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10.01.2022
Max Sieverling: Futterplatz-Learnings im vergangenen Herbst
Vor gar nicht so langer Zeit haben viele von uns bestimmt noch regelmäßig ihr Brolly am Wasser aufgebaut und einen Platz befischt, in den sie durch gute Vorbereitung viel Vertrauen gesteckt haben – wir meinen den „Futterplatz-Herbst“. ProLine Teamangler Max Sieverling ist voll auf eurer Seite und nimmt sich dem Thema heute detailliert an. Getreu nach dem Motto: „learning while doing“ erzählt er euch in dieser Story von seiner Futterplatzangelei im vergangenen Herbst und gibt alle Erfahrungen an euch weiter, die er sonst noch so zum Thema Futterplatzangeln gesammelt hat. Lest selbst:So langsam beginnt die heiße Phase des Jahres. Die Bäume leuchten im Morgenlicht in allen erdenklichen Farben und die Natur stimmt sich in ihrer unvergleichlichen Art und Weise auf den Winter ein. Es ist endlich wieder so weit - der Indiensummer beginnt. Unsere Zielfische gehen endgültig auf ihr Kampfgewicht zu und das Wetter wird erbarmungslos. Genau das reizt einige von uns so sehr. Immer wieder rauszugehen und den Fisch der Begierde oder vielleicht doch dem großen Unbekannten auf die Schliche zu kommen. In den folgenden Zeilen erzähle ich euch von meiner Herangehensweise im Herbst und wie ich versuche an die dicken Fische eines Gewässers heranzukommen. Vielleicht lässt sich ja der ein oder andere davon Inspirieren. Viel Spaß beim Lesen!Futterplatz auswählenAnfangs stehen wir immer vor der Frage, wo es am sinnvollsten erscheint, den Futterplatz aufzubauen. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass man das Gewässer ein wenig kennt und weiß, wie sich die Struktur Unterwasser verhält. Ansonsten würde ich zunächst empfehlen ein paar Nächte an völlig unterschiedlichen Stellen des Gewässers zu Angeln, um ein Gefühl für dieses zu bekommen. So kann man sich einfach am besten ein Bild vom Gewässer machen. Man weiß anschließend, wie sich die Tiefenstruktur verhält und lernt einiges über das Verhalten der Fische. Mit diesem Wissen wählen wir nun unseren Futterplatz.Was man unbedingt beachten sollte: Wie sieht es mit dem Angeldruck aus, welche Stellen sind beliebt und welche sind eher schwer zu erreichen bzw. schwer zu beangeln? Und genau diese eher „nur mühselig zu beangelnden Stellen“ sollten dann im besten Fall euer Futterplatz sein.Je unbequemer, desto besserDas wichtigste für einen Futterplatz ist Ruhe, viel Ruhe! Als kleines Beispiel: Ich muss zu einem meiner Herbstfutterplätze ca. einen Kilometer weit gehen. Und das ist auch gut so, denn so hat man mal eben 80 % der Angler ausgesiebt. Die zweite Schwierigkeit ist hier das Werfen und Aufstellen der Ruten, da das Wasser dort ca. 1,30m tief ist. Auf einer Seite dieses Gewässer gibt es einen Schilfgürtel, der relativ weit in das Wasser reicht, sowie auf der anderen Seite einen überhängenden Baum, welcher das Werfen nach links wirklich sehr problematisch gestaltet. Um auch noch die letzten 20% an potenzieller Konkurrenz auszusieben, heißt es also: „Je unbequemer der Spot zum Campen ist, desto besser!“. Dies ist gerade im Herbst jedes Mal eine riesige Strapaze. Gerade wenn der Platz läuft und man häufig körperlich an seine Grenzen kommt. Genau das ist es aber, darum geht es in meinen Augen doch bei dieser Leidenschaft. Jeden Tag an seine Grenzen zu kommen und auch nur so wird man besser!Am zweiten Futterplatz ist es ähnlich bescheiden was das komfortable Angeln angeht. Man muss sein Zelt auf dem Feldrand aufbauen, danach über eine Schotterstraße laufen und zuletzt geht es noch einen kleinen Hang hinunter zu den Ruten. Hier stehen die Ruten zwar an Land jedoch ist das Gelände wieder nur sehr unwegsam. Links und rechts liegt Totholz im Wasser und der Grund ist überzogen mit Fadenalgen. Das einzige Übel hier ist, dass man alle Stellen recht gut mit dem Auto erreichen kann. Dies aber ist noch zu verkraften, bei all den anderen Dingen, die hier passieren...Die Hot-Spots findenJetzt zum nächsten Punkt meiner Liste. Die Tiefenstruktur und der Bewuchs. