöne Halbzeile, doch leider waren die Fische kaum schwerer als drei Pfund. Nach vier Nächten Fritten-Party-Deluxe hatten wir schließlich genug. Lucas, ein guter Freund aus meiner Heimat, war nach zwei Nächten dazu gestoßen und wollte von nun an mit mir gemeinsam Frankreich erkunden.
Wo sich die Spreu vom Weizen trennt…
Irgendwie war es ein bisschen enttäuschend, zu schön wäre es gewesen in Frankreich einen wirklich unbekannten See mit ungeborgenen Schätzen zu finden. Doch genauso stolz war ich auch, es einfach versucht zu haben und nun zu wissen, was dort Sache ist. Wer auf der Suche nach Neuem ist, Pionierarbeit leistet, kann nicht nur große Erfolge einfahren. Das ist es doch, was die Spreu vom Weizen trennt, den Pionier vom Nachahmer.
Endlich Ankommen
Die Reise ging weiter und wir waren hoch motiviert, doch auch am nächsten Gewässer lief alles anders als geplant. Die Bilanz nach drei Nächten: Ein kleiner Schuppi und mehrere Waller. Für das Gewässer einfach zu wenig! Irgendetwas passte einfach nicht und so packten wir erneut unsere sieben Sachen zusammen, um weiterzuziehen. Wir wollten endlich richtig ankommen, uns wohlfühlen und vor allem wieder Fische fangen.
Vier Stunden später kamen wir an einem für uns neuen Gewässer an: Ein wunderschöner Stausee im Landesinneren erwartete uns. Erst spät am Abend beluden wir die Boote und fanden einen wirklich coolen Platz, der zu Fuß nicht zu erreichen war.
Ruhe kehrte ein, wir waren entspannt und zuversichtlich, da wir schon Fische in der Dunkelheit springen hörten. Am nächsten Morgen standen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf und fühlten uns endlich angekommen.
Auf die Nuss ist Verlass!
Das Gewässer war ein Traum und die ersten Fische ließen nicht lange auf sich warten. Wie sich herausstellen sollte, war auch hier wieder die Tigernuss der Köder Nummer 1. Wir fingen die Fische im Flachwasser und legten die Ruten auf Sicht im steilen Ufer ab. Wir genossen die Natur und die Freiheit und fingen jeden Tag gleich mehrere Fische. Große und Kleine, es war bunt gemischt.
Auch die erste, richtige Kanone ließ nicht lange auf sich warten. Lucas fing einen dicken Spiegler und legte keine 24 Stunden später noch einen brutalen Schuppenkarpfen nach! Doch leider war es dann auch für ihn schon wieder Zeit Abschied zunehmen.
Alle Spots für mich
Ich entschloss mich dazu, den Platz noch ein Weilchen zu beangeln. Ganze acht Tage hatte ich noch Zeit bis ich diesem Gewässer den Rücken kehren musste! Vor allem die Stellen von Lucas brachten wirklich gute Fische und da ich jetzt ganz alleine war, hatte ich alle „Top Spots“ für mich. Leider kam alles anders wie geplant: In der ersten Nacht alleine, zog ein Sturm übers Land, der viel Regen mit sich brachte. Dennoch machte sich in mir Vorfreude breit.
Meine Freundin, die ich bald schon fünf Wochen nicht mehr gesehen hatte, sollte mich am Ende meiner Reise mit dem Flugzeug besuchen kommen. Die Vorfreude war riesig und ich konnte es kaum noch abwarten, mit ihr zusammen in die Wildnis aufzubrechen.
Kräfte Tanken
Spontan entschloss ich mich am nächsten Morgen, im ersten Licht einzupacken und meinen einheimischen Freund Sebastien einen Besuch abzustatten. Ich brauchte eine kurze Pause vom Angeln, wollte meine Akkus laden und auch meine Kleidung konnte eine Wäsche gut vertragen. Wie sich später herausstellte, war dies für mich die richtige Entscheidung, denn die Zeit bei Seb und seiner Familie war Balsam für die Seele.
