Szene-News
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01.03.2021
Vorbild, Vorreiter, Karpfenangler - Im Gedenken an Markus Pelzer
Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe, sie machte uns traurig, betroffen, fassungslos: Markus Pelzer weilt nicht mehr unter uns! Heute wollen wir seiner gedenken und die zu Wort kommen lassen, die Zeit mit ihm verbringen durften - seine Freunde und Wegbegleiter.Die sozialen Medien überschlugen sich förmlich an diesem Tag Anfang Februar. Einer der erfolgreichsten Karpfenangler Deutschlands, ein Pionier und Gesicht der Szene war viel zu früh von uns gegangen! Wo man hinblickte, wurde seiner gedacht, wurden Geschichten getauscht, wurde getröstet, erinnert, voll Anerkennung gesprochen. Markus Pelzer war eben mehr als nur ein Karpfenangler. Nachdem er schon von frühester Kindheit an der Angelei nachging, konnte er schon ungefähr Mitte der 1980er Jahre die ersten Erfahrungen mit Boilies sammeln. Wie bei vielen von uns wuchs die Begeisterung stetig, die Fische wurden größer und die Ausrüstung umfangreicher.Aber Pelzer dachte immer weiter, entwickelte sich rasant zu einem eingefleischten Experten, was sich nicht zuletzt daran zeigte, dass er schon Ende der 80er seine ersten Artikel in diversen Angelmagazinen veröffentlichte. Wodurch er aber viel mehr in Erinnerung bleiben wird, ist sein außergewöhnliches Potential, große Fische zu fangen. So war er einer der ersten Karpfenangler Deutschlands, denen es gelang, schon Anfang der 2000er-Jahre gleich mehrere Fische jenseits der 30kg-Marke zu fangen - nicht zu Unrecht also wurde er in der britischen "Carptalk" als History-Maker betitelt. Sein Wissen und Ansehen in der internationalen Szene bestärkte Pelzer darüber hinaus durch seine eigene Bait- und Tacklefirma - an diesen Produkten kam man einfach nicht vorbei! Es dürfte wohl kaum einen Karpfenangler jenseits der Dreißig geben, der sich nicht mit leichter Wehmut an die Zeiten von Cobana, Mystery Dope, Bun Spice und Matrix+ erinnert.Die Carpzilla-Redaktion gedenkt einem der Wegbereiter unsere aller Leidenschaft. Lassen wir nun ein paar der Menschen zu Wort kommen, die ihn kennenlernen durften, Zeit und Abenteuer mit ihm verbrachten. Den Anfang macht Jörg Siegert:Jörg Siegert, Freund und Teamangler „Da hinten sitzt der, der mit so Kugeln angelt…und voll die fetten Fische fängt!“ Ich, gerade 14 Jahre, war natürlich interessiert!So traf ich im Jahre 1989 am Reuschenberger See auf Markus Pelzer. Er war fast drei Jahre älter und durch meinen Kumpel Michael hatte ich bereits von ihm gehört, schließlich hatte Markus schon den ein oder anderen Fangerfolg zu verzeichnen. Ich war eigentlich Raubfischangler, Michael erzählte allerdings immer vom Karpfenangeln. Zu diesem Zeitpunkt benutzte er golfballgroße Paniermehlkugeln als Köder für die Karpfen – mit mäßigem Erfolg. Ich ging also zu dem Angler „da hinten“ und beobachtete ihn erst mal aus gebührendem Abstand. Innerhalb kurzer Zeit fing er sieben oder acht Karpfen. Ich war beeindruckt! Da ich wusste, er wohnt nur ein paar Meter vom See entfernt, klingelte ich schließlich einige Tage später bei ihm, um ihn um ein paar Boilies zu bitten. Die Kugeln taten ihre Wirkung. Und ich entdeckte langsam meine Vorliebe fürs Karpfenfischen.Ab 1990 angelte ich immer mehr auf Karpfen. Zu dieser Zeit kauften die meisten Angler im Umfeld von Markus selbstgerollte Boilies direkt aus seinem Gefrierschrank. Damals ultimativ waren seine 3-farbigen Tutti-Frutti-Boilies, die mir schnell den ersten Fisch über 10 kg bescherten, so dass ich fast nur noch auf Karpfen ging. So begann eine fast 30-jährige Freundschaft und mein späteres Sponsoring durch Markus und Pelzer Baits.Er ist immer bodenständig geblieben. Selbst als er schon eine echte Bekanntheit war, ließ er es sich nie nehmen, einfach mal vorbeizukommen, erst recht nicht bei einem dickeren Fang. Er half dabei, gute Fotos zu machen und freute sich neidlos mit einem. Durch seine Mithilfe landete ich schließlich sogar mit einem 52-Pfünder auf dem Titel des Carp Mirror, zum damaligen Zeitpunkt einer der größten Fische meiner Region. Er hat mich massiv unterstützt bei meiner Jagd nach Silver, hat mir richtig gute Ratschläge gegeben und mitgefiebert, ob mir der Fang gelingt. Gerne erinnere ich mich an die vielen Jugendangeln, damals ein Novum, die leidenschaftlich von Markus und seinem Team initiiert wurden. Er investierte Zeit, Ideen, Mühe und Geduld und war vielen Anglern ein echter