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16.09.2020
Darwin Melz: Karpfenangeln auf dem Campingplatz
Corona – niemand konnte zu Beginn des Jahres erahnen, welche Dramatik dieser Begriff entwickeln würde. Mittlerweile sind die Nachwirkungen der ersten Welle noch immer allgegenwärtig, auch, wenn man vielerorts gelernt hat mit dem Virus zu leben. Neben dem medizinischen Bereich, hat es insbesondere die Tourismusbranche hart getroffen und wo viele Hotels und Ferienwohnanlagen leer geblieben sind, konnte auch der lang ersehnte Angeltrip in diesem Jahr nicht stattfinden. So erlebte es auch unser Autor Darwin Melz. Wie er diese Situation am Ende gemeistert hat, hat er in einem tollen Artikel für euch zusammengetragen.Durch die Corona-Pandemie wurden die Pläne vieler Angler durchkreuzt. Viele Angeltrips im In- und Ausland wurden gecancelt und geplante Sessions komplett über den Haufen geworfen. Auch mein geplanter Angeltrip fiel Corona zum Opfer. Dennoch hieß es für mich, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und mir irgendwas einfallen zu lassen, um den geplanten Urlaub zu retten.Schon nach kurzer Zeit lag die Lösung ganz nah. Meine Eltern hatten ursprünglich Ihren Sommerurlaub in Italien geplant, sagten diesen aber zwangsweise ebenfalls ab und wollten daher irgendwo mit dem Wohnwagen in unserem Bundesland NRW einen geeigneten Ort für eine kleine Auszeit suchen. Die Entscheidung fiel auf einen Campingplatz unmittelbar an den Ufern der schönen Weser, der zu früheren Zeiten schon mal von uns besucht wurde. Ich wusste, dass mein Vater früher, zu meiner Pamperszeit, bei seiner Allroundfischerei kleine Karpfen fing in diesem 20ha großen See fing und ich selbst, ein paar Jahre später in seiner Begleitung viele kleine Brassen.Die Vorbereitungen laufenIch machte natürlich sofort die Buchung fertig, um auch vom Wohnwagen meiner Eltern aus, den für mich lukrativsten Angelplatz einnehmen zu können. Der Plan war, die Flachwasserzone direkt am Badestrand vor mir zu befischen. Mein Dad wollte drei Wochen dort sein und könnte den Platz regelmäßig vorfüttern, wobei mir dann die Möglichkeit blieb, in diesem Zeitraum so oft, wie mir möglich war dazu zu stoßen. Genauer gesagt hatte ich die Möglichkeit, genau zwei Sessions dort durchzuführen. Die erste bot mir ein Zeitfenster von vier Nächten und die andere von drei Nächte.Als ich nach zwei Tagen ankam, sah der See für mich augenscheinlich erstmal trotz der widrigen Bedingungen beangelbar aus. Die Sonne kam zu diesem Zeitpunkt gerade raus und die Polbrille brachte mir Klarheit. Enorme Krautmassen verbarg dieser See!Ich hoffte nur auf etwas Glück, dass ich am Wohnwagen, in dem nicht gerade großen Bereich der Flachwasserzone, eine krautfreie Stelle finden konnte. Ich sah schon alle Pläne dahin gleiten, jedoch packte mich die Motivation diese Herausforderung anzunehmen.Zelt aufbauen, Ruten montieren und mit der Lotrute erstmal ausführlich alles abwerfen und den Untergrund checken – alles verlief routiniert und steigerte mein Vertrauen in dieses Unterfangen.Gutes Futter ist die halbe MieteIch wollte zu Anfang erstmal versuchen mit Stickmix, Partikel und Co sämtliche Art von Fischen auf die krautfreie Stelle zu locken, um anschließend dann gänzlich auf Boilies umzusteigen - es waren ja schließlich drei Wochen Zeit, um sämtliche