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10.12.2020
Florian Zink: Nur die Harten kommen in den Garten – Durchhaltetipps für den Winter #1
Angeln im Winter bietet seinen ganz besonderen Reiz, auch wenn die Fische manchmal nicht so wollen wie der Angler. Das Wasser ist kalt und meist sind es auch die Umgebungstemperaturen. Was kann man tun um die Zeit auf den nächsten Biss möglichst komfortabel zu überbrücken? Flo aus der Carpzilla-Redaktion hat ein paar Antworten für euch parat. Los geht's mit Teil 1 ...Was ist eigentlich mit dem Winter los? Kommt der noch oder kann der komplett weg? Während ich diese Zeilen schreibe, ist es bereits Mitte November. Draußen windet und regnet es, nun kommt jedoch das große ABER: Es sind 17 Grad! Nicht normal, aber die überraschend milden Temperaturen werden natürlich mitgenommen; ich bin am Wasser – in Jogginghose und leichtem Hoody. Aber eines weiß ich jetzt schon: Bald schlägt die Stunde für die Luxusausstattung in Sachen Klamotten und sonstigem Komfort, denn ich fische den Winter über durch! Das nicht deshalb, weil ich einer der hartgesottenen Jungs bin, die selbst noch bei Minusgraden in Crocs und Longsleeve am Ufer entlang spazieren (genau genommen bin ich sogar ein bekennender Frierer vor dem Herrn), sondern einfach, weil ich auch die Angelei in der dunklen Jahreszeit unglaublich faszinierend finde. Um diese soll es in diesem Zweiteiler gehen! Aber nicht darum, welche Taktik dir bei kaltem Wasser die meisten Fische ins Netz zaubert – dafür gibt es wesentlich kompetentere Leute – sondern welche Ausrüstung dir im Winter hilft, dich am Wasser wohl zu fühlen.In diesem ersten Teil beschäftige ich mich mit dem, was ich direkt an mir tun kann um auch bei Minusgraden stets einen klaren Kopf zu behalten – ob beim schnellen Overnighter, der momentan rund 90% meiner Angelei ausmacht, oder bei längeren Ansitzen. Fangen wir also mit den Klamotten an…Die Zwiebel/Erste SchichtTausendfach wurde es schon erwähnt und wenn man sich die bibbernden Herrschaften an so manchem Gewässer betrachtet, scheinbar noch nicht oft genug: das Zwiebelprinzip. Im Grunde ist das ganz einfach. Statt sich nur eine dicke Lage anzuziehen, sollte die Kleidung schichtweise aufgebaut werden, wobei jede einzelne Lage bestimmte Funktionen aufweisen sollte. Ich gehe in diesem Beispiel von mir aus und beziehe hierbei mehr als 20 Jahre ganzjährige Karpfenangelei mit ein. Wenn einer da draußen DIE eine Lage gefunden hat, die allen Unbilden des Winterwetters trotzt, dann lasst es mich wissen – patentiert euch das Teil aber vorher. Zuerst kommt eine Schicht langer Unterwäsche. In meinem konkreten Fall sind das entweder lange Unterhosen aus dem Outdoorbereich oder die mittlerweile auch von einigen wenigen Anbietern im Angelsektor verfügbaren Modelle. Was hierbei besonders wichtig ist: diese Schicht muss atmungsaktiv sein! Verzichte lieber auf ein kuschliges Fleece-Innenfutter, wenn es sich zu schnell vollschwitzt und nimm eine Nummer dünner. Im Prinzip geht es beim Zwiebelprinzip nämlich nicht darum, möglichst dicke Schichten zu tragen, sondern die dazwischenliegenden Luftlagen möglichst konstant warm zu halten. Obenrum trage ich persönlich gerne ein recht langes Unterhemd, das nicht aus der Hose rutscht und obenauf einen dünnen Langarmrolli. Ein kurzer Reißverschluss reguliert überschüssige Wärme schnell und sollte es doch einmal wider Erwarten milder werden, leistet so ein dünner Pullover auch allein getragen wertvolle Dienste. Im Karpfenangelsektor ist hierbei die Palette leider recht rar gesät, weshalb ich gerne