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14.05.2018
Mathias Lange: Into the wild - Neuland in McPomm (Teil 2)
Mathias Lange begeistert immer wieder mit spannenden Storys von jungfräulichen Gewässern – gelegen im irgendwo im wilden Osten der Republik. Im neuen Zweiteiler an seiner Seite: Stefan Göhring vom YouTube Channel Karpfenjagd. Gemeinsam verschlug es sie in Teil 1 in die Wildnis Brandenburgs und nun, in Teil 2 nach Mecklenburg-Vorpommern:Nach unserem Saisonstart an einem überschaubaren Waldsee in Brandenburg, sollte uns unser nächster Trip im Frühjahr 2018 für eine Woche nach Mecklenburg-Vorpommern führen - wo wir eher unfreiwillig an drei verschiedenen Gewässern zwischen 30 und 60ha angelten.Wir wollten Abenteuer erleben und entschieden uns auch dieses Mal für Gewässer, die wir noch nie zuvor beangelt hatten und von über die wir auch keine Informationen hatten. Eines möchte ich vorwegnehmen, es war das Abenteuer das wir suchten, aber zugleich eine schwierige Zeit mit vielen Tiefschlägen.Nichts ist vorhersehbar – alles möglich!Früh am Morgen, gegen 4 Uhr, machten wir uns auf den Weg, um uns in McPomm am ersten See zu treffen, den wir uns ausgeguckt hatten. Schon auf dem Weg in Richtung Norden fiel mir auf, dass die Natur trotz der sehr warmer Temperaturen etwas hinterher hing.Es war längst nicht so grün, wie schon stellenweise in Brandenburg. Später stellte sich heraus, dass sich dies auch in der Wassertemperatur widerspiegelte, was aber zunächst nicht weiter schlimm war.GrabenkämpfeUnser erstes Zielgewässer war eine kleine Seenkette, bestehend aus zwei Gewässern. Beide Seen haben eine Größe um die 30ha und sind mit einem kleinen schmalen Graben miteinander verbunden. Um an unseren gewünschten See zu gelangen, mussten wir uns erstmal durch den Graben kämpfen, allein dies war ein kleines Abenteuer.Strategische StellungAls wir den Graben passiert hatten, erblickten wir einen länglich gezogenen See mit reichlich versunkenen Holz. Auf Anhieb fühlten wir uns wohl, denn hier sah man außer Wild keine Menschenseele. Nachdem wir eine Runde über den See fuhren, positionierten wir uns mittig des Sees, um ihm im bestmöglichen Radius beangeln zu können.Aber der See war wie ausgestorben, man sah keine Bewegung oder Anzeichen von Fisch obwohl er mit 3m an der tiefsten Stelle recht flach war. Die extreme Trübung machte es uns zusätzlich schwer. Wir legten die Ruten regelmäßig an verschieden Stellen um, um eventuelle Fressbereiche der Karpfen zu finden. Als wir nach zwei Nächten immer noch keine Aktion hatten, beschlossen wir weiter zu ziehen. Denn Aussitzen kam für uns nämlich nicht in Frage!Neuer See, neues Glück?Wir packten früh unser Tackle ein und machten uns auf die Suche nach einem neuen Gewässer. Wasser gibt es in Mecklenburg zu genüge, aber welches gibt uns das richtige Gefühl?Wir haben uns schwer getan, aber schlussendlich für einen knapp 40ha großen See entschieden. Der zwar mit 14m recht tief war, aber eine sehr interessante flache Bucht mit Seerosen, versunkenen Bäumen und Schilf aufwies.Tiefes Wasser mit flacher BuchtZudem drückte der Südwest Wind genau in die Bucht, hier sollten wir doch richtig platziert sein. Wir hofften gerade jetzt im Frühjahr genau dort die Fische zu finden. Auch hier fühlten wir uns wieder sofort wohl und hofften auf Bisse. Als die erste Nacht vorbei war und alles ruhig geblieben war, kamen wir ins Grübeln und überlegten, was wir falsch machten?Genau in diesem Moment kam plötzlich ein „pieeeeeep“. Es war Stefan seine Rute, die vor dem Holz lag. Wir sprangen zusammen ins Boot und führen zum Fisch, der wie erwartet direkt ins Holz geschwommen war. Gut, dass wir zu zweit waren, denn jetzt war Teamwork gefragt. Ich steuerte das Boot und brach einige Äste ab und Stefan musste schlussendlich ins Wasser, um noch an den Fisch zu kommen. Ich sah schon das es einer der besseren Sorte war.Schwerer Einstand dank TeamworkIch gab Stefan den Kescher und dann ging alles ganz schnell. Zack und er war im Netz. Der Haken am Chod-Rig saß super. Nach der dritten Nacht ohne Karpfen, war dieser