Deine Story
|
21.02.2015
Markus Rosenberger über: Die Schmäh vom Winterschlaf (Teil 2)
In seiner Story "Die Schmäh vom Winterschlaf" berichtet Markus Rosenberger, Betreiber des Carphunter & Co Shops in Österreich, exklusiv auf Carpzilla von seinen Wintersessions zwischen Dezember 2014 und Januar 2015. Markus schilderte in Teil 1 eindrucksvoll, warum er mittlerweile davon ausgeht, dass es unter Wasser keine Winterpause gibt.Im zweiten Teil behandelt Markus das Finale seiner spektakulären Januar-Session, verrät seine Vorgehensweise für Winterkarpfen und hat für euch einen Ratgeber zusammengefasst, worauf man bei der Carp Care im Winter ganz besonders acht geben sollte! Viel Spaß.Ende Teil 1:... Als Abendessen hatte ich ein leckeres Paprikahähnchen mit, welches ich nach der ganzen Aufregung nun etwas verspätet zubereitete. Doch es kam wie es kommen mußte, gerade als das Hähnchen fertig war, bewegte sich wieder eine meiner Schnüre Richtung Seemitte. „Ja, kann das wahr ein“, rief ich ungläubig Egon zu…Der BulldozerWieder hieß es: Ab ins Boot, Motor an und los geht’s. Wie befürchtet gestaltete sich die Sache allmählich schwieriger. Schnur und Boot durchschnitten das Eis nun nicht mehr ganz so spielend. Man merkte, dass uns der starke E-Motor nur noch mit größerem Kraftauffand durch die doch schon sehr dicke Eisdecke schob. Gerade so kamen wir noch hindurch. Nach zehn Minuten recht herausfordernden Kampf staunte ich nicht schlecht, was hier die Wasseroberfläche durchbrach.Mit einem „jetzt wird’s kitschig“, kommentierte ich diesen Fang! Unter Sternenhimmel leuchteten im tiefsten Winter 2 Kopflampen in einen Kescher, dessen Inhalt das Licht reflektierte. Wie fragten wir uns, was hier eigentlich vor sich ging? Immerhin lag jetzt sogar einer der ganz Großen des Sees ruhig vor uns im Kescher.Vieles was ich glaubte zu wissen, hatte sich auf einmal geändert. Nachdem ich den „Bulldozer“ wieder in sein kaltes Reich entlassen hatte, sahen wir uns wieder völlig paff an. Denn langsam bewegte sich einer der von Egons Euro Swinger schon wieder Richtung Rutenblank.Eigentlich rechneten wir mit einer gemütlichen Wintersession vor der warmen Zeltheizung, doch zum Aufwärmen kamen wir nicht. Ein Biss folgte dem Nächsten. Langsam aber sicher spürten wir unsere Gliedmaßen nicht mehr. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass es erst 21h Uhr war, schon jetzt war es spürbar kälter geworden. Schlotternd stand Egon mit krummer Rute am Steg, während ich schnell das Boot zum Einstieg vorbereitete.Auch das Eis war mittlerweile mit der Leine fast nicht mehr zu durchbrechen. Trotz aller Bemühungen unsererseits verloren wir diesen Fisch. Es war nichts mehr zu machen. Das Eis verhinderte eine verantwortungsvolle Angelei.Safety first!Schweren Herzens faßte wir den einzig vernünftigen Entschluß: Wir brachen die Session ab. Man darf das Risiko nicht eingehen, dass durch eingefrorene Schnüre Fische zu Schaden kommen. Mit letzter Kraft holten wir unsere Ruten ein, wärmten uns auf und genossen endlich unser Paprikahuhn mit einer ausgezeichneten Flasche Weißwein. Trotz dem Ende der Session und Egons Fischverlustes waren wir in Hochstimmung.Wir besprachen das gerade erlebte, freuten uns über unseren Erfolg und stellten Thesen auf, wie viele Fische wir hier gefangen hätten, wenn wir die ganze Nacht durchangeln hätten könne… Wir werden es leider nicht erfahren.Sind Schuppis bei Kälte aktiver?In dem von uns beangelten Gewässer gibt es ungefähr gleich viele Schuppen- wie Spiegelkarpfen. Auffällig war jedoch, dass ab Ende Dezember, als es wirklich richtig kalt wurde, nur noch Schuppenkarpfen anbissen. Das führt mich zu der These, dass Schuppenkarpfen mit