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26.12.2016
Najib el-Ahmad: neue Ufer, frische Fische!
Dieses Jahr war wohl eines der Jahre, in denen ich vom Wasser nicht ganz so viel erzählen kann, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Mein gesamter Fokus war auf den Aufbau der Boilieschmiede Badgers Best gerichtet. Viele neue Aufgaben waren zu meistern. Oft hatte ich keinen freien Kopf und wie jeder weiß, angelt es sich nicht so einfach, wenn man mit den Gedanken woanders ist.Nichtsdestotrotz musste wenigstens ein kleines Abenteuer her. Mir war natürlich klar, dass ich in diesem Jahr, die wenige Zeit, die mir zur Verfügung stand, effizient nutzen musste. Das schloss von vorne herein eine verstärkte Befischung des Rheins aus. Auch strebte ich nach neuen Ufern, mit denen wir entlang des Rheins glücklicherweise reich beschenkt sind. Es kamen anfangs einige Gewässer in die Auswahl, die klassische Qual der Wahl. Doch gegen Ende des Entscheidungsprozesses lenkte sich mein Hauptaugenmerk auf einen mittelgroßen Baggersee, der eine direkte Verbindung zum Rhein hatte und eine kleine, recht zentral gelegene Insel aufzuweisen hatte.Das EilandTaktisch war die Insel sicher eine sehr interessante Option. Im Optimalfall konnte ich von dort aus mit Freunden den See breit gefächert befischen. Auf diese Art und Weise war sicher fast die Hälfte des Gewässers beangelbar. Ich erhoffte mir durch diese strategische Vorgehensweise mir schneller einen Überblick verschaffen zu können, wie die Fische ziehen und eventuelle Stellen mit höherer Beißfrequenz ausfindig zu machen.Ich war mir sicher mit diesem Gewässer eine solide Wahl für das Spätjahr getroffen zu haben. Zumal es kein Geheimnis ist, dass Verbindungsgewässer zu großen Strömen immer für die eine oder andere Überraschung zu haben sind.SpurensucheDa ich mit vielen Locals unserer Region bestens vernetzt bin, versuchte ich in Erfahrung zu bringen, ob schon jemand sein Glück an diesem See herausgefordert hatte. Fehlanzeige. Bis auf wenige Erzählungen von besseren Karpfenfängen, verstärkt gegen Mitte der 90er Jahre waren keine aktuellen Informationen aufzutreiben. Mein Kumpel Volker Seuß versuchte es während seiner Zeit in Karlsruhe auch ein paar Mal, doch das Durchschnittsgewicht sei mit 20 Pfund relativ gering gewesen.Als ich das erste Mal das Ufer des Seea entlang lief, um mir ein genaueres Bild von der Situation vor Ort zu verschaffen, war mir eines sofort aufgefallen: Es waren überdurchschnittlich viele Raubfischangler zu werke. Sie schleppten fast ausnahmslos alle ihre Köder hinter dem Boot her. Diese Tatsache schränkte meinen Plan, viele verschiedene Spots im See von einem Platz aus zu beangeln schlagartig ein.Ich musste mich damit abfinden, dass ich, mit solch einer egoistischen Taktik, nur auf Unmut bei den Einheimischen stoßen würde. Es musste umgedacht werden. Die Besatzpolitik, des ansässigen Vereins, war ebenfalls eine sehr wichtige Information für mich. Oft ist sie eine Schlüsselinformation für ein neues Gewässer, um sich ein klareres Bild zu verschaffen. Hier kam der zweite Schock. Der Verein besetzte den ca. 40 Hektar großen See jährlich mit ca. zwei bis vier Zentnern Schuppenkarpfen aus Wildfängen.Es war also klar, dass hier einige Mäuler zu stopfen waren und man sich vermutlich durch Horden von nimmersatten Schuppi-Trupps hindurch angeln musste.Anfüttern und AnangelnMit Jakob begann ich nach der Laichzeit den flachen Teil des Sees großflächig mit GLM und LIVA Boilies zu füttern. An den Spots, an denen wir die Ruten platzieren wollten, fütterten wir die Boilies und den dazu passenden Tough Dough konzentrierter. Die Plätze lagen von der Insel aus in Wurfweite, so dass keine anderen Angler durch uns beeinträchtigt sein sollten.Hinter