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Site-News / 28.06.2021

Starker Sauerstoffmangel in Seen – tötet der Klimawandel unsere Fische?

Wenn es um den Klimawandel und seine Folgen geht, dann werden häufig nur die Ozeane und großen Weltmeere der Erde betrachtet – weniger Seen. Doch, dass auch hier die Klimaerwärmung große Auswirkungen auf Artenvielfalt und Wasserqualität hat, zeigt eine in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Studie, an der auch das IGB beteiligt war. Die Rede ist vom folgenschweren Sauerstoffmangel.

Die Studie

Das internationale Forschungsteam hat insgesamt über 45.000 Sauerstoff- und Temperaturprofile analysiert, die seit 1941 von fast 400 verschiedenen Seen rund um die Erdkugel gesammelt wurden. Dabei stammen die meistens Langzeitdaten aus der gemäßigten Zone, in der auch wir heimisch sind. Auffällig ist, dass der Sauerstoffgehalt in diesen Gewässern seit 1980 um 5,5 Prozent an der Oberfläche und um 18,6 Prozent in der Tiefenzone gesunken ist. So verlieren die Seen in etwa drei bis neun Mal schneller Sauerstoff als die Ozeane. Grund genug also, um besonders die Entwicklung im Süßwasser im Blick zu behalten.

Sauerstoffverlust – die Erklärung

Doch wie kommt dieser Sauerstoffverlust überhaupt zu Stande? Sobald die Wassertemperatur steigt, sinkt die Sauerstoffsättigung, also die Menge an Sauerstoff, die das Wasser aufnehmen kann. Um Das Phänomen in Zahlen zu verdeutlichen: „Während die Temperatur des Oberflächenwassers um 0,38 Grad Celsius pro Jahrzehnt anstieg, sank im gleichen Zeitraum die Konzentration von gelöstem Sauerstoff im Oberflächenwasser um 0,11 Milligramm pro Liter.“ – so das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).

Ohne Sauerstoff kein Leben

Das Zitat: „Alle höheren Lebewesen brauchen Sauerstoff. Wenn Sauerstoff verloren geht, gehen höchstwahrscheinlich auch Arten verloren.“, von Kevin Rose, dem Autor der Studie, veranschaulicht deutlich wie brenzlich die Lage werden kann – besonders für unsere Fische. Hans-Peter Grossart, Co-Autor der Studie und Mitarbeiter des IGB erläutert die Folgen anhand des Stechlinsee, der früher einer der schönsten Klarwassersehn Nordostdeutschlands war. In diesem Gewässer herrscht bereits eine sauerstofffreie Zone, die sich seit ca. zehn Jahren kontinuierlich ausdehnt. Im Herbst bietet der See ab einer Tiefe von 40 Metern keinen Lebensraum mehr für Tiere – erschreckend.

Thermische Schichtung

Grund für den starken Sauerstoffverlust in tieferen Wasserschichten ist die sogenannte thermische Schichtung, also der Dichteunterschied zwischen Oberflächenwasser- und Tiefenwassertemperatur. Vielen von euch dürfte in diesem Zusammenhang auch die Sprungschicht ein geläufiger Begriff sein. Sobald sich das Oberflächenwasser aufgrund längerer Wärmeperioden innerhalb des Jahresverlauf schnell erwärmt, die Tiefenwassertemperaturen dabei jedoch stabil bleiben, nimmt die thermische Schichtung zu. Je stärker diese Schichtung ist, desto schwieriger sowie unwahrscheinlicher ist eine Durchmischung und es kann kaum Sauerstoff in die tieferen Wasserschichten gelangen.

Fischsterben durch Rekordhitze

Bereits in der Vergangenheit mussten wir Angler uns den Folgen der Klimaerwärmung auf die Seen machtlos aussetzen – Fischsterben waren die Folge. Im Jahr 2018 haben wir zu diesem Thema bereits eine umfangreiche News veröffentlicht. Ein Auszug daraus belegt die Thesen des starken Sauerstoffmangels in tiefen Gewässerschichten: „Wenn das Oberflächenwasser im See durch Sonneneinstrahlung erwärmt wird, bleibt es als warme und damit leichte Oberflächenschicht auf der kälteren und schwereren Tiefenschicht. Die Temperatur nimmt aber nicht gleichmäßig von der Oberfläche bis zum Grund ab, sondern macht in einer bestimmten Tiefe einen so genannten Sprung. Somit trennt diese Schicht in einem Gewässer das sauerstoffarme - vom sauerstoffreichen Wasser.“

„(…) Der Bereich unter dieser Schicht ist aufgrund von Sauerstoffmangel und fehlender Nahrung uninteressant und grenzt daher stark den Lebensraum der Karpfen ein. Somit sind sie dazu verdonnert im sehr warmen Wasser des Gewässers zu bleiben und können nicht in das kühlere Wasser ausweichen.“

Machtloser Kampf gegen den Sauerstoffmangel?

Gegen den geringen Sauerstoffgehalt in den Gewässern sind wir augenscheinlich machtlos, allerdings appellieren wir an alle Angler da draußen, die Situation ernst zu nehmen und nicht noch unnötig zu verschlimmern. Sollten Gewässer in eurer Umgebung mittlerweile schon auf der Kippe stehen, ist es ratsam die zuständige Gemeinde, die örtliche Feuerwehr oder THW und natürlich den zuständigen Verein zu informieren. Nicht selten kann Wasser eingeleitet werden, um den Sauerstoffgehalt zu stabilisieren und so um schlimmeres zu verhindern. Doch sollte man sich hierbei nicht auf Ordnungsorgane verlassen, wir Angler bekommen solch eine Situation meist viel schneller mit - also haltet Augen und Ohren offen!

Weitere Infos findet ihr hier:

Zur News über das Fischsterben in 2018, das ebenfalls auf die Klimaerwärmung zurückzuführen ist, geht’s hier entlang: https://www.carpzilla.de/news/carpzilla-news/rekordhitze-ausnahmezustand-unter-wasser-so-schuetzt-ihr-eure-gewaesser-11395

Den Artikel zu den Folgen des Sauerstoffmangels findet ihr auf der IGB-Berlin Homepage: https://www.igb-berlin.de/news/klimaerwaermung-seen-verlieren-zu-viel-sauerstoff

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