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18.12.2017
Nico Brocher: Zielfisch trotz Anfütterverbot - Teil 1
Ein großer Schuppi, wie aus dem Nichts ist er einfach da. Es gibt sie eben doch, diese Phantom-Schuppis. Als Nico Brocher von diesem sogar über 25 Kilo schweren Fisch aus seinem Vereinsgewässer erfuhr, hatte er ein neues Ziel fest vor Augen. Doch eine echte Hürde stand ihm im Weg: Anfütterverbot! Wie kommt man da an die dicken Fische heran? Nico schmiedete einen Plan, von dem er euch in seinem neuen Zweiteiler erzählt:Den gibt’s doch gar nicht!Anfang April bekam ich von einem befreundeten Angler morgens per WhatsApp ein Bild mit Kommentar "25,6 kg Schuppi". Als ich mir das Bild ansah, fiel ich aus allen Wolken. Es war ein riesiger, goldener Schuppi, der mir völlig unbekannt war und den ich bis dato nicht auf dem Zettel hatte. Zu diesem Zeitpunkt war nur ein Spiegler im See bekannt, der die 25kg knackte und den ich bereits ein Jahr zuvor fangen konnte. Sofort stand für mich fest, dass ich diesen zweiten Riesen des Sees fangen möchte. Doch das ist leichter gesagt als getan. Scheinbar wird dieser Fisch nicht oft gefangen.Wie also fängt man einen Fisch gezielt, der über einen längeren Zeitraum nicht gefangen wurde und nur jetzt kurz vor der Laichzeit mal einen Fehler gemacht hat? Über mobiles Angeln oder Instant-Ansitze wird es mir nicht gelingen, dachte ich mir zumindest. Sonst müsste er viel öfter gefangen werden. Angeldruck war genug am See, auch über die letzten Jahre hinweg. Also musste eine andere Taktik her.Zudem kam noch die Vereinsregel, dass das Vorfüttern verboten ist. Den Rest des Frühlings bis in den Herbst hinein angelte ich viel an diesem Gewässer, einem alten, ca. 13 Hektar großen Baggersee. Doch eher sehr mobil, da die Fische extrem viel im See hin und her schwammen, und man daher mit statischem Aussitzen schlechte Karten hat. Meinen Plan, den Schuppi zu fangen, verlegte ich also in den Herbst. Wenn langsam die Tage kürzer werden, die Lufttemperatur das Wasser runter kühlt, der Nebel morgens auf dem Wasser liegt und die Dicken richtig Hunger bekommen, malte ich mir die besten Chancen aus, den Fisch zu fangen. Der FutterplanAnfang September stand noch eine Woche Angeln in Frankreich auf dem Zettel, danach sollte es losgehen. Mein Plan war es, über Futter zu angeln, jedoch ohne die Regeln zu brechen. Denn während des Angelns Futter einzubringen war erlaubt. Also entschied ich mich dazu, zu Beginn eine größere Menge Boilies und Tigernüsse gemischt auf ein großes Areal zu verteilen und danach mit drei Ruten dieses Areal zu beangeln.Nach jedem gefangenen Fisch fütterte ich ca. ein halbes Kilo Boilies hinterher. Grundsätzlich setzte ich auf eine Mischung aus 70% 15mm-Boilies und 30% Nüssen. Die 15mm-Boilies habe ich deswegen gewählt, damit ich bei gleichem Gewicht mehr Futter zum Verteilen hatte. Eine passende Stelle war auch schnell gefunden. Eine flach abfallende Kante, die auf 6 Meter auslief und dann ein großes planes Areal nach sich zog.So konnte ich das Futter auf einer großen Fläche verteilen, damit ich viele Fische gleichzeitig erreichen konnte. Gefüttert habe ich alles mit der Spodrute und dem Easy-Stick. Am Ende war die Fläche ungefähr 80 Meter lang und ca. 15 Meter breit. Die Breite erreichte ich, indem ich die Spodrute auf 17, 19 und 21 Wicklungen klippte. Meine Angelruten