Carpzilla-News
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26.08.2016
Angel-Doku im MDR: Wir beziehen Stellung!
Wieder einmal haben wir Angler gespannt auf die Ausstrahlung einer Dokumentation über das Angeln gewartet: „Machtpoker um Fisch - Millionenhobby Angeln“ lautete dieses Mal der Titel des Beitrags, der am 24. August im mdr im Dritten beim Mitteldeutschen Rundfunk MDR ausgestrahlt wurde. Der Titel war vielversprechend und lies einen spannenden Film erwarten – eröffnet wurde die Sendung dann aber doch mit Leitfrage: „Angeln – für die einen ist es die Rückkehr zur Natur, für die anderen Tierquälerei.“ Die Wichtigkeit des Angelns Für Wirtschaft, Gesellschaft und daraus schließend für die Politik wird leider nur untergeordnet behandelt.Wir möchten an dieser Stelle als Online-Medium für moderneverantwortungs- und umweltbewusste Angler wieder die Möglichkeit nutzen, um über die Inhalte der Sendung zu berichten, schwammige Thesen richtig zu Stellen und natürlich auch unseren Standpunkt zu einzelnen Inhalten der Doku zu veranschaulichen. Los geht’s:Hechtangeln als KönigsdisziplinDer Anfang der MDR-Dokumentation lies beim Zuschauer, der sich mit dem Angeln auskennt, bereits erste Zweifel aufkommen. Demnach sei Hechtangeln nämlich die Königsdisziplin unter Anglern. Nun gut – für einen Anfänger mag das vielleicht der Fall sein, die Praxis am Wasser, die wir Tag ein Tag aus beobachten, sieht aber definitiv anders aus…PETA bekommt ein PodiumDann kommt Dr. Edmund Haferbeck von der PETA e.V. zu Wort kommt, spätestens jetzt dürften die meisten Angler schon den Zwang verspürt haben, umzuschalten, denn die zwielichtige Tierschutzorganisation „PETA“ hat den Standpunkt, dass kein Tier dazu da ist, um beispielsweise gegessen zu werden.“ Doch das ist nicht alles Haferbeck geht weiter: PETA e.V. setzt das Angeln mit häuslicher Gewalt oder brutalen Raubüberfällen gleich.Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte sich wohl niemand mehr auf dem Stuhl halten. Dazu kritisiert Haferbeck, dass Angler vom Umgang mit dem Fisch keine Ahnung hätten.Wieder nur Klischee-Angler vor der KameraLeider zeigt das MDR „uns Angler“ mal wieder von unserer besten Seite: Campingwagen stehen um einen See verteilt und Setzkescher werden samt Fische darin aufs Ufer gezogen, um die Ausbeute zu präsentieren.Ähnliche Bilder kennt man schon aus der letzten 3Sat Angel-Doku „Angeln verbieten? Freizeitangler und Naturschutz“. Allerdings zeigen diese Bilder auch das Problem, dass sich immer noch viel zu wenige Angler mit Fish-Care auseinandersetzten.Wir sagen: Wer Fische nicht verwerten will oder kann, muss sie umgehend nach dem Fang zurücksetzen. Wenn die Hürden für den Angelschein so gering sind, wie im Beitrag am Beispiel von Sachsen-Anhalt gezeigt, sollen sie gerne höher angesetzt oder neu reformiert werden. Hier ist tatsächlich Handlungsbedarf angebracht.Gute Fakten + neutrale Haltung der RedaktionNeben vielen schwammigen Aussagen, wie: „Es geht vor allem um große kapitale Raubfische. Friedfische spielen eine eher untergeordnete Rolle“, gab es allerdings auch Lichtblicke. Als es zu den Themen Catch and Release und Bedeutung des Angelns kommt, wird Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie in Berlin vor die Kamera geholt.Er gibt interessante Einblicke in den Stand der Wissenschaft zum Thema Schmerzempfinden bei Fischen und kommt nach derzeitigen weltweiten Forschungsergebnissen zum Schluss, dass es keine sonderlichen Verhaltensveränderungen bei einem Fisch gibt, nachdem er gehakt wurde. Er selbst glaubt nicht an das Schmerzempfinden bei Fischen. Ebenfalls spricht er den übergeordneten Sozialfaktor des Angelns für die Gesellschaft an. Dieser wird allerdings in Tierschutzdebatten nie erwähnt und auch im Dokumentarfilm nur am Rande aufgeführt.Für und wider von BesatzmaßnahmenEin weiterer interessanter Punkt in der Doku behandelt die regelmäßigen zum Teil übertrieben Besatzmaßnahmen der Angelvereine in Deutschland. Ambitionierte Angler – egal ob Karpfen oder Raubfischangler – distanzieren sich seit jeher von dieser Praxis und fordern natürliche Bestände und keinen künstlichen Überbesatz zum Wohl der Vereinsangler.Sicherlich brauchen gerade wilde Gewässer wie die großen deutschen Fluss- und Binnensysteme nicht nur deutlich strengere Entnahmevorschriften, sondern auch regelmäßige Besatzmaßnahmen. Das jährliche Einsetzten von Fischen in geschlossene Vereinsgewässer oder Teiche sehen wir hingegen als Unsitte. Wir wollen natürliche Gewässer mit natürlichen Beständen und keinen kommerziellen Angelzirkus.Angler vs. BerufsfischerEin weiterer Aspekt aus der Dokumentation ist der Disput zwischen Berufsfischern und Hobbyanglern. Demnach fangen Angler jährlich 45.000 Tonnen Fisch während Berufsfischer lediglich 5.000 Tonnen ins Netz gehen.Zahlen die einerseits alarmieren und deutlich zeigen, dass es moderne Entnahmereglungen wie strengere Fangbegrenzungen die sogenannte Küchenfensterregelung her müssen, andererseits aber auch zeigen, wie wenig Fischer heute noch gewerblich fischen. Ein Beispiel aus der Redaktion: An Rhein und Neckar im Südwesten der Republik gibt es z.B. für den Zander keine Fangbegrenzung, sondern nur eine starre Schonzeit und Mindestmaß. Das bedeutet, dass pro Tag und Angler so viele Zander aus dem Fluss entnommen werden dürfen, wie an den Haken gehen!Zurück zur Doku: Ein Lob möchten wir der Redaktion aussprechen, dass auch die neuen Geschäftswege der Berufsfischer recherchiert wurden. Denn heute leben die wenigen, noch existierenden Berufsfischer nicht nur vom Fischverkauf, sondern vor allem von uns Anglern.So werden wilde Fische gefangen und als Besatzfische verkauft. Aber nicht nur Weißfische wie Rotauge, Rotfeder und Brachse, wie in der Doku als Beispiel aufgeführt, sondern auch kapitale Hechte, Welse und Karpfen! Das heißt wilder Gewässer wie Flüsse oder Naturseen werden um ihre wichtigen Laichfische erleichtert, nur um diese für Geld im nächsten Teich als Trophäenfisch auszusetzen. Solchen Machenschaften seitens der letzten Berufsfischer werden in der Doku natürlich nicht thematisiert.„Machtpoker um Fisch - Millionenhobby Angeln“ in der MDR-Mediathek zu sehen!Wer es nicht geschafft hat die Dokumentation zu schauen, kann sich den Beitrag in voller Länge unter folgendem Link noch einmal anschauen: http://www.mdr.de/mediathek/video-42078_zc-89922dc9_zs-df360c07.html