Nachgehakt
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28.12.2017
Unbekannter 67 Pfünder - Nachgehakt bei Najib El-Ahmad
Die Meldung eines völlig unbekannten 67 Pfünders, den Badgers Best Boss Najib El-Ahmad im Herbst 2017 irgendwo im Rheintal fangen konnte, ging in der Szene voll durch die Decke. Najib erntete viel Anerkennung, aber es kamen auch kritische Fragen auf. Grund genug bei Najib nochmal nachzuhaken:Carpzilla: Hallo Najib, zunächst nochmal Glückwunsch zu diesem Traumfisch. Kannst Du uns und unseren Lesern zunächst kurz erzählen, wie es eigentlich zum Fang des Ungetüms kam?Najib: Vielen, vielen Dank nochmals, wenn ich zurück denke, beflügelt mich dieser Fang und der Zuspruch noch immer. Um es kurz zu machen: Ich habe meinen Platz gut vorbereitet und ließ den Spots zwischen meinen Kurzsessions immer mehrere Tage ruhen. Ich wusste an diesem Gewässer überhaupt nicht, mit was ich zu rechnen hatte.Das einzige was ich herausbekommen hatte war, dass der Karpfenbestand nicht wirklich dünn ist. Da ich immer weniger Zeit zum Fischen finde, ging es mir in erster Linie also darum, möglichst viele Karpfen zu fangen. Bis auf einmal der Gigant im Kescher lag...Carpzilla: Der Große Spiegler, ist also nach Deinen Informationen ein völlig unbekannter Fisch. Woher weißt Du das und warum hast Du dann ausgerechnet an diesem Gewässer geangelt?Najib: Ich tausche regelmäßig Infos mit anderen Locals unserer Region. Ich wusste, dass an diesem Gewässer sehr wenig gezielt auf Karpfen geangelt wird. Der Fokus, der meisten Angler an diesem Gewässer, liegt beim Raubfisch. Es gab nur sehr dünne Informationen, was den Karpfenbestand, des von mir gewählten Gewässers, betrifft.Selbst die eingefleischten Locals waren hier nicht wirklich zu Gange und alles eher sporadisch, ohne Konstanz und richtigen Plan. Genau das ist es, was mich am meisten gereizt hat, ich wollte einfach frei drauflos Angeln ohne zu wissen, was wirklich möglich ist. So ist jeder Fisch ein tolles Ergebnis.Carpzilla: Anhand Deiner Schilderungen entsteht tatsächlich Eindruck, dass der Riesenspiegler weitgehend mit natürlicher Nahrung zu solch einer imposanten Größe herangewachsen ist. Das scheint auf jeden Fall eine Ausnahme. Wir erklärst Du Dir solche Phänomene? Glaubst Du es gibt noch weitere solche unbekannten Riesen im Rheintal?Najib: Richtig, wenn an diesem Gewässer auf Karpfen geangelt wird, dann ohne langatmige Vorbereitung, sondern meist instant und wegen des herrschenden Nachtangelverbotes auch ohne viel Futter. Die Gewässer entlang des Rheins - ob natürlichen oder unnatürlichen Ursprungs - sind meist klar, recht tief und haben ein hohes Krautvorkommen.Natürliche Nahrung wie Muscheln, Krebsen, Süßwassergarnelen und allerlei Mückenlarven gibt es im Überfluss.Wenn nun ein Fisch noch die richtige Genetik aufweist, schnell zu wachsen und sich unter Wasser durchzusetzen, können wahre Monster entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass vielem, wenig befischte Gewässer entlang des Rheins noch für eine Überraschung gut sind.Man muss aber auch dazu sagen, dass es für nicht Einheimische ziemlich schwierig ist, solche Gewässer effektiv zu beangeln. Richtlinien und Beschränkungen machen es nicht einfach.Carpzilla: Du erwähnst Gewässer, die vom Groß der Karpfenangler links liegen gelassen werden. Was für Gewässer sind das und wie unterscheiden sie sich von den üblichen Gewässern, die viel frequentierter sind?Najib: Das sind allen voran Gewässer, an denen Nachtangelverbot herrscht und / oder die in direkter Verbindung zum Rhein stehen. Wie oben erläutert: Weiß der moderne Karpfenangler nicht, was ihn erwartet, schwindet das