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30.07.2020
Ben Adler: Traumsession am Kanal
Uns allen ist der Kanal gerade durch seine rauen Spundwände, den regen Schiffsverkehr aber auch den großen und besonderen Karpfen bekannt. Allerdings zeigt uns dieses Gewässer häufig die kalte Hand. Nicht ohne Grund lautet das Sprichwort: „Der Kanal gibt und er nimmt“. Dass mit guter Vorbereitung, ein wenig Glück und viel Herzblut jedoch auch echte Traumfische ans Tageslicht gerückt werden können, erzählt euch Ben Adler in seiner neusten Story… Die Sommerferien neigten sich mal wieder dem Ende zu, als mein Kollege Christoph und ich beschlossen, eine weitere Session einzulegen. Um ehrlich zu sein, war die bisherige Kanalsaison für fast alle Mitglieder unserer „Kanal Crew“ eher bescheiden erfolgreich… doch das sollte sich an diesem Wochenende, zumindest für Christoph und mich, ändern. Nur wenige Tage zuvor legten mein Freund Lucas und ich eine spontane Nacht ein, welche für Lucas besonders kurz war. Bereits um 6 Uhr machte er sich vom Ufer des Kanals zur Arbeit auf. In dieser Nacht blieben wir jedoch blank. Während Lucas sich also schon abrackerte, lag ich weiterhin im Tiefschlaf auf meiner Liege, als plötzlich jemand vor meinem Zelt stand und versuchte mit mir zu reden. Es war Christoph, der mich da wach machte. Er kam bewaffnet mit zehn Kilo Boilies und einem Wurfrohr. Auch er war schon vor der Arbeit aktiv und trainierte seine Armmuskulatur. Nachdem der Eimer leer war, verabschiedete er sich und ich konnte bequem bis 11:30 Uhr ausschlafen…Der Platz ist vorbereitetEs war Freitagnachmittag und es regnete in Strömen als Christoph mich abholte. Wir zogen unsere Wathosen und Regenjacken an, um schnell unser Tackle ins Auto zu schmeißen. Ich war äußerst froh, dass Lucas mir für dieses Wochenende sein Titan Hide auslieh. So konnte ich immerhin mein Haus für die nächsten zwei Nächte schnell aufbauen und musste nicht im Regen versauern. Wir hörten Radio und ließen den ersten Abend, leider ohne Biss, aber gemütlich mit einem Sandwich ausklingen. Wir kontrollierten noch einmal die Ruten und legten uns dann zuversichtlich, wie immer, schlafen.Schuss und TorMerkwürdige Überschrift aber zu 100% passend… Da die Fische an dieser Stelle meistens in den frühen Morgenstunden ablaufen, saßen wir um 10 Uhr etwas bedröppelt im Camp… auf einmal stand ein weiterer Karpfenangler neben uns, welcher, auf sympathische Weise, von all seinen anglerischen Heldentaten erzählte… meiner Meinung nach ein echtes Pottoriginal. Als unser neuer Freund gerade gehen wollte, begann Christophs Funke einzelne Pieper von sich zu geben. Der erste Fisch war im Drill. Da Christoph seinen kleinen Gegenüber von der gefährlichen Strömung fernhalten musste, war es ein eher kurzer Drill. Das Ergebnis war ein, wie ich ihn nenne, Fußball-Karpfen. Er war klein und rund ein Fußball eben. Christoph hielt sein Wort vom Vortag: „Ich blank nicht…“! Er schoss den Ball ins Netzt oder halt in den Kescher, wie man´s nimmt…Weiter, weiter da geht noch was…Im Laufe des Tages bekamen wir noch Besuch eines weiteren Mitgliedes der „Kanal Crew“ - Marco schaute nach dem Rechten. Während wir uns unterhielten, so über Gott und die Karpfen, lief Christoph das Kanal Stück entlang, als er, wie aus dem nichts, fragte: „Benny, willst du mal nen Koi sehen?“. Meine Antwort war kurz und bescheiden: „Laber…?!