Interview
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08.01.2020
Karpfenangeln in Japan - messen statt wiegen! Yoshihiro Mune im Interview
Aus Japan stammen die bunten Verwandten unserer heimischen Rüssler: Koi-Karpfen! Doch mit Schuppis und Spieglern bringt sicher niemand das Land der aufgehenden Sonne in Verbindung, oder?Uns ist bei Instagram ein Japaner aufgefallen, der uns da nicht nur eines besseren belehrt, sondern auch gleich noch mit herausragenden Fotos punktet. Christopher Paschmanns hat Yoshihiro Mune, kurz Yoshi, interviewt! Christopher: Lieber Yoshi, erzähl uns ein bisschen über dich. Wer bist du, was machst du und aus welchem Teil Japans kommst du?Yoshi: Mein Name ist Yoshihiro Mune und ich lebe in Osaka, Japan. Dort arbeite ich für eine kleine Manufaktur für Angelgeräte. Da in Japan besonders die Meeresangelei beliebt ist, sind die meisten Gegenstände, die wir fertigen, für genau diese Disziplin konzipiert. Wer sich mal einen Eindruck davon machen möchte, was genau wir da so fertigen, kann hier reinschnuppern: http://www.nakazima.org/ Christopher: OK, Meeresangeln und japan, das passt zusammen. Gibt es denn auch viele Karpfenangler?Yoshi: Es gibt einige Karpfenangler-Gruppen in Japan, aber die meisten davon sind nicht so, wie du dir das vorstellst. Die größten Events für diese Gruppierungen sind die Karpfenangel-Wettkämpfe im Frühling und Herbst. Naja, Wettangeln eben. Da geht es um viele Bisse. Es wird mit effektiven Methoden auf kleine Karpfen geangelt.Ich bin der festen Überzeugung, dass es unbedingt eine Organisation geben muss, die die Bedeutung der Karpfenangelei von Grund auf in den Fokus rückt, denn so etwas gibt es bislang bei uns nicht. Doch das - nennen wir es mal - moderne Karpfenangeln, wie es bei euch üblich ist, kommt auch hier in der Anglerschaft immer mehr an. Christopher: Spannend! Und wo beziehst du Tackle und Köder? Habt ihr da Anbieter im eigenen Land?Yoshi: Da die meisten Japaner sich sehr auf die Meeresangelei versteifen, ist das gar keine so leichte Angelegenheit. Zwar bekommt man Rigs im japanischen Stil und Köder unseres heimischen Marktes in Tackleshops in der Stadt, aber Tackle und Köder aus Europa - besser: für die europäische Art, auf Karpfen zu angeln - muss man sich entweder per Bestellung schicken lassen oder man hat das Glück und findet einen Laden, der sich auf solches Material spezialisiert hat – dies ist aber eher die Ausnahme.Da ein paar Freunde Tackle von NG-CARP vertreiben, benutze ich natürlich deren Sortiment besonders häufig. Dafür haben wir eine eigene Website, natürlich auf japanisch, wenn du dich also mal in Schriftzeichen ausprobieren möchtest: http://www.ng-carp.jp/ Christopher: Und wo angelst du auf Karpfen? Welche Taktiken setzt du ein, um sie zu fangen?Yoshi: Karpfen gibt es in ganz Japan, von den Seen der Gebirgsregion bis hinunter in die urbanen Flüsse. Im Grunde genommen ist mein überwiegender strategischer Ansatz die Verwendung einer Festbleimontage, das jeweilige Feintuning unterscheidet sich dann von Ort zu Ort. Mal verwende ich beispielsweise den visuellen und hochattraktiven Reiz eines Pop Ups, ein anderes Mal bringe ich Geduld mit und angle mit einem Bodenköder, der nicht besonders auffällig ist - setzte dann aber auf Futter. Das alles variiere ich je nach Jahreszeit und stets danach, wie vorsichtig die Fische sind und fressen.Ich denke, es ist im Grunde genau wie bei euch auch! Karpfen sind eben Karpfen, ob in Deutschland oder Japan. Der urbane Teil meiner Angelei ist in erster Linie der Nähe zu meinem Zuhause geschuldet. Da