Wiedersehen mit Sophia
Endlich war nun auch der Tag gekommen, an dem ich meine Freundin Sophia abholen konnte. Am Nachmittag saßen wir gemeinsam in meinem Auto, bis unters Dach vollgeladen mit Tackle und Futter, auf dem Weg in die Freiheit. Nach gut einer Stunde Fahrt, kamen wir an einem wunderschönen und menschenleeren See an. Wir waren beide von der Natur beeindruckt und fühlten uns auf Anhieb wohl.
Wie lange wir diesen See und den Platz befischen würden, wollten wir ganz spontan entscheiden. Es war wirklich der pure Luxus einfach keinen Zeitstress und Zeitdruck zu verspüren und es sollte nicht lange dauern bis sich die Karpfen auf meinem Futter einfanden.
Es ging Schlag auf Schlag und das ganze neun Tage am Stück! Ich fütterte was das Zeug hielt und die Karpfen dankten es mir. Von wunderschönen beschuppten Spieglern bis hin zu dicken Schuppis war alles dabei - die Fische fraßen und zwar richtig.
Endlich: Die Kirsche auf der Sahne!
Ich fütterte einen riesigen Streifen auf sieben Metern Tiefe und angelte mit drei Ruten auf diesem Platz. Meine Rigs mussten stabil und einfach gebaut sein, bedingt durch das viele Totholz im Wasser durfte kein Fisch verloren gehen.
Einen Fisch fing ich glatt zwei Mal binnen drei Tagen und das bei einem See von über 500 Hektar. Beim zweiten Mal hatte der Bursche tatsächlich schon ein Kilo zugelegt. Wir waren wie im Rausch, doch nach sieben Tagen sollte die Kirsche auf der Sahnetorte folgen und ich schöpfte eine richtige Spiegler-Bombe ab. Ein lang ersehnter Traum ging endlich in Erfüllung. Mein Hunger nach Fisch war kurzfristig gestillt und meine Freundin hatte sich an unserem Platz satt gesehen. Zeit für einen Tapetenwechsel.
Eine Frage des Dives?
Nach einem weiteren Zwischenstopp bei Sebastien und seiner Familie waren wir drei Tage später wieder unterwegs und somit auf dem Weg zum letzten Gewässer der Tour.
Die letzten neun Angeltage waren schon großartig, in dieser Zeit fing ich fast so viele gute Fische, wie die gesamten fünf Wochen zuvor. Ob es an Sophia lag und an meinem dadurch viel freieren Kopf beim Angeln, bedingt durch die weibliche Begleitung? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hatte es das letzte Gewässer noch einmal so richtig in sich! Innerhalb kürzester Zeit fingen wir knapp 20 Fische. Außerdem ging ein weiterer Traum in Erfüllung: Ein 20 Kilo Zeiler aus einem öffentlichen Gewässer. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich den Fisch das erste Mal im klaren Wasser erblickte.
Ich bin immer noch sprachlos und lasse die Bilder für sich sprechen.
Ein Traum wurde wahr!
Abschließend kann ich sagen, dass diese Tour die bisher schönste Angelzeit in meinem Leben war. Noch nie zuvor war ich so frei und glücklich. Ich hoffe und glaube daran, dass diese Tour nicht meine letzte dieser Größenordnung gewesen ist. Solche Auszeiten sind meiner Meinung nach unbezahlbar und gegen kein Geld der Welt aufzurechnen. Deshalb lebt eure Träume – ich verspreche euch: Ihr werdet es nicht bereuen!
Die wichtigste Lektion dieser Reise war sicherlich die Erkenntnis, dass sich manche Dinge einfach nicht planen lassen, sie kommen von alleine, eben dann, wenn die Zeit dafür reif ist. Deshalb, legt den Tunnelblick ab, genießt die freie Zeit und macht was draus, der Dicke kommt immer ganz von alleine!
Euer Alexander, besser bekannt als “Zille“
Wer den ersten Teil von Alex‘ Story Living the Dream noch nicht gelesen hat, sollte da schleunigst tun, ihr findet ihn hier:
https://www.carpzilla.de/mag/deine-story/alexander-zilleckens-living-dream-part-1-11619.html
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