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25.09.2020
Daniel Lugger: Unverhofft kommt oft
Sie treiben uns an, ziehen uns in ihren Bann, schleichen sich gelegentlich sogar in unsere Träume: besondere Zielfische. Daniel Lugger war – in Begleitung seines Bruders Michael – auf der Jagd nach einem ganz besonders schön beschuppten Spiegler. Lange war er nicht gesehen, noch länger nicht gefangen worden … ob die Jagd erfolgreich war? Hier erfahrt ihr es.Jeder von uns hat diesen einen Traumfisch den wir durch Fotos, Erzählungen oder Sichtungen unserer Gewässer kennen. Für die einen ist es die 30 Kilo Bombe und für andere – wie auch mich – zählen die Optik, Schuppenbild und Form des Fisches.Bereits seit vier Jahren bin ich auf der Jagd nach einem ganz speziellen Fisch in meinem Hausgewässer, der in den letzten Jahren von der Bildfläche verschwunden war und den ich bereits aus meiner Wunschliste gestrichen hatte. Aber wie der Titel schon sagt: „Unverhofft kommt Oft“.Feierabend, ab ans WasserEs war Freitag kurz vor dem Ende meiner Schicht. Wie immer kurz vor dem Feierabend drehten sich meine Gedanken nur um eines: ANGELN. Pünktlich fuhr ich die S-Bahn im Bahnhof ein und übergab den Zug sofort und aufgeregt an meinen Kollegen. „Jawoll, Feierabend……… LOS geht’s FISCHEN“Zuhause angekommen, flog noch das letzte Tackle ins Auto, ich tauschte ein paar Worte mit meiner Freundin und ab ging es ans Wasser. Dort erwartete mich auch schon mein Bruder Michael, der bereits am Morgen aufgebaut hatte. Michi saß an einem schmalen Einlauf des Gewässers, der ziemlich zugewachsen ist und erzählte mir bereits beim Aufbauen, einige Fische beim Rollen und Fressen beobachtet zu haben. Mit der Platzwahl meines Bruders einverstanden, bepackte ich mein Trolley und der unangenehme Teil begann, das Schleppen des Tackles.Trolley quietscht - ich komme!Spätestens jetzt wussten die Angler die mich kennen, dass ich am Anrücken war, denn wie immer gab das Kugellager meines Trolleys schlachtrufartige Töne von sich. Knarzend am Angelplatz angekommen, hieß es dann erstmal Location machen. Leise und mit geschärften Sinnen schlich ich zwischen den Bäumen des gegenüberliegenden Ufers umher und versuchte, einige Fische zu erspähen, die an diesem heißen Tag Schatten unter den überhängenden Ästen suchten. Es dauerte auch gar nicht lange bis ich vor einer kleinen Schilfkante einige Karpfen an der Oberfläche sehen konnte.„Ok, Fische gefunden“. Um nun herauszufinden, ob auch gefressen wird, warf ich ein paar vereinzelte 4mm Pellets in Richtung der Schuppenträger. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Rüssler anfingen, die Pellets zu vernaschen. Aber was war das? Das war doch nicht etwa …?! Hinter einem fressenden Fisch sah ich plötzlich einen massiven und uralt wirkenden zweiten in Richtung der gefütterten Pellets schwimmen. Es bestand kein Zweifel: Das war ER! Der Fully, den ich schon seit Jahren versuchte zu finden, beziehungsweise zu fangen. Bei jeder seiner Drehungen schimmerten die weißen Flanken, die unter den einzelnen großen Schuppen wie Leuchttürme aufblitzten.Rig zum TraumfischBis zum Anschlag unter Adrenalin entfernte ich mich leise vom Ufer um die Fische nicht zu stören und erzählte meinem Bruder von diesem Erlebnis. Sofort machte ich meine Ruten startklar und bestückte diese mit Multirigs und 16mm Pop Ups. Die erste schlenzte ich an das circa 60m entfernte gegenüberliegende Ufer, wo ich vorhin meinen Traumfisch erspäht hatte, die zweite landete auf dem Futterplatz meines Bruders, den ich dank der Distance Sticks perfekttraf.Erstmal war alles ruhig und mir blieb genügend Zeit mein Camp aufzubauen und mal etwas abzuschalten. Dann war es soweit: Zwei kurze Pieper und dann überschlug sich der Sound meines Delkim auch schon. Yes, das war die Rute am anderen Ufer. Ein harter Drill begann und direkt nach der Kontaktaufnahme mit dem Fisch merkte ich schon, dass das keiner der kleinen Sorte war, die sich oft am Spot zeigten. Eifrig riss mir mein Gegenüber Meter für Meter Schnur von der Rolle und die Teflon-Bremsscheiben meiner Rollen hatten einiges zu tun um die Fluchten dieses Kämpfers zu dämpfen. Nur durch kurzes Erhöhen des Drucks konnte ich gerade noch verhindern, dass mir der Fisch in die im Wasser liegenden Bäume schwamm.Fully gehaktNach einiger Zeit im Drill konnte ich endlich den Schlagschnurknoten sehen. Nur noch rund 15 Meter und ich würde endlich sehen, mit was ich es zu tun hatte. Und so geschah es auch. Nach schier endlos scheinenden 15 Minuten konnte ich das erste Mal eine weiße Flanke aufblitzen sehen. Mir wurde spontan übel, so viel stand fest: Ich hatte tatsächlich den Fully gehakt. Nerven behalten war nun angesagt.Nur wenige Augenblicke später durchbrach ein lauter Schrei die Stille der Natur – er war im Netz! Mein Bruder und ich flippten völlig aus, im Kescher sahen wir zum ersten Mal wirklich, was wir da eigentlich für eine Schönheit der Natur erwischt hatten.Wir waren überglücklich und nach einem kurzen Fotoshooting in der Abendsonne ließen wir diese massive Schönheit wieder in ihr Element zurück. Es herrschte Ausnahmezustand und einige Freunde kamen noch zu uns an den See um auf diesen Karpfen anzustoßen.Wir konnten an diesem Wochenende noch einige schöne Fische fangen aber dieses Erlebnis und dieser Fisch waren einfach das Highlight. Er wird immer einer meiner Lebensfische bleiben.Viel Erfolg beim Erreichen eurer Ziele!Daniel