Interview
|
09.05.2018
Interview: Gio packt aus - die Hintergründe zum umgesetzten Weltrekordschuppi
Der umgesetzte und wieder in seine Heimat, den Lac Du Der, zurückgebrachte Weltrekordschuppi war in den letzten Tagen das Thema Nummer 1 der europäischen Karpfenszene - wir berichteten ausführlich. Einige Fragen sind offen, Hintergründe unbekannt, also haben wir bei einem der Initiatoren der Operation Freedom für euch nachgefragt – Monkey Climber Herausgeber Giovanni Vanhooren...Carpzilla: Hallo Gio, danke dass Du uns die Chance gibst, an ein paar Hintergrundinformationen zur “Operation Freedom” heranzukommen. Die Operation steht für Samir Arebis und Deinen Einsatz, den aus dem Lac Du Der umgesetzten Weltrekordschuppi in seine Heimat zurückzubringen.Wir sehen eure Aktion als echtes Engagement und eine enorm wichtige Image-Arbeit, um den wahren Geist des Karpfenangeln zu bewahren. Danke, eure Arbeit war wirklich großartig und beispielhaft!Carpzilla: Wenn ich mich recht erinnere, las ich, dass Samir die Fährte des Weltrekordschuppis schon seit über 10 Monaten verfolgt hat. Zunächst interessiert uns dazu natürlich: Woher wusstet ihr überhaupt, dass er umgesetzt wurde?Gio: Es waren 18 Monate. Samir und einige französische Locals ahnten es also schon 1,5 Jahre, aber sie konnten keinen Beweis dafür finden. Um ehrlich zu sein, ganz sicher konnten sie es also nicht gewusst haben. Aber auch ich selbst habe bereits auf der Carp Zwolle 2017 Gerüchte mitbekommen, dass der Paylake, in dem der Weltrekordschuppi letztendlich wieder auftauchte, einige Du-Der-Karpfen beherbergen soll. Meine Quelle kam aus England und nicht von einem Du-Der-Local, es schien also was dran zu sein an den Gerüchten.Carpzilla: Wie sah eure Recherche nach dem Fisch aus? Habt ihr euch einfach regelmäßig die Bildergalerien der umliegenden Paylakes angeschaut oder wie lief das ab?Gio: Es war keine groß angelegte Sache Volker, es war der Samstag vorm 1. Mai 2018 als ich einen Instagram Screenshot von einem mir gut bekannten niederländischen Angelladenbesitzer bekam. Wir waren uns beide sofort einig: Auf dem Bild war einer der vermissten großen Der-Karpfen zu sehen. Ich sendete Samir den Screenshot und er leitete ihn weiter an die “Du-Der-Familie” – eine Gruppe lokaler Angler, die mit dem großen Stausee tief verbunden sind.Logischerweise erhitzte das Bild sofort die Gemüter der Locals, sie wandten sich damit auch direkt an die Guarde de Peche (Ranger der Fischereibehörde), doch sie sagten, dass dieses eine Bild nicht ausreichen würde, um aktiv zu werden. Zumal es den Fisch von der anderen Seite zeigte, als bei seinem Fang im Lac Du Der im Oktober 2015 mit Weltrekordgewicht. Handfeste Beweise sind von Nöten um so einer Sache auf den Grund zu gehen.In derselben Nacht erinnerte ich mich an einen Belgier, der in der Gegend um den Lac Du Der in einem Paylake einen 36,3 Kilo schweren Schuppi gefangen hatte. Ich suchte nach den Bildern und das Glück war auf meiner Seite, es zeigte den selben Fisch und diesmal auch die andere Seite des Schuppis. Auf dieser waren die markanten Schuppen eindeutig wiederzuerkennen.Carpzilla: Also waren die Bilder letztendlich doch für die Behörden Beweis genug, um aktiv zu werden?Gio: Ja genau, ohne die Bilder wären weder die Guards noch die Wasserschutzpolizei aktiv geworden.Carpzilla: Woher weiß man, an wen man sich in solchen Fällen wendet – besonders als Ausländer?Gio: Gute Frage, in diesem Fall haben die Locals den Kontakt zu den französischen Behörden gesucht. Sie verlangten klar und deutlich, dass etwas unternommen wird. Sonst hätten sie die Sache selbst in die Hand genommen… Carpzilla: Jetzt