ein Fluss durch Osaka fließt, bietet es sich oft an, sich aufs Fahrrad zu schwingen und angeln zu gehen. Big City Carping eben! Dabei spielt vor allem eine Rolle, seine Ausrüstung so kompakt wie möglich zu halten. Da im Laufe des Sommers aber die Wasserqualität immer schlechter wird, ist es meist am besten, nur im Winter dort auf Karpfen zu fischen. Von dort stammen jedenfalls meine Stadt- und Nachtaufnahmen!In den Hauptzeiten des Karpfenangelns – dem Frühling und Herbst – fische ich aber meist am Lake Biwa. Hierbei handelt es sich um Japans größten Süßwassersee, der einen Umfang von 241 Kilometern hat. Die maximale Tiefe dieses Sees beträgt 104 Meter, durchschnittlich ist er stattliche 41 Meter tief. Hier tummeln sich zahlreiche große Karpfen und genau die sind das Objekt der Begierde für die japanischen Karpfenangler. Christopher: Das ist mal ein Kontrast! Vom Fluss in der Stadt an den Gigasee... Gibt es denn bei euch Spiegel- und Schuppenkarpfen? Ich sehe nur Schuppis auf den Bildern. Und wie groß werden diese in Japan?Yoshi: Die meisten Karpfen in Japan sind Schuppenkarpfen. Spiegelkarpfen sind nur sehr selten anzutreffen. Die Größe hängt immer sehr stark vom Umfeld des Fisches ab. In Gewässern, in denen es Nähstoffe und Futter in Hülle und Fülle gibt, können die Karpfen schon einmal bis über 20 Kilo heranwachsen - das ist aber sehr selten bei uns. Allerdings orientieren wir uns meist auch nicht am Gewicht des Fisches, sondern an dessen Länge.Ein Fisch von über 100 Zentimetern ist das Ziel eines jeden japanischen Karpfenanglers! Dann reden wir von einem richtigen Kapitalen. Christopher: Jo, ein Meterfisch ist auch bei uns besonders, ob nun gewogen oder nicht. Wer inspiriert dich in deiner Angelei?Yoshi: Mein Onkel und mein Großvater übten wohl den größten Einfluss auf mich aus. Schon als Kind brannte ich darauf, einen Karpfen zu fangen, denn diese Fische schienen für mich damals unfangbar. Das übte für mich den besonderen Reiz dieser Spezies aus und weckte mein Interesse. Die beiden haben mich an den Karpfen herangefürht und inspirieren mich noch heute. Aber ich angeln nicht ausschließlich auf Karpfen. Neben diesen gehe ich hauptsächlich auf Salzwasserfische. Hierbei spielen besonders Fische eine Rolle, auf die es einfach Spaß macht zu angeln und die auch noch gut schmecken. Hierzu zählen unter anderem Meerbrassen und die sogenannten Haarschwanzfische. Achso, die Karpfen setzen wir natürlich aucdh zurück! Christopher: OK. Deine Fotografie ist wirklich cool! Woher hast du deine Skills in diesem Bereich? Yoshi: Vielen Dank für dein Lob! Die Grundlagen hierfür habe ich mir ganz ehrlich durch YouTube-Videos angeeignet. Die Plattform ist ja voll mit Tutorials dazu und gerade in der Stadt- und Outdoorfotografie gibt es da viel Inspiration. Zusätzlich habe ich oft in der Praxis am Ufer herum experimentiert, solange, bis ich zufrieden mit den Ergebnissen war - ganz einfach. Christopher: Das klingt alles super interessant. Danke für das Interview! Eins noch: Wann ziehen wir zusammen los?Yoshi: Gerne, es hat mich sehr gefreut! Also wenn du den weiten Weg nach Japan auf dich nehmen willst... Natürlich müssen wir das von unserem Terminkalender abhängig machen, aber der Frühling und der Herbst sind bei uns hier die besten Zeiten, um den Karpfen nachzustellen. Dann nehme ich dich mit an Japans größten See. Christopher: Nochmals Danke für das Interview und die coolen Bilder Yoshi! Wer mehr von unserem Interview-Gast sehen möchte, folgt ihm am besten bei Instagram:https://www.instagram.com/munemushi_carp_japan/