Deine Story
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17.05.2020
Marcel Bassanello: Mit Zeitdruck zum Seekönig
Den Job, den Alltag und erfolgreiches Angeln unter einen Hut zu bekommen ist oftmals sehr schwierig. Da benötigt es schon Disziplin und einen ausgefeilten Plan. P.R. Baits Teamangler und Trakker Team Deutschland Member Marcel Bassanello beschränkt seine Angelei daher nur auf ein paar wenige aber durchaus effektive Stunden. Wie genau er die Sache angeht, erklärt er uns in seiner Story und im neuesten VLOG:Es gibt Zeiten im Leben, in denen das Angeln eine untergeordnete Rolle spielt. Für mich als leidenschaftlichen Angler ist es eine große Umstellung, wenn man die Jahre zuvor mehr als hundert Nächte am Wasser verbracht hat. Nichtsdestotrotz kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, mit einem gut ausgefeilten Plan sollte es doch möglich sein, für meine Leidenschaft Platz zu schaffen und erfolgreich zu angeln.Der frühe Vogel fängt den Wurm Sehr früh im Jahr fing ich an, mir Gedanken zu machen, wie ich mit wenig Zeit möglichst effektiv angeln kann, schließlich wollte ich Karpfen fangen und nicht stumpf meine Zeit absitzen und dem Zufallsfisch hinterherjagen. Mein Plan war es, mit gut vorbereiteten Kurzsessions in den sehr frühen Morgenstunden am Wasser aufzuschlagen und bis in den frühen Vormittag die Beißzeiten zu nutzen. Wichtig war mir auch, dass die Wetterverhältnisse, der Luftdruck, die Windrichtung und die Mondphasen perfekt passen sollten.Wissen ist MachtDie meiste Zeit verbringe ich an mittelgroßen bis großen Baggerseen, die es in meiner Region nur zu genüge gibt und einen sehr abwechslungsreichen Fischbestand aufweisen. Für mich kam ein hundert Hektar Baggersee infrage, welchen ich schon einige Jahre befische. Er bot sich optimal an, da er der nächstgelegene See in meiner Umgebung ist und ich die Beißzeiten sehr gut kenne. Mit der Platzwahl machte ich es mir einfach. Frühjahr heißt für mich flach angeln und somit entschied ich mich für eine Flachwasser Zone in einem sehr beruhigten Bereich des Gewässers. Ich orientierte mich an Totholz und Kraut-Bänken - ein echter Garant für Karpfen.Weniger ist mehrEnde Februar mit Wassertemperaturen von knapp zehn Grad - optimal, um mit dem Füttern zu starten. Zu Beginn wollte ich den Platz erst einmal aufräumen und entschloss mich dazu eine gute Mischung aus Pellets, Chili Hanf und Boilies zu füttern. Zuerst fütterte ich den Platz nur jeden zweiten Tag, um sicherzugehen, dass auch nicht zu viel Futter am Platz liegt. Denn zu viel Futter kann einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Karpfen sind wechselwarme Tiere und nehmen auch nur dementsprechend viel Futter auf, wie sie es verstoffwechseln können. Zu schnelle Sättigung und mir den Platz kaputtmachen wollte ich also auf keinen Fall. Den Platz zu kontrollieren war aufgrund der Gegebenheiten leider nicht möglich, so musste ich meinen Erfahrungen vertrauen und es langsam angehen lassen.Die ersten VersucheAnfang März, gute Bedingungen, um den ersten Versuch zu unternehmen. Das Wetter wurde schlagartig wärmer, Luftdruck und Windrichtung passten und mein Plan ging bereits in den ersten Sessions voll auf. Einige 20 Pfünder, Brassen und ein kleiner Koi, fanden den Weg in meinen Kescher. Grund genug für mich das Futter umzustellen und die Menge zu erhöhen. Fruit Liquid in Verbindung mit Feed Grade Fruit Boilies, ein Fischmehl Köder mit einer feinen Citrusnote, der auch bei kühleren Wassertemperaturen all seine Inhaltsstoffe frei gibt und somit optimal für das Frühjahr geeignet ist.Der ÜberraschungseffektUm drei Uhr nachts klingelte der Wecker. Ich war todmüde, als ich mein Tackle auf die Karre spannte, um einen weiteren Versuch zu starten. Es musste schnell gehen, die Ruten sollten um spätestens halb fünf liegen, um die Beißphase komplett