Deine Story
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28.08.2018
Stefan Göhring: Entdeckt den Pioniergeist in euch
Wenn Stefan Göhring ein paar Tage Zeit zum Angeln findet, macht er sich auf den Weg an unbekannte Gewässer mit unbekannten Fischen. Dabei fährt er jedoch nicht den weiten Weg in eines unserer Nachbarländer, sondern konzentriert sich auf die Gewässer seiner Heimat. Wie er dort an den unbekannten Gewässern vorgeht, erklärt er uns in seiner Story:Auf der Suche nach dem UnbekanntenBei meiner Angelei bin ich oft auf der Suche nach neuen Gewässern. Dabei spielt die Art und die Größe des Wassers weniger eine Rolle, denn egal ob kleiner Fluss, langer Kanal oder großer Natursee – überall gibt es noch unerforschtes Neuland zu entdecken. Besonders die verschiedenen Herangehensweisen an jede Art Gewässer macht das Karpfenangeln für mich so reizvoll. Einmal laufe ich mit leichtem Gepäck auf der Suche nach Fischen um den See, beim anderen Mal suche ich mit dem Boot mitten im Kraut nach freien Stellen.Ich würde sagen, dass ich bei 70% meiner Sessions alleine am Wasser bin. Das liegt nicht daran, dass ich der einsame Wolf bin, sondern eher an meinen Arbeitszeiten, da diese etwas vom normalen 9 to 5 Job abweichen. Das macht mich bei der Gewässerwahl natürlich flexibler und lässt mich spontaner Entscheidungen treffen.Zeit für etwas NeuesSeit Längerem hatte ich mal wieder drei Nächte Zeit und entschloss mich wieder einmal aus meinem Umfeld auszubrechen, denn auf meine altbekannten Gewässer in meiner Umgebung hatte ich ehrlich gesagt wenig Lust. Ein neues Gewässer musste her, an dem ich bisher noch nicht geangelt hatte.ErkundungstourMir fiel ein See ein, den ich im letzten Jahr bei einer meiner obligatorischen Erkundungstouren entdeckt hatte. Manchmal fahre ich nämlich einen ganzen Tag nur durch die Gegend, um mir neue Gewässer anzuschauen. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei noch nicht auf der Unterwasserwelt, sprich die Lotrute bleibt meistens Zuhause, vielmehr notiere ich mir die Gegebenheiten am Wasser.Brauche ich ein Boot? Macht es vielleicht Sinn den Fischen mobil nachzustellen? Das alles erleichtert mir das Planen meiner ersten Session enorm und erspart mir das schleppen unnötigen Tackles.Kein Angler weit und breitBei dem Gewässer meiner Begierde handelt es sich um einen Natursee, in dem es einige Seerosenfelder, Schilfgürtel und überhängende Büsche gibt. Des Weiteren schien dort nicht viel los zu sein, also ein Gewässer, welches unter dem Radar anderer Angler verschwindet – genau das Richtige für mich!Der See schrie förmlich nach Karpfen, aber eine spätere Recherche ergab, dass in dem Gewässer anscheinend keine Karpfen leben sollten. Das war sicherlich der Grund warum ich dort keinen Angler sah. Auch die Angelplätze rund um den See fielen eher spartanisch aus, aber mich störte das nicht im Geringsten, denn so hatte ich auf jeden Fall meine Ruhe.Keine Karpfen? Unmöglich!Da ich auf die offiziellen Angaben, was die Fischbestände angeht, nicht so viel gebe, entschloss ich mich also den See wieder anzufahren. Diesmal mit meinen Ruten im Kofferraum, denn ich hatte schon des Öfteren Seen befischt, in denen keine Karpfen schwimmen sollten und bin trotzdem regelmäßig mit einigen Fangbildern nach Hause gefahren.Kräftezehrender StartNach einer kräftezehrenden Fahrt durch die Nacht kam ich frühmorgens gegen 04:30 Uhr am See an. Zuerst nutzte ich die ersten Sonnenstrahlen, um mir nochmal das Gewässer anzuschauen und hoffentlich Fische zu sehen. Aber es verriet sich kein Karpfen, lediglich einen Hecht konnte ich beim Rauben entdecken.An einer nahe gelegenen Stelle brachte ich Boot und Co. ans Wasser und positionierte mich auf einer Stelle, von der ich den Hauptkörper des Sees beangeln konnte. Eine bessere Stelle, um die Ruten optimal zu verteilen gab es schlichtweg nicht.Flach oder Tief?Nun verschaffte ich mir mithilfe des Bootes und dem Echolot einen Überblick über das Gewässer. Meine zunächst anvisierten Spots in der Nähe der großen Seerosenfelder, stellten sich als sehr schlammige Plätze heraus. „Nein danke, im Faulschlamm lege ich bestimmt keine Montage ab“, dachte ich mir. Schlussendlich fand ich drei schöne Spots in unterschiedlichen Tiefen von 2,5-6m Wassertiefe.Der See hatte sonst meist harten Boden mit einigen Muschelfeldern und ich war mir sicher, dass ich hier Ansetzen musste. Auch der Wind kam schon seit einigen Tagen aus westlicher Richtung, dadurch landeten zwei Ruten am Ostufer.Futter