im Skibereich zugreife. Hier ist vor allem die Atmungsaktivität bei Produkten von einer gewissen Qualität ein meist anzutreffendes Kriterium. Der Hauptteil des Körpers wäre nun also schon einmal bedeckt; was fehlt, sind Füße und Kopf. Zum Wärmeverlust über den Kopf muss ich wohl nicht viel schreiben. Jeder weiß, welch großer Unterschied sich mit einer Mütze einstellt. Nur eines sollte noch erwähnt sein: Eine Mütze sollte bequem sein. Jahrelang trug ich – nur des Logos halber – eine zu kleine Fleecemütze und jeden Morgen taten die Ohren vom Druck weh. Eine Strickmütze leistet in Sachen Isolation prinzipiell das Gleiche und passt sich Kopfform und Ohren wesentlich besser an. Nun aber zu den Füßen, meinem persönlichen wunden Punkt im Winter. Inzwischen bin ich von dicken Wollsocken (Wolle Bundeswehr, Merino und Co.) wieder abgerückt, weil sich durch diese in den von mir verwendeten Schuhen kein ausreichendes warmes Luftpolster bilden kann. Seit Jahren nutze ich mehrere Formate aus dem Outdoorbereich, überwiegend von der Firma Falke. Diese haben sich auch in puncto Formbeständigkeit beim Waschen deutlich besser gehalten, als sämtliche Produkte aus der Angelindustrie, die stellenweise bereits nach dem dritten Waschgang die Biege machten. Hiermit wäre also die erste Lage inklusive Kopfbedeckung abgearbeitet. Nochmal kurz zur Übersicht:Lange Unterhose – lieber eine Nummer dünner, dafür atmungsaktivUnterhemd (langer Schnitt) – weniger Herausrutschen aus der Hose und erhöhte Wärme im NierenbereichLangarmshirt mit kurzem Reißverschluss – schnelle Wärmeregulierung und bei höherem Kragen Schutz im Halsbereich, dient zusätzlich als oberste Schicht, wenn es überraschend mild wirdMütze – sollte bequem sitzenSocken – gerne dünner, da hierdurch Luftpolster in den SchuhenMittlere Schicht/KomfortlageJetzt kommt das, was ihr in den meisten Fällen vermutlich bereits zuhause habt. Kurz gefasst: Hoody und Jogger. Gehe ich vom Extremfall in Sachen Wetter aus, dann gibt es an dieser Stelle ein paar Kniffe, mit denen ihr euch noch besser wärmen könnt. Ein Hoody mit erhöhtem Halsbereich (z.B. Trakker Cyclone) bringt mehr Wärme als eine dünne Hoody-Jacke. Auch die Stoffdicke bei verschiedenen Kapuzenpullovern und Jogginghosen kann einen gewaltigen Unterschied machen. In der Zeit, in der ihr euch in eurem Zelt aufhaltet, wird dies die Schicht sein, die euch Komfort geben muss, denn wer will schon in der dicken Jacke und mit wattierter Hose auf der Liege sitzen?! Apropos wattierte Hose... Seit Kurzem bin ich stolzer Besitzer einer solchen. Allerdings nicht, wie sonst üblich, als oberste Lage, sondern anstelle der Jogginghose. Eher durch Zufall bin ich hier über ein Modell von Nash gestolpert, das ich einfach haben musste. Die aktuellen Temperaturen verhindern jedoch noch eine vernünftige Testphase. Die restlichen Punkte hier wieder kurz zusammengefasst:Hoody – je nach Außentemperaturen auch mal ein Modell mit höherem Kragen in Betracht ziehenJogger – auch hier je nach Außentemperatur vielleicht ein dickeres Modell ins Kalkül ziehenObere Schicht/Die WetterlageNun aber zum Obendrüber. Das ist die Lage, die dem Wetter direkt ausgesetzt ist und somit nicht nur innen etwas leisten muss, sondern auch nach außen einige Kriterien erfüllen muss. Diesmal möchte ich unten anfangen, also bei den Füßen. Warme Boots gibt es in mannigfaltiger Ausführung, ob du ein Modell zum Schnüren oder Direkteinstieg verwendest, hängt mehr oder weniger von deiner Mobilität ab. Da ich den Vorteil genieße, an viele Gewässer direkt anfahren zu können und somit lange Fußmärsche