“. Da ich dabei war meine Ruten zu kontrollieren, war ich sofort einsatzbereit und sprintete mit einem weiß-orangenen Snowman bewaffnet zu Christoph. Bei ihm angekommen, suchte ich den weißen Fisch. Er war wegen seiner Farbe zum Glück leicht zu finden. Ich zitterte, so etwas hatte ich bis dahin noch nie erlebt und nur in Videos gesehen – ein unvergesslicher Moment für mich und mit Sicherheit auch für die anderen. Der Fisch bewegte sich nicht großartig, weshalb wir ihm den Köder genau vor den kleinen Rüssel legen konnten. Nach ungefähr 45 Minuten wechselte ich das D-Rig gegen ein Multi Rig mit pinkem Mainline Pop Up aus. Zurück zum Koi und rein damit. Dann war es soweit… der erste Moment der Unachtsamkeit wurde vom Koi zum Biss ausgenutzt. Die Schnur begann zu zucken. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich erst, dass die Strömung die Schnur in Bewegung setzte. Doch dann rief Christoph: „Benny deine Rute!“. Hastig nahm ich sie auf und gab dem kleinen Koi keinen einzigen Zentimeter Schnur, um ihn vom Gitter unter Wasser fern zu halten. Christoph sprintete derweil zum Camp und sorgte für den Kescher. Schnell rannte er zu mir zurück und kescherte mit einer gewagten Kletteraktion den völlig verwirrten Fisch. Wir beide schrien: „YEEEEEEEEEEEEES“. Wir machten schnell ein paar Fotos mit der weißen Schönheit, bevor sie sich wieder ihrem Element widmen durfte. Unglaublich, nach dem riesigen Graser mein erster „normaler“, selbstgefangener Kanal-Karpfen - einfach ein Koi…Doch das war´s noch nicht…Vollgepumpt mit Adrenalin saßen wir im Camp und verbreiteten die Nachricht. Wir unterhielten uns über die Wunderkräfte des Multi Rigs und zauberten gemeinsam ein paar dieser kleinen Hakmaschinen. Wir philosophierten über die Hakengröße, die Vorfach Länge und den Abstand vom Boden in verschiedensten Situationen. Ich war gerade dabei den letzten Knoten zu binden, als ein hoher und greller Dauerton ertönte. Zuerst sprang ich erschrocken von der Liege auf, doch im nächsten Moment stand ich schon an der Rute. Mir wirkte ein wirklich starker Druck entgegen, welcher bis zum Ende anhielt – diesmal war mein Gegner um einiges mächtiger und so gelang es mir nicht einmal den Fisch an die Oberfläche zu bekommen. Ich hoffte innerlich: „Bitte ein Spiegler, bitte ein Spiegler“, denn ich liebe die besondere Individualität dieser Fische… mal große, mal kleine Schuppen, mal viele, mal keine einzige und immer komplett anders angeordnet. Natürlich war ich erst einmal froh, dass ich überhaupt noch einen Fisch drillen durfte. Nach geschätzten 7 Minuten walzte tatsächlich ein für mich gewaltiger Spiegler durch die Oberfläche, geschmückt mit wunderhübschen Schuppen an der Schwanzflosse – einfach geil! Natürlich durfte auch hier ein Freudenschrei nicht fehlen: “YEEEEEEEES“! Im nächsten Augenblick hingen wir die Sling samt dem Spiegler an die Wage… Der Zeiger blieb nach kurzem Zucken auf 14 Kilogramm stehen - ich war überglücklich. Drei so geile Fische an einem Tag und das an einem so schwierigen und riesigen Kanalstück.In der folgenden und letzten Nacht schwiegen die Bissanzeiger jedoch, aber ganz ehrlich, es gab in unseren Augen keinen Grund sich darüber aufzuregen. Wir freuten uns über die abgelieferte Session und konnten mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Heimweg antreten.Wird die Kanal-Crew in Zukunft weitere krasse Sessions erleben? Wenn ja, dann werdet ihr es hier lesen können!Viel Erfolg am WasserEuer Ben Adler