Fisch, das was wir brauchten: Zumal er gleich 17,9kg auf die Waage brachte.Klar trug Stefan von nun an ein breites Grinsen im Gesicht. Die Hoffnung war groß, dass jetzt der Knoten platzen könnte. Aber es kam alles anders, wieder schwiegen die Bissanzeiger, auch stundenlanges Suchen der Fische im anderen Seeteil brachte uns nicht weiter.Entdecken ist kein ZuckerschleckenDas Umlegen der Ruten führte ebenfalls zu nichts. Irgendwie wollte es nicht so recht anlaufen bei uns. Der Luftdruck war zu allem Übel mit 1033 hPa ebenfalls alles andere als optimal. Wir gaben dem ganzen noch eine Nacht Zeit und entschlossen uns dann ein drittes und letztes Mal den See zu wechseln.Früh am Morgen stellten wir uns den Wecker, um vorbereitet zu sein. Da, wie erwartet, nichts mehr ging, packten wir zügig alles zusammen, um weiter zu ziehen. Dieses Mal fuhren wir zwei Stunden, um das nächste Gewässer unserer Reise zu erreichen.Alle guten Dinge sind …Am dritten Gewässer angekommen, bauten wir zügig auf. Mittlerweile waren wir voll im Rhythmus und somit recht zügig einsatzbereit. Gemeinsam drehten wir eine Runde mit dem Boot über den knapp 60ha großen Natursee.Sofort konnte ich Karpfen auf der anderen Seeseite im Schilf entdecken, die sich wohl den Laich der Plötzen ergaunern wollten.Es war das erste Mal seit Tagen, dass wir Karpfen finden konnten. Sofort stand der Plan fest. Jeder von uns fischte mit einer Rute links und rechts, denn jeder sollte die gleiche Chance bekommen.Wenn der Wurm drin ist…Auch der Luftdruck passte jetzt mit 1009 hPA. Als wir die Ruten dicht am Schilf platziert hatten, dauerte es nicht lange bis der erste Karpfen am Haken hing. Das Problem war nur, dass der Fisch so tief in den Schilfgürtel schwamm, dass er darin verloren ging.Das Schlimme für mich war, dass ich nach fünf Nächten blank, die erste Chance vermasselte. Ein richtig beschissenes Gefühl war das. Stefan und ich fischten mit Heli Safes, damit wir das Blei im Hindernis verlieren konnten.Als Rigs verwendeten wir fast nur Pop-Up-Rigs, weil gerade diese im Frühjahr sehr effektiv sind und sehr gut funktionieren. Danach fingen wir erstmal nur kleinere Karpfen, entsprechend erhöhten wir die Futtermenge: Großflächig wurden erstmal ca. 8 kg Boilies und 5 kg Tigernüsse verteilt.Biss auf Biss in 500 Meter DistanzDiese Aktion zeigte Wirkung: Von nun an lief jetzt. Wir mussten ganz schön ackern und viel Rudern, denn die Ruten lagen auf 400-500m Distanz. Der starke Westwind und die milden Temperaturen ließen die Fische in einen wahren Fressrausch verfallen.Die Stimmung war trotzt der vielen Bisse noch immer im Keller, denn die großen Karpfen gingen bislang allesamt verloren. Entweder lag irgendein Hindernis im Wasser, indem er sich fest schwamm oder der Fisch ging so tief ins Schilf, das er irgendwann schlitzte.Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, riss mir auch noch der Snagleader an einer Muschelkante. So viel Pech und verlorene Karpfen in einer Session hatte ich, glaube so lange ich Angeln gehe noch nie. Da es aber so gut von den Bissfrequenzen her lief waren wir guter Dinge, dass noch ein Dicker kommen würde.Einfach weitermachen!Wir mussten einfach durchhalten und hoffen. Die Ruten konnten auch nicht anders gelegt werden, denn genau dort an den großen Schilfgürteln waren die Karpfen. Wir fütterten immer weiter vom Schilf weg in Richtung See, um die Kerle dort raus zu locken. Doch die Zeit lief uns allmählich davon. Stefan musste eigentlich schon nach Hause, konnte aber noch eine Nacht verlängern.Und wie es manchmal so ist, liegen Glück und Unglück nicht weit auseinander. Denn jeder von uns konnte noch einen Besseren Karpfen überlisten. Ich war natürlich überglücklich und eine tonnenschwere Last fiel von mir ab nach diesen ganzen Strapazen.Trotz allem, müssen wir abschließend sagen, dass es eher eine ernüchternde Woche mit vielen Rückschlägen hinter uns liegt. Aber so ist Karpfenangeln, manchmal gewinnt man, manchmal bleibt man nur zweiter Sieger. Was bleibt ist wieder Neues entdeckt zu haben, das kann uns keiner mehr nehmen! Grüße Mathias und Stefan