waren auf 17,5 Wicklungen geklippt. So präsentierte ich meine Montagen am Anfang des Futters.Rigs für DickeBei zwei meiner drei Ruten setzte ich - wie fast immer - auf meine geliebten Helicopter Rigs, kombiniert mit meinen D-Rigs aus 20lbs N-trap semi-stiff Material, 2er Kurv Shanks und weißen Peaches and Cream oder gelben High Leakage Pineapple Waftern. Die dritte Rute fischte ich mit einer Lead Clip Montage und einem Mutli-Rig aus 30 lbs Kamo Material, 4er Choddy und weißen Essential Cell Pop Ups in 14 mm.Hier setzte ich bewusst auf eine Lead Clip Montage, da ich der Meinung bin, dass das Multi-Rig mit weniger Spiel besser hakt. Da ich bei meiner Angelei über die letzten Jahre hinweg festgestellt habe, wie entscheidend sich der Luftdruck auf das Verhalten der Fische auswirkt, achte ich bei der Planung der Futtermenge schon sehr penibel auf die Aussichten der kommenden Woche. Auch wenn der Luftdruck mal ungünstig ist, gehe ich trotzdem angeln. Einfach weil ich das Angeln und die Zeit draußen genießen möchte.Jedoch angele ich dann ausschließlich nur mit Pop Ups, welche einem in solchen Situationen noch den ein oder anderen Biss mehr bringen können. Auch die Futtermenge schraube ich dann deutlich runter, weil die Fische bei ansteigendem oder hohem Luftdruck sehr verhalten Futter aufnehmen und einzelne kleine Akzente am Grund schneller eingesaugt werden. Von Anfang an lief es sehr gut. Bereits in den ersten Nächten konnte ich viele Fische bis 17 Kilo fangen. Doch war ich sehr gespannt, wie es weiter ging. Ob meine Taktik aufgehen würde und die Fische das Futter unter der Woche annehmen würden. Am darauf folgenden Freitag ging es wieder los.Kaum an der Stelle angekommen, sah ich Fische springen. Zwar nicht direkt auf dem Futter, aber in meinem Areal. Schnell Futter drauf, Ruten werfen, Kaffee machen und den Abend genießen. Lange dauerte die Ruhe nicht. Schon kurze Zeit später lief die erste Rute ab. Ein kleiner alter, doch sehr schöner Spiegler landete in meinem Kescher. So ging es dann auch weiter. Die Fische waren voll auf dem Futter und der Schlaf kam in dieser Nacht deutlich zu kurz. Aber genau so wollen wir es doch alle, oder?Ein alter Bekannter, ein neuer PBInsgesamt fing ich auch in dieser Nacht wieder 6 Fische, unter anderem auch einen Fisch von meiner Most Wanted-Liste: ein 16 Kilo schwerer makelloser Two Tone Schuppi. Samstagmorgen war es dann vorbei. Bis Sonntag bekam ich keinen Biss mehr, außer einen Graser. Doch sah ich die Fische weiter springen. Sonntagmorgen entschied ich mich, die Ruten noch bis 12 Uhr liegen zu lassen. Und Leute, das war die richtige Entscheidung! Um kurz nach 11 Uhr bekam ich wieder einen Biss auf meiner linken Rute mit dem Wafter. Mir war nach dem Aufnehmen der Rute sofort klar, dass ich da einen der richtig großen gehakt hatte.Nach einem kurzen, aber heftigen Drill kescherte ich ein richtiges Brett von Spiegler ab. Ich erkannte ihn sofort: Es war der große Spiegler, der Seekönig. Als er in meiner Sling lag und ich ihn aus dem Wasser hob, dachte ich mir schon, dass er deutlich schwerer war als beim letzten Fang. Das Wiegen bestätigte meinen Verdacht: Die Waage zeigte einfach mal 27,1 Kilo! Hammer! Was für ein Brett. Ein Wiederfang, aber ein neuer PB und sehr, sehr willkommen! Zudem der perfekte Abschluss des Wochenendes und des ersten Teils meiner Story...Grüße,Nico Brocher