Mr. Pinpoint
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03.10.2019
MR. PINPOINT - Sommer in Slowenien
Am Ende meines letzten Beitrags war ich gerade auf dem Heimweg von einem extrem fordernden und intensiven Trip, welcher an einem wilden französischen See endete. Wieder zu Hause angekommen, hing meine Angelei zugegebener Maßen ein wenig in der Luft, denn ich wusste, dass ich bis Mitte August keine wirklichen Ziele hatte. Zudem stand eine Menge Arbeit ins Haus. Es mag dem ein oder anderen früh vorkommen, aber im Juni startet für mich langsam schon die Messevorbereitung, aber auch die Arbeit an unserem Katalog, den es auch dieses Jahr wieder geben wird. AngetestetWas mir da gerade recht kam war die Nachricht, dass an einem See, welchen ich schon vor mehr als 15 Jahren befischte, ein Schuppenkarpfen eine mehr als beachtliche Größe erreicht hatte. Ausgestattet mit einer Monatskarte, verbrachte ich den Juli die ein oder andere Nacht an diesem Gewässer und konnte mir zumindest schon einmal eine Idee davon machen, wie die Fische sich hier nach so langer Zeit verhalten. Es ist mitunter unglaublich interessant, dass Gewässer die zu einem gewissen Zeitpunkt nur tagsüber Bisse gebracht haben irgendwann fast ausschließlich nachts Fische bringen. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben, welche von Angeldruck bis zu einer Umstellung der Nahrungsquellen reichen... Der Slowenien-PlanEnde Juli stand dann ein weiteres Videoprojekt für Nash an, bei dem ich mich bewusst hinter der Kamera in der Rolle des Organisators eingeplant hatte. Max Egger und Moritz Schuh wollten eine Tour durch Slowenien machen und im Kontrast zu den in den Nachbarländern Kroatien und Serbien vorherrschenden „Vereins-/Paylakes“, ausschließlich öffentliche Gewässer dieses wunderschönen Landes befischen. Da ich seit einiger Zeit vor Ort einen der besten slowenischen Angler – Gasper Nachtigal – meinen Freund nennen darf, war es an mir, den Kontakt herzustellen und Gasper zu bitten, uns mit der Planung und Organisation zu helfen. Erst beim Planen der Tour wuchs in mir das Verlangen, eines dieser Gewässer mit zu befischen und dabei auch Gasper wieder zu treffen. Gesagt getan und so fand ich mich eines frühen Morgens an einem See in den Bergen Sloweniens wieder, welchen ich schon einige Jahre zuvor zusammen mit Meik Pyka und Steve Briggs befischt hatte. Mit an Board war mein Freund Lucki, der bis dato noch nie außerhalb von Deutschland gefischt hatte. Auf in die TiefeThilo, Max und Moritz trafen kurze Zeit später in Thilo´s völlig überladenem Bus ein. Wie schon bei meinem letzten Trip nach Frankreich war auch bei diesem wieder unser größter Feind dabei, der erbarmungslose Sommer, welcher mittlerweile in Europa zum Standard zu werden scheint. Schon beim Beladen der Boote stand unser Plan wie wir diesen See angehen würden. Mit einer Tiefe von bis zu 25 Metern im Bereich der Staumauer, sollte dieser Bereich unser Ziel sein. Aus meiner Erfahrung stellen diese tiefen Bereiche in brütender Hitze die interessantesten dar. Nicht etwa, dass wir so tief fischen wollten, jedoch teilt sich gerade bei solch extremen Temperaturen von über 30 Grad das Wasser meist extrem in den kalten und warmen Bereich über und unterhalb der Sprungschicht. Über die Jahre konnte ich vermehrt feststellen, dass dort wo der größte tiefe und somit kalte Wasserkörper in einem See ist (oftmals nahe der Staumauer) auch die meisten Karpfen sind. Zwar ist es oberhalb der Sprungschicht meist überall gleich warm, doch mag von dem vielen kalten Wasser unterhalb ggf. zumindest ein kleiner Kühleffekt nach oben ausstrahlen? Mit Sauerstoff hat das auch noch zu tun...Eine Rute, zwei BleiclipsUm