Kälte besser umgehen können als Spiegelkarpfen. Ist es sogar möglich, dass Schuppis dadurch länger oder vielleicht sogar den ganzen Winter hindurch fressen?Das könnte bedeuten, dass Spiegler, wenn es wärmer ist, mehr Futter aufnehmen. Schuppis hingegen zwar weniger intensiv fressen, aber dafür – sofern genügend Nahrung vorhanden ist – das ganze Jahr hindurch aktiv sind oder zumindest das Fressen nicht komplett einstellen.Die Schmäh vom Winterschlaf?Durch diese Erfahrung in dem Winter, bin ich überzeugt, dass man auch im Winter gute Karpfenfänge erwarten kann, wenn man seine Spots von Oktober an entsprechend pflegt. Mit Pflege ist gemeint, dass man immer wieder die Futterstellen mit der Unterwasserkamera kontrolliert und anhand der gesammelten Beobachtungen die Futtermenge dosiert. In der Praxis fährt man gut damit, wenn man im Winter alle 2-3 Tage fährt und die Unterwasserkamera ins Wasser läßt.Safety first!Wie weiter oben bereits erwähnt, ist es gerade bei kalten Wasser- und Außentemperaturen sehr wichtig mit den gefangenen Fischen noch umsichtiger als ohnehin umzugehen. Die Zeit außerhalb des Wassers sollte für den Fisch ei Kälte so kurz wie nur möglich sein. Wir Angler haben die Verantwortung unseren Fischen gegenüber.Wer sich dessen nicht bewußt ist oder folgende Richtlinien nicht einhalten möchte bzw. einhalten kann, sollte nicht zum Winterangeln gehen.Haltet euch immer vor Augen: Fische leben im Wasser. Wasser ist wie Luft für uns Menschen. Bei Minusgraden gefriert Wasser rasch - auch auf der Matte oder im Wiegesack.Gefrorene Kiemen können irreparable Schäden hervorrufen, ja sogar den Tot eines Fisches bedeuten. Aber Minusgrade und kaltes Wasser stellen nicht nur für einen gefangen Fisch außerhalb des Wassers Gefahren dar, sondern auch für uns Angler. Besonders das Bootfahren sollte nicht ohne Schwimmweste und nicht alleine erfolgen.Ein Sturz ins Wasser, gerade mit dicker Winterbekleidung oder Stiefeln kann schnell das Ende bedeuten. Abschließend habe ich für euch ein paar Ratschläge zusammengefaßt, die eurem und dem Wohl der Fische zu gute kommen.Markus‘ Ratgeber für verantwortungsvolles WinterangelnAngelt im Winter gemeinsam mit einem Partner, besonders wenn ihr ein Boot einsetzen wollt.Steigt nicht alleine, sondern immer zu zweit ins Boot.Zieht im Boot immer eine Schwimmweste an, sie kann euer Leben retten.Bei einem Biss sollte der Partner dem Drillenden immer zu Seite stehen und ihm zur Hand gehen.Nach dem Drill: Kescherarme abstecken, Arme bis 20cm über dem Fisch zusammen rollen. Den Fisch neben der Bootsaußenwand im Wasser halten und ganz langsam ans Ufer fahren oder rudern.Hebt den Fisch nach dem Keschern nicht direkt aus dem Wasser bzw. legt ihn nicht ins Boot. Bis ihr mit dem Boot am Ufer seid, können die Kiemen bereits gefroren sein.Den Fisch am Ufer erst auf die Abhakmatte legen, wenn sichergestellt ist, dass die Matte komplett eisfrei ist. Dafür die Matte ständig mit viel Wasser übergießen.Anschließend sofort und in aller Kürze Bilder machen. Der Fisch sollte nach max. 30 Sekunden wieder ins Wasser gesetzt werden.Wenn ihr auf ein Foto verzichten könnt, hakt den Karpfen sofort im Kescher ab und laßt ihn wieder schwimmen. Winterangeln ist zwar hart und kalt, dafür schmeckt der Erfolg um so süßer. Glaubt nicht ans Märchen von unfangbaren Winterkarpfen und schon gar nicht an die Schmäh vom Winterschlaf unter Wasser! Wer wagt gewinnt, probiert es einfach mal aus. Die Pflege und Kontrolle des Angelplatzes sind dabei das A und O für den Erfolg.Tight lines!Markus RosenbergerHier geht es zu allen Carpzilla-Beiträgen von, mit oder über Markus Rosenberger:http://www.carpzilla.de/search/node/markus%20rosenberger