Nachgehakt
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16.03.2020
Personalisierte Liquids und Co.: Wir haben bei der Lockstoff-Manufaktur nachgehakt
Dips, Liquids und Co. sind aus dem Karpfenangeln nicht mehr wegzudenken. Die Lockstoff Manufaktur bietet die Möglichkeit, sich seine Lockstoffe selbst zusammenzustellen. Wie dieser Prozess abläuft, was die Firma auszeichnet und warum der Manufaktur Nachhaltigkeit am Herzen liegt, erfahrt ihr im Nachgehakt Interview mit Inhaber Bernhard Schweiger…Carpzilla: Hallo Bernhard, wir freuen uns sehr, dich heute zu unserem Nachgehakt-Interview begrüßen zu dürfen. Liquids, Dips und Co. gibt es mittlerweile von vielen Herstellern. Doch die Produkte von dir und deiner Schwester Juliane heben sich grundlegend davon ab. Erklär unseren Lesern doch bitte noch mal kurz, was das Konzept und die Idee hinter der Lockstoff-Manufaktur sind….Bernhard: Hi, es freut mich sehr, dass ich euch ein bisschen was über uns und unsere Idee erzählen darf. Wie die meisten von euch auch, haben wir über die Jahre viele verschiedene Liquids, Dips, Bait Smokes und so manches mehr ausprobiert – nahezu jeder Hersteller hat heute ein breites Sortiment an Additiven und Lockstoffen im Angebot. Sicherlich gibt es dabei Unterschiede, viele haben aber eines gemein: Sie weisen als Basis oftmals fertige Grundmischungen auf, die mit wenigen weiteren Zutaten (wie z.B. Flavours) gemischt werden. Und genau hier kommen wir ins Spiel: bei uns kann sich jeder Angler seinen individuell gefertigten Lockstoff selbst zusammenstellen – aus natürlichen Zutaten, mit bewährten Lockstoffen, angepasst an das jeweilige Gewässer und die Situation. Auch bei der Basis verfolgen wir einen ganz anderen Ansatz: Bereits die Grundmischungen bestehen aus verschiedensten, genau aufeinander abgestimmten, fängigen Zutaten. Nicht jeder hat die Möglichkeit, seine Boilies selbst herzustellen und kann sie auf diese Weise perfektionieren – mit unseren individuell gefertigten Liquids, Dips, Soaks, Bait Smokes und Jellyfish Gel-Dips kann man seinen Boilies aber eine eigene, natürliche und sehr fängige Note geben... frei nach dem Motto: „Mix individually – Attract naturally – Fish differently – Catch extraordinarily!“Carpzilla: Dadurch, dass du selbst passionierter Karpfenangler bist, kannst du eure Produkte direkt am Wasser auf Herz und Nieren testen. Welche Unterschiede konntest du im Vergleich mit anderen Lockstoffen feststellen?Bernhard: Da wir schon immer gerne experimentiert haben - mit Flavours, Zutaten, Lockstoffen – haben wir in den vergangenen 20 Jahren so manches ausprobiert. Auch haben wir fast schon von Anfang an unsere Mixe und Boilies selbst hergestellt und konnten dadurch viele Zutaten, Zusätze und Lockstoffe auch direkt in Boilies verarbeiten. Vieles brachte keinen Erfolg, manches funktionierte dafür umso besser. So merkten wir schon bald, dass es nicht nur die hochwertigen, frischen Zutaten sind, welche als Grundlage für einen langfristig fängigen Köder dienen, sondern dass es vielmehr weitere Verbindungen gibt, welche, selbst wenn sie nur in kleinen Mengen dem Boilie zugesetzt werden, den Unterschied zwischen einem „normalen“ und einem besonders attraktiven Köder ausmachen. Und damit meine ich nicht die üblicherweise eingesetzten (künstlichen) Flavours... Diese sind zwar geruchlich sehr aktiv, fangen damit aber eher den Angler als den Fisch. Um ein