Deine Story
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11.03.2019
Benjamin Kessenich: Raus aus der Winterdepression!
Sind wir mal ehrlich: Wir Karpfenangler können es Ende Februar gar nicht mehr abwarten, endlich wieder die Montagen in das kühle Nass zu befördern und den Karpfen nachzustellen. Doch die ersten warmen Tage trügen, denn unter Wasser sieht die Welt noch ganz anders aus und die Fische sind noch sehr lethargisch. Benjamin Kessenich berichtet in seiner Story von seiner Winter-Depression und seinen ersten Versuchen in der neuen Saison…Wenn sich der Februar dem Ende zuneigt, juckt es mich jedes Jahr wieder in den Fingern, für die erste Session des noch jungen Jahres, ans Wasser zu fahren. Wenn zudem auch noch die ersten Sonnenstrahlen durch das noch kahle Geäst schimmern und die Temperaturen wie in diesem Jahr bereits im Februar die 15 Grad erreichen, kann das schnell verfälschte Emotionen auslösen.Ich leide im Winter fast schon chronologisch an „Unterfischung“, eingesperrt in den heimischen vier Wänden, während die Gewässer unter einer dicken Eisschicht ruhen. Zwar hat mich die Einnahme meines „Angelmethadons“ wie Haken schleifen, Tackle sortieren und ganz wichtig: Ab und an, an der Boilietüte zu schnüffeln, durch diese schwere Zeit gebracht, aber nun reicht das alles nicht mehr und ich muss einfach raus.Trügerisches Wetter im FrühjahrDoch schon die ersten Stunden am Wasser holen mich immer wieder schnell zurück auf den Boden der Realität. Nicht nur das keinerlei Fischaktivität zu sehen ist, spätestens der obligatorische Kontrollgriff ins kühle Nass verrät den wirklichen Zustand unter der Oberfläche.Die schnell vor Kälte schmerzenden Finger setzen mir dann häufig eine Art obligatorische „Pappnase“ auf und machen mir unmissverständlich klar, dass ich mich wiedermal von meinen inneren Sirenen hab in die Irre führen lassen. Mit den Jahren habe ich mir angewöhnt mich zwar weiterhin verleiten zu lassen, trotzdem fahre ich in dieser Jahreszeit mit anderen Ambitionen ans Wasser.Der Erfolg ist NebensacheNach einer gefühlten Ewigkeit der Angelabstinenz zählen für mich einzig und allein die zumeist kurzen Momente in der Natur, ohne jeglichen selbst auferlegten Erfolgsdruck oder einer großen Erwartungshaltung. Aber wem möchte ich etwas vormachen, natürlich wäge ich trotzdem meine Möglichkeiten ab und versuche mich den Gegebenheiten bestmöglich anzupassen.Bevorzugt suche ich während des Übergangs vom Winter zum Frühling meine flachsten Gewässer auf. Dort werden die ersten Sonnenstrahlen des Jahres bedeutend schneller von deren Bewohnern wahrgenommen und die Chancen ein paar ziehende Fische abzupassen, sind hier am höchsten. Auch verbringe ich in dieser Phase nur selten Nächte am Wasser.Ab ans WasserWenn die Bedingungen für mich optimal sind oder ich eben einfach raus muss, setzte ich ausschließlich auf eine Hand voll Stunden am Tag. Futter kommt dann meistens nur extrem spärlich zum Einsatz, wenn ich überhaupt welches dabei habe. Viel wichtiger ist die Wahl meines Hookbaits. Kleine bunte Pop Ups, die unter Wasser als wahre Leuchttürme fungieren, werden von mir im Stundentakt auf einen neuen Spod geworfen.Habe ich in einer Ecke des Gewässers Erfolg, beginne ich den nächsten Angeltag direkt dort. Häufig lässt sich schnell ein Muster erkennen und die Aufenthaltsorte der Karpfen durch diese Art der flexiblen Angelei ausfindig machen. Und selbst wenn mir das Glück nicht hold sein sollte, so habe ich zumindest den frustrierenden Kreislauf von Arbeitstag und Winterdepression unterbrochen. Denn eins ist sicher, die neue Saison steht bereits in den Startlöchern und die ersten nassen Kescher werden nicht mehr lange auf sich warten lassen.Einen guten Start euch allen!Gruß Benni