Wegbereiter. Was ihn besonders auszeichnete, war seine Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft – er verschenkte viele Baits und Tackle und teilte sein Wissen.Unvergessen auch unsere gemeinsame Tour zum Mary-Joe-Pool. Er wollte mir den See näherbringen und einige Tipps geben. Leider fand die Vorfreude ein jähes Ende. Mary war nicht an ihrem Lieblingsbaum, was Markus stutzig werden ließ und beim näheren Erkunden des Gewässers fanden wir sie – tot. Das war bitter. Zusammen mit Andi Scherf, der extra vorbeikam, gaben wir ihr die letzte Ehre. Markus wurde mit Mary, 2010, als sie stolze 40,2 kg auf die Waage brachte, endgültig zur Legende. Somit war dieser Fund besonders tragisch, gleichzeitig aber schicksalhaft, dass Markus sie verabschieden konnte.Seine Passion war die Karpfenangelei, aber er hatte noch eine zweite Leidenschaft, das Forellenangeln. Das machte einfach Fun und man konnte sich noch ‘ne leckere Forelle in die Pfanne hauen oder selbst räuchern. Meiner Schwester bescherte er so ihren ersten Fisch – eine Forelle, gefangen mit der Rute von Markus. Fand sie super, davon erzählt sie heute noch gerne. Besonders erwähnenswert finde ich, dass er nicht nur das „Kochtopfangeln“ praktizierte, sondern auch das Forellenangeln mit der Fliegenrute am Bach liebte.Er hat die deutsche und auch die europäische Anglerszene nachhaltig geprägt – Pionier der ersten Stunde. Mit Pelzer Baits hat er das Angeln in Teilbereichen reformiert. Er hatte seine Berufung gefunden, liebte die Klasse statt Masse, war DER Zielfischangler überhaupt. Selbst bei der Wahl seines Zivildienstes scheute er nicht davor, sich eine Stelle fern der Heimat zu suchen, um im Neckar Big Ben zu jagen. Er war ein Einzelgänger und gleichzeitig ein Menschenfreund. Er wird fehlen – nicht nur in der Szene, auf Messen, seine Posts – sondern einfach im Leben. Beim Bierchen am See, als hilfsbereiter Kumpel, der persönliche Erfahrungsaustausch und seine Anrufe, wenn ich eine gewisse Zeit nichts von mir hören ließ.Mach’s gut, MEISTER!Jörg Siegert Maurice Willms: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich...So habe ich meinen Nachruf für Markus angefangen... Und so war es auch, wir konnten uns wie die Kesselflicker streiten und fünf Minuten später lagen wir uns wieder in den Armen!Ich habe Markus mit 18 oder 19 kennengelernt, er war ein Jahr älter als ich, was er mich auch spüren ließ... Doch bald wurden wir unzertrennlich und kurze Zeit später wurde ich in sein Team aufgenommen. Die Firma wuchs schnell und wurde immer professioneller. Von einer kleinen Flavour-Vertick-Firma zu einer ernstzunehmenden Baitfirma mit eigenen Mixen, Flavours und Additiven. Kurz darauf folgten die ersten Fertigboilies und der erste Pelzer Katalog. Insgesamt war ich an den ersten drei Katalogen beteiligt.Ich erinnere mich noch gut daran: Mal bekam ich nur die Hälfte an Boilies, die ich bestellt hatte, der Mix war selten zweimal der Gleiche, plötzlich bekam ich 150kg Futter, das ich gar nicht bestellt hatte und so weiter. Wilde Zeiten, kann ich euch sagen!Irgendwann bezog ich mein Futter dann von einer anderen Quelle, aber Markus und ich blieben immer in Kontakt. Gerne erinnere ich mich an die erste Frankenthaler Fete zurück. Ein, zwei andere Eskapaden erlebten wir auch gemeinsam, aber das ist eine andere Sache. Schließlich haben wir uns nur noch auf Messen gesehen und zwischendurch ein, zweimal im Jahr telefoniert, dann aber gleich für mehrere Stunden.Ich vermisse ihn! Schmerzlicher als gedacht…Mach’s gut!Maurice Ralf Staudinger schreibt:Als ich von Markus‘ Tod erfuhr, machte mich das echt traurig! Wer ihn kannte weiß, er war eine spezielle Type! Was das Karpfenangeln betrifft, war er ein ganz Großer und sehr, sehr guter Angler.Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger traf ich Markus das erste Mal, damals in Holland, beim Karpfenfischen. Später traf man sich hier und da mal auf Messen und an Gewässern.Gerne erinnere ich mich an unser letztes Treffen an einem See im Rheintal zurück, wo wir gemeinsam die Fussball EM verfolgten, grillten und einfach eine gute Zeit hatten.Auf diesem Wege möchte ich seiner Familie und Angehörigen mein Beileid aussprechen!!RUHE IN FRIEDEN!Ralf (RALLE) StaudingerAnmerkung der Redaktion: Falls auch du von Markus Abschied nehmen möchtest, sende uns gerne deine Anekdote an david@carpzilla.de. Wir werden in einem zweiten Teil weitere Stimmen aus der Szene veröffentlichen, um Markus die letzte Ehre zu erweisen.