meist entfallen, tun es bei mir die traditionellen Moon-Boots. Das sind im Grunde genommen Gummistiefel, die innen warm gepolstert sind und über eine möglichst dicke und griffige Sohle verfügen sollten. Dick deshalb, weil die Sohle wunderbar nach unten isolieren kann. Für die Übergangszeit oder für weitere Strecken habe ich auch ein paar mit Neopren gefütterte Stiefel, die dem Fuß deutlich mehr Halt bieten, dabei aber auch nicht ganz so warm sind. Dass die Stiefel dabei etwa eine Größe über normal ausfallen sollten, ist vermutlich einleuchtend – Stichwort Luftpolster. Zusätzlich sind diese Varianten natürlich auch praktisch, weil man damit mal ins Wasser stehen kann.Am restlichen Körper variiere ich immer, je nach konkreter Außentemperatur. Zwar habe ich einen zweiteiligen Thermoanzug, davon trage ich aber die Hose wesentlich häufiger als die Jacke. Nicht deshalb, weil die Jacke nichts taugt, sondern weil ich obenrum gerne noch eine andere Jacke trage, zumindest solange es nicht regnet, bzw. schneit. Hierbei haben sich, je nach Witterung wattierte Jacken, Teddyfleece oder normale Fleecejacken bestens bewährt. Insgesamt fühle ich mich einfach wohler, wenn ich nicht in der großen, sperrigen und raschelnden Thermojacke im Zelt sitze, auch wenn die Zeltheizung mal nicht an ist. Insgesamt muss die obere Lage natürlich den Widrigkeiten trotzen, die das Wetter auf uns herabwirft, also Regen/Schnee und Wind. Natürlich gibt es hier im Angelsektor wie auch im Outdoorbereich absolute Luxusmodelle, deren Preis teilweise sicher auch gerechtfertigt ist, allerdings ist auch ein erschwinglicher Thermoanzug besser als kein Thermoanzug.Kommen wir abschließend zu einem weiteren Schwachpunkt: den Händen. Hier tue ich mich zugegebenermaßen oft schwer, denn ich bin kein großer Handschuhfan. Allerdings neige ich auch schnell zu kalten Fingern. Was über den Tag (und natürlich auch in der Nacht) prima hilft, sind sogenannte Daumenschlaufen – also Aussparungen im unteren Ärmelbereich – am Longsleeve der unteren Lage oder der Jacke. Der Unterschied, den eine zur Hälfte bedeckte Hand ausmacht, ist gewaltig und reicht mir zu über 90% in meiner Angelei vollkommen aus; zusätzlich ist es ja beim Karpfenangeln meist nicht so, dass man die Hände nicht in die Hosentasche stecken könnte. Hier nochmal alles in Kürze:Wähle dicke, geräumige und griffige Boots nach Wahl, passend zu deiner AngeleiEin Thermoanzug muss die wichtigsten Kriterien (Wasserresistenz, Isolation und Winddichtigkeit)erfüllen, muss aber nicht gleich ein Vermögen kostenIn vielen Situationen reichen verlängerte Ärmel an einer Schicht mit Daumenschlaufen aus, Handschuhe sind in meinem Fall meist eher hinderlichSchlusswortIch habe eine Pause beim Schreiben des Artikels eingelegt und mittlerweile ist er da, der Winter. So hatte ich die Möglichkeit, nicht nur meine altbewährten Klamotten, sondern auch meine neueste Errungenschaft – die wattierte Hose – anzutesten. Erstes Fazit: gutes Teil. Was aber am Schluss dieses Artikels noch einmal betont werden sollte, ist Folgendes: Das Angeln im Winter ist zauberhaft, aber extrem. Die Kälte gehört dazu und die besten Klamotten dieser Welt werden einen Frierer nicht vom zeitweisen Bibbern abhalten – es gehört einfach dazu. Eine Kombination aus guter Ausrüstung und innerer Einstellung wärmt am besten.Bis dahin, bleibt warmFloDu hast einen Klamottentipp, den du den anderen „wärmstens" empfehlen kannst und der hier nicht aufgeführt war? Dann her damit! Schick mir deinen Wintertipp an flo@carpzilla.de und ich nehme ihn in ein Update in Kürze mit auf.