Wer in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet, wie unser Autor Denis Vahl, war von den harten, aber auch notwendigen Coronamaßnahmen kaum betroffen. Alle systemrelevanten Berufstätigen gingen weiterhin zur Arbeit, während viele andere in Kurzarbeit verweilen mussten und somit zwar mehr Freizeit hatten, jedoch auch massive finanzielle Verluste erlitten haben. Denis´ Beobachtungen waren, dass gerade zur Corona-Hauptzeit die Gewässer sehr stark beangelt wurden. Keine leichte Zeit, um die ohenhin scheuen Karpfen zum Landgang zu überreden.
Ein verrücktes Jahr
Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich am Wasser. Es ist ein sonniger Tag um die 20 Grad. Den See habe ich heute komplett für mich alleine. Das war dieses Jahr nicht immer so. Im Frühjahr traf uns die Nachricht des Coronavirus´ hart. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte ich hatte das Glück, beruflich nicht eingeschränkt zu sein. Ich habe einen “systemrelevanten” Job. Aber viele andere waren mit der Situation konfrontiert in Kurzarbeit gehen zu müssen. Und die freie Zeit, die sie dadurch hatten nutzten viele, um im Frühjahr quasi als Dauergast an den Baggerseen zu sitzen. Zugegeben, für uns Karpfenangler war die Situation erträglich. Haben wir doch ein Hobby, welches wir in der Natur weit weg von Coronamaßnahmen ausüben und genießen können. Dies hatte aber auch zu Folge, dass die Baggerseen in meiner Umgebung völlig überfüllt waren und der Angeldruck mein Vorhaben doch stark einschränkte.
Lichtblick
Ich nutzte die Zeit, um mit guten Freunden am Wasser zu sitzen. Normalerweise verbringe ich die meiste Zeit alleine am Wasser. Ich bin so fokussierter. Aber die Umstände ließen meine Pläne in den Hintergrund rücken und somit entschied ich mich für den anderen Weg. Ich befischte gemeinsam mit Michael Nürenberg einen Spot. Einige Nächte verbrachten wir dort, aber man merkte den Angeldruck enorm. Nur einige wenige Fische fanden den Weg in den Kescher. Jedoch gelang es mir in einer Session den “König des Sees” ein zweites Mal zu fangen mit einem für mich neuen Rekordgewicht. Ein Wahnsinnsfisch. Und ich konnte die Freude teilen. Das war in diesen doch sehr bescheidenen Frühjahr mein persönlicher Lichtblick. In dieser Session entstand auch die Idee zu unserem Videoprojekt “SessionVlog” für Dreambaits. Wir hatten eine Aufgabe, die uns in den kommenden Wochen ziemlich intensiv beschäftigen sollte.
Die Sache mit dem Haken
Nachdem das Video zu “SessionVlog” im Kasten war kam erstmal eine kurze Auszeit vom Angeln. Es steckte viel Arbeit in diesem Projekt und es hat unendlich viele Stunden Zeit gekostet. Zeit, in denen wir Spaß, Freude, Schweiß und Nerven investiert hatten und wir waren froh, dass wir uns anschließend mal ein paar Tage nicht sehen und hören mussten!
Ich beschloss meine Zeit an einem anderen See zu verbringen. Ich hatte bereits im letzten Jahr um die zwanzig Nächte dort geangelt, jedoch mit eher mäßigem Erfolg. Die Hitze, die bei der ersten Session dort noch bestimmend war, machte die Situation nicht einfacher. Aber ich konnte bei einer Session gemeinsam mit Patrick meinen ersten Fisch fangen. Das ließ hoffen!
Dann kam nach einer schier endlosen Hitzewelle der erhoffte Umschwung. Sturmtief “Kirsten” sorgte für die nötige Abkühlung und wälzte das Gewässer ordentlich um. Ich nutzte die Zeit und saß natürlich für zwei Nächte am Wasser. Die erste Nacht zog der Sturm so richtig an und an angeln war nicht mehr zu denken. Der Wind drückte brutal in die Ecke in der ich mich niedergelassen hatte. Ich saß geschützt, aber die Wellen trieben riesige Krautberge vor sich her und mein Setup im Wasser fiel diesem zum Opfer.
Am Abend wurde es deutlich entspannter und ich konnte endlich meine Ruten neu legen. Die Nacht brach ein und ich ging früh schlafen, da ich die vorherige Nacht kaum geschlafen hatte. Gegen halb 4 am Morgen lief ohne Vorwarnung meine rechte Rute ab. Es war ein mystischer Morgen. Nebel lag auf dem Wasser. Der Fisch ebenfalls. Als ich über dem Fisch war sah ich ihn bereits an der Oberfläche. Er zog noch einmal ins Tiefe, ehe ich ihn abkeschern konnte. Ein Blick genügte. Es war einer der besseren Fische aus diesem See. Zurück am Ufer legte ich den Fisch auf die Matte. Was ein Anblick! Beim Hakenlösen schlug der Fisch heftig und mit einem Mal bemerkte ich, dass sich der Haken gelöst hatte und sich geradewegs in meinen kleinen Finger gebohrt hatte. Shit! Zudem hing noch das Keschernetz mit daran. Ich war kurzzeitig überfordert mit der Situation. Ich schnitt erstmal das Keschernetz frei und versorgte den Fisch. Und, so viel Zeit muss sein, wog ich den Fisch! Geil, etwas über 22 Kilo. Nur wie bekam ich den Haken jetzt aus dem Finger. Ich hatte weder eine Zange noch sonst irgendein Gegenstand mit. Ich versuchte es so, aber es fühlte sich an, als wenn er im Knochen steckt. Ich beschloss mein Tackle am See stehen zu lassen und fuhr ins nächste Krankenhaus. Die Krankenpflegerinnen hatten viel Spaß und ich einen tauben Finger.
Ich fuhr direkt wieder zum See. Mittlerweile war es 6:30 Uhr und mein Tackle stand noch. Ich legte direkt wieder die Ruten ab. Um es kurz zu machen. Ich bekam in den folgenden Stunden noch 3 Bisse wovon ich leider einen Fisch verlor. Der große ledrige Spiegler wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Wir haben uns einen Haken geteilt!
Ein Jahr was so schleppend anfing und sich so positiv wenden konnte. Ich habe einige schöne Fische an diesem doch schweren und extrem zickigen Baggersee fangen dürfen und es werden nicht die letzten sein. Corona ist immer noch da aber wir haben gelernt uns damit zu arrangieren. Der Angeldruck hat sich mittlerweile entspannt - zum Glück!