Interesse der Mehrzahl. Kurzum, man weiß nicht, was einen erwartet.Der Vorteil solcher Gewässer: Es gibt keinen nennenswerten Angeldruck, man sitzt oft in wilder Natur und man kann seine Angelei freier ausführen.An den stärker frequentierten Gewässern, wie Vereins- oder Privatseen, steht man meiner Meinung nach vor anderen Herausforderungen. Wenn ich beispielsweise mit Steffen Hambsch unterwegs bin, muss ich oft meine Fischerei komplett umstellen und dem harten Angeldruck anpassen. Die Karpfen in stark beangelten, meist kleineren Seen haben oft schon alles gesehen und kennen jeden Trick, dazu kommt, dass es ihnen an eingebrachtem Futter nicht fehlt und sie es sich herausnehmen können sehr argwöhnisch zu werden.Carpzilla: Ist das Angeln an öffentlichen Gewässern mit weitgehend unbekannten Fischbeständen für dich das wahre Angeln? Was reizt sich so sehr an diesen Gewässern im Vergleich zu bekannten Szenegewässern oder teilprivatisierten Vereinsgewässern, wie es sie gerade entlang des Rheins immer häufiger gibt?Najib: Was das „wahre Angeln“ bedeutet, entscheidet jeder Einzelne für sich selbst. Mich reizt beides: Ich finde das gezielte Big-Fish-Angeln, an stark unter Angeldruck stehenden Seen, genauso spannend und anspruchsvoll, der Dicke ist eben nie weit entfernt.Doch für mich persönlich ist der Erfolg an einem relativ wilden Gewässer eine viel größere Genugtuung. Zumal das Fischgewicht nicht im Vordergrund steht. Das macht frei.Im Vordergrund steht für mich dann ein möglichst unberührter Flecken Natur, die Ungewissheit, das Abenteuer. Unter solchen Voraussetzungen kann ich wirklich abschalten, mich frei machen vom Alltagsstress.Wie gesagt, es für mich kein Problem mich in eine Stammangler-Struktur eines kleineren Vereines einzufügen, doch fühle ich mich freier, wenn ich los angeln kann, ohne mit meinem Handeln eventuell, jemandem auf den Schlips zu treten.Carpzilla: Nochmal zurück zu Deinem Ausnahmefisch. Er ist ja noch immer nicht in seiner vollen Pracht veröffentlicht worden. Warum? Befürchtest Du vielleicht, dass ein Run auf die Gewässer Deiner Heimat entstehen könnte? Erwartet uns irgendwann noch eine ausführliche Story mit mehr Bildmaterial, Einzelheiten und Hintergründen zum Fang?Najib: Einen Run auf unsere Gewässer befürchte ich eher nicht. Durch das herrschende Nachtangelverbot, von dem wir in Baden-Württemberg betroffen sind, ist an ein Fischen bis spät in die Nacht hinein oder gar an längere Sessions über mehrere Tage nicht zu denken.Die Angelei beschränkt sich hier also auf Shortsessions. Man muss also am Ball bleiben - von heute auf morgen, wird man in meiner Gegend nicht die Geheimnissen der Gewässer lüften.Mehr Bildmaterial und eine ausführliche Story wird vielleicht noch folgen, lassen wir uns überraschen…:-)Carpzilla: Danke für deine Schilderungen. Zum Schluss die obligatorische Frage an jedem Jahresende. Was sind Deine Pläne für die kommende Saison?Najib: Meine Pläne für die kommende Saison sind auf jeden Fall Steffen weiterhin, so oft es mir möglich ist, bei seinen Sessions, an den stark beangelten Big-Fish-Gewässern zu begleiten. Ich konnte 2017 an diesen heiklen Gewässern meine Fischerei wieder weiter verbessern und habe viel dazu gelernt.An dieser Stelle auch nochmal danke an Steffen, der mich so offen empfangen hat. Ich konnte viel Neues lernen und bin noch lange nicht satt…Natürlich will ich auch wieder an den wilden, wenig befischten Gewässern meiner Region angreifen, vielleicht werde ich mein Glück sogar nochmal am Fluss versuchen. Wie jedes Jahr versuche ich mich treiben zu lassen und mich nicht zu sehr festzulegen. Im letzten Jahr hat das sehr gut geklappt.