Szene-News
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21.09.2022
Angelparadies ruiniert: Fisch-Massaker am Lac des Settons
Unzählige große Karpfen, Zander, Hechte, Schleien und andere Weißfische sind vor kurzem im Lac des Settons, einem über 360 Hektar großen Stausee im französischen Département Nièvre, der vor allem für seinen guten Zander- und Karpfenbestand bekannt ist, elendig verendet. Grund dafür ist ein fahrlässiges Ablassen des Stausees mitten im Spätsommer. Wir haben recherchiert.Das ist passiertZum ersten Mal auf das Fisch-Massaker aufmerksam wurden wir durch einen Instagram Post von Robin Illner, der unter anderem einen Container voll toter Fische, darunter auch viele große Karpfen, zeigte. Robin schildert in diesem Post den Vorfall am Lac des Settons – hier geht’s zum Instagram Post.Wir haben weiter zu den Hintergründen des Fischsterbens recherchiert und fassen die Ereignisse nun zusammen. Grund für das riesige Fischsterben ist das Ablassen des gesamten Stausees, um Reparaturarbeiten an der Staumauer durchzuführen. Eigentlich werden solche Arbeiten im späten Herbst, sprich Oktober oder November, wenn die Wassertemperaturen gesunken sind, mehr Sauerstoff im Wasser enthalten ist und die Fische nicht mehr einen so hohen Bedarf an Sauerstoff haben, durchgeführt. Die Fische werden dem Gewässer normalerweise vor dem gesamten Ablassen durch Fischereibetriebe entnommen, auf andere Gewässer verteilt oder der Bestand in einem kleinen See zwischengelagert, bis die Reparaturarbeiten beendet und das Ursprungsgewässer wieder mit Wasser gefüllt ist.Den Lac des Settons hat man jedoch Mitte September, also mitten im Spätsommer bei Außentemperaturen von über 20° Celsius, abgelassen. Ziemlich fahrlässig und ohne Rücksicht auf die Fische. Laut unseren Quellen ist das Wasser des Stausees so schnell abgeflossen, dass man den Zeitpunkt verpasst hat, an dem es noch möglich war Fische mit dem Boot zu retten. So soll man lediglich viele Zander mit Schleppnetzen gefangen, sie an regionale Restaurants verkauft haben, jedoch unzählige andere Fische teilweise elendig im Schlamm verendet lassen haben. Den anderen Fischen fehlte durch den hohen Sauerstoffmangel im Sommer, welcher bei geringer werdender Wassertiefe und damit steigenden Wassertemperatur weiter zunimmt, wortwörtlich die Luft zum Atmen.Warum wurde der Stausee abgelassen?Grund für das frühzeitige Ablassen des Stausees sind wirtschaftliche Ängste. Der Lac des Settons ist nicht nur bei Anglern, sondern auch bei vielen Freizeitgästen beliebt. So gibt es Campingplätze und Wassersportbetriebe, die zur Erholung und Freizeitspaß einladen. Hätte man den See erst im Spätherbst abgelassen, dann wäre er bei seiner Größe wahrscheinlich erst Mitten im Sommer wieder vollständig gefüllt gewesen. Die ansässigen Campingplätze und Wassersportbetriebe haben daher mit immensen Verlusten für die Frühlingssaison und den Sommerbeginn gerechnet. Möglicherweise wurde also völlig fahrlässig gehandelt und die Profitgier über das Wohlsein der Fische gestellt.Rettungsaktion durch heimische AnglerEine kleine Gruppe heimischer Angler hat das dilettantische Handeln der Zuständigen nicht hingenommen und versucht viele der Fische letzten Endes selbst zu bergen. Ein kleiner Teil des Bestandes konnte so gerettet und mit Wassertanks in umliegende Gewässer, wie den Lac de Pannecière umgesetzt werden.Angelparadies passéDer Lac des Settons war bei Karpfenanglern besonders aufgrund seiner Nachtangelzonen und einem durchschnittlich-guten Bestand an Karpfen beliebt. So sollen Fische bis 28kg in dem Stausee gefangen worden sein und das Durchschnittsgewicht der Karpfen bei rund 15kg gelegen haben – die Rede von einem Angelparadies ist hier also wirklich nicht fehl am Platz. Doch das ist nun Geschichte. Augenzeugen berichten, dass 90% der Fische verendet seien und die Bilder der toten Fische sprechen Bände.Robin Illner, der uns auf den Vorfall aufmerksam gemacht und mit Bildmaterial versorgt hat, war bereits vor 10 Jahren das erste Mal am Lac des Settons. Jüngst hat er sogar ein Video auf seinem YouTube Kanal veröffentlicht, das zu großen Teilen von der Angelei an diesem Stausee handelt. Wer sich also gern ein eigenes Bild von dem Gewässer machen möchte, der kann dort reinschauen.