wird es spannend! Was ist dann passiert?Gio: Ich denke beide Seiten – sowohl die Behörden als auch der Seebesitzer wollten verhindern, das es zu Übergriffen kommt. Der Besitzer kam am Montag aus England nach Frankreich und hat sich direkt wegen der Angelegenheit auf den Weg zu den franz. Behörden gemacht.Letzten Endes zeigte er sich gewillt, den großen Schuppi wieder frei zu geben, aber ehrlich gesagt hat niemand damit gerechnet, dass das passieren würde, schließlich musste er erstmal gefangen werden.Carpzilla: Scheinbar muss der liebe Gott Karpfenangler sein, denn kurz darauf wurde der Fisch von einem Kunden gefangen. War es einfach, den Seebesitzer davon zu überzeugen, dass der Fisch nun direkt zurück in den Lac Du Der muss?Gio: Richtig, nur vier Stunden, nachdem Samir mit der Sache bei Facebook an die Öffentlichkeit ging, wurde der Fisch gefangen. Aber nicht der Seebesitzer hat uns darüber informiert, sondern ein Freund Samirs, der mit dem Fänger befreundet ist.Carpzilla: Wie war grundsätzlich der Kontakt zum Seebesitzer und glaubst du ihm, dass er tatsächlich nicht wusste, welchen Fisch er gekauft hat?Gio: Der Seebesitzer war für mich nicht erreichbar, aber Samir hatte kurz mit ihm einen Nachrichtenaustausch. Er schwor in diesem, dass er den Schuppi legal gekauft habe - jedoch mit einem viel geringeren Gewicht als beim aktuellen wie auch beim Weltrekordfang, was natürlich sein kann, aber auch Fragen aufwirft: Denn veröffentlichte Fangbilder gab es so gut wie keine, seitdem der Fisch in diesem 2ha kleinen Paylake schwamm… Vielleicht wurde er nach Fängen absichtlich nicht veröffentlicht?Carpzilla: Habt ihr Informationen darüber, wer an diesem oder anderen Fischdiebstählen am Lac Du Der beteiligt gewesen sein könnte?Gio: Ein Name steht im Raum, doch die französischen Behörden gaben uns aus ermittlungstaktischen Gründen ein formales Verbot, weitere Details zu dieser Angelegenheit zu veröffentlichen. Denn das Zurücksetzen wiegt nicht das Vergehen auf! Das bedeutet, dass in diesem Fall sogar mehr als eine Strafverfolgung läuft. Hinzu kommt eine Strafe für das “Transportieren” des Fisches - also unabhängig vom Diebstahl. Lebende Fische illegal zu transportieren kostet nämlich allein 30.000 Euro Strafe. Wenn mehr als ein umgesetzter Fisch im See gefunden wird, multipliziert sich der Betrag entsprechend.Carpzilla: Was sind eure nächsten Schritte? Verfolgt ihr vielleicht schon weitere Fische, die aus dem Lac Du Der verschwunden sind?Gio: Samir und seine Freunde haben ein Lac-Du-Der-Karpfenregister ins Leben gerufen, in dem alle Fangbilder aus den letzten zehn Jahren gesammelt werden. Anschließend werden sie alle mit bestehenden Fangbildern der umliegenden Paylakes verglichen.Carpzilla: Gio, wenn der größte Karpfen des Lac Du Der gefangen und umgesetzt wurde, ist die Chance dann nicht sehr hoch, dass viele andere Fische auch umgesetzt wurden? Hast Du Informationen darüber, wie groß das Ausmaß sein könnte?Gio: Ich denke, das ist eher eine rhetorische Frage, richtig?(lacht)Carpzilla: Bevor ich die letzte Frage stelle, möchte ich mich nochmal aufrichtig im Namen von Carpzilla und der deutschen Karpfenszene bei euch bedanken - nicht zuletzt auch für dieses aufschlussreiche Interview!Wo und wann werden wir die ganze Geschichte zur “Operation Freedom” lesen können? Über das Video zur Befreiungsaktion haben wir bereits berichtet und zwar hier: https://www.carpzilla.de/news/szene-news/operation-freedom-der-clip-der-weltrekordschuppenkarpfen-kommt-nach-hause-11022.htmlGio: Gerne! Die ganze Story wird in der Sommer-Ausgabe des Monkey Climber Magazines zu lesen sein: http://monkeyclimber.be/