Karsten Neumann ist Teamangler, dürfte aber vielen von euch auch aus den Sozialen Medien bekannt sein. Auf seiner Facebookseite „Taste of Nature – fishing, cooking, wildlife Adventures“ zeigt er regelmäßig Einblicke in vorzügliche Küche am Wasser, wie es dazu kam, lest ihr in seiner Story, in dem er seinen Werdegang und seine Sicht auf das Karpfenangeln erzählt:
Mein wilder Osten
Die stressige Arbeitswoche liegt hinter mir, den weiten Weg ans Wasser habe ich geschafft, das Boot ist beladen und ich fahre raus - raus auf den See. Auf zu einem neuen Abendteuer. Ich suche mir einen Platz an diesem großen Binnenmeer, baue mein Camp auf und mache die Ruten startklar. Als sie liegen und ich im schönsten Licht des Tages auf den See schaue, fühle ich mich endlich wieder - draußen zu Hause.
So geht es wahrscheinlich vielen von uns, wenn man endlich am Wasser ist und einfach abschaltet, runter kommt und die Natur in voll Zügen genießt. Meine Angelei findet hauptsächlich im Osten der Republik statt. Ich nenne ihn immer den "wilden Osten“, denn hier findet man sie noch, die unberührte Natur mit riesigen Wasserflächen. Baggerseen und „Private Vereinsgewässer“ gibt es hier kaum - vielleicht zieht es mich auch deswegen nur selten in die Ferne.
Unfangbare Karpfen
Geboren in Brandenburg an der Havel, verbrachten wir fast jedes Wochenende bei meinen Großeltern auf dem Dorf. 200 Seelen und bestimmt ebenso viele Kühe prägten das Dorfbild. Als ich neun Jahre alt war, entschlossen sich meine Eltern in diesem Nest ein Haus zu bauen und ich freute mich wie Bolle. In den nächsten Jahren verbrachte ich jede freie Minute auf den Wiesen, Feldern und in den Wäldern rund um dieses Nest. Mit den anderen Jungs des Ortes gingen wir morgens zum Schulbus und fütterten aber vorher noch schnell die Karpfen im Dorfteich. Wahrscheinlich entsprang dort schon meine Liebe zu diesen Fischen. Irgendwann angelten wir jeden Nachmittag an der „Pfütze“ und fingen Barsche, Plötze, Schleien, Hechte und Rotfedern, nur die Karpfen konnte ich nie überlisten.
„Karpfenangeln ist mein Ding!“
Ein paar Jahre später trat ich in den Angelverein des Nachbarortes ein und bei einem Vereinsangeln geschah es dann. Ich wurde Zeuge eines Vollruns. Sofort war es um mich geschehen. Das wollte ich auch. Beeindruckt von der Ausrüstung des Kollegen und von der Kraft des Spieglers, stand die Entscheidung fest… Karpfenangeln ist mein Ding!
In den nächsten Jahren standen jedoch Ausbildung und Arbeit im Vordergrund. Ich begann nach meinem Abitur eine Ausbildung zum Koch in Berlin. Der Umzug in die Millionenstadt fiel mir wahrlich nicht leicht und ich sehnte mich oft in mein kleines Kaff zurück. Doch die Arbeit bot Ablenkung.
Endlich angeln
Nach der bestandenen Gesellenprüfung zog es mich in die Schweiz und nach Frankreich. Doch auch hier blieb nicht viel Zeit zum Angeln. In mein kleines Personalzimmer hätte auch keine Ausrüstung Platz gefunden. So blieb mir nur die Raubfischpeitsche.
Die Entbehrungen dieser Jahre zogen mich schließlich nach Mecklenburg. Ich wollte wieder angeln und die freie Zeit sinnvoll nutzen. Mit meiner Vita war schnell der passende Job gefunden und die Kollegen fragten mich bald schon, ob wir heute wieder absaufen in der Küche, wenn ich mit meinem Schlauchboot auf dem Dach zur Arbeit kam.
Ciao Mc-Pomm…
Als meist um 22 Uhr oder später erst Feierabend war sollte es so oft wie möglich trotzdem noch schnell raus gehen. Die Plätze waren vorbereitet und die Spots fand ich selbst im Dunkeln zielsicher. Gegen 1 Uhr lagen die Ruten und um 4 Uhr biss meist der erste Fisch. Die Nächte waren also kurz doch ich war glücklich.
Nach der Arbeit als Koch kam dann doch noch ein Studium - sehr zur Freude meiner Eltern. Doch für mich hieß es wieder ab nach Berlin. Zum Anfang gar nicht begeistert, denke ich heute gern an diese Zeit zurück.