Vielfaches wichtiger ist unserer Meinung nach aber die Wahrnehmbarkeit für den Karpfen – und diese ist bei vielen sogenannten Lockstoffen und Zusätzen oftmals nicht so gegeben, wie man es sich vorstellt.Auffällig war, dass die Qualität einen enormen Unterschied ausmacht und dass es häufig die natürlichen Vorbilder sind, die als Grundlage für unsere Lockstoffe dienen. Dies merkten wir vor allem auch daran, dass einzelne Verbindungen für sich alleine schon fängig sind, diese aber, wenn man sie richtig kombiniert, noch um ein Vielfaches attraktiver werden. Letztlich bestätigt dies dann die langfristige Fängigkeit – manche Verbindungen verwenden wir schon seit über 15 Jahren.Carpzilla: Gibt es Inhaltsstoffe, die deiner Meinung nach in jeden, oder einen Großteil der selbst zusammengestellten Lockstoffe gehören? Bernhard: Die gibt es mit Sicherheit. Dazu zählen ganz klar bestimmte, artspezifische Aminosäuren sowie deren Derivate (allen voran das Trimethylglycin, besser bekannt als Betain anhydrous), verschiedene Peptide, Amine und viele weitere olfaktorisch und gustatorisch attraktive Verbindungen. Entscheidend ist dann aber noch die Kombination und das richtige Verhältnis der einzelnen Attraktoren - wenn dann noch der pH-Wert stimmt, wird erst die maximale Lockwirkung erreicht. Das Gute daran ist, dass wir diese „wahren“ Lockstoffe jeder unserer individuell hergestellten Kombinationen schon in der Grundmischung zusetzen – somit ist schon die Basis alleine sehr attraktiv für den Karpfen. Wenn man sie dann noch mit natürlichen Komponenten verfeinert, erhält man ein sehr fängiges Produkt. Hier kann man dann ganz nach den eigenen Erfahrungen aus dem Vollen schöpfen: von den legendären Birdfoods von Haith's, verschiedenen Extrakten (z.B. aus Rinderleber oder Früchte), aromatischen und würzigen Komponenten, Farbstoffen und vielem mehr – jeder hat da seine ganz eigenen, persönlichen Favoriten... Sicherlich gibt es auch Komponenten, welche die individuellen Lockstoffe abrunden und die restlichen gewählten Zutaten verstärken können. Hierzu zählen vor allem unser Natural Sweet, aber auch Yeast oder der Enhanceant Zusatz eignen sich hierfür sehr gut.Carpzilla: Sich seinen eigenen, individuellen Lockstoff zusammen zu stellen, klingt sicherlich für viele Angler reizvoll, doch die vielen Möglichkeiten und Zutaten bieten schier endlose Möglichkeiten. Worauf sollte ein Angler achten, wenn er zum ersten Mal bei Euch bestellt und selbst noch keine Erfahrung mit den Inhaltsstoffen von Liquids, Dips oder Baitsmokes hat?Bernhard: Sich an bewährte Zutaten zu halten, ist sicherlich nie verkehrt. Jeder kennt die Klassiker wie Robin Red®, Liver Extract oder hydrolysierte Bierhefe (Yeast). Damit kann man nie etwas falsch machen. Aber auch ausgefallene Kombinationen, welche in unseren Augen keinen Sinn ergeben bzw. einen nach menschlicher Auffassung komischen Geruch und Geschmack aufweisen, sind oftmals sehr erfolgreich – die Wahrnehmung der Karpfen funktioniert durch das Medium Wasser doch etwas anders als bei uns.Wir haben versucht, bei jeder Basis und auch bei jeder auswählbaren Komponente möglichst genau anzugeben, für welche Bedingungen (z.B. Wassertemperatur) sie geeignet ist und in welcher Kombination man bewährte, fängige Mischungen erhält. Besonders wichtig bei der Zusammenstellung des Lockstoffes ist aber, wie bei jeder Köderwahl, jedem Vorgehen und jeder