den Krautfeldern, die die Uferkante säumten, planten wir die Montagen auszulegen.Das erste Anangeln stand an. Ich war so heiß, wie schon lange nicht mehr, ich merkte, wie mir das Angeln die letzten Wochen fehlte.Wo sind die Abenteurer?Früh morgens am Wasser angekommen beluden wir das Boot in Windeseile und ruderten in Richtung Insel. Auf der Überfahrt kreuzten wir den Weg eines älteren, einheimischen Fischers, der uns nach einem kurzen Gespräch darüber aufklärte, dass ein Berufsfischer alle alten Karpfen abfängt und an französische Teichbesitzer gewinnbringend weiterverkauft. An diesem Punkt kamen mir die ersten Zweifel. War das der Grund, warum hier niemand ein Abenteuer suchte?Von früh bis spätWir wollten jedoch keinesfalls aufgeben, schließlich standen die Plätze bereits unter Futter und wir waren seit Tagen motiviert. Mit gemischten Gefühlen legten wir die Ruten aus und bauten unser Tages-Camp auf.An Nachtangeln war an diesem idyllischen Baggersee nicht zu denken. Zwei Kontrolleure, die den See quasi als Ihr Eigentum betrachten, machen dieses Vorhaben unmöglich. Selbst die Insel bot nicht ausreichend Sichtschutz. So beschränkten wir unsere Fischerei auf Day-Sessions von früh bis spät.Neue HoffnungDie ersten Fische bissen recht schnell, denn bis zum Nachmittag hatten Jakob und ich vier Karpfen zwischen 6 und 13 kg fangen können. Erstaunlich war die Statur der Fische. Wir konnten mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass die Fische hier fast gänzlich von natürlicher Nahrung lebten und sie dadurch zu allem Überfluss auch noch fast platzen.Der glasklare, verkrautete See hat eine Durchschnittstiefe von 8 Metern, doch findet man auf dem Echolot unzählige Plateaus und riesige versunkene Bäume. Hier findet der Überbesatz an Karpfen anscheinend so viel natürliches Futter, dass diese kugelrund werden. So waren die gefangen Fische in Bestform und beinahe so hoch wie lang.Wir besprachen schon das Einpacken, als Jakobs Rute, die wir, eher auf gut Glück, draußen im See, auf einer großen konstant gleichbleibenden Ebene fischten, im Dauerton abrannte. Nach kurzem aber doch energischem Drill konnte Jakob dann den ersten stattlicheren Spiegelkarpfen mit 17,5 kg auf die Matte unseres Bootes hieven. Dieser Fisch gab uns neuen Mut, den wir nach den ganzen „Horrormeldungen“ dringend benötigten.Mehr Futter bessere FischeIn den nächsten Tagen widmeten wir uns mehr dem tiefen Freiwasser und setzten die Fläche, auf der Jakobs Fisch kam unter größere Futtermengen als üblich. Wir taten dies natürlich nicht blind, sondern kontrollierten sorgfältig unsere Spot hin und wieder mit der Unterwasserkamera. Doch es schien so als wären die Fische unersättlich. Große Mengen 24er Boilies wurden trotz des übermäßigen natürlichen Futterangebotes in kurzer Zeit restlos weg gefressen.Pro Session hatten wir meistens mehr als zwei Fische zu verbuchen. Die Größe war inzwischen zwar schon etwas besser geworden, wir fingen keinen Karpfen mehr unter 10kg, aber leider auch keine weiteren über 15kg. Ab und an gesellten sich ein paar Wildkarpfen dazu, die wohl vom Rhein durch Hochwasser zugewandert waren.Es war mittags in der prallen Hitze und total außerhalb der typischen Beißzeiten, die sich auf die frühen Morgenstunden und die Dämmerungsphase verteilten. Plötzlich, wie aus dem Nichts, meldete Jakobs Bissanzeiger mit schrillem Ton einen Vollrun.Wieder kam der Biss im Freiwasser. Wir gingen direkt aufs Boot, da ich mir sicher war, dass Jakob wieder einen besseren Fisch gehakt hatte. Über dem Fisch angekommen bestätigte sich mein Verdacht, der Fisch klebte länger am Grund als die spritzigen Vorgänger.2-3 Mal sahen wir den Fisch im tieferen Wasser aufblitzen bevor er sich langsam ergab. Am Ende des Drills konnte ich