Nachgehakt
|
13.01.2016
Beiträge steigen, Regionalverbände kündigen: Was ist los im DAFV? Nachgehakt bei Sven Brux vom DKAC - Teil1
Kürzlich haben wir auf Carpzilla über die beschlossene Beitragserhöhung des DAFV (Deutscher Angelfischer Verband) berichtet, der 2013 aus dem Zusammenschluss von VDSF (alte Bundesländer) und dem DAV (neue Bundeländer) entstand. Dabei sorgte besonders die Verwendung der erhöhten Anglerabgaben für Diskussionsstoff unter den deutschen Anglern.Parallel zu diesem Thema erreichten uns Meldungen, dass Regionalverbände wie der LSAV Niedersachsen (Landessportfischer Verband Niedersachsen) oder ganz aktuell der LVSA Sachsen (Landesverband Sächsischer Angler) ihre Mitgliedschaft im Dachverband kündigten.Es drängt sich die Frage auf, was im DAFV los ist und woher der Unmut von Anglern und Regionalverbänden rührt. Um diese Fragen mit einem kompetenten Ansprechpartner zu besprechen, der nicht nur Einblicke in die Verbandsgeschehnisse des DAFV hat, sondern auch dessen Sitzungen beisitzt, haben wir uns an Sven Brux gewandt. Sven ist Vorsitzender des VDKAC, (Verband Deutscher Karpfenangel Clubs). Der ist VDKAC ist einer der im DAFV organisierten Verbände.Carpzilla: Hallo Sven, schön dass wir Dich für ein Nachgehakt-Interview gewinnen konnten. Verfolgt man die aktuellen Meldungen zum DAFV, entsteht der Eindruck, dass in unserem Dachverband „gute Miene zum schlechten Spiel“ gemacht wird.Beginnen wir mit der Beitragserhöhung, die ab diesem Jahr jeden organisierten Angler im Geldbeutel treffen soll. Wofür werden diese Mehreinnahmen nun tatsächlich vom DAFV benötigt? Sven Brux: Vorab: Im Kern ist die Situation hausgemacht, das heißt von den Anglern selbst verursacht. Ich versuche, unsere Sicht darzustellen, möchte jedoch auch betonen, dass das Anglerboard für diese Thematik nach unserer Auffassung eine schlechte Quelle darstellt. Im Anglerboard werden Tatsachen - aber auch Fehlinformationen - mit Meinungen vermischt und am Ende auch nicht vor persönlichen Beleidigungen zurückgeschreckt, wie auch wir schon erfahren durften. Einer sachlichen Auseinandersetzung hilft das letztlich nur wenig.Ja, der Beitrag, den Landes- und Spezialverbänden je Mitglied an den Bundesverband abführen, erhöht sich von 2,- auf 3,- Euro. Natürlich ist es legitim, wenn die Mitgliedsverbände hier nachhaken, was denn mit diesen Mehreinnahmen geschehen soll. Jeder kann sich das im Haushaltsplan anschauen und sich eine Meinung dazu bilden. Diese Erhöhung als Rechtfertigung für einen Austritt herzunehmen, halte ich jedoch für fragwürdig. Man verzichtet hierbei auf ein Mitspracherecht auf Bundes- und Europaebene wegen lediglich eines einzigen Euros pro Jahr und Mitglied.Auf die absolut berechtigte Frage, wozu der Verband die Mittel benötigt, verweise ich auch auf den Haushaltsplan. Neben Reduzierungen gibt es auch Steigerungen, vor allem im Bereich der Öffentlichkeits- und Europaarbeit. Hier wird deutlich, wo schlussendlich die Strippen gezogen werden. Auf europäischer Ebene werden Richtlinien verabschiedet, die den Naturschutz aber auch die Naturnutzung wie beispielsweise durch Angler betreffen. Wenn man dort als Angler nicht präsent ist, darf man sich nicht wundern, wenn andere Lobbyisten aus der Wirtschaft oder Naturschutzorganisationen ihre Belange erfolgreicher durchsetzen. Eine solche Lobbyarbeit muss aber auch finanziert werden: ständige Präsenz in Brüssel, Tagungskosten, Übersetzungskosten für teils hochkomplexe wissenschaftliche Texte etc. pp.Carpzilla: Hältst Du die Erhöhung der Beiträge für angebracht und sinnvoll?SB: Die Beibehaltung von beispielsweise zwei Geschäftsstellen halten auch wir für problematisch, sehen aber auch, dass dort bereits gespart wird und beispielsweise der Personalstamm reduziert wird. Außerdem ist es auch nachvollziehbar, wenn die süddeutschen Verbände eine zweite Anlaufstelle möchten, da für sie der Weg nach Berlin doch ein ganzes Stück ist.Man darf nicht vergessen, dass in der Geschäftsstelle in Offenbach Mitarbeiter beschäftigt sind, die bereits 35 Jahre für DAFV und vorher VDSF gearbeitet haben. Wollte man die Geschäftsstelle schließen und diese Mitarbeiter entlassen, könnte der DAFV schon wegen der eventuell zu zahlenden Abfindungen die Insolvenz anmelden. Hier hat der DAFV ganz einfach die finanziell beste Alternative zu suchen. Abschließend können wir dies jedoch nicht beurteilen, weil