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, oder im Idealfall eine Tiefenkarte zur Hand hat, wird man recht schnell potentielle Hot-Spots ausmachen können. Bei Gewässern, die schon ufernah recht stark abfallen, macht es Sinn eine Rute sehr kurz zu füttern und zu fischen. Das geht schnell und ist sehr effektiv. Des Weiteren missachten die meisten Mitangler solche Spots und ihr könnt somit relativ sicher sein, dass ihr auch alleine auf eurem Futterplatz angelt.Alte Krautfelder sind im Herbst immer ein sehr guter Anhaltspunkt. In diesen Feldern ist das natürliche Nahrungsaufkommen sehr groß und dies sind daher auch klassische Holdingareas der Fische. Aufgrund dessen wird man die Fische auch das ganze Jahr in solchen Bereichen antreffen. Ob zum Fressen, zum Verweilen oder auch, um sich zu verstecken. Weitere großartige Orientierungspunkte sind Schilfbänke. Diese stecken ebenso voll mit Kleinstlebewesen und sonstigen Nährstoffen. Zusätzlich bieten sie wiederrum Schutz.Zum Thema FutterBei der Futterstrategie bin ich oft sehr einfach. Im Herbst, wenn ich meine zwei Futterplätze an meinen zwei ausgewählten Gewässern habe, füttere ich nur alle 2 Tage. Des Weiteren ist ein Tag Pause auch immer mal ganz schön für sich selbst! Ich setzte vor allem auf Boilies. Ob nun gesalzen oder konserviert spielt eigentlich immer weniger eine Rolle für mich. Ich setzte jedoch auf gesalzen, da es sich bei mehreren hundert Kilogramm pro Jahr tatsächlich deutlich im Preis niederschlägt. Dies bedeutet zwar ein wenig mehr Arbeit, wem das aber egal ist, der kann getrost zu Freezern greifen.Boilies sind der Grundstein meiner Angelei, dafür gibt es mehrere Gründe. Als erstes steht bei mir ganz klar die Selektion. Wenn wir Mais und Ähnliches füttern, werden wir auch einen großen Teil des Weißfisch-Bestands ansprechen. Dies ist so weit auch eine gute Sache, wenn man aber einen sehr großen Bestand an Weißfischen hat, wird es auch immer schwieriger an die großen Karpfen des Gewässers zu kommen, bzw. sinkt die Wahrscheinlichkeit einen davon zu erwischen. Wenn es schlecht läuft, wird man sich letztendlich vor Brassen-Bissen kaum mehr retten können. Deshalb kommen bei mir größtenteils Boilies ins Spiel. Zusätzlich lasse ich diese durch das Einsalzen noch etwas nachhärten, was sie nochmals ein wenig resistenter gegenüber Weißfischen macht. Einen Futterplatz baue ich grundsätzlich mit drei verschiedenen Boiliegrößen auf. 15mm, 20mm und 25 mm. Damit kann ich möglichst viele Vorlieben der Fische bedienen und schaffe somit eine gewisse Abwechslung auf dem Futterplatz.Selektion auf einem Futterplatz ist immer so eine Sache. Auf der einen Seite kann es sehr effizient sein, wenn es darum geht, gezielt an die großen Fische zu kommen. Die Kehrseite ist aber Folgendes: Ähnlich wie beim Menschen, wollen auch Fische nicht jeden Tag das gleiche Essen. Nun sind wir aber keine Karpfen und haben ganz andere Möglichkeiten an Nahrung zu kommen. Aber man kann sich gut vorstellen, dass Karpfen sehr gut darauf anspringen, wenn alle paar Futtertage eine Fette Futterbombe gezündet wird. Zutaten wie zum Beispiel Seidenraupen, Zuckmücken Larven, Muschelfleisch, Minipellets, Milch, rohe Eier (mit schalenteilen), Hanf, Tigernüsse, vorverdaute Fischmehle und so vieles mehr sind dafür genau das Richtige. Ich füttere meine „Futterbomben“ sehr gerne äußerst weitflächig, um im kompletten Areal eine gewisse Attraktion herzustellen. Natürlich variiert dies aber von Gewässer zu Gewässer, sowie auch von Futterplatz zu Futterplatz.Zusammensetzung der BoiliesHier müssen wir zunächst wieder etwas auf das Gewässer eingehen. Die Frage, die wir uns zuerst stellen sollten, ist, was an natürlicher Nahrung im Gewässer vorkommt. Wenn wir dies Wissen, können wir schon einmal grob einschätzen, welcher Köder gut laufen könnte. Mein Favorit ist oft der NG-Squid Boilie. Muscheln sind in den meisten Gewässern zu finden, so ist man mit diesem Köder und dem sehr hohen GLM Anteil schon mal äußerst gut beraten. Ein weiterer sehr interessanter Punkt ist der Muschelkalk, der in ihnen enthalten ist. Es gibt Studien, in denen erforscht wurde, wie laut unterschiedliche Materialien Unterwasser „knacken“, wenn sie von Karpfen gefressen werden. Und es ist eben nicht Schale gleich Schale! Muschelschale ist beispielsweiße um fünf Dezibel lauter als Eierschale. Im besagten Boilie sind beide schalen Arten enthalten und er weist zudem einen Proteingehalt von knapp über die 33% auf. Viel mehr können Karpfen nachweißlich auch nicht verwerten und daher ist dies praktisch das ideale Futter, um sich Winterspeck anzufressen.Wie oft Füttern?Ein weiterer Kniff bei der Futterplatz Angelei ist das Futterintervall. Jeden Tag zu füttern ist zwar sehr effektiv, kann aber auch schnell zu viel für Mensch und Tier werden. Ich füttere beispielsweiße alle zwei Tage. So hat man den großen Vorteil, dass man, wenn man das Angeln richtig timed, Singlehookbait-Angelei betreiben kann, ohne dabei auf Futtertage zu verzichten. Für mich ist dies aber eine unheimlich effektive Art und Weise, da sich die meisten Angler davor scheuen nur den Hakenköder ins Wasser zu werfen. Und genau da kommen wir zum nächsten und einem ganz wichtigen Punkt. Sich abheben von der Masse und Dinge anders machen als die anderen.Nicht den Platz verangelnEin weiter Aspekt ist wie häufig man auf dem Futterplatz angelt, um das Maximum „herauszuholen“, ohne ihn zu „verbrennen“. Dabei spielen meiner Meinung nach die Fresszeiten eine unheimlich große Rolle. Wenn die Karpfen in dem zu befischenden Gewässer von z.B. 7 Uhr bis 13 Uhr gut laufen, dann sollte man sein angeln auch unbedingt darauf ausrichten und maximal zwei Kurzsessions über die Woche machen. An einem Gewässer, welches rund um die Uhr läuft, macht es Sinn, diese Zeit einmal die Woche auch voll auszunutzen! Somit kann man an einem Wochenende zwei Futterplätze optimal befischen und das Maximum herausholen. Eine andere Strategie ist es nur alle zwei Wochen auf einem Platz zu fischen, dafür dann aber 48 Stunden lang. Dies kann sehr gut an Gewässern funktionieren, and denen man nicht mit sonderlich viel Fisch zu rechnen hat. Wenn hier jedoch einige Fische abgelaufen sind, sollte man dem Platz auch wieder etwas Ruhe gönnen, um ihn nicht zu verbrennen. Wenn jedoch die Fischgewichte konstant oben bleiben, sollte man natürlich weiterangeln. Wofür füttern wir sonst?! Es heißt also mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangehen, die Situation stets neu bewerten und flexibel bleiben.Ein häufiger Fehler ist es, dass die Meisten ihren Herbst viel zu schnell beenden. So richtig geht es bei mir im Norden Deutschlands erst Mitte Oktober los. Wichtig zu wissen ist, dass Futterplätze meist erst gut laufen, wenn nicht mehr drei bis fünf andere Angler täglich ihr Futter eintragen. Habt das immer im Hinterkopf, bevor ihr die Flinte ins Korn werfen wollt.Zurück zu mirNun möchte ich euch noch einen kleinen Einblick in meinen aktuellen Herbst geben. Ich sitze gerade am Wasser und angle die zweite Session auf meinem Futterplatz. Wenn diese Session nicht zumindest teilweise erfolgreich wird, werde ich mir eine neue Stelle suchen. Die Bedingungen sind aktuell recht gut. Der Wind steht gut, sowie auch der Luftdruck meint es gut mit mir und hält einen stabilen Wert zwischen 1010 und 1017 Hektopascal. In der ersten Nacht hat sich der Carpsounder dreimal gemeldet und die Gewichte pendelten sich bei knapp unter 10kg ein.Die Zeit geht vorüber und ich sollte mich so langsam einigen unangenehmen Fragen stellen. Es läuft eigentlich nur eine Rute verlässlich und dies sollte auf einem Futterplatz nicht so sein. Ich nehme mein Handy und beratschlage mich mit Christian, einem Freund und Teamkollegen. Nach einer Weile unserer typischen Diskussionen kommen wir auf das Thema „Dämonen im Kopf“. Genau das beschreibt das Problem der Futterplatzangelei nur zu gut. Ein wirklich großer Berg an negativen Gedanken, die einem das Angeln unglaublich erschweren. Das ist unter anderem ein weiterer Grund, zwei Futterplätze zu unterhalten. Dies kann helfen Vertrauen in sein Tun zu schaffen. Manchmal muss man jedoch rechtzeitig den Absprung schaffen und nicht zu lange an Altem festhalten. Man läuft sonst Gefahr sich unbegründet verrückt zu machen!Gesagt, getanAm nächsten Tag bin ich also mit Lotrute und Futter losgezogen und habe mir einige Stellen, die interessant sein können, angeschaut. Meine Wahl ist dann witzigerweise genau auf den Platz gefallen, der neben meinem alten Platz liegt. Dies hatte mehrere Gründe.Ist neben diesem Platz schon eine Menge gutes Futter in den See geflogen.Weist der Boden, was an diesem Gewässer schon immer ein gutes Zeichen war, dort einen etwas härteren Untergrund auf.Gibt es seitlich ein Krautfeld, welches langsam anfängt abzusterben und somit auch Nährstoffe freigibt.Und zu guter Letzt gibt es auch zwei Muschelbänke auf diesem Spot.Ich denke man kann fast nichts Idealeres finden. Erfreulicherweise wird dieser Platz auch kaum befischt und ich habe somit Ruhe auf meinem Futterplatz.Die nächsten Wochen verbrachte ich mit „Nichtangelurlaub“ und habe ein wenig Abstand bekommen. Manchmal ist dies auch nötig und tut wirklich gut. Glücklicherweise aber wurden meine Plätze weiter bedient. Dies war wirklich eine großartige Sache. Danke Jungs!!!Back to spotDie erste Session nach dem tollen Roadtrip durch Italien stand an und ich war derart gespannt was mir dieser Futterplatz nun schenken wird. Das Wetter hatte sich verändert und es wurde richtig herbstlich. Eigentlich war alles gut vorbereitet, aber trotzdem durfte ich blank nach Hause fahren. Das dies sehr sehr bitter ist, kann sich ein jeder, ernsthafter Futterangler gut vorstellen. Ich wusste jedoch schon, noch bevor ich Zuhause ankam, wie ich weiter vorgehen werde. Genau eben mit dem, wie oben schon beschriebenen, hochwertigen Weichfutter aus Larven und Saat. Dies gehörte nun zur Tagesordnung. Zusätzlich wollte ich meine Angelei anpassen und befische beide Plätze jeweils ca. 20 Stunden. Die Session, die darauf folgte war endlich eine des Kalibers, wie man sie sich wünscht. Es liefen fünf Fische. Drei davon über 30 Pfund und einer sogar über der magischen 40 Pfund Marke. Es ist geschafft!Ich angelte den restlichen Herbst in genau diesem Stil weiter. Lediglich die Rig-Längen und Ködergrößen verringerte ich und dies funktionierte wirklich hervorragend. Sehr zufrieden blicke ich auf diesen Herbst zurück. Er lief nicht ganz perfekt, aber ich kann mich nicht beschweren und habe nun doch einige Fische auf der Habenseite. Ich hoffe ich konnte euch hiermit einige Inputs zukommen lassen und habe euch ein wenig damit unterhalten. Wie immer wünsche ich euch viel Spaß am Wasser und genießt die Zeit.„Tight lines!“Max