Jakob einen makellosen 19 kg schweren Spiegelkarpfen keschern. Jakobs Sommerferien waren nach dieser Session vorbei und auch ich war so vereinnahmt durch die Arbeit bei Badgers Best, dass ich bis in den frühen Herbst nicht mehr die Zeit fand, mich unserem neuen Abenteuer zu widmen. Doch es war nicht das Ende.Herbstbeginn mit PaukenschlagEs war schon langsam kälter geworden und die Bäume hatten teilweise angefangen ihr Laub zu verlieren, als sich für mich eine Möglichkeit ergab, wieder anzugreifen. Dieses Mal wollte ich das Füttern und Fischen so schnell und einfach wie möglich gestalten, um wenigstens noch bisschen meiner Ausbeute des Angeljahres verbessern zu können.Mir fehlte die Zeit am Wasser gewaltig. Ich fischte nur vom Ufer aus ins Freiwasser und fütterte mit dem Groundbaiter einen Platz in unmittelbarer Wurfweite. Ich wollte mir das ständige Übersetzen mit dem Boot sparen, da mir so noch mehr Zeit blieb, mich auf die eigentliche Fischerei, bei den kurzen Day-Sessions, zu konzentrieren.Bei der ersten Session am neuen Platz war ich mit Andre unterwegs. Jeder von uns legte eine Rute direkt auf den Futterplatz und eine hatte jeder frei verteilt mit einer handvoll LIVA-Boilies drum herum. Beködert wurden logischerweise unsere passenden Hookaz in Verbindung mit den Badgers Blues, weil sich diese als äußert attraktiv in dem klaren Wasser heraus stellten.Die Ruten lagen ca. zwei Stunden als Andres Rute auf dem Futterplatz im Dauerton abpfiff. Sofort sah man an Andres krummer Rute und den beständigen kräftigen Fluchten, dass der Fisch sein scheinbar gutes Gewicht richtig einzusetzen wusste. Nach einigen Minuten des Kampfes durchbrach der Fisch das erste Mal die Wasseroberfläche.Ein massiver Nacken und eine beeindruckende Länge des Fisches waren deutlich zu erkennen. Augenblicke später lag ein wunderschöner Spiegelkarpfen mit 24 kg vor uns auf der Matte. Wir konnten unser Glück kaum fassen, diesen Fisch hatte sicher noch niemand vor uns gefangen. Den Locals war der Karpfen beim Bildervergleich auf jeden Fall nicht bekannt, was uns schon etwas stolz stimmte.Gelungener Abschluss?Im fortschreitenden Herbst fand ich dann leider wieder nur noch sporadisch Zeit zum Fischen und konnte höchstens eine Session pro Woche einplanen. Um es kurz zu machen, ich hatte das Glück nur eine einzige Nacht zu blanken. Während meiner letzten Session und mit dem heftigen Kälteeinbruch konnte ich, einen für mich sehr besonderen Fisch bezwingen. Ich sage nicht umsonst bezwingen. Der Karpfen war nach dem aufnehmen der Rute los gerannt wie eine Dampflock. In den ersten Minuten war der Fisch nicht zu halten. Im Rutenblank waren, zwischen den schier unbremsbaren Fluchten, deutlich heftige Kopfschläge des gehakten Widersachers zu spüren.Kurz dachte ich, einen Wels gehakt zu haben, doch nachdem ich den Kampf zu meinen Gunsten entscheiden konnte, lag ein prächtiger Schuppenkarpfen in meinen Kescher. Ich war erstaunt, der Fisch schien doch recht überschaubar, die Waage blieb kurz vor der magischen 20 kg Marke stehen.Trotzdem freute ich mich natürlich riesig über diesen Fisch, der mir mit seiner Energie, einen aus meiner Sicht doch gelungen Abschluss für das Jahr 2016 bescherte.Das, was wirklich zählt…Ist es nicht so, dass es gerade diese wilden, unbekannten Kreaturen sind, die den Reiz unseres Hobbys erst ausmachen und uns immer wieder antrieben, zu unbekannten Ufern und neuen Abenteuern.Ich werde jedenfalls auch in Zukunft weiter an solchen unerschlossenen Verbindungs-Gewässer fischen und immer dem Unbekannten entgegenfiedern - egal wie groß er ist. Denn wie sagt Volker immer so schön: Der Dicke kommt ganz von alleine, wenn man es versucht und sein Glück herausfordert.take it easy….Najib el-Ahmadhttp://www.badgersbest.de/