nicht im sauerstoffarmen Wasser unterhalb der Sprungschicht zu fischen gilt es dann, diese genau zu lokalisieren und die Ruten in den ein bis zwei Metern oberhalb (manchmal aber auch unterhalb, Ausnahmen bestätigen bekanntlich jede Regel) zu platzieren. Dies bedeutet in den meisten Fällen: angeln im Steilhang, sofern keine großen Strukturen wie Plateaus aus der Tiefe empor ragen und die Sprungschicht durchstoßen oder dieser zumindest nahe kommen. Genau so sah unsere Angelei dann auch aus und da sich der größte Teil der Fische am gegenüberliegenden Ufer aufzuhalten schienen, setzen wir bald alle Doppelblei-Montagen mit zwei Lead Clips ein. Hierbei werden wie der Name erahnen lässt, zwei Lead Clips auf dem jeweiligen Ende eines ca. 1,5m langen Lead Core oder Cling On Leader montiert. Vorsichtig vom Boot abgelassen, kann man so eine Kante runter fischen in dem Wissen das die Schnur nicht wie ein Laserstrahl bis zum Blei verläuft. Anders als ein Backlead lösen sich beide Bleie immer zuverlässig, was besonders bei hindernisreichen Gewässern wichtig sein kann. Mehr zu dieser Montage könnt ihr im fertigen Video sehen. Bisse in der MittagshitzeFür Luki und mich, die wir in Sichtweite der anderen aufgebaut hatten, begann nun der gemütliche Teil, hatten wir doch mit dem Dreh als solchen nichts zu tun. Wir fingen dann auch im Vergleich die deutlich kleinere Fische (als hätten die es gewusst bei wem es drauf ankam), was unserem Urlaubsfeeling aber keinen Abbruch tat. Wir tranken kalte Getränke, welche wir in einem Karpfensack unterhalb der Sprungschicht kühlten und versuchten, in den bis zu 35 Grad und ohne jeglichen Schatten so gut wie möglich über den Tag zu kommen. Erstaunlicherweise bissen fast alle Fische in der größten Hitze zwischen 11 am Morgen und 15 Uhr am Nachmittag. Entgegen unserer ersten Annahme sprangen die Fische auch gut auf Futter an. Und wo ich zu Anfang noch abgezählte Boilies um meine Hakenköder verteilte, waren es nachher auch gerne zwei bis drei weit an der Kante verstreute Kilo, was tatsächlich schneller Bisse brachte. Faszination BledNach drei Nächten sollten sich unsere Wege dann trennen und Thilo, Max und Moritz zog es weiter zum nächsten Gewässer. Luki und ich hatten mit Gasper verabredet, uns mit ihm an seinem Hausgewässer in Bled zu treffen, bevor er sich auf den Weg machen wollte, um die drei Jungs zu treffen. Wir fischten anderthalb Tage in Bled, wobei wir uns zu dritt vier Ruten teilen mussten. Durch die Reduzierung der Tageskarten war es uns schlicht nicht möglich, für jeden eine Karte zu kaufen. Zwar konnte ich bei meinem ersten Aufenthalt dort keinen Karpfen fangen, aber zumindest hatte ich die Ehre, für Gasper einen Fisch aus dem Bleder See ablichten zu dürfen. Wie so oft ist ein Gewässer welches man nur von Bildern kennt live etwas komplett anderes, aber ich kann schon verstehen, was die Faszination dieses Sees und seiner bergigen Landschaft für viele ausmacht. Irgendwann komme ich sicherlich zurück…einen muss ich dann doch mal da rausdrehen...Das geht gut los!Zurück zu hause startete im August dann endlich meine Mission für den Herbst, welche ich schon jetzt als relativ erfolgreich beschreiben kann. Dazu aber demnächst mehr. Denn mit großen Trips ist erstmal Schluss und es wird in Deutschland geangelt was das Zeug hält! Allen die dieses Jahr nicht das Glück hatten, einen Trip ins nahe oder ferne Ausland machen zu können, lege ich das letzte Video von Alex Köppel, welches auf dem Youtube Kanal von Nash Deutschland erschienen ist ans Herz. Alex hat unglaubliche Bilder eingefangen, von den Fischen ganz zu schweigen. Ich für meine Teil wollte nach dem Anschauen gleich wieder los...Marc Voosen