Futterstrategien auszuprobieren. Da der See von Natur aus ohnehin schon viel Nahrung aufweisen konnte, wollte ich das Futter und zwei Ruten relativ kompakt halten, um die Fische eher zentral an meine Plätze zu bekommen.Ich fing an, mir eine großzügige Mischung aus Stick Mix, Pellets und gecrushten Boilies anzufertigen. Den Teil an Boilies erhöhte ich dann von Tag zu Tag immer mehr. Da ich Teamangler der Firma Eddy Sterckx Baits Range bin, setzte ich natürlich die hochwertigen Produkte ein, denen ich seit langer Zeit vertraue. Zum einen den Crunch, den ich mit Milch, Secret Key Booster und Fish Feed Trigger derselben Sorte anmischte. Grund dafür war, dass es mir diese Kombination möglich machte, die komplette Wassersäule anzusprechen und die Karpfen im ganzen Areal hoffentlich zu Tisch zu bitten. Als Boilies kamen der Secret Key und der Bon Bon Rouge in 20 mm zum Einsatz.In der ersten Nacht ging bis auf einen Brassen erstmal garnichts. Aber dann, in den frühen Morgenstunden kam der ersehnte Ton. Von einem schönen Drill konnte man jedoch bei diesen Krautmassen nicht sprechen!Ich hatte auf einen gelben Popup einen tollen Spiegler mit einzelnen Schuppen auf der Seite, mit satten 15,5kg gefangen. Für den Anfang war ich mehr als zufrieden.Erschwerte BedingungenAm Vormittag hatte sich das Fischen für mich erstmal erledigt, da der Campingplatzbetreiber mit einem Mähboot dem vielen Kraut im Gewässer den Kampf angesagt hatte. Durch das ganze lose Kraut, was sich jetzt an der Oberfläche befand, wurden meine Schnüre damit regelrecht umschlossen und mit dem auftretenden Wind dann noch perfekt verzogen. Wieder einmal war durchbeißen und aussitzen angesagt. Ich hoffte auf stärkeren Wind, da dieser das meiste Kraut Richtung Badestrand abtrieben ließ.Am Mittag, als meine Eltern natürlich wieder spazieren waren, kam der ersehnte Dauerton. Ich kescherte vorerst einen riesigen Batzen Kraut und im Anschluss einen tollen Fisch. Ich hatte einen großen, sehr dunklen Spiegler mit 17,6kg im Netz. Zwei Fische in einem unbekannten See und direkt zwei über der dreißig Pfund Marke – ich war mehr als zufrieden!Die zweite Session an diesem See plante ich diesmal mit meiner besseren Hälfte. Gemeinsam mit meinen Eltern wollten wir zusammen vor Ort meinen 26. Geburtstag feiern. Ich konnte damit sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn für mich hieß das weitere drei Nächte fischen.Um das ganze abzukürzen: Ich fing einen weiteren Brassen und am letzten Morgen, aus Gründen die ich immer noch nicht verstehe, hing meine Rolle am Bissanzeiger Fest und dieser rettete mir meine Rute. Die RX+ hatten mich bis dato noch nie im Stich gelassen, aber von dieser Aktion bekam ich keinen einzigen Piepton mit! Ob die Schnur nicht auf der Rolle lag oder ähnliches, ich weiß es nicht. Es sind unerklärliche Momente, die dennoch auf ihre Art und Weise unvergessen bleiben.FazitIch denke, dass dort in diesem Gewässer noch einige Überraschungen auf mich warten. Es ist ein See, der offensichtlich Karpfen und auch gute Karpfen beherbergt, aber kaum befischt wird. Zum einen, weil man Gast des Campingplatzes sein muss, der meist nicht so stark frequentiert wird und zum anderen, weil das Kraut es einem unheimlich schwer macht, dort richtig agieren zu können.Fakt ist, dieser See sah mich nicht zum letzten Mal.Darwin Melz