auszunutzen. Als ich am Wasser ankam, bereitete ich als erstes die Ruten vor, drückte die Banksticks in den kiesigen Untergrund und bewegte mich leise durchs hüfttiefe Wasser, um die Rute auszubringen. Diesmal war es nur eine Rute, die ich auf den Futterplatz legte, denn beim letzten Spaziergang mit Frau und Hund ist mir ein schwer zugänglicher Bereich aufgefallen, den man leider nicht stationär befischen kann - doch zum Stalken sehr gut geeignet. Es war alles gut vorbereitet, der Wecker auf Sonnenaufgang gestellt und genug Zeit noch ein wenig die Augen zu schließen. Doch dazu kam es nicht. Eine knappe halbe Stunde nachdem ich die Rute auf dem Spot ausgelegt habe, rennt sie los und reißt mich aus dem Schlafsack. Nach ein paar rasanten Fluchten landete ein ordentlich uriger Spiegler in den Maschen und mir fehlten echt die Worte - so schnell hatte ich nicht mit einem Biss gerechnet.Ich warf die Rute wieder raus und wartete, bis die Sonne den Horizont hochkletterte. Dann war es Zeit, die Fische ausfindig zu machen und zu beangeln - eigentlich nicht meine Vorgehensweise aber dennoch einen Versuch wert. In meinem Sichtfeld sah ich nur viele Brombeeren, Sträucher und Geäst. Also kämpfte ich mich durch den Dschungel und versuchte die Karpfen zu lokalisieren. Und tatsächlich bekam ich nach kurzem Aufenthalt im Dickicht Karpfen zu Gesicht. Zwei Kleinere und ein Großer zogen ihre Bahnen in ca. einem Meter Wassertiefe. Ein wenig Teig um das Blei, ein Spinner Rig mit weißem Pop Up und eine Handvoll Boilies sollten reichen. Dann ging alles blitzschnell. Als ich mich ein Stück vom Wasser wegbewegte, um mich unsichtbar zu machen, flog die Rute fast aus dem Bissanzeiger. Karpfen Nummer zwei hing am anderen Ende der Schnur und das in nicht einmal zwei Stunden Angeln. Was mich dann erwartete, konnte ich selbst nicht glauben - es lag ein riesiger Schuppenkarpfen in meinem Netz. Als ich die Waage nach oben wuchtete, stand der Zeiger auf 22,5 kg - einfach der Wahnsinn! Ich bin fast vom Glauben abgefallen, denn einen solchen Fisch auf Sicht zu fangen war für mich etwas komplett Neues, da unsere Gewässer so gut wie gar nicht darauf ausgelegt sind. Aber wie heißt es so schön, die Ausnahme bestätigt die Regel.Unverhofft kommt selten oftEin weiterer Versuch, noch einen Fisch dort abzugreifen, verlief im Sand. Der Drill hatte zu viel Unruhe verursacht, sodass die anderen Karpfen das Weite suchten. Ehrlich gesagt war mir das ziemlich egal, für mich konnte es nicht besser laufen. Ich legte die zweite Rute auf den Futterplatz und begann nach einer kurzen Kaffeepause so langsam aber sicher mein Tackle zu packen, um die Heimreise anzutreten. Total unerwartet und aus dem Nichts lief plötzlich die Rute, die ich zuvor ausgebracht hatte, ab. Ich schlüpfte in die Wathose und nahm die Rute auf. In dieser kurzen Zeit riss der Fisch enorm viel Schnur von der Rolle, sodass ich ihn nur schwer zu halten bekam. Gott sei Dank flüchtete der Fisch sofort ins Freiwasser und ich drillte ihn an langer Leine. Wie ein Stein klebte er am Grund und ich ahnte schon, dass es sich um einen guten Fisch handeln musste. Als der Fisch nach einigen Minuten das erste mal an die Oberfläche kam, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Er durchbrach die Oberfläche und flüchtete ein weiteres Mal, bis er dann erschöpft in meinen Kescher glitt. Die Wage zeigte 25,5 kg an und ich wusste gar nicht genau, wie mir gerade geschah. Ein neuer Seerekord und mein Schuppenkarpfen PB getoppt - einfach unvergesslich gut. Alles, was in diesen paar Stunden passierte, hat mir die Augen geöffnet und klar und deutlich signalisiert, dass man mit weniger Zeit aber sorgfältiger Vorbereitung das Maximum an Erfolg rausholen kann.Ich wünsche allen eine erfolgreiche Saison.Marcel BassanelloIm neuesten Trakker VLOG nimmt uns Marcel mit ans Wasser, zieht's euch rein: