Interview
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30.03.2021
Im Interview: Enrico Parmeggiani zur Intercontinental Rute von Forge Tackle
Heute für euch im Interview ist kein Geringerer als Enrico Parmeggiani. Schon seit vielen Jahren verfolgen viele von uns mit großem Interesse seine Angelei weltweit. Außergewöhnliche Trips – zum Beispiel auf den Schwarzen Amur in China – spiegeln seine Angelei genauso wie sein Wohnort direkt am Lake Bled. Enrico war federführend bei der Entwicklung der Intercontinental von Forge Tackle. Wir haben ihn zu dieser besonderen Rute für euch befragt. Carpzilla: Inwieweit hat deine eigene Angelei die Entwicklung der Intercontinental beeinflusst?Enrico: Sie war maßgeblich daran beteiligt. Im Grunde genommen war ich sogar gezwungen, diese Rute für meine eigene Angelei zu entwickeln. Ich bin nach China, Japan und in zahlreiche europäische Länder gereist. Meist musste ich dorthin fliegen, weil die Fahrt mit dem Auto keine Option darstellte. Und wenn man zum Fliegen gezwungen ist, dann ist das Handling von Sondergepäck immer ein absoluter Krampf. Natürlich gab und gibt es super kompakte Ruten am Markt, die meisten davon sind aber auch im aufgebauten Zustand ebenso kompakt. Ich wollte keine 8 oder 9 Fuß Rute, ich wollte eine RICHTIGE Karpfenrute. Auch aus diesem Grund habe ich sie „Intercontinental“ getauft, denn das ist die Rute, die ich auf meine Trips in Ferne Länder mitnehme.Carpzilla: Eine vierteilige Rute in Zeiten des semiteleskopischen Trends wirkt auf den ersten Blick sicher für manche ungewöhnlich. Was hat letzten Endes zu der Entscheidung geführt und warum habt ihr euch für die vierteilige Variante entschieden?Enrico: Ich habe in der Vergangenheit viele am Markt erhältliche Ruten durchprobiert. Und nachdem ich selbst eine paar Prototypen dieser Blanks gemacht hatte, wurde mir klar, dass es nicht das ist, was ich wollte. Ich konnte weder die Aktion noch das Feeling dessen erreichen, was ich suchte. So entschied ich mich, mal einem vierteiligen Blank eine Chance zu geben. Nachdem ich den ersten Prototypen dreimal abgeändert und angepasst habe, kam genau das heraus, was ich mir gewünscht hatte: eine vierteilige Reiserute, die sich im zusammengebauten Zustand genau so anfühlt, wirft und die ebenso performt wie eine Zweiteilige der Highend-Klasse. Natürlich erwarte ich nicht von jedem, diese Idee ganz nachzuvollziehen, da es sich um ein sehr spezifisches Produkt handelt. Aber ich bin überzeugt, dass viele Karpfenangler da draußen genau wissen, was ich meine.Carpzilla: Eine Rute muss gut konzipiert werden. Welche Planungsschritte waren nötig und wie lange dauerte der Prozess von der ersten Idee bis zur fertigen Rute?Enrico: Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann genau ich die Idee das erste Mal hatte, aber es passierte am Check-In eines Flughafens. Ich sagte mir, dass ich einen Weg aus dieser Sondergepäck-Geschichte herausfinden müsste. Also begann ich, ein paar Rechnungen hinsichtlich Längeneinteilungen zu machen, bis ich herausfand, dass 11 Fuß in vier Teilen die ideale Länge war. Sobald die Maße standen, sprach ich mit einem meiner Partner über die Produktion eines solchen Produkts. Wie ich zuvor bereits erwähnt hatte, gab es drei verschiedene Arten von Prototypen, bei denen wir überwiegend mit der Verjüngung des Blanks, der Wandstärke, sowie der Art der Beringung experimentiert haben, um so die richtige Balance zu finden. Es ist immer wieder unglaublich, wie sich das Feeling und die Aktion einer Rute beim Einsatz verschiedener Komponenten ändern. Beim Material waren wir uns von Tag 1 an einig, dass es nur das beste sein durfte, nämlich Toray Carbon mit einem niedrigen Harzanteil – und das nicht nur bei den Prototypen, sondern selbstverständlich auch später für die Massenproduktion. Eine Karpfenrute dieser Bauart muss einfach mit hohen Standards und Komponenten höchster Güte gebaut werden. Vier Teile vergeben keinen „Kompromiss“ in irgendeiner Form, wie es eine herkömmliche zweiteilige Rute kann. Wenn man also ein wirklich gutes Produkt will, dann hat man keine andere Wahl, als sich bei den Komponenten und den Rohmaterialien bei der besten Qualität zu bedienen.Carpzilla: Die Intercontinental liegt nur in einer Variante vor. Warum habt ihr euch auf dieses Modell geeinigt?Enrico: Eigentlich wollte ich von Anfang an bereits nur ein Modell machen. Eben diese eine Rute, die man überall mit hinnehmen kann und die mit praktisch jeder Situation klarkommt, die man antrifft. Was die Länge betrifft, so ist dies die längste zusammengesteckte Variante, die es gibt, wenn man sie auseinandergebaut in einer Tasche unter einem Meter transportieren will – als normales Gepäck eben. Was die Testkurve betrifft, so habe ich bei den Prototypen auch Varianten in 3 und 3.5lb getestet. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass diese hier mit Abstand die beste ist. Die Aktion verhält sich im Drill unglaublich gut, sie ist wahnsinnig feinfühlig und der Blank ist von einer progressiven Parabolik. Gleichzeitig wirft sie wie eine Rakete und man kann spielend leicht die 100 Meter Marke erreichen. Und, wenn es notwendig ist, kann man mit der kleinen Spomb auch wunderbar auf weite Distanzen anfüttern.Carpzilla: Du erwähntest, dass die Intercontinental sich in Wurfverhalten und Aktion mit einer herkömmlichen zweiteiligen Rute vergleichen lässt. Gibt es dennoch Punkte, bei denen man Abstriche machen muss?Enrico: Diese Aussage kann ich hier nur erneut bestätigen! Um ehrlich zu sein, ich verwende die Rute mittlerweile bei rund 90% meiner Angelei. Ich lebe in Bled und besonders im Sommer ist es immens wichtig, bestimmte Spots auf Distanz anzuwerfen. Während der Testphase in den vergangenen zwei Jahre habe ich jeden dieser Spots problemlos getroffen. So sehe ich mittlerweile keinen Bedarf mehr, mit einer langen und sperrigen Rutentasche, um den See zu gehen. Was die Abstriche betrifft: Wenn man wirklich pingelig sein will, dann kann man bemängeln, dass man jedes Mal das Rig abmachen muss, wenn man die Rute wegpackt – zumindest mache ich das so. Einige meiner Freunde, die mich über den ganzen Prozess hinweg begleitet haben, hatten das angemerkt. Aber am Ende des Tages reden wir hier von einer einzigen Minute, die es kostet, die Rute neu zu montieren: Den Blank zusammenstecken, die Schnur durchfädeln und den Leader anknoten. Ich versuche stets, die Vor- und Nachteile konsequent gegeneinander abzuwägen und denke, dass diese eine Minute, die man hier extra benötigt, nichts im Vergleich zu den Vorteilen und der Praktikabilität der Intercontinental ist.Carpzilla: Wir danken dir vielmals für das Interview und wünschen dir eine super Saison!Enrico: Ich habe zu danken. Auch euch eine super Saison! Wenn ihr mehr zur Intercontinental von Forge Tackle erfahren wollt, dann zieht euch unbedingt noch die Produktvorstellung hier rein!