uns der Einblick in dafür notwendige Unterlagen wie beispielsweise Arbeitsverträge fehlt.Das gleiche gilt für die Immobiliensituation in Berlin. Ein hanebüchener Vorwurf ist der, dass sich der Bundesverband einen Palast gönnen will. Tatsache ist, dass der Mietvertrag der bisherigen Geschäftsstelle in Kürze ausläuft und nicht verlängert wird. Dazu kommt, dass ein Bundesverband, zu dessen Hauptaufgaben die Lobbyarbeit gehört, auch da präsent sein sollte, wo die Musik spielt. Da wir hierbei von einer langfristigen Unterbringung reden, kommt natürlich auch der Kauf einer Liegenschaft in Frage. Gerade in Großstädten, mit teilweise immensen Mietkosten, ist die Prüfung derartiger Alternativen angebracht.Carpzilla: Es erreichen uns zunehmend Meldungen von Regionalverbänden, die darüber nachdenken aus dem DAFV auszutreten oder dies bereits getan haben. Sind die Interessen der Regionalverbände, die unsere Angelvereine und somit uns Angler repräsentieren vom DAFV nicht gut genug vertreten? SB: Auch hier liegt eine komplizierte Gemengelage zu Grunde. Da ist zum Einen das immer noch spürbare Misstrauen zwischen den alten DAV- und VDSF-Verbänden, welches sich teils auf unangemessenem Niveau durch Schriftwechsel und Tagungen zieht. Da wird dann grundsätzlich gegen einen Kandidaten gestimmt, nur weil er dem „anderen Lager“ angehört, unabhängig von seiner Qualifikation.Auch werden die Austritte oder Austrittsandrohungen gerne als Waffe genutzt, um eigene Forderungen besser durchsetzen zu können. Dass so ein Austritt mit seinem damit verbundenen Finanzverlust für den Bundesverband diesen in große Schwierigkeiten bringt, ist offensichtlich einkalkuliert und manchmal könnte man das Gefühl haben, dass diese Leute irgendwie mit dem Ziel dort platziert wurden, den Verband und somit die Anglervertretung auf Bundes- und Europaebene abzuschaffen. Traurig, denn ein Landesverband kann die Aufgaben auf Bundes- und Europaebene sicher nicht im Sinne aller deutschen Angler ausfüllen.Carpzilla: Der ganz aktuell aus dem DAFV ausgetretene Landesverband Sächsischer Angler kommentiert seinen Austritt z.B. damit, dass bisher gar nicht zu erkennen sei, dass seitens des DAFV überhaupt etwas für die Regionalverbände und die Angler unternommen wird, nun aber die Beiträge weiter erhöht werden sollen. Kannst Du diese Haltung nachvollziehen?SB: Nein, den Austritt kann ich nicht nachvollziehen, die Begründung noch viel weniger. Wenn behauptet wird, es würde gar nichts unternommen, frage ich mich, ob die Leute die vom DAFV versandten Unterlagen überhaupt lesen?Nur ein Beispiel aus den letzten Tagen: Wie mehrfach berichtet, untersucht die EU-Kommission, ob die FFH- und die Vogelschutzrichtlinie in ihrer jetzigen Form noch angemessen und zielführend sind. Den Fragebogen dazu, verbunden mit der Bitte um Teilnahme, hatte der DAFV verschickt. Nachdem die Kommission nun die ersten Ergebnisse präsentieren wird, hat sie angekündigt, Anfang 2016 ihre Vorschläge zum weiteren Vorgehen vorzustellen, die dann zwischen Kommission, Rat und EU- Parlament beraten werden müssen. Bei solchen politischen Prozessen müssen Angler vertreten sein und sind es durch die EAA (bei denen auch der DAFV mitwirkt) auch.Das sind zugegebenermaßen hochkomplizierte Prozesse, aber so funktioniert Politik auf dieser Ebene nun mal. Ich habe aber das Gefühl, dass so etwas nicht bis nach „ganz unten“ durchdringt, weil es schlicht nicht weitergegeben wird. Oder hat irgendeiner von Euch in Eurem Heimatverein schon einmal Berichte hierzu erhalten? Nein? Dachte ich mir, ist bei meinem Heimatverein auch nicht anders. Da geht es bei den Versammlungen doch immer nur um die gleichen Fragen wie Besatz in See A und ob das Bootsangeln jetzt doch verboten werden soll oder nicht etc..Man sollte sich auch davor hüten, gewisse Dinge miteinander zu vertauschen. Viele sogenannte Anglerinteressen, wie das Nachtangeln oder die Zahl der Ruten, sind im Fischereirecht geregelt und das ist Landesrecht und damit Sache der Landesverbände. Das ist nicht Sache des DAFV! Wenn es hier hapert, haben sich das die Landesverbände auf die eigene Kappe zu schreiben. Hier geht es zum zweiten Teil des großen Nachgehakt-Interviews mit DKAC-Vorsitzenden Sven Brux. Dann geht es um Austritte von Regionalverbänden aus dem Bundeverband und einen möglichen Zerfall des erst kürzlich gegründeten DAFV.http://www.vdkac.de/