Die letzten anderthalb Wochen waren ein auf und ab. Zuerst stand eine Woche Urlaub auf dem Programm. Alle predigten über mobiles Angeln ignorierend wollte ich mich statisch eine Woche am See niederlassen. Ein Fehler. Durch andere Angler und diverse Zeckenbisse kam es zwar zu vier moves und an zwei verschiedenen Seen, aber mit zwei Brassen aus vier Nächten und viel Stress, kann man wohl nicht über ein gutes Ergebnis sprechen. Mit etwas Trotz und viel Motivation ging es in der Folgewoche wieder an den See. Diesmal allerdings nur tagsüber mit einer Rute und leichtem Gepäck. Diese Vorgehen brachte schon nach 20 Minuten den ersten von zwei Fischen an diesem Tag. An den beiden Folgetagen wanderten 3 weitere Karpfen auf meine Abhakmatte. Was lernt man daraus: Gerade im Frühjahr ist ein vorgefasster Plan nicht die beste Idee. Hätte ich mich am Fisch orientiert, hätte ich mir viel blanke Zeit ersparen können. Nachher ist man eben immer schlauer.

Die Erlösung. Endlich der ersehnte Lauf. Nach zwei Tagen mit rollenden Fischen auf dem Futter und mürrisch schweigenden Bissanzeigern brachte dieser wunderschöne und Kampfstarke Twotone den Stein ins Rollen. Zwei weitere Fische mit noch ein bisschen mehr auf den Gräten sollten folgen.

Der lang ersehnte Angelurlaub begann wie er beginnen musste: Zwei Tage blank. Nichtmal die zahlreichen Satzkarpfen ließen sich dazu herab einen der zahlreichen Boilies zu verspeisen. Zumindest keinen mit einem Haken. Also was tun? Moven wäre zwar per se eine gute Option, wenn die Fisch nicht regelmäßig über dem Futter rollen würden. Zum Glück reichte die Umstellung der Futtertaktik aus. Keine Boilies meh und nur noch einige Spombs mit Grundfutter brachte die schließlich die ersehnten Bisse. Innerhalb 24 Stunden fanden vier Karpfen von denen drei der oberen 30er Klasse angehörten ihren weg auf die Abhakmatte. Der Größte hatte beim Drill eine besondere Überraschung zu bieten. Wie auch die anderen stand dieser lange tief am Grund und zog langsam Schnur von der mürrisch knackenden Rolle. Als ich mir Stück für Stück die Schnur zurück holte kam die Überraschung. Die 20 Meter Schlagschnur sahen aus wie eine Muschelkette. Eine Dreikantmuschel neben der anderen hatten es sich an meiner Schnur gemütlich gemacht. Beim Einholen der Leine "ploppte" nun eine nach der anderen an meinem Spitzenring ab und fiel zurück ins kalte Wasser. Immer wieder nahm der kräftige Kämpfer Schnur und jedes Mal hoffte ich, dass diese nicht zu stark beschädigt war. Als sich die Maschen endlich um den kompakten Körper schlossen, fiel ein Stein von meinem Herzen.

Wieder einmal ging es für eine einzelne Nacht spontan an den See. Dem Wind, der seit Tagen konstant in eine Ecke des 31h großen Sees blies, folgend einen Platz gewählt. Mit dem Futterboot zwei Ruten mit einer kleinen Menge Boilies präzise an der Kante einer Sandbank platziert. Aus den Erfahrungen des Vorjahres, keine Fische die sich zeigen und bei spontanen Aktionen öfter mal einen Blank, wäre ein Biss in jedem Fall ein Erfolg. Gegen 19 Uhr lief die rechte Rute ab, während des Drills blieb der Fisch lange tief und ich erhaschte erst im Kescher einen Blick auf den breit gebauten Spiegler. Während der goldenen Stunde machte ich mit dem Selbstauslöser ein paar Bilder und genoss den Moment.

Einer von vier Fischen die nach der Laichzeit während eines Gewitters mit Starkregen richtig Hunger hatten. Aufgrund der Begebenheiten vor Ort war es nötig zum drillen auf der ca. 20 Meter ins Wasser laufenden Sandbank zu drillen. Die Drills waren hart und lang. Rund herum zuckten Blitze und der Donner kam immer näher. Dankenswerterweise fand kein Blitz die Spitze meiner Greys und kein Fisch stieg aus. 5 von 5 Sternen gerne wieder! Sicher eine Nacht die noch lange im Gedächtnis bleibt.

Das Gewässer, aus dem der Fisch stammt, gibt es seit 80 Jahren. Vor 60 Jahren hat mein Opa dort einen Angelverein gegründet, diesen nun mein Vater weiter führt. Wir stecken viel Zeit in die Pflege dieses Wassers und die Natur drum herum. Nistkästen, Insektenhotels, Totholzhecken und Laichplätze für die Fische, sind einige unserer Projekte der letzten Jahre. Viel wird über die Größe von Karpfen gesprochen, aber wenn man einen Karpfen in den Händen hält, der seit vermutlich 20-30 Jahren seine Bahnen durch das Gewässer zieht, denkt man über die Größe keine Sekunde nach. Ich hoffe, dass dieser kleine See und sein Altbestand uns noch lange erhalten bleibt.