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Vangling / 12.07.2023

Vangling: Verbrannte Erde mit Aussicht

Etwas skeptisch mustere ich erneut die schmale Zufahrtsstraße zum alpinen Szene-Pool auf Google Maps. Steine, Höhenbegrenzungen – ich kann beim besten Willen kein Hindernis für die Anfahrt ans Wasser ausmachen und so beschließe ich, dem See einen kurzen Besuch abzustatten. Viele Geschichten ranken sich um diesen Szenepool, Videos mit großen Fischen und zahlreiche Bilder im Internet mit den unverkennbaren Bergen im Hintergrund lassen erahnen, was für Monster dort ihre Bahnen ziehen. 

Doch wie es immer so ist, wenn Nachtangeln erlaubt ist und große Fische im See vorkommen: der See ist hoffnungslos überfüllt. Acht Angler zähle ich im Vorbeifahren alleine auf meiner Uferseite und mit jedem weiteren sinkt meine Motivation, hier angreifen zu wollen. Aber ein kurzer Blick mit der Drohne lässt die Stimmung schnell wieder umschwenken – viele große Fische sehe ich im Kraut stehen, einige davon jenseits der 25 Kilo mit kleineren Begleitern im Gepäck. Eines dieser unförmigen Paare zieht in einer verkrauteten, unscheinbaren Bucht ihre Bahnen. „Bingo“, denke ich mir – hier greife ich an. Doch die anfängliche Euphorie verfliegt schnell: das Futterboot streikt, genauer gesagt die Fernbedienung. Nach wenigen Metern bewegt sich gar nichts mehr.
Große Karpfen im Kraut.
Camper Van an einem französischen Bergsee.
Drohnenaufnahme von verkrautetem Alpensee in Frankreich.
Etwas enttäuscht krame ich meine Taucherbrille aus dem Auto, „dann tauche ich die Ruten eben raus“. Doch kaum stehe ich mit Futter und Montage bewaffnet bis zur Hüfte im Wasser, hält ein Auto mit quietschenden Reifen neben mir: die Angelpolizei ist da! Die Rute rausschwimmen sei nicht erlaubt und überhaupt unfair den Fischen gegenüber, erklärt mir mein Gegenüber mittleren Alters und in voller Garde de Peche Montur im ruhigen Ton. Aber Futterboot und Drohne seien kein Problem – den Sinn dieser Aussage hinterfrage ich an dieser Stelle nicht. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als die Ruten per Wurf ins kühle Nass zu befördern.

Hast du dir das Foto mit der Rute im Anschlag und vor der untergehenden Sonne im Hintergrund in Ruhe angesehen? Zugegeben, darauf bin ich schon ein wenig Stolz, denn trotz aller Umstände angelt an diesem See das Auge definitiv mit. Ich kürze an dieser Stelle ab: Wurf um Wurf versuchte ich mit den kurzen 10ft Ruten ein weit entferntes Krautloch anzupeilen. Doch obwohl die Distanz nach einigen Versuchen kein Hindernis mehr darstellte, war es das zwischen mir und Spot liegende Kraut sehr wohl. Hier würde ich jeden Fisch verlieren!
Rute an französischem Bergsee.
Französischer Alpinsee.
Also nix mit weit werfen, sondern Montage knapp unterhalb der Rutenspitze platzieren. Ein weiterer Kurzflug mit der Drohne offenbart mir einen krautfreien Streifen knapp vor dem vom Schilf gesäumten Ufer, den ich per Pendelwurf erreichen kann. Hier platziere ich zwei Ruten mit neutralen Hinged-Stiff-Rigs und wenig Beifutter.

Die Nacht bleibt ruhig und den anschließenden Morgen beginne ich mit einer heißen Tasse Kaffee und dem wunderschönen Blick auf das Panorama vor mir. Kaum habe ich mir den ersten Schluck genehmigt, eilt ein Franzose zu mir herüber, der mit seiner Tochter einen strategisch sehr interessanten Platz beangelt: „Tu peux m'aider avec une photo, j'ai attrapé une grosse carpe cette nuit?“. Klar helfe ich ihm mit einem Foto! Einige Minuten später stehe ich also mit der Kamera im Anschlag am Ufer und warte darauf, dass der nette Franzose etwas Großes auf die Matte hievt. Ein Urgestein von Spiegelkarpfen, über 26 Kilo schwer, kommt zum Vorschein. Seine Freude steckt mich an und ich knipse einige Fangbilder, die ihm und seiner Tochter wohl immer als besonderes Andenken herhalten werden.
Großer Spiegelkarpfen aus einem französischen Szenepool in den Alpen.
Kaum bin ich zurück am Auto, rennt eine der beiden Uferruten plötzlich los. Kurz rutscht mir ehrlich gesagt mein Herz in die Hose, wenn man bedenkt, welche Fische in diesem See vorkommen. Doch als der lange, dünne Spiegler das erste Mal den Krautdschungel verlässt, holt mich die Realität wieder ein. Zumindest nicht geblankt und ein Widersehen mit diesem besonderen Gewässer wird es sicherlich irgendwann einmal geben.
David Rosemeier mit langem dünnen Spiegelkarpfen.
David Rosemeier mit französischem Schuppenkarpfen.
Blow Back Rig mit einer Tigernuss.
Ich wechsle noch einmal für eine Nacht den Platz auf die gegenüberliegende Seite, doch außer einem kleinen Schuppi ist mir auch hier kein großer Fisch vergönnt – für mich wird es also Zeit weiter in Richtung Süden zu ziehen. Und dieser Empfing mich mit offenen Armen!
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