Entscheidung: Vertrauen - in das eigene Handeln, die Intuition und in die eigene Watercraft! Nur der Angler selbst kann seine Kenntnisse und Erfahrungen in seinem individuellen und perfekt angepassten Lockstoff bündeln und somit für den ganz besonderen Fangerfolg sorgen. Angst zu haben, den Lockstoff durch eine ungünstige Auswahl für den Karpfen unattraktiv zu machen, ist nicht nötig - wir mischen das Produkt immer so, dass die gewählten Bestandteile im bestmöglichen, fängigsten Verhältnis enthalten sind. Also einfach loslegen und zusammenstellen - den Rest übernehmen wir.Da das Thema doch etwas komplexer ist, haben wir für alle, die sich genauer damit befassen möchten ein ausführliches eBook verfasst, das man sich kostenlos auf unserer Seite herunterladen kann – darin gibt es noch mehr Tipps und Hinweise. Carpzilla: Die Fokussierung auf den Schutz unserer Umwelt ist in Eurer Firma offensichtlich (z.B. bleifreie Bleie). Ein sehr lobenswerter Ansatz. Wie kommt es dazu, dass ihr Euch hier so stark einbringt?Bernhard: Ich denke, jeder Angler sollte in einem gewissen Maße auch Naturschützer sein. Alleine in Deutschland werden von uns jährlich ca. 660 bis 800 Tonnen Blei in die Gewässer eingebracht – wobei hier als Grundlage ein Jahresverbrauch von 250 g Blei pro Angler angesetzt wurde. In Wirklichkeit wird dieser Wert wohl noch um einiges höher sein, denn wenn man realistisch ist, verbraucht man als Karpfenangler wohl doch eher deutlich mehr.. Als vor einigen Jahren dann die ersten Materialien als Bleiersatz wie Steine oder ähnliches auf den Markt kamen, hat uns die Idee begeistert – aber die erhältlichen Produkte waren für uns keine wirkliche Alternative. So haben wir uns auf die Suche gemacht und einen kleinen, regionalen Hersteller gefunden, der für uns die Unleads fertigt.Als wir uns zu Beginn unseres Vorhabens mit der Verpackung unserer Produkte beschäftigt haben, merkten wir, dass da schnell eine ganz nette Menge Kunststoffmüll zusammen kommen kann. Wenn man bedenkt, welche enormen Mengen an Plastik jeden Tag produziert werden um dann im Meer oder sonstwo auf der Welt entsorgt zu werden und welchen langfristigen Einfluss das auf uns und unsere Umwelt hat, muss man einfach umdenken. So treiben heute bereits schon alleine an der Oberfläche des Rheins etwa 192 Millionen Mikroplastik-Partikel - auf diese Weise gelangen jährlich etwa 10 Tonnen Mikroplastik in die Nordsee. Auch in der Donau, unserem Heimatfluss, gibt es Zählungen zufolge mehr Plastikteilchen als Fischlarven. Und dies hat zum Teil schwerwiegende Folgen: Die Mikroplastikpartikel werden von Schnecken, Muscheln, Wasserflöhen und letztlich von den Fischen selbst aufgenommen – viele Tiere verenden daran. Dadurch ist das ganze Ökosystem Wasser und letztlich unsere Gesundheit gefährdet. Wir als Angler sollten unsere Gewässer schützen - gerade auch deshalb sparen wir bei der Verpackung vieler unserer Produkte bis zu 95 % an Kunststoff ein – bei gleichem oder sogar besserem Schutz des Inhaltes! Auf diese Weise kann jeder - wenn auch nur im Kleinen - dazu beitragen, die Umwelt zu schützen und zu erhalten – damit wir auch in Zukunft noch unsere Gewässer und die Natur genießen können!Das Nachgehakt Interview führte David RosemeierNoch keinen eigenen Lockstoff zusammengestellt? Dann solltet ihr unbedingt auf der Homepage der Lockstoff Manufaktur vorbeischauen:
https://www.lockstoff-manufaktur.de/