… Hallo Berlin!
Was ich in Mc Pomm begonnen hatte, setzte ich hier fort. Nach den Vorlesungen, Praktika oder den praktischen Übungen ging es raus. Nachts Fische fangen, morgens wieder abtackeln und ab zur Uni. Eine harte Zeit, auch wenn viele das jetzt sicher nicht verstehen können. Oft konnte ich mir anhören, dass es ja kein Wunder sei, dass ich so viel fange: „Bist ja schließlich Student!“ Doch das hatte damit wahrlich nichts zu tun. Ich war nur schon immer gerne Draußen zu Hause und verbrachte meine Zeit lieber am Wasser als auf der Couch.
Kein Bock mehr auf kochen?
Neben dem Studium in Ernährungswissenschaften und Biologie im Zweitfach, war ich schließlich auch noch selbstständig und ging oft direkt nach der Uni in die Küche. Eventcatering hier, Hotelküche da, ich hab in Berlin fast alles gesehen und konnte so extrem viele neue Einflüsse sammeln.
Irgendwann schwand die Lust am Kochen aber extrem und selbst beim Angeln griff ich auf Büchse und Tütennudeln zurück. Doch in den letzten Jahren musste ich nicht mehr so viel nebenbei kochen gehen. Im Referendariat verdient man ja schon ein wenig Geld und einige Rücklagen aus der Studienzeit gab es auch. Außerdem brauchte ich freie Zeit, ich ging auf dem Zahnfleisch. Einfach nichts tun außer angeln gehen! Das war mir wichtiger als Geld zu verdienen, ich kam ja über die Runden.
Und so sind wir wieder am Anfang der Geschichte. Doch eins fehlt noch. Mit der Abstinenz aus der Küche, kam auch die Lust am Kochen wieder und zu Hause sein, heißt für mich auch immer gutes Essen. Wenn ich früher von der Schule heim kam, hatte meine Oma schon das Mittagessen fertig und ich schmecke es noch heute auf meinen Lippen, man war das lecker. So liegt der Grundstein für diese Leidenschaft auch hier, in meinem kleinen Heimatdorf im wilden Osten.
Der Gourmet-Dienstag
Heute kombiniere ich beides und esse am Wasser mittlerweile wahrscheinlich besser als in meinen vier Wänden. Doch draußen schmeckt es einfach besser. Ich habe es mir auf die Fahne geschrieben gegen schlechtes Essen am Wasser etwas zu tun. Aus diesem Grund habe ich den #GourmetDienstag ins Leben gerufen. Auf meiner Facebookseite „Taste of Nature – fishing, cooking, wildlife Adventures“ bekommt ihr jeden Dienstagabend eine neue schmackhafte Idee, was ihr euch am Wasser kochen könnt. Alles natürlich mit möglichst wenig Aufwand und Zutaten. Mittlerweile beteiligen sich immer mehr Angler daran und kochen für die Community.
Bootskarpfen: Große Gewässer, große Freiheit
Durch meine Zeit in Mecklenburg, haben es mir gerade die großen Gewässer angetan. Um die riesigen Wasserflächen optimal befischen zu können, habe ich mir mittlerweile ein Boot zugelegt und so hat sich meine Angelei wieder einmal komplett verändert. Wie oft saß ich vor dem Camp und habe die Fische weit draußen auf dem See springen gesehen. Doch von Land aus, keine Chance.
Auch finde ich, dass man auf dem Wasser dieses Gefühl von Freiheit und Abendteuer noch einmal mehr spürt, als vom Land und so stelle ich den Karpfen immer öfter vom Boot nach. Plätze die niemand von Land beangeln kann, ein hohes Maß an Flexibilität und vor allem Ruhe, machen diese Angelei einfach einzigartig für mich. Auch die Naturgewalten bekommt man hier noch deutlicher zu spüren, ob Regen, Wind, Sturmböen oder Gewitter, danach fühlt man sich ein kleines Stück lebendiger als zuvor.
Wenn ihr sehen wollt, wovon ich spreche, guckt doch mal auf meinem YouTube Channel vorbei und schaut euch Bootskarpfen Vol. 1 an. Der Streifen ist der Anfang einer Reihe, in der ich euch meine Art zu angeln zeigen möchte.
Also lebt unser Hobby, es ist mehr! Seid einfach Draußen zu Hause…
Tight Lines,
Karsten Neumann
Übrigens: Karsten und den Gourmetdienstag gibt es auch auf Instagram, einfach Ta_of_na folgen und ihr verpasst kein Gericht mehr.