marschWenn ich an ein neues Gewässer fahre und es sich dabei um einen See handelt, habe ich meistens eine ähnliche Futterstrategie. Gerade wenn mir der Bestand unbekannt ist, brauche ich Futter, das mit möglichst wenig Gewicht viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dabei setze ich auf kleine Futterbestandteile, wie zum Beispiel Pellets in unterschiedlichen Durchmessern. Diese haben in meinen Augen den großen Pluspunkt, dass sie sich in kürzester Zeit unter Wasser auflösen und somit meinen Platz besonders schnell aktivieren.Tigers gehen immerTigernüsse habe ich an jeder Art von Gewässer dabei, denn die haben mich noch nie im Stich gelassen. Natürlich nutze ich auch Boilies, dort setzte ich meist auf zwei Sorten. Einmal auffällige weiße Scopex+ Boilies und dunkle Shelfish+ aus dem Hause Selfmade Baits. Beide Sorten habe ich in 14mm und 18mm immer im Gepäck. Teilweise werden von mir noch einige Boilies halbiert und der ganze Futtermix noch mit etwas Minamino angereichert. Dieser Aminosäure-Cocktails gehört zu meinen absoluten Favoriten und verteilt sich optimal in allen Wasserschichten.Es gibt sie dochKurz vor dem Einbruch der Dunkelheit war ich endlich fertig, alle Ruten lagen auf ihrem Spot und ich konnte den Abend entspannt ausklingen lassen. Irgendwann in den frühen Morgenstunden piff meine linke Rute, die auf 2,5m lag, ab. Der Karpfen schoss mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit in Richtung Mitte des Sees. Ich zog mir schnell die Wathose an, sprang ins Boot und ruderte Richtung Seemitte.Lang, schlank und ein wahhnsinns KämpferDer Fisch schoss immer wieder unter mein Boot und zog mich kreuz und quer über den See. Nach einiger Zeit sah ich ihn im Licht meiner Kopflampe, es war ein Schuppenkarpfen mit stattlicher Größe. Als ich den Fisch im Kescher hatte, ließ ich mich ins Boot fallen und genoss den Augenblick. Hier waren also doch Karpfen drin!Nur kurze Zeit später folgte der nächste Schuppi ebenfalls mit breiter Schwanzflosse und auch dieser Fisch zeigte im Drill welche Kraft in ihm steckte. Von dieser Wahnsinns Power war ich einfach nur total beeindruckt, nur wenige Fische verlangten mir im Drill so viel ab wie diese beiden Kämpfer.Die zweite NachtIch war also auf dem richtigen Weg und ich bereitete nochmal alles genau so wie am Vorabend vor. Nur die Rute, die nicht ablief legte ich etwas flacher ab, da die Fische der ersten Nacht auf 2,5 und 4m kamen.Doch es sollte bis zum frühen Morgen dauern, ehe ich erneut das Geräusch meines Bissanzeigers vernahm. Der kleinste Fisch der Session landete nach kurzem Drill in meinen Keschermaschen, dennoch ein makelloses Exemplar und ein toller Kämpfer.Kein schlechtes Ergebnis, aber…Den ganzen Tag fragte ich mich, wie ich noch mehr Fische ans Band bekommen könnte. Da der Wind drehte und ich keine weiteren Aktionen hatte, entschloss ich mich zwei Ruten umzulegen und die Futtermenge etwas zu erhöhen. Ich legte mit dem Boot also zwei Ruten in die Richtung der Seerosenfelder. Hier musste ich es in der letzten Nacht einfach nochmal probieren, trotz schlammigen Boden.In dieser Ecke war der See deutlich flacher und da ich die anderen Fische flach fing, rechnete ich mir gute Chancen aus. Eine Rute ließ ich auf dem alten Spot, dieser hatte bereits zwei Fische gebracht und vielleicht war ich hier auf eine Zugroute der Karpfen gestoßen.Letzte Nacht heißt letzte ChanceDie wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne begrüßten mich am nächsten Morgen. Die Nacht war kein Fisch mehr abgelaufen. Ich vermutete, dass ich entweder zu viel Futter eingebracht hatte oder die Ruten wohl doch auf Faulschlamm abgelegt hatte. Vielleicht waren die Fische mittlerweile aber auch einfach in eine andere Ecke des Sees weitergezogen. Als ich die Ruten schließlich einholte rochen die Bleie tatsächlich modrig nach Faulschlamm. Hätte ich mir die Zeit genommen die Stellen genauer zu kontrollieren, wäre das Ergebnis vermutlich anders ausgefallenPioniergeistTrotzdem hatte ich wiedermal eine schöne Zeit an einem Gewässer, welches völlig unter dem Radar anderer Karpfenangler läuft. Ich kann nur jedem von Euch empfehlen, euch auf die Suche nach solchen flecken Erde zu begeben. Für mich steht fest, immer wenn ich mehr Zeit habe, geht es für mich auf eine kleine Reise und das muss nicht immer Frankreich sein. Diese namenlosen Fische aus den Gewässern meiner Heimat haben für mich einen ganz besonderen Wert, egal wie groß sie sind.Entdeckt den Pioniergeist in euch!Viele GrüßeStefan Göhring